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Special USA Stromübertragung, -verteilung, Netze

USA am Stromverbund mit Kanada und Mexiko interessiert

Die USA und Kanada wollen Milliarden investieren, um die grenzüberschreitende Stromübertragung auszubauen. Kleinere Projekte sind auch mit Mexiko geplant.

Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

Die Biden-Regierung verfolgt das Ziel, die Stromwirtschaft bis 2035 klimaneutral aufzustellen und bis 2050 das gesamte Land. Um diese Pläne realisieren zu können, soll unter anderem der Stromhandel mit Kanada ausgebaut werden. Im Fall von Mexiko sind die USA in erster Linie an Stromausfuhren interessiert. Parallel zum Ausbau grenzüberschreitender Leitungen modernisieren die USA ihre nationalen Übertragungsnetze.

Ökostrom aus Kanada

Die USA und Kanada sind über 37 Übertragungsleitungen miteinander verbunden. Das Interesse an einem weiteren Ausbau ist auf beiden Seiten hoch. So verfügt Kanada in der Provinz Quebec über einen relativ hohen Anteil an Wasserkraft am Strommix. US-Stromversorger entlang der Ostküste beziehen daher Elektroenergie aus dem nördlichen Nachbarland und können auf diese Weise ihre vorgegebenen Mindestanteile an Ökostrom in den US-Verteilernetzen schneller erreichen. 

Zudem helfen die Pumpspeicherkapazitäten in Kanada amerikanischen Stromerzeugern, größere Mengen an erneuerbarer Energie zu speichern. Die Unterschiede in den saisonalen Versorgungsspitzen sind ein weiterer Grund für eine Zusammenarbeit: In Kanada wird im Winter am meisten Strom verbraucht, in den USA im Sommer. Die gemeinsame Nutzung von Reservediensten innerhalb des Stromverbunds gleicht Versorgungsspitzen aus.

Regulierungsbehörden wie die North American Electric Reliability Corporation (NERC) tragen dazu bei, dass der Stromverbund zwischen den USA und Kanada unterbrechungsfrei funktioniert. Auch arbeiten beide Länder eng bei der Abwehr von Cyberattacken auf Stromnetze zusammen.

Ausbauvorhaben mit Kanada

Die USA und Kanada planen derzeit den Bau neuer grenzüberschreitender Übertragungsleitungen, einige von ihnen entlang bestehender Trassen. Das größte Ausbauvorhaben ist Champlain Hudson Power Express, eine Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung mit einer Leistung von 1.250 Megawatt aus dem kanadischen Quebec nach New York City.

Ein weiteres Vorhaben ist der Lake Erie Connector, eine 117 Kilometer lange 1.000-Megawatt-Unterwasserleitung. An dem Projekt beteiligt sind der unabhängige Stromnetzbetreiber (Independent Electricity System Operator, IESO) und die PJM Interconnection LLC. Bei PJM Interconnection LLC handelt es sich um eine regionale Übertragungsorganisation. Sie ist Teil des Eastern Interconnection-Netzes und betreibt ein Übertragungsnetz in 13 Bundesstaaten im Nordosten der USA sowie der Hauptstadt Washington, D.C.

Ebenfalls im Nordosten wird seit Jahren die Northern Pass Transmission Line geplant. Die 1.200-Megawatt starke Leitung soll Strom von Hydro-Québec zum Umspannwerk Franklin in New Hampshire leiten. Das Projektdesign musste zwischendurch auf Betreiben eines Gerichts hin geändert werden. Verzögerungen sind aus diesem Grund wahrscheinlich.

Weiter östlich wird die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung Atlantic Link geplant, eine 900 Megawatt starke Unterwasserleitung, die Strom von Saint John, New Brunswick, nach Massachusetts liefern soll. Hier warten die Betreiber aber noch auf die Genehmigung.

Kooperation im Süden vor allem im mexikanischen Interesse

Auch Versorgungsunternehmen in Mexiko und im Süden der USA suchen seit Jahren nach Möglichkeiten, um ihre Strommärkte besser miteinander zu vernetzen. Vorerst ist die Zusammenarbeit aber gering im Verhältnis zur Größe und den wirtschaftlichen Potenzialen beider Länder. Hinderlich ist, dass neben technischen auch die regulatorischen Vorgaben in den US-Bundesstaaten und in Mexiko nur unzureichend harmonisiert sind. Auch die geltenden unterschiedlichen Rechtsinstrumente für Open-Access-Übertragungsvereinbarungen erschweren die Zusammenarbeit.

Strommix in den USA, Kanada und Mexiko (2020)

USA

Kanada

Mexiko

Jährlich produzierte Elektrizität (in Terawattstunden)

4286,1

643,9

313,2

Anteil der Stromproduktion auf Grundlage von fossilen Energieträgern (in Prozent)

59,7

6,2

83,0

Anteil der Stromproduktion auf Grundlage von Atomkraft (in Prozent)

19,7

16,6

3,5

Anteil der Stromproduktion auf Grundlage von Windkraft und Solar (in Prozent)

10,7

9,4

10,5

Spannung der Höchstspannungsleitung beim Übertragungsnetzbetreiber (in Kilovolt)

765

735

400

Quelle: U.S. Energy Information Administration, International Trade Administration, International Energy Agency

Dennoch haben die USA und Mexiko in der Vergangenheit Projekte realisiert und ein weiterer Ausbau ist geplant: So soll ein Interkonnektor zwischen Arizona und dem mexikanischen Bundesstaat Sonora gebaut werden. Texas und Kalifornien bleiben vorerst die am stärksten mit Mexiko integrierten Regionen. Zwischen Baja California in Mexiko und Kalifornien sind zwei Interkonnektoren seit längerem in Betrieb. Sie verbinden Otay Mesa (USA) mit Tijuana (Mexiko) sowie Imperial Valley (USA) mit La Rosita (Mexiko).

Baja California und Kalifornien im Stromverbund

Für Baja California ist die Kooperation wichtig, da der mexikanische Bundesstaat nicht an die anderen Übertragungsnetze in Mexiko angebunden ist – ein entsprechendes Vorhaben wird erst durchgeführt. Versorgungsschwankungen müssen in Baja California daher notgedrungen mit Kalifornien ausgeglichen werden. Auch werden in Baja California die Kraftwerkskapazitäten erweitert. So wären auch Stromexporte in die USA möglich.

Kalifornien, Texas und die Bundesstaaten im Norden Mexikos regeln ihre Zusammenarbeit im Rahmen des Western Electricity Coordinating Council (WECC) und des Electric Reliability Council of Texas (ERCOT). Weil die Strompreise in den Regionalnetzen je nach Tageszeit und klimatischen Bedingungen schwanken, verhandeln WECC, ERCOT und der in der Region einzige mexikanische Netzbetreiber Comisión Federal de Electricidad (CFE) zurzeit darüber, wie sie dieses Problem technisch in den Griff bekommen. Der Stromgroßhandel neigt dazu, Elektrizität überwiegend in dem Netz abzusetzen, das gerade die höchsten Gewinne garantiert. Die Folge sind Knappheiten in anderen Verbundnetzen.

Was deutsche Lieferanten beachten sollten

Deutsche Netzwerkausrüster haben bei den Ausbauvorhaben eine Lieferchance, wenn sie kürzere Lieferzeiten als ihre Wettbewerber aus den USA, Kanada und Mexiko garantieren können. Auch sind die in den drei genannten Ländern geltenden technischen Normen und Standards in der Elektrizitätswirtschaft einzuhalten. Unterstützung bei der Kontaktanbahnung zu Netzbetreibern und spezialisierten Baufirmen bietet die AHK USA an.

Einfuhr aus Deutschland von ausgewählten Waren zum Ausbau elektrischer Übertragungsnetze (in Millionen US$, Veränderung in Prozent)

Warengruppe

HS-Nummer

2020

2021

Veränderung

Transformatoren mit Flüssigkeitsisolation, mit einer Leistung von <= 650 kVA

8504.21.00

3,1

0,8

-73,7

Transformatoren mit Flüssigkeitsisolation, mit einer Leistung von > 650 kVA bis 10.000 kVA

8504.22

4,9

1,6

-66,8

Transformatoren mit Flüssigkeitsisolation, mit einer Leistung von > 10.000 kVA

8504.23.00

71,6

66,2

-7,5

Trockentransformatoren mit einer Leistung von <= 1 kVA

8504.31

15,5

15,6

0,5

Stromrichter, elektrische, statische

8504.40

495,8

520,2

4,9

Teile von Transformatoren, Selbstinduktionsspulen und statischen Stromrichtern, a.n.g.

8504.90

51,3

65,4

27,5

Quelle: International Trade Administration 2022

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