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Branche kompakt | Thailand | Chemische Industrie

Branchenstruktur

Die Petrochemie befindet sich überwiegend in staatlicher Hand. Aber auch deutsche Unternehmen stellen in Thailand ein breites Spektrum an chemischen Erzeugnissen her.

Von Frank Malerius | Bangkok

Thailand hat eine große und gut ausgebaute Chemiebranche. Sie bietet von der Verarbeitung von Öl und Gas über die Produktion von Zwischenprodukten bis hin zur Herstellung von Endprodukten einen gut integrierten Industriesektor. Laut eines Rankings des deutschen Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) erzielte die thailändische Chemiebranche 2023 einen Umsatz von 29,7 Milliarden Euro (inklusive der pharmazeutischen Industrie: 32,3 Milliarden Euro) und ist damit die viertgrößte der ASEAN, hinter Indonesien, Singapur und Malaysia.

Nach Angaben des Department of Industrial Works, das zum Industrieministerium gehört, gibt es in Thailand 3.000 Chemieanlagen mit 125.000 Beschäftigten. Hinzu kommen 1.200 Anlagen der vorgelagerten Öl- und Gasindustrie mit weiteren 18.000 Mitarbeitern. Nach der Nahrungsmittel- und der Elektronikbranche ist die Chemie inklusive Pharma der drittgrößte Industriezweig des Landes.

Große Kapazitäten bei Kunststoffen, Fertigung geht aber leicht zurückKapazität und Produktion 2024
SparteKapazität in Mio. tProduktionsmenge in Mio. tWert in Mio. US$

Veränderung 2024/23 in %

Polyethylen

4,9

3,9

4.648

-8,5

Polypropylen

3,1

2,0

2.277

-2,6

Ethylen-Harz

5,2

4,4

2.155

8,8

Chemiefasern

1,6

1,0

1.514

2,9

PET-Harz

1,5

1,3

1.407

2,6

Propylen

2,4

2,0

1.200

-6,0

Körperpflegemittel

0,7

0,4

1.024

2,3

Farben und Lacke 

0,4

0,3

782

-6,1

Benzol

1,5

1,4

779

11,3

Durchschnittskurs 2024: 1 US$ = 35 Baht; 2023: 1 US$ = 34 Baht.Quelle: Office of Industrial Economics 2025

Öl- und Gasverarbeitung in staatlicher Hand

Die Basis der thailändischen Chemiebranche ist die Öl- und Gasverarbeitung. Sie befindet sich weitgehend in staatlicher Hand. Größter Marktteilnehmer ist PTT Global Chemical mit seinen Tochterunternehmen ThaiOil und IRPC. Die Subunternehmen der PTT Group decken ein breites Produktspektrum bis hin zur Spezialchemie ab.

Der Mischkonzern Siam Cement Group (SCG) ist auch in der Petrochemie aktiv. Er erweitert derzeit seine Kapazitäten und errichtet in Vietnam einen 5,4 Milliarden US-Dollar (US$) teuren Petrochemiekomplex. Eigentlich wollte SCG seine Chemiesparte 2023 an die Börse bringen. Wegen schwacher Resonanz wurden diese Pläne jedoch abgesagt.

Wichtige Chemieunternehmen in Thailand Umsatz 2023 in Milliarden US-Dollar

Unternehmen

Sparte

Umsatz

PTT Global ChemicalPetrochemie, insbesondere Olefine und Aromaten 

18,1

ThaiOil (PTT-Gruppe)Petrochemie

13,1

IRPC (PTT-Gruppe)Petrochemie, insbesondere Olefine, Aromaten, Styrol

9,1

SCG Chemicals Petrochemie

6,8

TOA PaintFarben, Lacke, Beschichtungen

0,6

Global Green Chemicals (PTT-Gruppe)Pflanzliche Stoffe wie Methylester, Fettalkohol, raffiniertes Glyzerin 

0,5

Birla Carbon (Thailand)Industrieruß (carbon black) 

0,4

Durchschnittskurs 2023: 1 US$ = 35 Baht.Quelle: Stock Exchange Group 2024, Unternehmensangaben 2024

Thailands Petrochemie verarbeitet überwiegend heimisches Öl und Gas aus dem Golf von Thailand. Derzeit schreibt die Regierung die Entwicklung von neun Ölfeldern aus, denn angesichts sinkender Fördermengen muss das Land einen immer größeren Anteil der benötigten Mengen importieren. Im Jahr 2024 kauften thailändische Raffinerien Rohöl im Wert von 33 Milliarden US$ im Ausland ein. Es kam vor allem aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien und wird vor allem zu Benzin und Diesel verarbeitet. Darüber hinaus wurde für fast 10 Milliarden US$ Erdgas importiert, das überwiegend aus Myanmar, Katar und Australien stammt und überwiegend für die Stromerzeugung genutzt wird. 

Strategische Investitionen im Ausland

Die thailändischen Chemiefirmen investieren wegen der weltweiten Überkapazitäten, des steigenden Wettbewerbs, der schwächelnden Nachfrage sowie sinkender Preise weniger in neue Kapazitäten. Vielmehr wollen sie sich stärker in Fertigungen von Hochleistungsprodukten und innovativen Erzeugnissen am Ende der Wertschöpfungskette engagieren. Dazu bedarf es auch Übernahmen.

PTT Global Chemical erwarb im Januar 2022 das in Frankfurt am Main ansässige Spezialchemieunternehmen Allnex, das Beschichtungsharze und Additive produziert. Die Gruppe kommt damit der steigenden Nachfrage nach hochleistungsfähigen und umweltfreundlichen Beschichtungslösungen nach. Der Kaufpreis lag nach Presseangaben bei 4 Milliarden Euro. Dies war die größte Auslandsakquisition eines thailändischen Unternehmens seit 2012.

Indorama Ventures ist nach eigenen Angaben mit 148 Chemiefabriken in 35 Ländern der weltgrößte Hersteller von Polyethylenterephthalat. Das Unternehmen will nun Kosten reduzieren und Vermögenswerte, hauptsächlich in Europa, abstoßen. Der größte Produzent von Anstrichmitteln, TOA Paint, expandiert hauptsächlich in die südostasiatischen Nachbarmärkte. Die Nachfrage nach Anstrichmitteln im Bausektor und in anderen Industriezweigen nimmt derzeit zu. Weitere lokale Hersteller von Farben und Lacken sind AkzoNobel, Jotun oder Sika.

Auch deutsche Chemieunternehmen zieht es nach Thailand

Thailand ist der größte Standort des US-amerikanischen Chemieriesen Dow in Asien. Die Dow Thailand Group betreibt gemeinsam mit SCG 13 petrochemische Werke mit einer Gesamtkapazität von 2,1 Millionen Tonnen. Beide Unternehmen engagieren sich auch im Kunststoffrecycling.

Deutsche Firmen der chemischen Industrie stellen in Thailand ein breites Spektrum an Produkten her: BASF erzeugt Polyurethan, Beschichtungen, Care Chemicals und Bauchemie. Covestro produziert Polycarbonat, technische Kunststoffe und Spezialfolien vor allem für den Export. Evonik fertigt Kieselsäure sowie Wasserstoffperoxid für den lokalen Markt und internationale Kunden. Beiersdorf produziert Körperpflegemittel, Henkel Klebstoffe und Kosmetika. Linde stellt Industriegase her und Bayer produziert Pflanzenschutzmittel.

Nach Angaben der Bundesbank waren 2022 sogar 23 deutsche Chemieunternehmen in Thailand aktiv. Sie beschäftigten ungefähr 4.000 Mitarbeiter und erzielten einen Umsatz von 3,2 Milliarden Euro. Das bedeutet: Gegenüber 2021 nahmen zwei weitere deutsche Chemieunternehmen Geschäftstätigkeiten in Thailand auf, andere erweiterten ihre Anlagen. Dadurch ist der gemeinsame Umsatz um etwa ein Viertel gestiegen. Laut einer VCI-Mitgliederumfrage vom November 2024 nennen deutsche Chemieunternehmen Thailand als einen möglichen Standort für eine Diversifizierung außerhalb der USA.

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