Special Vereinigte Arabische Emirate Wasserstoff
VAE planen ein Wasserstoffnetz für Industrie und Export
Die VAE bauen ein landesweites Pipelinenetz auf. Das Vorhaben soll die Infrastruktur für den Absatz und Export von Wasserstoff massiv stärken.
07.05.2025
Von Heena Nazir | Dubai
Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) wollen sich als führender Exporteur in der globalen Wasserstoffwirtschaft positionieren. Dafür setzen sie auf den gezielten Ausbau eines nationalen Pipelinenetzes, das die Produktionsstandorte mit industriellen Abnehmern und Exporthäfen verbinden soll. Der Ausbau der Infrastruktur bietet internationalen Technologieanbietern gute Geschäftschancen – etwa beim Netzbau, bei der Systemintegration oder in der Logistik.
Ein Wasserstoffnetz für Industrie und Export
Bis 2040 planen die Emirate ein 2.200 Kilometer langes Wasserstoffnetz. Rund die Hälfte dieser Strecke entsteht neu, der Rest ergibt sich durch die Umwidmung bestehender Erdgasleitungen. Geplant ist ein duales System mit zwei Hauptachsen: Die erste verläuft entlang der Küste und verbindet zentrale Industrie- und Hafenstandorte wie Ruwais, Mussafah, KEZAD, Jebel Ali und Khor Fakkan. Dort konzentrieren sich große Raffinerien und Exportterminals, die vor allem blauen Wasserstoff bereitstellen oder verschiffen.
Die zweite Route führt durch das Landesinnere und erschließt sonnenreiche Regionen wie Al Dhafra. Diese eignen sich besonders für die Erzeugung von grünem Wasserstoff mittels Photovoltaik. Durch die Anbindung an das Küstennetz entsteht eine flächendeckende Versorgungsstruktur, die unterschiedliche Produktionsquellen zusammenführt und gleichzeitig Industrie- und Exportanwendungen abdeckt.
Der Ausbau erfolgt in drei Stufen. In der ersten Phase entstehen bis 2030 erste Pilotstrecken von rund 100 Kilometern Länge zwischen bestehenden Hubs. Anschließend soll bis 2035 ein durchgehender Korridor von West nach Ost entstehen. Der Vollausbau bis 2040 soll das Netz auf die geplanten 2.200 Kilometer vervollständigen. Während die erste Etappe hauptsächlich auf die Umrüstung bestehender Infrastruktur setzt, erfordern spätere Abschnitte, vor allem im Osten, umfangreiche Neubauten.
Der geplante Wasserstoff-Backbone ist eng an die nationale Wasserstoffstrategie der VAE gekoppelt. Diese verfolgt ehrgeizige Ziele: Bis 2031 sollen jährlich 1,4 Millionen Tonnen Wasserstoff erzeugt werden, davon 1 Million Tonnen grüner und 0,4 Millionen Tonnen blauer Wasserstoff. Bis 2050 soll die Produktionsmenge auf 15 Millionen Tonnen steigen. Ziel ist es, fossile Energieträger in Industrie und Verkehr sukzessive zu ersetzen.
Rahmenbedingungen, Technik und Finanzierung im Fokus
Die Gesamtverantwortung für das Projekt liegt beim Ministerium für Energie und Infrastruktur. In Abu Dhabi hat das Department of Energy bereits ein regulatorisches Konzept entwickelt, das Wasserstoffpipelines als reguliertes Monopol behandelt, ähnlich wie bei Strom- und Gasnetzen. Dies soll für faire Marktbedingungen sorgen und private Beteiligung erleichtern.
Die technische Planung sieht vor, gasförmigen Wasserstoff bei mittlerem bis hohem Druck zu transportieren. Bestehende Leitungen werden auf ihre Eignung geprüft und bei Bedarf mit neuen Dichtungen oder Materialien nachgerüstet. Neubauten sollen von Beginn an auf Wasserstoff ausgelegt sein. Dabei kommen moderne Werkstoffe, digitale Überwachungssysteme und Sicherheitsvorkehrungen zum Einsatz.
Parallel entwickelt die Regierung Zertifizierungssysteme zur Messung der CO₂-Intensität des erzeugten Wasserstoffs. Diese Systeme sind Voraussetzung, um international als klimafreundlicher Anbieter anerkannt zu werden. Ein Regelwerk soll Investoren Planungssicherheit geben und Standards für Transport, Lagerung und Abnahme festlegen.
Die Finanzierung stützt sich auf einen Mix aus öffentlichen Mitteln, internationalen Partnerschaften und privaten Investitionen. Infrastrukturfonds, grüne Anleihen und öffentlich-private Partnerschaften bilden dabei die Basis. Als Vorbild gilt die Beteiligung privater Investoren am bestehenden Gasnetz des Staatskonzerns ADNOC, die rund 10 Milliarden US-Dollar einbrachte. Ein ähnliches Modell ist für den Wasserstoffbereich angedacht.
Federführend bei der technischen Umsetzung dürfte ADNOC sein, insbesondere bei der Umrüstung von Pipelines. Weitere Schlüsselakteure sind Masdar, TAQA und DEWA, die bereits eigene Projekte in die Infrastrukturplanung integrieren.
Exportpotenzial und Chancen für Industriepartner
Das geplante Wasserstoffnetz soll nicht nur die inländische Versorgung sichern, sondern auch den Export klimafreundlicher Energieträger ermöglichen. Perspektivisch lassen sich über das Netzwerk auch Verbindungen zu Infrastrukturen in Oman oder Saudi-Arabien schaffen, um regionale Lieferketten aufzubauen.
Auch lokale Industrien sollen von dem Netz profitieren. Energieintensive Sektoren wie Stahl, Aluminium und Zement sollen künftig mit Wasserstoff versorgt werden, um ihre Produktion klimaneutral aufzustellen.
Die Pipelineinitiative soll das Rückgrat einer wachsenden Wasserstoffwirtschaft bilden, die auf Technologieoffenheit, internationale Zusammenarbeit und langfristige Marktintegration setzt. Internationale Partner – etwa aus Deutschland, Japan oder Südkorea – können sich über langfristige Lieferverträge, Technologieexporte oder Planungsleistungen einbringen.