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Branche kompakt | Thailand | Medizintechnik

Branchenstruktur

Thailand hat ein vergleichsweise gut ausgebautes Gesundheitssystem. Der private Gesundheitssektor ist kleiner als der öffentliche, hat aber eine zahlungskräftige Kundschaft. 

Von Frank Malerius | Bangkok

Es gibt unterschiedliche Angaben darüber, wie viele Medizintechnikunternehmen es in Thailand gibt. Die Analysten von Krungsri Research schreiben von 1.068 Produzenten, die 2022 beim Department of Business Development registriert waren. Sie sind demnach zu 94 Prozent kleine und Kleinstfirmen und verfügen über wenig Zugang zu Kapital und Know-how. Darüber hinaus gibt es laut Food and Drug Administration (FDA) mehr als 2.000 Importeure von Medizintechnikgeräten. Andere Quellen sprechen von 500 Herstellern und 2.500 Importeuren. Hinzu kommen über 10.000 Vertriebsunternehmen, die zu mehr als 90 Prozent kleine und Kleinstunternehmen sind.

Ihre Kunden sind die privaten und öffentlichen Gesundheitseinrichtungen. Der Einkauf öffentlicher Einrichtungen läuft unabhängig vom Betrag über ein elektronisches Ausschreibungsverfahren und unterliegt staatlichen Preiskontrollen. Sie gelten als ein Bremsklotz für die Entwicklung des thailändischen Medizintechnikmarktes und sind strenger als die vorherigen Regelungen. Zuvor konnten Käufe unter 500.000 Baht (circa 15.000 US$) zu einem "vereinbarten Preis" durchgeführt werden. Käufe zwischen 500.000 Baht und 2 Millionen Baht (circa 60.000 US$) unterlagen einem Preisprüfungsmechanismus. Und erst Käufe über 2 Millionen Baht mussten über Ausschreibungen durchgeführt werden. 

Beschaffungsverfahren für private Krankenhäuser sind nicht geregelt. Ihnen stellt das Department of International Trade (DIT) aber Zugriff auf ein sogenanntes "Drug Price and Medical Service Fee Search & Comparison System" zur Verfügung.

 

Wichtige Hersteller von medizintechnischen Geräten in ThailandUmsatz in Millionen US-Dollar

Unternehmen

Umsatz 2023

Sparte

Nipro (Japan)

226,5

Injektionssysteme, Dialysegeräte
Kawasumi Laboratories (Japan)

84,7

Blutschlauchsysteme
Reckitt Benckiser Healthcare Manufacturing (Vereinigtes Königreich) 

78,6

Hygieneartikel
GE Medical Systems (USA)

68,6

Elektronische Diagnosegeräte
Thai Optical Group (Thailand)

61,0

Optische LInsen
Umrechnung nach dem Durchschnittswechselkurs 2023: 1 US$ = 34,75 Baht.Quelle: DataWarehouse 2024

Recht auf Gesundheitsversorgung

Thailand hat ein für den Entwicklungsstand des Landes gut ausgebautes Gesundheitssystem. Jeder Thailänder hat das Recht auf medizinische Versorgung. Für ärmere Menschen in ländlichen Gebieten besteht immerhin eine Grundversorgung, die aber auch die Behandlung chronischer Krankheiten beinhalten kann. Um sie kümmern sich die rund 10.000 staatlichen Gesundheitszentren und etwa 1.000 öffentliche Krankenhäuser. Wohlhabende Stadtbewohner haben Zugang zu Spitzenmedizin, die von thailändischen Ärzten angeboten wird, die an führenden heimischen und ausländischen Universitäten ausgebildet wurden. 

Das Gesundheitsministerium zählte 2023 landesweit 42.369 Ärzte, davon arbeiteten 8.984 in privaten Einrichtungen. Topmediziner bieten ihre Dienste oft in mehreren Hospitälern in Bangkok an. Ärzte benötigen eine nationale Ausbildung und Zulassung vom Medical Council of Thailand. Bei den Qualifikationen des sonstigen medizinischen Personals besteht nach Ansicht von Experten Nachholbedarf. Die Einführung von neuen Geräten erfordert daher leicht verständliche Schulungsmaterialien und praxisorientierte Trainings.

Große öffentliche Krankenhäuser

Es gibt zahlreiche große Krankenhäuser in Thailand, größtes ist das Siriraj Hospital mit mehr als 2.100 Betten. Das Rajavithi Hospital hat mehr als 1.200 Betten sowie Schulungseinrichtungen. Das King Chulalongkorn Memorial Hospital mit circa 1.400 Betten und das Ramathibodi mit 1.300 Betten sind weitere allgemeine Universitätskrankenhäuser in der Hauptstadt. Aber auch außerhalb Bangkoks gibt es große Einrichtungen: Das Maharaj Nakorn Hospital in Chiang Mai verfügt über 1.400 Betten und das Srinagarind Hospital in Khon Kaen über 1.500 Betten.

Die Universitätskrankenhäuser bilden Ärzte und das Pflegepersonal aus. Ihre Fachabteilungen können für Forschung und Lehre zwar moderne Medizin- und Labortechnik einkaufen. Doch sind ihre Budgets limitiert. An dem im Eastern Economic Corridor (EEC) geplanten medizinischen Hub sind auch Universitäten beteiligt. Die Universität Thammasat plant bei Pattaya ein Zentrum für medizinische Ausbildung, Forschung und Pflege.

Rahmendaten zum Gesundheitssystem in Thailand

Indikator

Wert

Einwohnerzahl (2024 in Mio.)

67,1

Bevölkerungswachstum (2024 in % p.a.)

0,1

Altersstruktur der Bevölkerung (2023)

 

  Anteil der unter 14-Jährigen (in %)

15

  Anteil der über 65-Jährigen (in %)

15

Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (2024 in Jahren)

80

Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (2024 in US$)

7.527

Gesundheitsausgaben pro Kopf (2021 in US$)

364

Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (2021 in %)

5,2

Ärzte/100.000 Einwohner (2023)

59

Zahnärzte/100.000 Einwohner (2023)

11

Krankenhausbetten/100.000 Einwohner (2023), davon

239

  privat

50

  öffentlich

189

Quelle: Weltbank 2024; Ministry of Public Health 2024; National Economic an Social Development Council (NESDC) 2024

Knappe Budgets für die Grundversorgung

Nach letztverfügbaren Angaben von 2022 lagen die thailändischen Gesundheitsausgaben bei knapp 1 Billion Baht (30 Milliarden US$). Ein Viertel davon entfiel auf das Universal Coverage Scheme (UCS). Es versorgt ungefähr 48 Millionen Thais, also mehr als zwei Drittel der Bevölkerung. 

Beim UCS sind über 12.000 Einrichtungen akkreditiert, die ihre Leistungen nach einer Gebührenordnung mit dem National Health Security Office (NHSO) abrechnen. Das NHSO setzt dabei niedrige Preisobergrenzen. Viele Behandlungen erfordern daher Zuzahlungen durch die Patienten. Veränderungen der Gebührenordnung des UCS wirken sich auf öffentliche Beschaffungen von medizinischen Produkten aus.

Thailands Importe ausgewählter Medizinprodukte und Anteil aus DeutschlandIn Millionen US-Dollar, Anteil in Prozent
SITC Import 2023

Anteil Import aus Deutschland

774.1Elektrodiagnoseapparate und -geräte

160,8

9,0

774.2Röntgenapparate etc.

274,1

11,2

741.83Sterilisierapparate

13,2

4,9

872.1Zahnmedizinische Instrumente; a.n.g.

37,6

14,9

872.21Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen etc.

271,3

3,3

872.25Ophthalmologische Instrumente

63,0

26,1

872.29Andere Instrumente, Apparate und Geräte

300,5

16,0

872.3Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc.

78,7

5,4

872.4Medizinmöbel etc.

41,3

14,1

899.6Orthopädietechnik, Prothesen etc.

271,2

7,9

Quelle: UN Comtrade 2025

Dynamischer Privatsektor 

Profitorientierte private Gesundheitseinrichtungen richten ihre Leistungen auf wohlhabende Selbstzahler sowie privatversicherte Personen aus. Einige Krankenhausgesellschaften generieren mehr als die Hälfte ihrer Umsätze mit Medizintouristen, die hauptsächlich aus den asiatischen Nachbarländern und dem Nahen Osten anreisen.

Thailands 349 private Krankenhäuser und die 35.577 kleineren Privatkliniken erneuern regelmäßig ihre Geräte, denn sie werben mit neuesten Untersuchungsmethoden. Bangkok Dusit Medical Services (BDMS) ist der größte Gesundheitskonzern des Landes und die Nummer 2 in Südostasien nach IHH Healthcare aus Malaysia. BDMS betreibt 58 Krankenhäuser in Thailand und Kambodscha. Die Analysten von FitchSolutions erwarten, dass das Wachstum bei privaten Krankenhäusern schneller erfolgt als bei öffentlichen Einrichtungen.

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