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Wirtschaftsumfeld | Ukraine | Absicherung

Ukraine will Unternehmen gegen Kriegsrisiken besser absichern

Ein neues staatlich gestütztes Programm mindert ab Januar 2026 Kriegsrisiken für ukrainische Firmen – und verbessert die Rahmenbedingungen für deutsche Lieferanten und Investoren.

Von Waldemar Lichter | Warschau

Ab dem 1. Januar 2026 führt die Ukraine ein Programm zur Absicherung von Kriegsrisiken für Unternehmen ein. Es soll Sachwerte gegen kriegsbedingte Schäden schützen und die Kosten von Kriegsrisikoversicherungen begrenzen. Das Programm wird von der staatlichen Exportkreditagentur verwaltet. Es kombiniert Entschädigungszahlungen mit Zuschüssen zu Versicherungsprämien.

"Wir starten einen Mechanismus, der Unternehmen ein klares und berechenbares Handlungsmodell gibt: Vermögen über das Programm versichern und im Schadensfall eine Entschädigung garantiert bekommen", sagt Andrij Teliupa, stellvertretender Wirtschaftsminister der Ukraine. Im Staatshaushalt 2026 sind dafür zunächst 1 Milliarde Hrywnja (UAH, etwa knapp 20,1 Millionen Euro; 1 Euro = 49,6549 UAH; Stand: 16.12.25) vorgesehen, mit der Möglichkeit einer Aufstockung bei hoher Nachfrage.

Zwei Säulen – Fokus auf Risikoregionen

Die erste Säule richtet sich an Unternehmen in Hochrisikoregionen: Dnipropetrowsk, Donezk, Saporischschja, Mykolajiw, Odessa, Sumy, Charkiw, Cherson und Tschernihiw, jeweils ohne besetzte Gebiete. Sie bietet eine Teilkompensation für zerstörte oder beschädigte Gebäude, Anlagen, Infrastruktur und bestimmte Ausrüstung bis zu einem Wert von 10 Millionen UAH (UAH; etwa 201.400 Euro) pro Unternehmen. Voraussetzung ist eine einmalige Gebühr von 0,5 Prozent des vom Unternehmen deklarierten Wertes der zu schützenden Anlagen sowie deren Registrierung im staatlichen Register für mögliche Kriegsschäden.

Die zweite Säule gilt landesweit – darunter für Iwano-Frankiwsk, die Hauptstadtregion um Kyjiw, Lwiw und Winnyzja und reduziert die Kosten von Sachversicherungen, die ausdrücklich Kriegsrisiken einschließen. Der Staat übernimmt den Teil der Prämie, der über 1 Prozent des Versicherungswertes hinausgeht, bis zu umgerechnet 20.200 Euro pro Vertrag und Jahr. 

Ausgeschlossen von dem neuen Programm sind unter anderem Staatsunternehmen, sanktionierte Firmen, Unternehmen mit Steuerrückständen sowie Nicht-Residenten ohne ukrainische Niederlassung.

Nutzen, aber auch Grenzen für ukrainische Unternehmen

Für viele ukrainische Betriebe war eine eigenständige Kriegsrisikoabsicherung bislang nur zu sehr hohen Prämien oder gar nicht möglich. Das neue Programm senkt die Einstiegshürde, weil ein Teil des Risikos und der Kosten durch den Staat mitgetragen wird. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen in gefährdeten Regionen erhalten eine zusätzliche Möglichkeit, zentrale Produktions- und Logistikinfrastruktur gegen Totalausfälle abzusichern und im Schadensfall schneller wieder handlungsfähig zu werden.

Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass Kriegsrisikoversicherungen zwar verfügbar sind, aber nur selten abgeschlossen werden. Die am Markt angebotenen Tarife von rund 5 Prozent der Versicherungssumme sind für viele Unternehmen wirtschaftlich schwer tragbar. Die Übernahme des Prämienanteils oberhalb eines Basissatzes durch den Staat wird es mehr Unternehmen ermöglichen von den Angeboten gebrauch zu machen.

Warum ist das Angebot für deutsche Firmen relevant?

  1. Ukrainische Geschäftspartner deutscher Exporteure erhalten im Schadensfall zusätzliche Mittel und geraten nicht sofort in eine Liquiditätskrise. Vor allem die Soforthilfen in Risikoregionen steigern die Chancen, dass gegenüber ausländischen Partnern bestehende Zahlungs- und Lieferverpflichtungen erfüllt werden. In Lieferverträgen lässt sich berücksichtigen, ob und wie der ukrainische Partner am Programm teilnimmt. Sinnvoll wäre eine Zuordnung und Registrierung der gelieferten Anlagen in der Ukraine, damit diese im Rahmen des Programms antragsfähig sind.
  2. Deutsche Investoren, die über eine ukrainische Tochtergesellschaft Projekte realisieren, können das Programm direkt nutzen. Es sichert kleine und mittlere Vermögenswerte ab, die im Eigentum der Gesellschaft stehen. Dazu zählen etwa Service- und Ersatzteillager, kleinere Produktionslinien, Logistikstandorte oder Agrarprojekte

Deutsche Unternehmen sollten das Programm in erster Linie als einen zusätzlichen Schutzbaustein sehen, der es ukrainischen Kunden und lokalen Tochtergesellschaften erlaubt, Kriegsschäden besser abzufedern sowie zahlungs- und funktionsfähig zu bleiben. Wegen der Wertobergrenzen kann das Programm aber vor allem bei umfangreicheren Geschäften nicht die bundeseigenen Exportkredit- und Investitionsgarantien, oder ähnliche internationale Angebote ersetzen.

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