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Wirtschaftsausblick | Zypern

Zypern wächst moderat und investiert in Energie

Die Wirtschaft Zyperns soll 2026 weiter überdurchschnittlich im EU-Vergleich wachsen. Fördermittel aus dem EU-Aufbaufonds und privater Verbrauch beleben die Konjunktur.

Von Michaela Balis | Nikosia

Top Thema: Zypern übernimmt EU-Präsidentschaft

Zypern übernimmt am 1. Januar 2026 die EU-Ratspräsidentschaft. Für das 1. Halbjahr 2026 legt der Inselstaat den Schwerpunkt auf folgende wirtschaftsrelevante Themen:

  • Bürokratieabbau für kleine und mittlere Unternehmen sowie Landwirte,
  • Förderung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit,
  • Stärkung der Industrie durch Anpassung der Regeln für staatliche Beihilfen im Einklang mit der grünen Transformation,
  • Energiesicherheit, unter anderem durch den Ausbau erneuerbarer Energien,
  • Nachhaltige Wasserbewirtschaftungsstrategie,
  • integrierte Transportnetze,
  • Digital- und Telekommunikationsinfrastruktur.

Ungelöster Zypernkonflikt

Der Zypernkonflikt bleibt ungelöst. Seit 1974 ist der Norden der Insel von der Türkei besetzt: eine Situation, die bis heute fortbesteht. Im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft soll dieses Thema erneut auf die Agenda kommen, denn Zypern ist das einzige Mitgliedsland der Europäischen Union, das weiterhin geteilt ist. Die Economist Intelligence Unit schätzt die Wahrscheinlichkeit einer Lösung des Konflikts auf lediglich 20 Prozent. Unterdessen bemühen sich die Vereinten Nationen um eine neue Verhandlungsrunde zwischen Zypern und der Türkei. Doch das Verhältnis zur Türkei bleibt angespannt.

Wirtschaftsentwicklung: Wachstum verlangsamt sich – neue Impulse durch Lohnerhöhungen

Laut der EU-Kommission liegt Zypern 2026 mit einem prognostizierten Wachstum von 2,6 Prozent weit über dem EU-Durchschnitt von 1,4 Prozent, erreicht jedoch nicht das Niveau von 2025. Mit dem Auslaufen des EU-Aufbaufonds 2026 fehlen zusätzliche Fördermittel. Bisher stützte sich das Wirtschaftswachstum des Inselstaats vor allem auf privaten Konsum und EU-Zuschüsse. Dass der private Verbrauch 2026 zulegt, ist auf eine Erhöhung der Gehälter zurückzuführen. Ab nächstem Jahr steigen diese nämlich um einen Betrag, der 80 Prozent der Inflation ausgleicht. Aktuell wird sie auf 1,5 Prozent geschätzt. Zudem hat das Arbeitsministerium angekündigt, den Mindestlohn ab 2026 um bis zu 10 Prozent auf rund 1.100 Euro pro Monat anzuheben. 

Auch der Tourismus leistet einen wichtigen Beitrag zum Wirtschaftswachstum. In den ersten acht Monaten des Jahres 2025 erzielte die Branche Einnahmen von rund 2,5 Milliarden Euro. Das entspricht einem Plus von etwa 16,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, wie Economist Intelligence Unit berichtet.



Zahlreiche ausländische Unternehmen, darunter aus Russland, Israel und dem Libanon, haben sich auf der Insel angesiedelt. Zwölf deutsche Unternehmer aus den Branchen Hightech, Schifffahrt und Biotechnologie haben zwischen 2022 und 2025 investiert, berichtet Business in Cyprus.

Gasvorkommen "Kronos" und "Aphrodite“ für Europas Märkte

Zypern möchte bis 2027 mit dem Export von Erdgas starten. Grundlage dieser optimistischen Prognose des Energieministers sind Vorkommen im Förderblock "Kronos". Die Förderrechte liegen bei einem Konsortium aus dem italienischen Energiekonzern Eni und der französischen Energiegesellschaft TotalEnergies. Das Gas soll nach Ägypten geliefert, dort verflüssigt und anschließend per Schiff auf die europäischen Märkte gebracht werden.

Dies trifft ebenso auf die Erdgasreserven im Block "Aphrodite" zu. Über die Förderrechte verfügt ein Konsortium, das aus der US-amerikanischen Erdölgesellschaft Chevron, der israelischen NewMed Energy und dem britischen Erdölkonzern Shell besteht.

Erdölimporte sorgen für steigendes Handelsvolumen

Die Gesamtimporte Zyperns sind in den ersten neun Monaten im Vergleich zur Vorjahresperiode um rund 2 Prozent gestiegen, vor allem wegen höherer Einfuhren von Erdöl und Erdölprodukten. Die Gesamtexporte hingegen gingen um knapp 7 Prozent zurück, was vor allem am Einbruch im Bootsbau lag, der die starke Zunahme der Erdölexporte um 86 Prozent nicht ausgleichen konnte. Sowohl Boote als auch Erdölprodukte werden im Inland weiterverarbeitet und anschließend wieder exportiert. Die Entwicklung hängt daher stark von externen Faktoren ab.

Griechenland bleibt wichtigster Handelspartner Zyperns, gefolgt von Libyen und China. Libyen ist vorgerückt, weil Zypern große Mengen Erdölprodukte dorthin exportiert. Deutschland belegt Platz 6. Zu den wichtigsten Exportgütern Zyperns gehören Erdölprodukte, Transportausrüstung, Arzneimittel und der bekannte Halloumi-Käse. Bei den Importen dominieren ebenfalls Erdölprodukte sowie Pharmaerzeugnisse, Autos und Maschinen.

Deutsche Perspektive: Zypern baut Energiemarkt um

Die Reform des Strommarktes und der Ausbau erneuerbarer Energien eröffnen attraktive Perspektiven für deutsche Unternehmen. "Die zyprische Energiebranche befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel: Neben neuen Offshore-Gasfunden und geplanten Exporten nach Europa rückt der Ausbau der Erdgasinfrastruktur und der erneuerbaren Energien ins Zentrum der Energiepolitik", sagt Christian Gihr, Präsident der Cyprus Germany Business Association. Zypern will bis 2030 etwa ein Drittel seines Stroms aus erneuerbaren Energiequellen erzeugen, ausgehend von 24,5 Prozent im Jahr 2024. "Dafür werden massive Investitionen in Netzausbau, Speicher und Effizienz benötigt", so Gihr. "Für deutsche Unternehmen ergeben sich Chancen bei Photovoltaik, Energiespeichern, Wasserstofflösungen sowie der energetischen Sanierung von Gewerbe- und Hotelimmobilien."

Seit dem 1. Oktober 2025 ist der zyprische Strommarkt nach dem europäischen "Target Model" organisiert. Damit wurden Termin-, Spot- und Intraday-Märkte eingeführt, die für mehr Transparenz und Wettbewerb sorgen. Dennoch bleibt der staatliche Stromversorger EAC (Electricity Authority of Cyprus) vorerst der einzige Erzeuger fossiler Energie. Im Bereich der erneuerbaren Energien sind hingegen drei Anbieter aktiv, ein klares Signal für den Wandel hin zu einer nachhaltigen Energieversorgung. 

Die zyprischen Importe aus Deutschland gingen in den ersten neun Monaten 2025 um rund 16,5 Prozent zurück. Eine Ausnahme bildet die Pharmabranche mit einem Plus von etwa 25 Prozent. Dagegen sanken die Einfuhren elektrischer Maschinen um 16 Prozent, die von Kraftfahrzeugen sogar um 21 Prozent. Bei Maschinenimporten liegt inzwischen China vorn. Deutsche Autos bleiben jedoch die bevorzugte Wahl

Alle wichtigen Kennzahlen zur wirtschaftlichen Entwicklung finden Sie in unseren Wirtschaftsdaten kompakt Zypern. Im überarbeiteten Design können Sie Indikatoren nun auch länderübergreifend vergleichen.

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