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Branche kompakt | USA | Chemische Industrie

Die Aussichten für die US-Chemieindustrie verdüstern sich

Nach einem schwachen Jahr 2025 droht der Branche für 2026 sogar eine Schrumpfung. Die Trump-Regierung will mit Deregulierung und steuerlichen Investitionsanreizen Impulse setzen. (Stand: September 2025)

Von Heiko Stumpf | San Francisco

Ausblick auf die chemische Industrie in den Vereinigten Staaten

Bewertung:

  • 2025 kann die US-Chemie mit leichtem Wachstum rechnen – 2026 droht ein Rückgang.
  • In Schlüsselbranchen wie Autoindustrie und Bau sinkt die Nachfrage nach Chemieprodukten.
  • Unter Trump treibt die US-Regierung eine Deregulierung voran – vor allem bei Umweltauflagen.
  • Schnellere Genehmigungen und neue Sofortabschreibungen sollen Investitionen fördern.
  • Milliardenprojekte für emissionsarmen Ammoniak behalten weitgehend ihre Förderung aus dem Inflation Reduction Act.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: September 2025.

  • Markttrends

    Das Wachstum in den industriellen Abnehmerbranchen der Chemie verliert an Schwung. Lediglich der KI-Boom sorgt für einen Lichtblick.

    Statt des erhofften Aufschwungs herrscht in der US-Chemieindustrie Ernüchterung. Der Branchenverband American Chemistry Council (ACC) hat seine Prognosen deutlich gesenkt: Für 2025 rechnet er nur noch mit einem Anstieg der Produktionsmenge um 0,3 Prozent statt zuvor erwarteter 1,9 Prozent. Im Jahr 2026 kippt die Stimmung vollends – statt eines Plus von 2,9 Prozent soll es nun einen Rückgang um 0,2 Prozent geben.

    11 Prozent

    des weltweiten Chemieumsatzes entfallen auf die USA.

    Ursache ist die wirtschaftliche Unsicherheit unter Präsident Donald Trump. Viele Unternehmen zögern mit Investitionen, wodurch die Chemienachfrage stockt. Mehr als 80 Prozent der in den USA produzierten Basis- und Spezialchemikalien sind für andere Industriesektoren bestimmt. "Von den 20 Hauptabnehmerbranchen dürften 2025 nur zehn wachsen", prognostizierte Martha Moore, Chefökonomin des ACC, bei einem Webinar. Entsprechend verhalten sind die Erwartungen für die Industrieproduktion: Im Jahr 2025 könnte sie lediglich um 0,6 Prozent wachsen.

    KI-Boom kann auch die Chemie beflügeln

    Als zentrale Stützen der US-Konjunktur erweisen sich der Boom der künstlichen Intelligenz (KI) und der rasch wachsende Datenhunger der Rechenzentren. Dadurch entwickeln sich die Produktion von Halbleitern sowie IT- und Elektronikausrüstung zu wachsenden Abnehmerbranchen für die Chemie. Der CHIPS and Science Act hat entlang der Wertschöpfungskette für Halbleiter über 130 Projekte mit einem Investitionsvolumen von rund 600 Milliarden US-Dollar (US$) angestoßen. Die Chipproduktion im Land dürfte sich dadurch bis 2032 mehr als verdreifachen.

    Zur Herstellung eines Mikrochips werden rund 500 Spezialchemikalien benötigt. Als Nebeneffekt löste der CHIPS and Science Act bereits über 30 Projekte für chemische Ausgangsmaterialien aus. ExxonMobil investiert 100 Millionen US$ in sein Werk in Baton Rouge, um ab 2027 ultrareinen Isopropylalkohol zu produzieren – ein Reinigungsstoff für KI-Chips. Für die Herstellung von Halbleiterchemikalien investiert das zu Merck aus Darmstadt gehörende Unternehmen EMD Electronics rund 300 Millionen US$ im Bundesstaat Pennsylvania.

    Ein künftiges Wachstumsfeld liegt in spezialisierten Flüssigkeiten für die Kühlung in Rechenzentren – etwa Immersions- oder Direct-Chip-Cooling. Ohne solche Technologien stoßen KI-Center an ihre Leistungsgrenzen. Neben Perstorp und Chemours sind auch deutsche Firmen wie Fuchs und Evonik in diesem Segment aktiv.

    Kfz-Industrie fällt als Impulsgeber aus

    Belastend für die Chemienachfrage wirkt hingegen die schlechte Stimmung in der Kfz-Industrie. "Ein typisches US-Auto enthält Chemikalien im Wert von rund 4.000 US$ darunter 193 Kilogramm Kunststoffe und Verbundmaterialien", erklärt Martha Moore. Doch steigende Neuwagenpreise infolge von Zöllen bremsen die Nachfrage: Der US-Automarkt dürfte 2025 auf 15,6 Millionen Fahrzeuge schrumpfen – ein Minus von 1,3 Prozent. Für 2026 rechnet der ACC mit nur 15,5 Millionen Verkäufen.

    Für die Kunststoffnachfrage wird insbesondere der Richtungswechsel bei der Elektromobilität spürbare Folgen haben. Laut Analysen des ACC ist die in einem E-Auto der Mittelklasse verwendete Plastikmenge im Schnitt um etwa 48 Prozent höher als in einem vergleichbaren Fahrzeug mit Verbrennermotor. Dabei dient Plastik etwa der Gewichtsreduktion und der elektrischen Isolierung.

    Unter Präsident Joe Biden wurden E-Autos noch gefördert, durch Trump wird diese Unterstützung demontiert. Der Anteil batterieelektrischer Fahrzeuge an den Neuzulassungen dürfte 2030 nur bei rund einem Viertel liegen – und damit etwa halb so hoch ausfallen wie im Szenario ohne Politikwechsel.

    Auch die Bauwirtschaft schwächelt

    Ein weiterer wichtiger Abnehmer der Chemiebranche ist die Bauindustrie. Ein neu gebautes Einfamilienhaus verschlingt in den USA rund 15 Tonnen chemischer Produkte. Im Jahr 2024 wurde mit dem Bau von 1,36 Millionen Wohneinheiten begonnen, ein Rückgang um 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und der Ausblick bleibt verhalten: Für 2025 und 2026 wird mit lediglich 1,33 Millionen beziehungsweise 1,31 Millionen Baustarts gerechnet.

    "Durch Zölle auf Baumaterialien könnten sich die Kosten für ein Einfamilienhaus um 17.000 bis 22.000 US$ erhöhen", warnt Martha Moore. Projektentwickler reagieren darauf, indem sie kleinere Wohnungen bauen. Die durchschnittliche Wohnfläche neuer Häuser ist inzwischen auf den niedrigsten Stand seit 13 Jahren gefallen.

    Neben Isoliermaterialien, Kunststoffrohren, Bodenbelägen und Fensterrahmen sinkt auch die Nachfrage nach Farben und Lacken. Fast zwei Drittel Marktanteil hat hier der Architekturbereich.

    Agenda zur Deregulierung wird umgesetzt

    Nachdem die Branche unter Biden noch eine zunehmende Überregulierung beklagte, stößt die von der Trump-Regierung eingeleitete Deregulierung auf grundsätzliche Zustimmung in der Chemieindustrie. Im März 2025 legte die Umweltbehörde EPA ein Paket von 31 Maßnahmen vor, mit denen strengere Vorgaben für Luft-, Wasser- und Bodenschutz wieder zurückgedreht werden.

    Auch ein Programm, das in Chemiehochburgen an der US-Küste des Golfs von Mexiko strengere Emissionsgrenzen vorsah, wurde eingestellt. Genehmigungsverfahren für Großprojekte und die Zulassung neuer Chemikalien sollen hingegen beschleunigt werden.

    CO2-Abscheidung behält Förderung

    Während erneuerbare Energien wie Wind und Solar ihre Förderung aus dem Inflation Reduction Act vorzeitig verlieren, wird der Umgang mit Kohlendioxid (CO2) durch Abscheiden und Speichern (CCS) nahezu unverändert weiter gefördert. Vom Steuerbonus (Section 45Q Tax Credit) in Höhe von 85 US$ pro vermiedener Tonne CO2 könnten über 30 geplante Projekte profitieren, die emissionsarmen Ammoniak auf Basis von blauem Wasserstoff mit CCS produzieren wollen. Damit ließe sich die US-Kapazität für Ammoniak von derzeit 21 Millionen Tonnen pro Jahr fast vervierfachen.

    BASF legte dagegen im August 2025 ein gemeinsam mit der norwegischen Yara geplantes Projekt für blauen Ammoniak an der Golfküste auf Eis. Vorgesehen war eine Kapazität von rund 1,2 Millionen Tonnen pro Jahr.

    Von Heiko Stumpf | San Francisco

  • Branchenstruktur

    Billiges Gas und neue Steueranreize machen die USA attraktiv für die Chemiebranche. Der Bau von Anlagen für Flüssigerdgas an der Golfküste wird wieder forciert.

    Die Vereinigten Staaten sind der weltweit zweitgrößte Produzent von chemischen Erzeugnissen. Auf Platz 1 liegt China. Die Branche deckt die gesamte Bandbreite von Grundchemikalien, Zwischenerzeugnissen und Spezialchemikalien ab. Wichtige Segmente sind Agrarchemikalien, Automobilchemie, Substanzen zur Wasserbehandlung, Kleb- und Dichtstoffe sowie Industriegase.

    Produktion ausgewählter chemischer Erzeugnisse in den USA *)Saisonbereinigte Produktionsindizes

    Sparte

    2021

    2022

    2023

     2024

    chemische Erzeugnisse (außer Pharmazeutika und Arzneimittel)

    93,4

    95,9

    95,7

    96,7

    organische Chemikalien

    94,3

    91,3

    90,2

    87,8

    anorganische Basischemikalien

    89,1

    96,2

    100,9

    98,2

    Harz, Synthesekautschuk und -fasern

    86,5

    87,1

    87,3

    90,6

    Agrarchemikalien

    106,3

    111,8

    112,5

    119,0

    Farben, Lacke und Klebstoffe

    95,0

    108,5

    100,4

    97,2

    Seifen und Körperpflegemittel

    93,4

    96,8

    101,0

    108,7

    * Durchschnittswert, 2017 = 100.Quelle: Federal Reserve 2025

    LNG-Großanlagen im Aufbau

    Über die größten Kapazitäten verfügt mit insgesamt 132 Raffinerien die Petrochemie. Die Anlagen können im Jahr 2025 eine Rohölmenge von 18,4 Millionen Barrel pro Tag verarbeiten. Aufgrund der Schließung von zwei Raffinerien durch LyondellBasell und Phillips 66 ist bis 2026 mit einem Rückgang der Kapazitäten um rund 400.000 Barrel pro Tag zu rechnen.

    Auf Hochtouren läuft hingegen der Ausbau der Terminals für Flüssigerdgas (Liquified Natural Gas; LNG), das in den USA durch Fracking gewonnen wird. Im Jahr 2024 sicherten sich die USA zum zweiten Mal in Folge den Titel des Exportweltmeisters für LNG und liegen damit vor Australien und Katar

    Einschließlich der noch im Stadium der Inbetriebnahme befindlichen Anlagen summieren sich die jährlichen Kapazitäten auf rund 136 Millionen Tonnen LNG. In den Bundesstaaten Louisiana und Texas entstehen derzeit vier neue Gasverflüssigungsanlagen, die die Gesamtkapazität bis 2029 um knapp 66 Millionen Tonnen pro Jahr aufstocken werden. Zu den Vorhaben zählt die erste Phase des Projektes Port Arthur LNG in Texas, das ab 2027 jährlich rund 13 Millionen Tonnen liefern soll.

    Das unter Joe Biden verhängte Moratorium für LNG-Exporte wurde aufgehoben, die Trump-Regierung hat die Genehmigung neuer Vorhaben bereits wieder aufgenommen. Insgesamt gibt es zwölf genehmigte Projekte, die sich noch nicht im Bau befinden. Dadurch könnten weitere zusätzliche Kapazitäten von etwa 120 Millionen Tonnen pro Jahr entstehen.

    Attraktive Standortbedingungen dank günstiger Preise

    Die reichhaltige und kostengünstige Verfügbarkeit von Erdgas ist einer der Hauptgründe für die guten Standortbedingungen der Chemieindustrie in den USA. Die Energy Information Administration (EIA) erwartet für 2025 einen durchschnittlichen Spotpreis von 3,60 US-Dollar (US$) pro Million britischer Wärmeeinheiten (Metrische Millionen Britische Wärmeeinheiten; MMBtu). Als Benchmark gilt der Henry Hub nahe Erath, Louisiana.

    Für das Jahr 2026 wird ein Anstieg auf 4,30 US$ erwartet, was nahezu dem Durchschnittsniveau der letzten 20 Jahre entspricht. Damit ist Erdgas deutlich günstiger als in Europa. An der niederländischen Title Transfer Facility (TTF), einer wichtigen Benchmark, lag der Preis Mitte 2025 bei rund 11 US$ je MMBtu.

    Hinzu kommt günstiger Strom: Laut der EIA lag der durchschnittliche Industriepreis im Juni 2025 bei 8,86 US-Cent pro Kilowattstunde. In Deutschland ist Strom mehr als doppelt so teuer.

    Regierung schafft Investitionsanreize

    Günstige Energie- und Erdgaspreise verschaffen der US-Chemie einen entscheidenden Vorteil, weshalb die Unternehmen in die Zukunft ihrer Standorte investieren. Nachdem im Jahr 2024 Investitionen von rund 39 Milliarden US$ getätigt wurden, erwartet der ACC für 2025 und 2026 eine Zunahme um 1,6 beziehungsweise 2,5 Prozent. Bis 2028 sollen die jährlichen Investitionen auf 44,5 Milliarden US$ steigen.

    Insbesondere das Steuerpaket unter der Bezeichnung One Big Beautiful Bill Act (OBBBA) soll dabei helfen, die Investitionen der Unternehmen anzukurbeln. Die Anfang Juli 2025 verabschiedete Gesetzgebung ist Prestigeobjekt der Trump-Regierung und weitet die Möglichkeiten der Sofortabschreibung deutlich aus. Kernstück ist die dauerhafte Wiedereinführung der 100-prozentigen Bonusabschreibung für Maschinen und Anlagen.

    Zusätzlich erlaubt der OBBBA erstmals die vollständige Sofortabschreibung bestimmter Bauinvestitionen (Qualified Production Property), sofern der Bau nach dem 19. Januar 2025 begonnen hat und bis spätestens 2031 abgeschlossen wird. Damit können Unternehmen die Kosten für neue Produktionsstätten und Fabrikgebäude sofort steuerlich geltend machen – ein starker Anreiz für kapitalintensive Branchen wie die Chemie.

    Auch deutsche Konzerne bauen ihre Anlagen in den USA aus: BASF steckt bis 2025 rund 780 Millionen US$ in die Erweiterung des Standorts Geismar, Louisiana. Evonik erhöht die Produktion von Kieselsäure in Charleston, South Carolina, bis 2026 um die Hälfte. Covestro investiert über 100 Millionen US$, um bis 2026 die Fertigung in Hebron, Ohio, zu erweitern, die mehrere Produktionslinien für Polycarbonate umfasst.

    Ausgewählte Investitionsprojekte der chemischen Industrie in den USAInvestitionssumme (in Millionen US-Dollar)
    Akteur (Projekt)

    Investitionssumme

    Geplante Fertigstellung

    Anmerkung
    Formosa Plastics (Sunshine Project)

    9.400

    Baustart unklar, Genehmigung noch nicht vollständig erteilt

    Polymere in St. James, Louisiana; Kapazität pro Jahr: 2,4 Mio. t Ethylen für u.a. 800.000 t verschiedener Polyethylene wie LLDPE und HDPE
    Chevron Phillips/Qatar Energy (Golden Triangle Polymers)

    8.500

    2026

    Polymere in Orange, Texas; Kapazität pro Jahr: 2,1 Mio. t Ethylen und 2 Mio. t Polyethylen

    LG Chemicals

    3.200

    2027

    Kathodenaktivmaterial in Clarksville, Tennessee; Kapazität pro Jahr: 120.000 t
    Cronus Chemicals

     mehr als 2.000

    k.A.

    Ammoniak für Düngemittel in Tuscola, Illinois; Kapazität pro Jahr: 860.000 t

    ExxonMobil Coastal Plain Project

    8.000

    2031

    Steam-Cracking-Anlage, die Kohlenwasserstoffe aus Erdgas aufspaltet, um Grundstoffe für die Herstellung von Kunststoffen zu produzieren
    Syenqo

    850

    2026

    Polyvinylidenfluorid für die Batterieindustrie in Augusta, Georgia; Kapazität pro Jahr: ausreichend für 5 Mio. Autobatterien

    Koura Chemicals

    800

    2026

    Batteriechemikalien in St. Gabriel, Louisiana; Kapazität pro Jahr: 11.000 t Lithiumhexafluorophosphat und 44.000 t R-142b (Kältemittel)

    Epsilon Advanced Materials

    650

    2026

    Grafitanoden in Brunswick County, North Carolina; Kapazität pro Jahr: 50.000 t
    PCC GulfChem

    540

    2028

    Chloralkali in Pass Christian, Mississippi; Kapazität pro Jahr: 340.000 t
    PPG Industries

    380

    2027

    Beschichtungen für die Luft- und Raumfahrt sowie Dichtstoffe in Shelby, North Carolina
    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Schlechte Stimmung herrscht hingegen bei den Batterieherstellern. In den vergangenen Jahren kam eine Projektwelle in Gang mit geplanten Kapazitäten von über 1.000 Gigawattstunden bis 2030. Durch den Kurswechsel der US-Regierung bei der Elektromobilität dürfte der Großteil nun aber nicht mehr benötigt werden.

    Dadurch geraten auch vorgelagerte Projekte für Batteriematerialen ins Stocken. Eine von Albermarle für 1,3 Milliarden US$ geplante Raffinerie für Lithiumhydroxid wurde 2025 ebenso auf Eis gelegt wie die geplante Kathodenherstellung von Ascend Elements im Bundesstaat Kentucky.

    Vielzahl an regionalen Chemieclustern

    Der heterogene Charakter der Chemieindustrie und die engen Verbindungen zu anderen Wirtschaftszweigen zeigen sich auch geografisch. So verfügen fast alle US-Bundesstaaten über chemische Produktionen. Herausgebildet haben sich regionale Schwerpunkte.

    Für die Produzenten chemischer Grundstoffe aus Erdöl und Erdgas ist vor allem die Nähe zu Förderstätten und Häfen wichtig. Rund 90 Prozent der Petrochemie ballt sich deshalb in den Küstenstaaten Texas und Louisiana. Auch die Herstellung von Basischemikalien und Kunststoffen konzentriert sich stark an der Golfküste.

    Regionale Schwerpunkte in der US-Chemieproduktion

    Region

    Schwerpunkte

    Golfküste

    Petrochemikalien, Grundchemikalien, Polymere, Kunstharze, Synthesekautschuk

    Mittlerer Westen

    Agrarchemikalien, Kunststoffe, Farben

    Ohio Valley

    organische Chemikalien, Kunststoffe, Spezialchemikalien

    Mittelatlantik

    Konsumgüter

    Südosten

    anorganische Chemikalien, Fasern, Konsumgüter, Batteriechemikalien

    Nordosten

    Konsumgüter, Spezialchemikalien

    Westküste

    Grundchemikalien, Agrarchemikalien, Konsumgüter
    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Die Stärke der US-Chemie zeigt sich auch in der Unternehmenslandschaft. Die USA haben weltweit agierende Branchengrößen wie Dow, ExxonMobil und Chevron hervorgebracht. DuPont kündigte Anfang 2025 an, seine Elektroniksparte in ein eigenständiges börsennotiertes Unternehmen abzuspalten.

    Wichtige Branchenunternehmen in den USAUmsatz (in Milliarden US-Dollar)

    Unternehmen

    Sparte

    Umsatz 2024

    Dow

    Chemieproduktion

    43,0

    ExxonMobil

    Petrochemikalien

    41,1

    LyondellBasell Industries

    Chemieproduktion

    32,2

    DuPont

    Chemieproduktion

    12,4

    Chevron Phillips Chemical

    Petrochemikalien

    12,1

    Air Products and Chemicals

    Industriegase

    12,1

    Mosaic

    Düngemittel

    11,1

    Celanese

    Chemieproduktion

    10,3

    Eastman Chemical

    Chemieproduktion

    9,4

    Westlake

    Petrochemikalien

    8,3

    Quelle: Chemical & Engineering News (C&EN)

    Von Heiko Stumpf | San Francisco

  • Rahmenbedingungen

    Das Gesetz über gefährliche Stoffe reguliert die meisten Industriechemikalien. Die von Donald Trump verfolgte Deregulierung soll auch den Klimaschutz beschränken.

    In den USA gibt es eine Vielzahl von Aufsichtsbehörden, Gesetzen und Normen zur Chemikaliensicherheit. Chemikalien und gefährliche Stoffe unterliegen den Vorschriften des Gesetzes über gefährliche Stoffe (Toxic Substances Control Act; TSCA). Es reguliert die meisten Industriechemikalien, die in den USA hergestellt oder verarbeitet werden, sowie Importe. Bestimmte chemische Substanzen und Gemische müssen nach dem TSCA gemeldet, registriert und geprüft werden. Darüber hinaus enthält das Gesetz auch Normen für die Emission von Formaldehyd in Holzwerkstoffprodukten.

    Wichtige Aufsichtsbehörden im Bereich der Chemikaliensicherheit sind:

    • Occupational Safety and Health Administration (OSHA): Teil des Arbeitsministeriums, verantwortlich für den Arbeitsschutz
    • National Institute for Occupational Safety and Health (NIOSH): Teil des Gesundheitsministeriums, zuständig für arbeitsmedizinische Forschung
    • Environmental Protection Agency (EPA): unabhängige Exekutivbehörde der US-Bundesregierung, zuständig für den Schutz der Umwelt und die Regulierung von Chemikalien; Informationen für Importeure und Exporteure zu bestimmten chemischen Stoffen, Pestiziden, ozonschädigenden Substanzen und weiteren umweltgefährdenden Stoffen veröffentlicht die EPA auf einer Sonderseite.

    Trump verspricht weitgehende Deregulierung

    Nach dem Wiedereinzug von Donald Trump ins Weiße Haus steht der Chemiesektor vor entscheidenden Weichenstellungen in Sachen Umweltregulierung. Wie bereits in der ersten Amtszeit plant Trump, eine weitgehende Deregulierungsagenda umzusetzen. Diesmal dürften insbesondere die unter Joe Biden erlassenen Richtlinien für Klimaschutz, Luftqualität und Wasserreinhaltung im Fokus stehen. Dazu zählen verschärfte Luftreinhaltungsvorschriften für chemische Anlagen.

    Die strengeren Vorschriften des Clean Air Act zielten darauf ab, chemische Luftschadstoffe um rund 6.200 Tonnen pro Jahr zu reduzieren. Die Emissionen durch Ethylenoxid müssten beispielsweise um 67 Prozent sinken, bei Chloropren wären es sogar 74 Prozent. Laut Angaben der EPA müssten mindestens 200 Anlagen für synthetische organische Stoffe technisch nachgerüstet werden, was mit Kosten von über 500 Millionen US$ verbunden wäre. 

    Die geplante Rücknahme der Vorschriften ist jedoch rechtlich komplex: Die EPA müsste dafür einen vollständigen Normsetzungsprozess durchlaufen, inklusive öffentlicher Anhörungen. Dieser Prozess kann bis zu zwei Jahre dauern. In der Zwischenzeit greift die Trump-Regierung auf befristete Ausnahmen zurück. Entsprechende Ausnahmen, die für zwei Jahre gelten, wurden bereits für 25 Chemieanlagen erteilt, einschließlich des BASF-Werks in Geismar, Louisiana.

    Rechtliche Grundlage für Klimaschutzmaßnahmen könnte wegfallen

    Die Trump-Regierung plant zudem, das sogenannte Endangerment Finding der EPA aus dem Jahr 2009 zurückzunehmen. Diese Feststellung – basierend auf einem Urteil des Supreme Court – stuft CO2 und andere Treibhausgase als gesundheits- und umweltschädlich ein und bildet die rechtliche Grundlage für sämtliche Klimaschutzmaßnahmen der US-Regierung. Ohne dieses Finding hätte die EPA keine gesetzliche Handhabe, CO2-Emissionen unter dem Clean Air Act zu regulieren.

    Die Rücknahme würde auch den meisten bestehenden Klimaregeln der EPA die rechtliche Grundlage entziehen. Emissionsvorschriften für Fahrzeuge, Kraftwerke und Industrieanlagen könnten dadurch ausgesetzt oder aufgehoben werden. Die Rücknahme der EPA-Feststellung erfordert jedoch ein formales Regelsetzungsverfahren, das sich über mehrere Monate bis Jahre erstrecken kann. Rechtsexperten erwarten zudem zahlreiche Klagen von Klimaschützern.

    Kehrtwende bei US-Position zum UN-Plastikabkommen

    Trumps zweite Amtszeit könnte auch erhebliche Auswirkungen auf das – trotz des Scheiterns der sechste Verhandlungsrunde in Genf im August 2025 – weiterhin geplante weltweite Abkommen zur Bekämpfung der Plastikverschmutzung haben. Zwar nimmt die US-Regierung an den Verhandlungen teil, lehnt aber zentrale Elemente wie globale Produktionsobergrenzen ab. Stattdessen setzt sie auf freiwillige Maßnahmen wie Recycling, Produktdesign und Abfallmanagement. Die frühere Unterstützung der Biden-Administration für verbindliche Produktionsbeschränkungen wurde zurückgezogen.

    Ungeachtet dessen gibt es immer mehr Regelungen auf bundesstaatlicher und lokaler Ebene, um den Kunststoffverbrauch zu reduzieren und die Wiederverwertung zu fördern. Kalifornien, New York, Oregon und weitere Bundesstaaten haben Gesetze gegen Einwegplastik erlassen und fördern fortschrittliche Recyclingverfahren. Kalifornien war der erste US-Staat, der mit einem umfassenden Gesetz sowohl die Reduzierung als auch das Recycling von bestimmten Kunststoffverpackungen verlangt. Sechs Bundesstaaten folgten bislang diesem Vorbild. 

    Mit der amtierenden Trump-Regierung dürfte es eine breitere Unterstützung für das chemische Recycling geben, welches bislang vor allem von republikanischen Bundesstaaten gefördert wird.

    Superfund-Steuer für bestimmte Chemikalien

    Der Infrastructure Investment and Jobs Act von 2021 brachte mit der Wiedereinführung der sogenannten Superfund-Steuer auch Nachteile für die chemische Industrie: So fällt auf über 150 Substanzen, darunter Kunststoffe und andere synthetische Materialien, eine Verbrauchsteuer an, die im Fall von Aceton bis zu 20,06 US-Dollar (US$) pro Tonne erreicht. Die Abgabe wird von den Herstellern oder Importeuren dieser Chemikalien erhoben. Sie wird bei der ersten Verwendung oder beim ersten Verkauf in den USA fällig.

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Die Publikation Zoll und Einfuhr kompakt zu den USA informiert über aktuelle Zollvorschriften, die Handelspolitik der USA und Handelshemmnisse, die den Marktzugang erschweren können.

    Von Heiko Stumpf | San Francisco

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    Deutsch-Amerikanische Handelskammern (AHK USA)

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Der Delegierte der Deutschen Wirtschaft/Representative of German Industry and Trade - RGIT

    Verbindungsbüro des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) und der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) in Washington, D.C.

    U.S. Census Bureau

    Statistikbehörde

    U.S. Energy Information Administration (EIA)

    Behörde für Statistiken speziell zur Energiewirtschaft (einschließlich Öl und Gas)

    U.S. Department of Agriculture (USDA)

    Ministerium für Landwirtschaft

    American Chemistry Council (ACC)

    Verband der Chemieindustrie

    Plastics Industry Association (PLASTICS)Fachverband für die Kunststoffindustrie

    American Coatings Association (ACA)

    Fachverband für Farben und Lacke 

    US Oil & Gas Association (USOGA)

    Verband der Öl-/Gasindustrie

    Chemical Week

    Fachzeitschrift für Chemie

    Oil & Gas Journal

    Fachzeitschrift für Öl und Gas

    RIGZONE

    Internetportal für Öl und Gas

    NPE 2027 The Plastics ShowFachmesse, 3. bis 7. Mai 2027 in Orlando, Florida

    ATCE - SPE Annual Technical Conference and Exhibition

    Fachmesse, Schwerpunkte: Chemie, Petrochemie, Energiewirtschaft, 20. bis 22. Oktober 2025 in Houston, Texas

    The Battery Show - North America

    Fachmesse, 6. bis 9. Oktober 2025 in Detroit, Michigan

    Carbon Capture Technology Expo North AmericaFachmesse, 13. bis 17. Januar 2027 in Houston, Texas (gleichzeitig Hydrogen Technology Expo North America)

    Independent Commodity Intelligence Services (ICIS)

    Internetportal für die Chemieindustrie

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