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Wirtschaftsumfeld | Tschechische Republik | Lieferketten, Beschaffung

Tschechien und Sachsen starten Lieferantenportal

Tschechien und der Freistaat Sachsen intensivieren ihre Wirtschaftsbeziehungen. Ein neues Portal soll Unternehmen helfen, die richtigen Geschäftspartner im Nachbarland zu finden.

Von Gerit Schulze | Prag

Kaum ein anderes deutsches Bundesland hat so enge Wirtschaftsbeziehungen mit Tschechien wie Sachsen. Immerhin 8 Prozent seines Außenhandels wickelte der Freistaat 2023 mit dem Nachbarland jenseits des Erzgebirges ab. "In Europa ist Tschechien damit unser wichtigster Handelspartner", sagt Thomas Horn, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Sachsen (WFS). Viele Themen wie die Energieversorgung, die Schiffbarkeit der Elbe, grenzüberschreitende Bahntrassen oder das Unesco-Welterbe Montanregion Erzgebirge verbinden Tschechien und Sachsen.

Global denken, lokal handeln

Die WFS ist der Lead-Partner für ein neues Projekt "Glokalisierung - global denken, lokal handeln", das Unternehmen aus drei tschechischen Grenzregionen sowie aus neun sächsischen Landkreisen und kreisfreien Städten enger zusammenbringen soll. Mitte April 2024 fand dafür ein Kick-off-Workshop in Karlovy Vary statt. Geplant ist eine Online-Plattform, auf der Firmen ihre Produkte und Dienstleistungen anbieten, Zulieferer finden oder mit wichtigen Förderinstitutionen in Kontakt treten können.

Das Projekt wird gefördert aus dem Programm Interreg Sachsen-Tschechien, mit dem die EU Kooperationsprojekte in der sächsisch-tschechischen Grenzregion unterstützt. Im Zeitraum 2021 bis 2027 stehen dafür über 140 Millionen Euro Fördermittel aus Brüssel bereit. Für Unternehmen ist vor allem die Priorität "Innovation und Wettbewerbsfähigkeit" interessant, um Zuschüsse zu beantragen.

Neue Zulieferer für kleine Unternehmen

In Karlovy Vary diskutierten Vertreter von Unternehmen, Verbänden und Wirtschaftskammern die künftige Ausrichtung der Plattform. Zielgruppe sind kleine und mittelständische Betriebe. "Gerade für sie ist es besonders herausfordernd, ihre Lieferketten zu diversifizieren und sich neue Lieferanten zu suchen", sagt René Harun, stellvertretender Geschäftsführer der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer (AHK Tschechien) in Prag. 

Damit rücke Tschechien ins Blickfeld, wo die Qualität und Zuverlässigkeit der Zulieferer einer der positivsten Standortfaktoren sei. "Das zeigen regelmäßig die Umfragen unter unseren Mitgliedsfirmen", betont Harun. Die AHK Tschechien ist über ihre Tochtergesellschaft AHK Services ein Projektpartner der Glokalisierung-Plattform.

Die Teilnehmer des Kick-off-Workshops regten an, mit dem Portal die internationale Sichtbarkeit der Region zu verbessern und Erfolgsbeispiele für gelungene Kooperationen zu veröffentlichen. Außerdem kam der Vorschlag, über die Plattform auf öffentliche Ausschreibungen in den Grenzregionen hinzuweisen, an denen sich lokale Unternehmen aus beiden Ländern beteiligen können. 

Geplante Funktionen der Plattform

  • Daten über Produkte und Dienstleistungen im Fördergebiet
  • Suche nach Zulieferern und Kooperationspartnern
  • Netzwerk für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU)
  • Recherche der Institutionen zur Wirtschaftsförderung
  • Austausch und Vermittlung von Forschungseinrichtungen

Ziele 

  • Aufbau neuer Partnerschaften und Kooperationen
  • Entstehung grenzüberschreitender Initiativen
  • Wettbewerbsfähigkeit der KMU aus dem Fördergebiet steigt
  • Abwanderung innovativer Unternehmen und junger Menschen sinkt
  • Abbau der Arbeitslosigkeit

Mit Workshops und Informationsveranstaltungen soll das Projekt in den kommenden Monaten inhaltlich verfeinert und bei der Zielgruppe bekannt gemacht werden. Es könnte einen Beitrag leisten, dem sächsisch-tschechischen Außenhandel zu neuen Rekorden zu verhelfen.

Fahrzeugteile und Maschinen sind wichtige Handelsgüter

Sachsens Außenhandel mit Tschechien
In Milliarden Euro
 

2023

Exporte nach Tschechien

2,7

Importe aus Tschechien

4,2

Handelsvolumen insgesamt

6,9

Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis) 2024

Im Jahr 2023 erreichte der gemeinsame Warenaustausch ein Volumen von knapp 7 Milliarden Euro. Das lag deutlich unter dem Niveau von 2022, als die hohen Preise für Energieträger den Warenaustausch auf 7,9 Milliarden Euro ansteigen ließen. Tschechien erzielt bislang einen hohen Überschuss beim Handel mit dem Freistaat Sachsen. Das liegt vor allem an Fahrzeugen und Kfz-Teilen, auf die ein Drittel der tschechischen Lieferungen nach Sachsen entfallen.

Die wichtigsten sächsischen Importgüter aus Tschechien (2023)
Warengruppe

Einfuhr aus Tschechien (in Mio. Euro)

Anteil in %

Kfz und -Teile

1.395,5

32,9

Elektrische Ausrüstungen

451,9

10,7

Möbel

355,3

8,4

Maschinen

298,1

7,0

Metallerzeugnisse

182,0

4,3

Metalle

170,6

4,0

Abfälle, rückgewonnene Wertstoffe

163,1

3,9

Gummi- und Kunststoffwaren

150,4

3,6

Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis) 2024

Die wichtigsten sächsischen Exportgüter nach Tschechien (2023)
Warengruppe

Ausfuhr nach Tschechien (in Mio. Euro)

Anteil in %

Energieversorgung

577,6

21,6

Kfz und -Teile

427,3

16,0

Maschinen

313,1

11,7

Elektrische Ausrüstungen

129,1

4,8

Metallerzeugnisse

122,1

4,6

Metalle

120,5

4,5

Nahrungsmittel und Futtermittel

100,4

3,8

Papier, Pappe und Waren daraus

89,6

3,4

Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis) 2024

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