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Branche kompakt | Vereinigte Arabische Emirate | Chemische Industrie

VAE setzen auf Ausbau der Chemieproduktion

Die Chemieindustrie in den Vereinigten Arabischen Emiraten will sich breiter aufstellen und wachsen. Trotz Umsatzrückgang schreitet die Umsetzung zahlreicher Projekte voran.

Von Heena Nazir | Dubai

Ausblick der chemischen Industrie in den VAE

Bewertung:

  • Staatlich geförderte Großprojekte und internationale Joint Ventures.
  • Globale Nachfrage bleibt unsicher.
  • Petrochemie dominiert – geringe Diversifizierung.
  • Chancen durch grüne Chemie und Wasserstoffprojekte.

Anmerkung: Einschätzung der Autorin für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Oktober 2025

  • Die Chemiebranche der VAE verzeichnete einen Umsatzrückgang, schnitt jedoch besser ab als die meisten Golfstaaten. Neue Großprojekte stärken die Wettbewerbsposition langfristig.

    Die Chemieindustrie der Golfstaaten stand 2024 unter erheblichem Preisdruck. Sinkende Weltmarktpreise für Kunststoffe und Düngemittel, eine schwächere Nachfrage in Asien sowie zunehmende Konkurrenz aus den USA belasteten die Branche. Laut der Gulf Petrochemicals & Chemicals Association (GPCA) sanken die Umsätze der Chemieunternehmen im Golfkooperationsrat (GCC) – dem Zusammenschluss von Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), Katar, Kuwait, Oman und Bahrain – auf rund 85,8 Milliarden US-Dollar (US$). Der Branchenumsatz der Unternehmen in den VAE ging um etwa 10 Prozent auf 7 Milliarden US$ zurück. 

    7 Mrd. US$

    Geschätzter Branchenumsatz der Chemieindustrie 2024 in den VAE

    Immerhin: Für 2025 erwartet die GPCA eine weitgehend stabile Entwicklung. Ab 2026 sollen neue Produktionskapazitäten dann wieder für moderates Wachstum sorgen. Die Auslastung der Anlagen in der gesamten Region lag 2024 bei etwa 80 Prozent, die Gesamtkapazität erreichte 156 Millionen Tonnen. Mittel- bis langfristig setzt die Branche zunehmend auf Spezialchemikalien, wasserstoffbasierte Produkte und Kreislauflösungen, um ihre Abhängigkeit von Basischemikalien zu verringern

    ADNOC treibt globale Expansion

    Dass die Branchenumsätze 2026 wieder steigen sollen, liegt in in erster Linie an der staatlichen Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC). Das Unternehmen verfolgt eine ambitionierte M&A-Strategie, um sich unter den führenden Chemiekonzernen weltweit zu etablieren. Mit dem Kauf will ADNOC gezielt Kompetenzen in der Kreislaufwirtschaft sowie bei Hochleistungspolymeren aufbauen. Das Angebot für den deutschen Spezialchemiehersteller Covestro beläuft sich auf 16,3 Milliarden US-Dollar. Ein strategischer Schritt zur Dekarbonisierung der Wertschöpfungskette.

    Parallel dazu vereinbarte ADNOC im März 2025 mit dem österreichischen Energiekonzern OMV die Zusammenführung ihrer Beteiligungen an Borouge (Abu Dhabi) und Borealis (Österreich). Borouge ist ein Gemeinschaftsunternehmen von ADNOC und Borealis und zählt zu den führenden Produzenten von Polyolefinen in der Golfregion. Borealis wiederum gehört mehrheitlich zu OMV und gilt international als bedeutender Anbieter von Basischemikalien, Düngemitteln und hochwertigen Kunststofflösungen.

    Die neue Holding Borouge Group International soll künftig zu gleichen Teilen von ADNOC und OMV kontrolliert und an der Abu Dhabi Securities Exchange (ADX) gelistet werden. Mit dieser Struktur entsteht ein integrierter Chemiekonzern mit globaler Reichweite und starker Präsenz in den Wachstumsmärkten Asiens und Europas. Zusätzlich übernimmt die Gruppe den kanadischen Polyolefinhersteller Nova Chemicals für 13,4 Milliarden US$ (einschließlich Schulden). Durch die Transaktion entsteht ein Unternehmen mit einem kombinierten Wert von rund 60 Milliarden US$ – der weltweit viertgrößte Produzent von Polyolefinen.

    Großprojekte sichern Wachstum

    Das wichtigste Einzelvorhaben ist Borouge 4, die vierte Ausbauphase des Polyolefin-Komplexes im Industriezentrum Ruwais. Mit Investitionen von 6,2 Milliarden US$ entsteht dort eine zusätzliche Polyethylen-Kapazität von 1,4 Millionen Tonnen pro Jahr. Der kommerzielle Betrieb ist für Ende 2025 vorgesehen, die Vollauslastung wird ab 2026 erwartet. Das Projekt stärkt die Position der Emirate als führender Produzent hochwertiger Kunststoffvorprodukte in der Golfregion.

    Noch umfassender angelegt ist das TA’ZIZ Industrial Chemical Zone-Programm, ein Gemeinschaftsunternehmen von ADNOC und dem Staatsfonds Abu Dhabi Developmental Holding Company - ADQ. In der ersten Bauphase (2024 bis 2028) entstehen dort Anlagen für Methanol, kohlenstoffarmen Ammoniak, Polyvinylchlorid (PVC), Ethylenchlorid und Natronlauge. Die Gesamtinvestitionen belaufen sich auf rund 5 Milliarden US$, die geplante Jahreskapazität beträgt 4,7 Millionen Tonnen.

    Auch Fertiglobe – ein Joint Venture von ADNOC und OCI – stellt sich neu auf. Mit 6,6 Millionen Tonnen Jahreskapazität zählt der Konzern zu den größten Exporteuren von Ammoniak und Harnstoff weltweit. Ein neues Projekt für Blue Ammonia in Ruwais (1 Million Tonnen pro Jahr, Start 2027) soll den CO₂-Fußabdruck deutlich senken. 

    Ausgewählte Investitionsprojekte der chemischen Industrie in den VAEInvestitionsvolumen in Milliarden US-Dollar
    Projektname

    Investitionsvolumen

    ProjektstatusBetreiber / Auftraggeber
    Borouge 4 Polyolefins Complex, Ruwais

    6,1

    Im BauBorouge PJSC (ADNOC / Borealis)
    TA’ZIZ Industrial Chemical Zone – Phase 1

    5,0

    AngebotsphaseADNOC / ADQ (Joint Venture)
    Hydrogen and Blue Ammonia Plant, Ruwais

    2,7

    MachbarkeitsstudieADNOC / Fertiglobe / Masdar
    Ruwais Petrochemicals Expansion Project

    2

    AngebotsphaseADNOC Refining
    Low-Carbon Ammonia Plant, TA’ZIZ Zone

    2

    Im BauTA’ZIZ / Fertiglobe / ADQ
    Quelle: MEED Projects, Recherchen von Germany Trade & Invest, Oktober 2025

    Deutschlands Chemieexporte stagnieren

    Laut UN Comtrade importierten die Emirate im Jahr 2023 (letzte verfügbare Daten) Chemieprodukte der SITC-Warengruppe 5 – also des gesamten Chemiesektors einschließlich pharmazeutischer Erzeugnisse und Kunststoffe – im Wert von 25,1 Milliarden US$, nach 24,3 Milliarden US$ im Jahr 2022. Wichtigste Lieferländer waren China (3,3 Milliarden US$), Saudi-Arabien (2,7 Milliarden US$) und die USA (3,1 Milliarden US$). Deutschland lieferte Chemieerzeugnisse im Wert von 1,9 Milliarden US$ und lag damit auf Rang fünf hinter Frankreich (2,2 Milliarden US$).

    Zwischen 2019 und 2023 haben die Emirate ihre Chemieimporte aus nahezu allen wichtigen Lieferländern deutlich gesteigert. Besonders stark wuchs der Bezug aus China, das sein Liefervolumen mehr als verdoppelte und seine Marktposition als zentraler Handelspartner weiter ausbaute. Auch die USA und Frankreich konnten ihre Exporte deutlich erhöhen. Deutschland verzeichnete zwar ebenfalls ein Plus von rund 24 Prozent, verlor jedoch relativ an Gewicht, da andere Wettbewerber ihre Marktanteile dynamischer ausbauten.

    Entwicklung der Chemieimporte der VAE nach HerkunftsländernIn Milliarden US-Dollar; Veränderung in Prozent
    Land

    Importwert 2023

    Veränderung 2019–2023

    China

    3,4

    142

    USA

    3,1

    40

    Frankreich

    2,2

    61

    Deutschland

    1,9

    24

    * letzte verfügbare Zahlen 2023, Die SITC-Warengruppe 5 umfasst den gesamten Chemiesektor – von Basischemikalien über Kunststoffe bis hin zu pharmazeutischen ErzeugnissenQuelle: UN Comtrade, Oktober 2025

    Neben dem Eigenbedarf spielt Dubais Rolle als Handelsdrehscheibe eine zentrale Rolle. Über die Freizone Jebel Ali werden nicht nur die arabischen Nachbarstaaten, sondern auch Märkte in Iran, Pakistan, Russland, Ostasien und Afrika beliefert. Eine genaue Quantifizierung dieser Reexporte ist jedoch wegen lückenhafter Statistik kaum möglich.

    Von Heena Nazir | Dubai

  • Die Chemieindustrie der VAE ist stark staatlich geprägt, verzeichnet aber eine zunehmende internationale Beteiligung und eine deutliche Ausweitung der Produktionskapazitäten.

    Von der gesamten installierten petrochemischen Produktionskapazität von rund 156 Millionen Tonnen entfallen etwa 74 Prozent auf Saudi-Arabien, das damit die mit Abstand größte Produktionsbasis in der Golfregion stellt. Das Königreich deckt den überwiegenden Teil der Basis- und Zwischenprodukte ab und bildet das industrielle Zentrum des Sektors.

    Mit einem Anteil von rund 8 Prozent beziehungsweise 12 Millionen bis 13 Millionen Tonnen belegen die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) laut GPCA den dritten Platz hinter Saudi-Arabien und Katar (10 Prozent). Obwohl die emiratische Produktionsbasis kleiner ist, wächst sie kontinuierlich: Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (CAGR 2013 – 2024) liegt mit über 5 Prozent leicht über dem regionalen Durchschnitt von 4,7 Prozent. Der Kapazitätsausbau steht im Einklang mit der nationalen Industriestrategie "Operation 300bn" und der Initiative "Make it in the Emirates", die den Anteil des verarbeitenden Gewerbes am Bruttoinlandsprodukt (BIP) bis 2031 von derzeit rund 8,4 Prozent auf etwa 15 Prozent erhöhen soll.

    Produktionskapazitäten der Chemieindustrie in den GCC-Staaten *)
    LandAnteil an der gesamten GCC-Kapazität (%)Produktionskapazität (Mio. t)CAGR 2013–2023 (%)Bemerkungen
    Saudi-Arabien

    74,2 

    116 

    6,8 

    Marktführer der Region mit breiter Produktpalette in Petrochemie, Düngemitteln und Spezialchemie
    Katar

    10,6 

    16,6 

    5,4 

    Schwerpunkt auf Düngemitteln und Gasderivaten (Harnstoff, Ammoniak, Polyethylen)
    Vereinigte Arabische Emirate

    8,1 

    12,7

    5,2 

    Fokus auf Polyolefine (Borouge) und Düngemittel (Fertiglobe); Diversifizierung in Richtung Methanol und Vinylprodukte
    Oman

    4,3 

    6,7

    3,4 

    Ausbau industrieller Cluster in Duqm und Salalah (Petrochemie, Ammoniak, Methanol)
    Kuwait

    2,0 

    3,1

    – 4,6 

    Rückgang seit der Ausgliederung der Agri-Nutrients-Sparte 2018; kaum neue Projekte
    Bahrain

    0,9 

    1,4 

    1,6 

    Kleinere Spezialchemie- und Methanolanlagen im Industriepark Sitra
    * Letzte verfügbare Zahlen 2024Quelle: Gulf Petrochemicals & Chemicals Association (GPCA) Facts and Figures 2024; Oktober 2025

    Ziel: Breiter aufgestellte Produktionsstruktur

    Die Chemieproduktion der VAE wird laut GPCA im Jahr 2023 auf rund 7 Milliarden US-Dollar (US$) geschätzt, während die Chemieimporte 2023 nach UN Comtrade 25,1 Milliarden US$ erreichten. Damit deckt die inländische Produktion nur etwa 28 Prozent des gesamten Chemiebedarfs – eine Importabhängigkeit von rund 72 Prozent – und betrifft vor allem Spezialchemikalien, pharmazeutische Erzeugnisse und Zwischenprodukte. Eine detaillierte Aufschlüsselung der emiratischen Chemieproduktion liegt nicht vor; Schätzungen zufolge entfällt der Großteil auf Basischemikalien und Massenkunststoffe, insbesondere Polyolefine und Stickstoffdünger. Hauptakteure sind Borouge in Ruwais mit einer Jahresproduktion von über 5 Millionen Tonnen Polyethylen und Polypropylen sowie Fertiglobe, ein führender Exporteur von Ammoniak und Harnstoff.

    Mit neuen Großprojekten wie Borouge 4 (Investitionsvolumen: 6,2 Milliarden US$) und der TA’ZIZ Industrial Chemical Zone (5 Milliarden US$) erweitern die VAE ihr Produktionsspektrum um Methanol, Chlor-Alkali-Produkte und Spezialchemikalien. Diese Investitionen unterstützen die nationale Strategie, die Industriebasis durch nachgelagerte Wertschöpfung zu verbreitern und die Abhängigkeit von zyklischen Basischemikalien zu verringern.

    Das Industriezentrum Ruwais gilt laut ADNOC Chemicals als wichtigster Standort der emiratischen Chemieproduktion. Hier betreiben ADNOC Chemicals und Borouge ein integriertes Produktions- und Exportnetzwerk für Polyolefine. Die Freizonen KEZAD (Abu Dhabi) und Jebel Ali (Dubai) ergänzen diese Struktur durch Kapazitäten in der Zwischenproduktfertigung und Logistik.

    Wettbewerb verlangt Spezialisierung

    Der emiratische Chemiesektor wird von staatlich kontrollierten Großunternehmen dominiert, die über nahezu die gesamte Wertschöpfungskette integriert sind – allen voran ADNOC sowie deren Beteiligungen Borouge (Polyolefine) und Fertiglobe (Ammoniak und Harnstoff). Diese Konzerne verfügen über privilegierten Zugang zu Rohstoffen, Energie und Infrastruktur und prägen damit das Wettbewerbsumfeld der Grundstoffchemie. Der Einstieg in dieses Segment ist für ausländische Anbieter nur über strategische Partnerschaften oder Joint Ventures realistisch, erklären Branchenexperten in Gesprächen mit der GTAI.

    In der nachgelagerten Spezialchemie und bei industrieorientierten Anwendungen besteht dagegen ein offeneres Wettbewerbsumfeld. Hier sind lokale Mittelständler und internationale Anbieter aktiv, darunter BASF (Deutschland), Dow Chemical (USA) und Akzo Nobel (Niederlande) mit Niederlassungen und Joint Ventures in den VAE.

    Wichtige Branchenunternehmen in den VAE
    UnternehmenVAE-Präsenz
    BASFVertriebsbüros in Dubai und Abu Dhabi
    LindeJV mit ADNOC zur Industriegasproduktion
    BorougeGroßanlage in Ruwais (JV von ADNOC & Borealis)
    JotunProduktion & MENA-HQ in Dubai & Abu Dhabi
    FertiglobeDüngemittelproduktion in Ruwais (mit OCI)
    JV=Joint Venture, HQ=HeadquartersQuelle: Pressemitteilungen, Recherchen von Germany Trade & Invest, Oktober 2025

    Der Wettbewerb erfordert zunehmend technologische Spezialisierung. Chancen bestehen vor allem in wertschöpfungsintensiven Nischen wie Spezialchemikalien, Additiven, nachhaltigen Kunststoffen oder Recyclingtechnologien. Unternehmen, die innovative Verfahren oder neue Produktanwendungen einbringen, können sich langfristig differenzieren, betonen Branchenexperten.

    Wichtige Branchenplattformen

    • ArabPlast (Dubai) – größte Kunststoff- und Petrochemie-Messe der Region, zweijährlich
    • ADIPEC (Abu Dhabi) – internationale Leitmesse für Energie-, Chemie- und Wasserstoffwirtschaft, jährlich im Oktober
    • Gulf Coatings Show (Sharjah) – regionale Fachmesse für Farben, Lacke und Oberflächentechnik

    Eine Messebeteiligung über den German Pavilion wird von der AHK VAE und dem Bundeswirtschaftsministerium (BMWE) koordiniert.

    Von Heena Nazir | Dubai

  • Die Chemieindustrie in den VAE folgt klaren und zentralen Regeln. Für Produktion, Import und Vertrieb sind Genehmigungen bei föderalen und lokalen Behörden erforderlich.

    Die emiratische Chemieindustrie wird von mehreren föderalen und lokalen Behörden überwacht, deren Zuständigkeiten klar voneinander abgegrenzt sind. Das Ministry of Industry and Advanced Technology (MoIAT) steuert die Industriepolitik, erteilt Produktionslizenzen und definiert nationale Standards. Es ist damit die zentrale Instanz für die industrielle Zulassung chemischer Anlagen.

    Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten

    Das Ministry of Climate Change and Environment (MOCCAE) verantwortet Umweltauflagen, Chemikalienimporte und Abfallmanagement. Zudem führt es eine nationale Liste verbotener und eingeschränkter Stoffe und legt die Verfahren für deren Registrierung fest. Für chemische Vorläuferstoffe, die in der pharmazeutischen und industriellen Produktion Verwendung finden, ist das Ministry of Health and Prevention (MoHAP) zuständig.

    Auf Ebene der einzelnen Emirate gelten ergänzend lokale Regelwerke. In Abu Dhabi ist die Environment Agency Abu Dhabi (EAD) für Genehmigungen, Überwachung und Umweltverträglichkeitsprüfungen zuständig, während in Dubai das Environmental Sustainability Department der Kommune die Umsetzung föderaler Vorgaben kontrolliert. Diese dezentrale Struktur verlangt von Unternehmen ein sorgfältiges Verständnis der jeweils gültigen Auflagen.

    Zentrale Regelwerke und Pflichten

    Die rechtliche Grundlage bildet das Federal Decree-Law No. 24 of 1999 on the Protection and Development of the Environment. Es legt verbindliche Vorgaben für Umwelt- und Chemikaliensicherheit fest und bildet das Fundament der emiratischen Umweltpolitik.

    Für die Einfuhr und Herstellung von Chemikalien ist eine Registrierung bei MOCCAE oder MoHAP erforderlich. Dabei müssen Unternehmen Angaben zur chemischen Zusammensetzung, zu Sicherheitsdatenblättern und zur vorgesehenen Endverwendung machen. Ohne diese Registrierung ist weder Import noch Produktion zulässig.

    Der Transport und die Lagerung chemischer Stoffe unterliegen strengen Sicherheitsvorschriften. Gefahrguttransporte benötigen gesonderte Genehmigungen, die meist in enger Abstimmung mit den lokalen Behörden erfolgen. Ergänzend gelten die Prinzipien der UAE Environmental Policy, die nachhaltige Produktion, Ressourcenschonung und die sichere Handhabung von Chemikalien betont.

    Verfahren für Genehmigungen

    Für Chemieunternehmen in den VAE ist ein klar definiertes Genehmigungsverfahren vorgesehen. Es beginnt mit dem Antrag auf eine industrielle Produktionslizenz beim MoIAT, die für den Betrieb einer chemischen Anlage zwingend erforderlich ist. Anschließend müssen alle verwendeten Stoffe beim MOCCAE oder MoHAP registriert werden.

    Im nächsten Schritt beantragen Unternehmen Importgenehmigungen über das digitale MOCCAE-Portal. Zusätzlich ist in der Regel eine Umweltverträglichkeitsprüfung (Environmental Impact Assessment, EIA) erforderlich, die von lokalen Behörden wie der EAD oder der Dubai Municipality geprüft wird. Für Transport, Lagerung und Arbeitssicherheit gelten gesonderte Bestimmungen, die sich zwischen den Emiraten leicht unterscheiden können.

    Freihandelszonen wie die Khalifa Industrial Zone Abu Dhabi (KIZAD) oder die Jebel Ali Free Zone (JAFZA) bieten teilweise vereinfachte Verfahren und ermöglichen hundertprozentiges Auslands­seigentum. Unternehmen müssen jedoch zusätzlich die Zonen-eigenen Sicherheits- und Umweltstandards erfüllen. Diese parallelen Regelungen erfordern eine präzise Vorbereitung und laufende Abstimmung mit den jeweiligen Behörden.

    Besonderheiten und Empfehlungen für Unternehmen

    Die Regulierung der Chemiebranche erfolgt in den VAE nach Stoffklassen. Zwischen Basischemikalien, Spezialchemie, Pestiziden und Vorläuferstoffen bestehen unterschiedliche Anforderungen an Registrierung, Transport und Lagerung. Auch die Standorte unterscheiden sich deutlich: Während Abu Dhabi durch industrielle Cluster wie Ruwais eine hohe Dichte an Produktionsanlagen aufweist, ist Dubai stärker auf Handel, Logistik und Distribution ausgerichtet.

    Die Regulierung unterscheidet zudem zwischen dem Festland ("Mainland") und den Freihandelszonen. Auf dem Mainland sind Genehmigungsprozesse komplexer, bieten aber direkten Zugang zum Binnenmarkt. Freizonen erleichtern dagegen Investitionen durch geringere Kapitalvorgaben und vereinfachte Zollprozesse, unterliegen jedoch eigenen Aufsichtssystemen.

    Für ausländische Anbieter empfiehlt sich, frühzeitig zu prüfen, welche Stoffe registrierungspflichtig sind und welche Nachweise – etwa Sicherheitsdatenblätter oder Herkunftszertifikate – erforderlich sind. Eine Zusammenarbeit mit lokalen Compliance-Beratern oder internationalen Kanzleien mit Spezialisierung auf Chemikalienrecht kann den Prozess deutlich beschleunigen.

    Ein Produktionsstart in einer Freihandelszone bietet häufig Vorteile: Die administrative Abwicklung erfolgt zentralisiert, Genehmigungen werden digital bearbeitet und Investitionsschutzabkommen gelten unmittelbar. Unternehmen sollten jedoch regelmäßig prüfen, ob sich rechtliche Änderungen ergeben. Sowohl MOCCAE als auch MoIAT aktualisieren ihre Richtlinien und Onlineportale mehrfach pro Jahr.

    Hinweis: Aktuelle Richtlinien, Registrierungsformulare und digitale Antragsportale sind auf den Websites von MOCCAE, MoIAT und MoHAP abrufbar.

    Erfolg brauch Vorbereitung

    Trotz der attraktiven Rahmenbedingungen bleibt der Markteintritt anspruchsvoll. Die Regulierung ist vielschichtig und unterschiedlich zwischen den Emiraten ausgestaltet. Chemikalien unterliegen strengen Sicherheits-, Umwelt- und Zulassungsanforderungen, die vom Ministry of Climate Change and Environment (MOCCAE) und dem MOIAT überwacht werden.

    Zudem ist die Projektvergabe stark zentralisiert, betonen Experten des Marktforschungsunternehmen MEED. Großprojekte werden in der Regel über ADNOC und deren Tochtergesellschaften gesteuert, während kleinere Ausschreibungen dezentral erfolgen. Die Preisbildung ist nicht immer transparent, was insbesondere für Neueinsteiger eine Herausforderung darstellt. In Teilsegmenten – etwa Bauchemie oder Lacke – herrscht intensiver Wettbewerb durch asiatische Anbieter.

    Auch der Fachkräftemangel bleibt ein Thema. Qualifizierte Chemie-, Prozess- und Sicherheitstechniker sind knapp, weshalb viele Unternehmen Kooperationen mit lokalen Hochschulen eingehen oder eigenes Training anbieten.

    Ein erfolgreicher Markteintritt setzt daher gründliche Vorbereitung, lokale Präsenz und partnerschaftliche Netzwerke voraus. Projekte lassen sich am besten über Free-Zone-Strukturen, erfahrene lokale Agenten und institutionelle Kontakte anstoßen.

    Tipps für den Markteinstieg

    • Lokalen Partner wählen: Kooperationen mit etablierten Distributoren oder Joint-Ventures mit ADNOC-Tochtergesellschaften sind der effizienteste Weg.
    • Freizonen nutzen: KIZAD und Jebel Ali bieten steuerliche Vorteile und erleichtern die Kapitalrückführung.
    • Referenzprojekte vorweisen: Besonders im Anlagen- und Spezialchemiebereich erwarten Auftraggeber Nachweise für Technologie- und Umweltkompetenz.

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Heena Nazir | Dubai

  • BezeichnungAnmerkungen
    Germany Trade & Invest (GTAI)Informationsplattform der deutschen Außenwirtschaftsförderung
    Deutsch-Emiratische Industrie- und Handelskammer (AHK)Ansprechpartner für deutsche Unternehmen und Delegationen in den VAE
    Gulf Petrochemicals & Chemicals Association (GPCA)Branchenverband der Chemie- und Petrochemieindustrie im Golfraum
    Khalifa Industrial Zone Abu Dhabi (KIZAD)Freihandelszone in Abu Dhabi; bietet Infrastruktur und Logistik für Chemieunternehmen
    Jebel Ali Free Zone (JAFZA)Größte Freihandelszone der VAE; Standort vieler Chemie- und Logistikfirmen
    Emirates Conformity Assessment Scheme (ECAS)Nationale Normungsstelle der VAE für Qualitäts- und Sicherheitsstandards
    GCC Standardization Organization (GSO)Regionales Gremium zur Vereinheitlichung von Standards im Golfkooperationsrat

    Von Heena Nazir | Dubai

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