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Neue Eisenbahnlinie verändert Tansanias Wirtschaftsstruktur
Tansania ist einer der größten Märkte in Ostafrika. Der Bau einer Eisenbahnlinie von Daressalam ins Hinterland wird neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen.
13.10.2023
Tansania verfügt mit rund 66 Millionen Einwohnern im Jahr 2023 und einem jährlichen Zuwachs von rund 1,8 Millionen über einen großen Markt. Die meisten Menschen leben jedoch in ärmlichen Verhältnissen. Der Hafen von Daressalam sowie die Mitgliedschaft in der East African Community (EAC) und der Southern African Development Community (SADC) machen das Land zu einer Handelsdrehscheibe.
Türken und Chinesen bauen Eisenbahnlinie in den Westen Tansanias
Mit dem Bau einer neuen Eisenbahnstrecke von Daressalam ins Hinterland dürften die wirtschaftlichen Verflechtungen deutlich zunehmen. Mitte 2023 wurde der erste Abschnitt bis Morogoro vollendet. Die Trasse über Makutupora (bei Dodoma) bis Tabora steht kurz vor der Fertigstellung. Die türkische Baufirma Yapi Merkezi hat die ersten Abschnitte gebaut und soll die Strecke bis Isaka umsetzen. Die weiteren Abschnitte zur Großstadt Mwanza am Viktoriasee und nach Kigoma am Tanganjikasee sollen von chinesischen Baufirmen realisiert werden.
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Deutsches Interesse nimmt zu
Aus deutscher Sicht ist das Interesse an Tansania groß. Zuletzt sind die deutschen Exporte nach Tansania deutlich gestiegen, was auch auf die sich gut entwickelnde Konjunktur zurückzuführen ist. Viele Unternehmen bedienen Tansania vom benachbarten Ostafrika-Hub in Nairobi aus. Nicht nur aufgrund der EAC-Mitgliedschaft beider Länder bestehen enge wirtschaftliche Verflechtungen. GTAI veröffentlicht regelmäßig Branchenübersichten zu den Sektoren Bau, Energie, Wasser, Landwirtschaft, Bergbau, Gesundheit und Nahrungsmittelindustrie.
"Insbesondere in den Bereichen Landwirtschaft, Bergbau und Tourismus bieten sich umfangreiche Liefer- und Investitionsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen. So baut Tansania seine Exportkapazitäten in der Landwirtschaft aus, die Ankünfte internationaler Touristen liegen derzeit auf Rekordniveau. Zudem ist kein Land in Ostafrika so reich an Bodenschätzen wie Tansania. Für einen erfolgreichen Markteintritt ist es jedoch unerlässlich, Kontakte und Netzwerke vor Ort aufzubauen – hier sind Geduld und langfristige Strategien gefragt", so Fabian Zittlau, Leiter des AHK-Büros in Tansania.
Bauwirtschaft: Staat realisiert Mammutprojekte
Die tansanische Bauwirtschaft profitiert von zahlreichen staatlichen Infrastrukturprojekten in den Bereichen Verkehr, Energie, Wasser und sozialer Wohnungsbau. Auch der private Hochbau entwickelt sich dynamisch. In Daressalam entstehen laufend hochwertige Wohn- und Bürogebäude, aber auch Einkaufszentren und Krankenhäuser. Sansibars Hauptinsel Unguja erlebt einen Bauboom: Dort entstehen zahlreiche große Hotels. Im Wohnungsbau herrscht rege Aktivität, da die Hauptstadt Stone Town aus allen Nähten platzt.
Auch der Konsumgütermarkt bietet aufgrund des Bevölkerungswachstums und einer wachsenden zahlungskräftigen Mittelschicht gute Chancen. Investitionen werden unter anderem in der Landwirtschaft und der Nahrungsmittelindustrie getätigt. Auch die landwirtschaftliche Exportproduktion (Kaffee, Tee, Gartenbau) nimmt zu.
Bergbau: Chancen bei Gold, Grafit, Nickel und Kohle
Potenzial für weitere Investitionen besteht auch im Bergbau, vor allem bei Gold, Grafit, Kohle und Nickel. Das Bergbaugesetz (Minerals Act), das dem Staat einen Mindestanteil an den Minen zugesteht, sorgte lange Zeit für Zurückhaltung bei Bergbauinvestoren. Inzwischen nehmen die Bergbauaktivitäten jedoch zu, wohl auch wegen der gestiegenen Rohstoffpreise. Bewegung könnte auch in die Gasförderung vor der tansanischen Küste kommen, wo einige Fördergesellschaften Offshore-Konzessionen besitzen. Seit Jahren ist der Bau eines Flüssiggasterminals in Lindi geplant, wo das Gas aufbereitet und verschifft werden kann.
Der Großteil des Dienstleistungssektors konzentriert sich auf das Wirtschaftszentrum Daressalam. Hier sind unter anderem Banken, Versicherungen, Hotels, Telekommunikationsdienstleister und Beratungsunternehmen ansässig. Aufgrund des Hafens nimmt die Stadt eine regionale Drehscheibenfunktion ein, so dass sich Logistikunternehmen und Handelsvertreter angesiedelt haben. Der formelle Einzelhandel ist in Tansania noch wenig entwickelt. Umso bedeutender ist der Tourismus - zum Beispiel mit Sansibar als zunehmend beliebtes Ziel für den Badetourismus. Weitere weltbekannte Ziele sind der Serengeti-Nationalpark und der Ngorongoro-Krater.
Sektoren | Anteil am BIP 2023 *) |
---|---|
Dienstleistungen | 36,4 |
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei | 27,3 |
Industrie und Bau | 29,6 |
| 12,5 |
| 9,7 |
| 6,8 |
| 0,1 |
| 0,5 |
Daressalam ist das große Wirtschaftszentrum
Tansania ist etwa dreimal so groß wie Deutschland. Es gibt mehrere wirtschaftliche Schwerpunktregionen mit Daressalam als Zentrum für Industrie und Dienstleistungen. Ein wichtiges landwirtschaftliches Zentrum ist der Ballungsraum im Norden an der Grenze zu Kenia um die Städte Arusha und Moshi. Hier sind viele landwirtschaftliche Betriebe angesiedelt, die für den Export produzieren. Mwanza, die zweitgrößte Stadt Tansanias, bildet ein eigenes Wirtschaftszentrum am Viktoriasee. Schwerpunkte sind hier die Fischerei und der Goldbergbau. Die Inselgruppe Sansibar mit der Hauptinsel Unguja entwickelt sich dagegen immer mehr zu einem wichtigen touristischen Ziel in Übersee.
Gebiet | Anteil am BIP 2021 (in %) | Bevölkerung 2022 (in Mio.) |
---|---|---|
Daressalam | 17,0 | 5,4 |
Mwanza | 7,4 | 3,7 |
Shinyanga | 5,1 | 2,2 |
Mbeya | 5,6 | 2,3 |
Morogoro | 4,8 | 3,2 |
Arusha | 4,7 | 2,4 |
Tanga | 4,6 | 2,6 |
Kilimanjaro | 4,4 | 1,9 |
Kagera | 2,6 | 2,5 |
Dodoma | 3,1 | 2,1 |