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Special Vereinigte Arabische Emirate Wasserstoff

Blauer Wasserstoff als Sprungbrett für grüne Lösungen?

Die VAE nutzen ihre Energieinfrastruktur, um blauen Wasserstoff als Brücke zu nachhaltiger Energie und Exportchance zu etablieren.

Von Heena Nazir | Dubai

Blauer Wasserstoff gewinnt für die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) zunehmend an Bedeutung. Im März 2022 unterzeichnete Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bei einer Delegationsreise mit den emiratischen Partnern in Abu Dhabi eine Vereinbarung für eine erste Testlieferung von Wasserstoff. Die staatliche Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) lieferte dem Kupferproduzenten Aurubis in Hamburg blauen Ammoniak, der als effizienter Wasserstoffträger gilt.

Der Markt für blauen Wasserstoff in den VAE wächst. Dieser aus Erdgas gewonnene Wasserstoff ist in der Herstellung kostengünstiger als die grüne Variante aus erneuerbaren Energien. Blauer Wasserstoff weist eine schlechtere Ökobilanz auf, da seine Gewinnung an die Nutzung fossiler Brennstoffe gebunden ist. Dennoch gilt er als effiziente und kostengünstigere Übergangslösung auf dem Weg zu nachhaltigeren Energiequellen.

Lage und Infrastruktur bieten viele Vorteile

Die Rolle als bedeutender Öl- und Erdgasproduzent vermittelt den VAE einen signifikanten Vorteil bei der Produktion von blauem Wasserstoff. Die Infrastruktur für die Förderung, Verarbeitung und den Transport von Erdgas gilt als hochentwickelt und führt zu erheblichen Kostenvorteilen gegenüber anderen Ländern.

Zusätzlich profitieren die Emirate von ihrer günstigen geografischen Lage an der Handelsroute zwischen wichtigen europäischen und asiatischen Märkten. Dies schafft eine gute Basis, um sich als Exporteur von blauem Wasserstoff zu etablieren.

Eine der größten Herausforderungen bei der Produktion von blauem Wasserstoff ist die Speicherung des dabei entstehenden CO. Die VAE verfügen über erhebliche CO-Speicherkapazitäten, insbesondere in erschöpften Öl- und Gasfeldern. Die Möglichkeit, das produzierte CO für Enhanced Oil Recovery (EOR) zu nutzen, bietet zusätzliche Möglichkeiten bei der Produktion von blauem Wasserstoff. Ziel von EOR ist es, die Ausbeute bestehender Erdöllagerstätten zu erhöhen. Das Pumpen von Gas in die Lagerstätte führt zu einem höheren Druck und damit einer höheren Ausbeute.

ADNOC und Fertiglobe wollen in Ruwais blauen Wasserstoff herstellen

Die Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) und Fertiglobe kündigten ein gemeinsames Projekt zur Herstellung von blauem Ammoniak in Ruwais an. Die Anlage wird eine Kapazität von bis zu 1 Million Tonnen pro Jahr erreichen. Das Projekt befindet sich im Planungsstadium. Die Fertigstellung ist für 2025 geplant. Der Standort in Ruwais bietet Zugang zum bedeutendsten Chemikalienhub des Landes und ermöglicht damit Synergieeffekte mit der bestehenden Infrastruktur.

Die strategische Partnerschaft zwischen Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC), British Petroleum (BP) und der Abu Dhabi Future Energy Company (Masdar) konzentriert sich auf drei Schlüsselbereiche: 

Erstens planen die Unternehmen ein Projekt zur Herstellung von blauem Wasserstoff in Abu Dhabi. Mit einem Budget von 1 Milliarde US$ umfasst es die Errichtung von Verarbeitungs-, Lager- und Verteilungseinheiten sowie die Installation von Wasserstoffkompressoren und den Bau zugehöriger Einrichtungen. Zweitens sollen dekarbonisierte Luftkorridore zwischen dem Vereinigten Königreich und den VAE etabliert werden. Drittens wollen die Partner nachhaltige Energielösungen für Städte und zur Dekarbonisierung der Öl- und Gasbetriebe in Abu Dhabi entwickeln. Hierzu gehört die Entwicklung von Carbon Capture Use and Storage (CCUS).

Produktion setzt stabile Nachfrage voraus

Die Notwendigkeit von Abnahmeverträgen (Offtake Agreements) für blauen Wasserstoff gilt als kritischer Faktor. Da die Herstellung von blauem Wasserstoff trotz der Kostenvorteile teuer ist, sind solche Verträge entscheidend, um Investitionen abzusichern und den Markt zu stabilisieren. In Saudi-Arabien zeigte sich beispielsweise, dass Projekte ohne die Bereitschaft der Abnehmer, Abnahmeverträge zu den entsprechenden Preisen schließen, ins Stocken geraten können.

Die VAE dürften mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert werden. In welchem Umfang sie Gasreserven erfolgreich zur Herstellung von blauem Wasserstoff nutzen können, hängt von der Nachfrage ab. Ohne eine stabile Nachfrage in den Abnehmerländern wird es für die VAE schwierig, die notwendigen Projekte voranzutreiben.

Für die VAE ist es wichtig, in die technologische Entwicklung und Produktionskapazitäten zu investieren. Aber auch diplomatische und kommerzielle Bemühungen um Abnehmer für den blauen Wasserstoff bleiben bedeutsam, um eine nachhaltige Position am Markt aufzubauen.

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