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Branchen | Ungarn | Bauwirtschaft

Branchenstruktur

Ob Baubetriebe, Baustoffproduzenten oder Baustoffhandel - die gesamte Baubranche leidet unter der Krise. Die Unternehmen hoffen auf neue finanzielle Impulse für 2024.  

Von Kirsten Grieß | Budapest

Zwischen 2010 und 2022 war der Staat mit Abstand größter Investor am Baumarkt. Jede dritte Investition war staatlicher Natur. Laut Bauminister János Lázár mussten im vergangenen Jahr geplante Investitionen von umgerechnet rund 14 Milliarden Euro ausgesetzt werden. Für 2023 wurden weitere Programme und Projekte gestoppt oder komplett gestrichen. Das trifft Bauunternehmer, Baustoffhersteller und den Baustoffhandel gleichermaßen.

Lokale Akteure dominieren den Baumarkt

Das Register des nationalen Statistikamts KSH führte im Juli 2023 knapp 151.000 Bauunternehmen. Das ist ein Plus zum Vorjahr von 1.650 Unternehmen. Dabei fällt eine besondere Dichte an Kleinstbetrieben mit weniger als 5 Mitarbeitern auf. Diese erbrachten im Jahr 2022 rund ein Drittel der Bauleistung. Lediglich 8 Prozent des gesamten Produktionsvolumens steuerten Bauunternehmen mit über 250 Mitarbeitern bei. Die Betriebe sind mehrheitlich in ungarischer Hand. Duna Aszfalt des Oligarchen Lászlo Szíjj führt als Generalunternehmen zahlreiche staatliche Straßen- und Tiefbauprojekte durch. Eine der größten Tiefbaugesellschaften, Mészáros és Mészáros Zrt., ist im Besitz des Orbán-Vertrauten und aktuell reichsten Ungarn Lőrinc Mészáros. Mit Strabag und Metal Hungaria Holding mischen auch zwei österreichisch geführte Bauunternehmen an der Spitze des Baumarkts mit.

Wichtige Branchenunternehmen in Ungarn (Umsatz in Millionen Euro; Veränderung in Prozent)

Unternehmen

Sparte      

Umsatz 2022

Veränderung

2022/2021

Mitarbeitende *)
Market Epito Zrt.

Hochbau und 

Tiefbau

796- 2,2588
Duna Aszfalt Zrt.Tiefbau592- 24,2k.A.
Kesz Epito Zrt.Hochbau und Tiefbau255- 2,9263
STRABAG Altalanos Epito Kft.Hochbau und Tiefbau2143,8k.A.
ZAEV Epitoipari Zrt.Hochbau205- 9,3321
WEST HUNGARIA BAU Kft.Hochbau und Tiefbau204- 12,1261
Mészáros és Mészáros Zrt.Tiefbau196k.A.138
Colas Ut Zrt.Tiefbau191- 2,8367
METAL HUNGARIA HOLDING Zrt.Hochbau18231,9242
FEJER-B.A.L. Zrt.Hochbau16720,0241
* Angaben vom August 2023.Quelle: EMIS 2023

Baustoffhandel geht um ein Drittel zurück

Ein Grund für die Probleme der ungarischen Bauwirtschaft ist auch die Entwicklung der Erzeugerpreise im Baugewerbe. Im 1. Halbjahr 2023 stiegen diese um rund 17 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das ist allerdings bereits eine leichte Entspannung, 2022 betrug die branchenbezogene Teuerungsrate im Jahresmittel knapp 25 Prozent. Die Mehrheit der Baustoffhändler erwartet laut einer Umfrage des Fachverbands ÉVOSZ für die zweite Jahreshälfte sinkende Preise für einige Baustoffe und -produkte. Der Preisrückgang ist allerdings vor allem eine Folge der gesunkenen Nachfrage. Im noch bestehenden Geschäft agieren die Konsumenten sehr preissensibel.

Der Präsident des ungarischen Verbands für Baustoffe und Bauprodukte (MÈASZ) László Szarka schätzt, dass auf dem lokalen Markt rund 500 Baustoffproduzenten und Installateure aktiv sind. Darunter sind etwa 35 größere Hersteller, 400 Unternehmen operieren im Bereich Gebäudetechnik und -installation. Rund 1.000 Baustoffhändler erwirtschaften durchschnittlich umgerechnet 2,6 Millionen Euro jährlich. Laut Branchenexperten ging in den ersten fünf Monaten 2023 die Menge der verkauften Baumaterialien um 35 Prozent zurück. Das liegt einerseits am Einbruch im Wohnungsneubau. Als Hauptursache wird von der Branche aber der Stillstand im Bereich Sanierung gesehen.

Produktion ausgewählter Bauprodukte in Ungarn (in Millionen Euro; Veränderung in Prozent)

Sparte 1)

2022

Veränderung 2022/2021

16.23 Bauteile aus Holz42322,8
22.23 Baubedarfsartikel aus Kunststoff53518,7
23.1 Glas und Glaswaren53924,6
23.3 Keramische Baumaterialien22046,5
23.4 Sonstige Porzellan und Keramikprodukte368-0,5
23.5 Zement, Kalk und gebrannter Gips272-5,1
23.6 Erzeugnisse aus Beton, Zement, Gips1.24820,8
* NACE Rev.2.Quelle: Quelle: Staatliches Statistikamt KSH 2023

Arbeiter und Fachkräfte fehlen 

Die Arbeitslosenquote lag in Ungarn 2022 bei nur 3,6 Prozent. Der Wirtschaft fehlen qualifizierte Fachkräfte. Das spürt auch die Baubranche. Laut Deutsch-Ungarischer Auslandshandelskammer (AHK Ungarn) gibt es etwa auf dem Wärmepumpenmarkt nicht genügend Installateure, um die steigende Nachfrage zu bedienen. Aufgrund des Lohngefälles wandern viele Arbeitnehmer ins Ausland ab. Um Großprojekte im Industriebau nicht zu gefährden, wirbt die Regierung seit Jahren aktiv ausländische Arbeitskräfte an. Doch dagegen formiert sich bereits lokaler Widerstand, zuletzt etwa rund um das Bauvorhaben des chinesischen Batterieproduzenten CATL in Debrecen

Die GTAI-Reihe Lohn- und Lohnnebenkosten liefert ausführliche Informationen zur aktuellen Lage auf dem ungarischen Arbeitsmarkt und zu den rechtlichen Rahmenbedingungen.

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