Branche kompakt | Thailand | Automobilsektor
Branchenstruktur
Die Kfz-Industrie in Thailand ist breit aufgestellt. Investitionen in E-Fahrzeuge und Batterietechnik geben neue Impulse.
14.03.2024
Von Thomas Hundt | Bangkok
Thailand war 2022 der weltweit zehntgrößte Hersteller von Fahrzeugen. Unter den zehn Staaten der Association of Southeast Asian Nation (ASEAN) ist der Kfz-Standort sogar der größte Produzent.
Im ASEAN-Raum rollten 2023 rund 4,3 Millionen mehrspurige Kfz aus den Werken. Thailand fertigte davon 1,8 Millionen Stück (-2,2 Prozent gegenüber 2022). Indonesien lag mit 1,4 Millionen Einheiten (-5,1 Prozent zum Vorjahr) auf Rang zwei.
Wichtigste Kfz-Kategorie in Thailand sind Pick-ups. Pick-up-Trucks verfügen über eine Ladefläche und Pick-up-Passenger-Vehicles sind große SUV, die auf Karosserieplattformen von Pick-up-Trucks basieren. Die Pick-ups fallen in die Gruppe der Nutzfahrzeuge und kamen 2023 auf ein Produktionsvolumen von 1,1 Millionen Stück.
Thailand produzierte 2023 außerdem 2,1 Millionen Motorräder, eine Zunahme um 5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Hier liegt das Königreich deutlich hinter Indonesien, wo 2023 circa 6,8 Millionen Krafträder gefertigt wurden.
Exporte sind das wichtigste Standbein
Die Branche stellte 2023 circa 1,1 Millionen mehrspurige Kfz für den Export her (im Wert von 20,6 Milliarden US$). Kfz für den Inlandsmarkt machten nur noch 0,7 Millionen Stück aus.
Die wichtigsten Abnehmer sind Länder in Südostasien sowie Australien. Einige Kfz werden auch in die USA, den Nahen Osten und nach Europa verschifft.
Die Ausfuhren sollen sich 2024 auf dem hohen Niveau stabilisieren und die Fertigung für den Inlandsmarkt auf 0,75 Millionen Stück hochgefahren werden, meint der Industrieverband Federation of Thai Industries. Der FTI hofft, dass 2024 insgesamt 1,9 Millionen Kfz gefertigt werden.
Japan noch am stärksten, chinesische Unternehmen kommen
Die japanischen Konzerne Toyota, Honda und Isuzu sind in Thailand die größten Kfz-Hersteller. Chinesische Konkurrenten errichten nun ebenfalls Werke, um Fahrzeuge für den Linksverkehr produzieren. In China herrscht Rechtsverkehr und in Thailand Linksverkehr. Die Fabriken in Thailand bedienen daher sowohl den lokalen Rechtslenker-Markt als auch die Märkte in Asien, Australien, Neuseeland und Afrika.
Vorhaben | Investitionssumme (in Millionen US$) | Projektstand | Anmerkungen |
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Horizon Plus (Joint Venture aus Foxconn Taiwan und PTT Thailand) Fabrik in der Provinz Chonburi | 1.100 | Fertigstellung 2025 | Kapazität 50.000 Elektrofahrzeuge pro Jahr |
Isuzu Fertigung von vollelektrischen Pick-ups | 900 | Fertigstellung 2025 | Batterieelektrische Pick-ups der Modellreihe Isuzu D-Max |
BYD Fabrik in der Provinz Rayong | 520 | Fertigstellung 2024 | Kapazität 150.000 batterieelektrische und Plug-in-Hybrid Pkw pro Jahr |
Changan Automobile, Fertigung von Pkw | 280 | Bauzeit 2023 bis 2025 | Kapazität 58.000 batterieelektrische Pkw und 36.500 Plug-in Hybrid Pkw pro Jahr |
Banpu (Thailand), Unterstützung des Fahrservice MuvMi mit vollelektrischen Tuktuks und Aufbau Ladeinfrastruktur in Bangkok | 67 | Zusage eine Förderkredites der Asiatischen Entwicklungsbank ADB im Januar 2024 | Kauf von weiteren vollelektrischen Tuktuks und Ladesäulen, außerdem Ausbau der Banpu Lithium-Ionen Batteriefabrik in China |
GAC Aion (China) Fertigung von vollelektrischen Pkw | 65 | Baustart Februar 2024 | Kapazität 50.000 Pkw pro Jahr |
CP Foton (China) Lkw-Fabrik | 30 | Planung | Jahreskapazität 3.000 Nutzfahrzeuge |
Wenige eigene Autohersteller, aber viele thailändische Zulieferer
Die Forschungseinrichtung Thailand Automotive Institute zählt 27 Hersteller von Pkw und Nutzfahrzeugen sowie 18 Produzenten von Motorrädern. Über 90 Prozent sind in ausländischer Hand.
Ausländische Konzernzentralen entscheiden also über ein Mehr oder Weniger an Investitionen. Der US-amerikanische Autobauer GM hat sich beispielsweise komplett zurückgezogen und verkaufte 2020 seine beiden Fabriken an Great Wall Motors (GWM) aus China. Bei GWM laufen inzwischen Elektrofahrzeuge von den Bändern. Auch BYD will 2024 seine Fabrik mit einer Kapazität für 150.000 Fahrzeuge eröffnen.
Bei Nutzfahrzeugen geben die japanischen Konzerne Isuzu und Hino den Ton an. Hino gehört zur Toyota-Gruppe. Scania eröffnete 2019 ein Werk, das schwere Lkw und Busfahrgestelle produziert. Volvo fertigt ebenfalls Lkw und Busse. Der thailändische Mischkonzern CP und Foton Motor aus China gründeten ein Gemeinschaftsunternehmen, das eine Produktion von Foton-Nutzfahrzeugen vorsieht. Mercedes und MAN sind über Vertrieb- und Servicestellen für ihre Lkw vertreten.
Thailand will Autos der nächsten Generation bauen
Die nationale Entwicklungsstrategie "Thailand 4.0" aus dem Jahr 2017 sieht vor, dass der Standort sich in den nächsten beiden Jahrzehnten zu einem Produktionshub sowie Forschungs- und Entwicklungszentrum von Autos und Motorrädern der nächsten Generation entwickelt.
Fahrzeugtechnik stammt jedoch überwiegend aus dem Ausland. Fachleute meinen, dass ein Nachholbedarf bei Innovationen und selbst entwickelten Technologien besteht.
Unter den 525 Tier-1-Zulieferern, die ganze Fahrzeugmodule herstellen, handelt es sich zu zwei Dritteln um ausländische Firmen. Sie beliefern oft mehrere Autoproduzenten und stellen ihr Portfolio bei neuen Markteinführungen entsprechend um.
Die mehr als 1.760 Tier-2-Betriebe, die Komponenten für die Modul- oder die Autoproduzenten fertigen, gehören wiederum zu zwei Dritteln thailändischen Eigentümern.
Ungefähr 60 bis 70 Prozent ihrer Kfz-Teile gehen nach Angaben des Verbandes an inländische Kfz-Hersteller. Lokale Komponenten machen bei Nutzfahrzeugen und Pkw 80 bis über 90 Prozent der verbauten Teile aus.
Auch die Exporte von Kfz-Teilen laufen gut. Sie beliefen sich 2023 in den unten genannten Zollpositionen auf 12,3 Milliarden US$ und die Importe auf 9,5 Milliarden US$. Die Kfz-Hersteller importieren hauptsächlich Schaltgetriebe und Motoren, aber auch kritische hochwertige Teile, zum Beispiel Elektronik.
Die Importe von Kfz-Teilen gingen 2023 leicht zurück. Der deutsche Lieferanteil bei den unten genannten Einfuhren lag bei knapp 5 Prozent. Die japanische Dominanz zeigt sich auch hier mit einem Lieferanteil von rund 37 Prozent im Jahr 2023, gefolgt von China mit einem Lieferanteil von 17 Prozent.
Zolltarifnummer | 2023 | Veränderung 2023/2022 | 2023 aus Deutschland |
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HS 8511, 8512 Kfz-Elektrik | 961 | -6,2 | 16 |
HS 8706, 8707, 8708 Karosserien, Stoßstangen, Schaltgetriebe | 6.954 | 1,5 | 400 |
HS 8544.30 Zündkabelsätze | 374 | -5,1 | 13 |
HS 8407.31-34, 8408.20 Motoren | 1.236 | -4,8 | 6 |
Summe | 9.525 | -0,5 | 435 |