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Marktchancen

Solarstrom entwickelt sich zum günstigsten Energieträger im Netz. Steigender Strombedarf führt zu einer erhöhten Ausbaugeschwindigkeit. Dazu tragen auch Wasserstoffprojekte bei.


Von Heiko Stumpf | Sydney

Solarkraft soll alternde Kohlekraftwerke ersetzen

Für Freiflächenanlagen (Photovoltaik, PV) stehen die Zeichen auf Wachstum. Im Jahr 2021 wurden in diesem Segment rund 1,7 Gigawatt neu installiert. "Der Regierungswechsel 2022 führt zu ehrgeizigeren Klimaschutzzielen und hohen Investitionen in den Netzausbau, das Marktumfeld verbessert sich dadurch spürbar", sagt Professorin Renate Egan vom Australia PV Institute im Gespräch mit GTAI.

"Landesweit gibt es bereits eine beeindruckende Projektpipeline für große Solarfarmen", so Egan. Als Wachstumstreiber erweisen sich dabei insbesondere strukturelle Veränderungen im Stromnetz der Ostküste, dem National Electricity Market (NEM).

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Infolge der voranschreitenden Elektrifizierung wird sich der Strombedarf nach Prognosen des Australian Energy Market Operator (AEMO) bis 2050 verdreifachen und rund 320 Terawattstunden erreichen. Gleichzeitig vollzieht sich im NEM ein marktgetriebener Kohleausstieg.

Ein Großteil der im NEM installierten Kohlekapazitäten von 23 Gigawatt ist bereits über 30 Jahre alt. Da der Betrieb zunehmend unwirtschaftlich wird, wollen die Betreiber die Abschaltung der Kohlemeiler zeitlich vorziehen. Nach Schätzungen von AEMO könnten bis 2030 bereits 14 Gigawatt vom Netz gehen.

Um die schwindende Kohlekraft zu ersetzen, müssen nach Prognosen von AEMO bis 2030 neue Wind- und Solarfarmen mit einer Leistung von etwa 32 Gigawatt entstehen.

PV-Großanlagen punkten mit steigender Wettbewerbsfähigkeit

Nach Berechnungen des staatlichen Forschungsinstituts Commonwealth Scientific and Industrial Research Council (CSIRO) entwickelt sich Solarstrom aus PV-Anlagen in den kommenden Jahren zur günstigsten Energiequelle in Australien. Die Stromgestehungskosten sollen bis 2040 um 33 Prozent bis 52 Prozent sinken. Bei Onshore-Windkraft fällt der Rückgang deutlich geringer aus (maximal 25 Prozent).

Die installierten PV-Kapazitäten im NEM (ohne PV-Dachanlagen) liegen bei etwa 5,9 Gigawatt (Stand August 2022). Nach dem von AEMO als wahrscheinlich angenommen Step-Change Szenario, welches auch den energiepolitischen Zielvorgaben der Regierung entspricht, könnte es bis 2030 einen Anstieg auf rund 13,6 Gigawatt geben. Bis 2040 wird ein weiterer Ausbau auf etwa 32 Gigawatt erwartet.

Ein großes Interesse seitens der Projektentwickler ist bereits vorhanden. Allein im NEM befinden sich derzeit 405 Solarfarmen mit einer geplanten Gesamtleistung von rund 43 Gigawatt in Planung.

Entstehende Wasserstoffwirtschaft bietet gigantische Chancen

Das größte Marktpotenzial für Freiflächenanlagen eröffnet sich durch den Aufbau einer grünen Wasserstoffindustrie. In den kommenden zwei Jahrzehnten will sich Australien zu einem weltweiten Großexporteur für den Energieträger der Zukunft entwickeln. Landesweit befinden sich mehr als 80 Projekte in Planung, mit einer geplanten Elektrolyseleistung von über 90 Gigawatt. Zur Gewinnung von grünem Strom setzen die Entwickler neben Windkraft auch auf einen hohen Solaranteil.

Nach einem von AEMO entwickelten Szenario, welches den Aufstieg Australiens zu einer Hydrogen Superpower simuliert, könnten die PV-Freiflächenanlagen im NEM bis 2050 eine installierte Gesamtleistung von etwa 278 Gigawatt erreichen. Hinzu kommen zahlreiche Projekte in den Bundesstaaten, die nicht in den NEM integriert sind.

Dazu zählt der auf den Export von Grünwasserstoff ausgerichtete Asian Renewable Energy Hub (Western Australia) mit einer geplanten Solarkapazität von 2 Gigawatt. Ein weiteres Megavorhaben mit Exportausrichtung ist das Sun Cable Project im Northern Territory. Dieses umfasst eine 20 Gigawatt Solarfarm, welche Strom über ein Unterseekabel nach Singapur liefern soll.

Im Off-Grid Bereich sorgt insbesondere die Bergbauindustrie für eine steigende Anzahl an Projekten. Große Minenkonzerne setzen sich ehrgeizige Klimaschutzziele. Der Eisenerzproduzent Fortescue Metals will bereits 2040 klimaneutral sein. Um Dieselgeneratoren durch saubere Quellen zu ersetzen, entsteht in der Pilbara-Region (Western Australia) der Uaroo Renewable Energy Hub mit einer Leistung von 5,4 Gigawatt (davon 3,3 Gigawatt Solar). Auch Rio Tinto will in Australien mehrere Gigawatt an erneuerbaren Erzeugungskapazitäten schaffen.


Solarprojekte in Australien (nur PV, Auswahl)

Projektbezeichnung, Standort

Leistung (MW)

Unternehmen

Status

Investitionsvolumen
(in Mio. US$) *)

Wandoona Solar Farm, New South Wales

650

FRV Services Australia

Planung

488

Goulburn River Solar Farm, New South Wales

550

Lightsource Development Services Australia

Planung

526

Smoky Creek Solar Farm, Queensland

540

Edify Energy

Planung

413

Yarrabee Solar Power Project, New South Wales

450

Origin Energy

Planung

902

West Mokoan Solar Farm Hub, Victoria

400

Lightsource Australia SPV 1 Pty Ltd

Planung

164

Stubbo Solar Farm, New South Wales

400

UPC/AC Renewables Australia Pty Ltd

Planung

314

Sundown Solar Farm, New South Wales

360

CWP Renewables Pty Ltd

Planung

342

Walla Walla Solar Farm (PV), NSW

300

FRV Australia (Walla Walla Asset Co Pty Ltd)

Planung

222

Oxley Solar Farm, New South Wales

300

Oxley Solar Development Pty Ltd

Planung

323

Rodds Bay Solar Farm, Queensland

300

RBSF NewCo Pty Ltd

Planung

263

*) umgerechnet anhand des Jahresdurchschnittskurses 2021: 1$A=0,7514 US$Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

Ein Drittel der Haushalte hat eine Solaranlage auf dem Dach

Der Zubau von PV-Dachanlagen (bis 100 Kilowatt) erlebte 2021 mit 3,2 Gigawatt einen neuen Rekord (2020: 3,0 Gigawatt). Module auf privaten Hausdächern machten dabei rund 1,7 Gigawatt aus (Anteil von rund 54 Prozent). 

Aufgrund der hohen Sonneneinstrahlung weist Australien eine sehr hohe Solardichte auf. Landesweit sind rund 33 Prozent der Einfamilienhäuser mit einer PV-Anlage ausgestattet. Die durchschnittliche Größe neu installierter Anlagen lag 2021 bei 8,8 Kilowatt.

Zuletzt kühlte sich die Marktdynamik etwas ab. Nach Prognosen des Clean Energy Regulator (CER) dürfte die neu installierte Gesamtleistung von PV-Dachanlagen im Jahr 2022 nur noch rund 2,3 Gigawatt erreichen. Längerfristig soll sich die jährliche Zubaurate aber weiterhin auf einem hohen Niveau bewegen.

Nach Erwartung von AEMO dürften im NEM bis 2030 jährlich durchschnittlich rund 2,2 Gigawatt neu installiert werden. Im größten Stromnetz an der Westküste, dem South-West Integrated System (SWIS), werden PV-Dachanlagen schon bald zum wichtigsten Energieträger. Bis 2030 soll die auf Dächern installierte PV-Leistung von derzeit knapp über 2 Gigawatt auf rund 4,5 Gigawatt ansteigen.

Landesweit hohes Potenzial besteht für PV-Anlagen auf gewerblichen und industriellen Dächern. Hier ist die Marktdurchdringung noch deutlich geringer als bei Wohnhäusern und dürfte nur bei rund 5 Prozent liegen. Zudem erhöhen steigende Strompreise die Nachfrage nach selbst erzeugtem Solarstrom. Die bislang größte Investition Australiens tätigt der Moorebank Logistics Park im Norden von Sydney. Dort werden bis 2025 rund 60 Megwatt auf den Dächern installiert.

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