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Branchen | Portugal | Solarenergie

Marktorganisation und der Solarsektor

Portugal und Spanien bilden einen gemeinsamen Energiemarkt. Der Trend geht zu einer intensiveren Vernetzung mit weiteren Ländern.

Von Oliver Idem | Madrid

Weiterer Ausbau der internationalen Verbindungen angestrebt

Der Energie- und Klimaplan PNEC 2030 zielt auch auf den Ausbau der internationalen Verbindungen ab. Portugal und Spanien bilden bereits den iberischen Markt MIBEL, an den auch Frankreich angeschlossen ist.

Dieser Verbund hat nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs an Bedeutung gewonnen. Als Maßnahme gegen steigende Energiepreise vereinbarten Spanien und Portugal die zeitlich befristete "iberische Ausnahme" mit der Europäischen Union. Damit konnten die Kosten der Stromerzeugung aus Gas gesenkt werden. Wenn Gas zur Stromerzeugung verwendet wird, gilt ein günstigerer Preis als bei einer Nutzung für andere Zwecke.

Dieser Strom aus Gas stabilisierte die Versorgung in Portugal, Spanien und auch Frankreich insbesondere im Sommer 2022. Eine geringere Produktion von Strom aus erneuerbaren Energien auf der iberischen Halbinsel sowie Kernenergie in Frankreich konnte durch den spanischen Strom aus Gas aufgefangen werden.

Ein anderes Vorhaben ist aus portugiesischer Sicht noch Zukunftsmusik: Das Medgrid-Projekt für eine Unterseeleitung nach Marokko kommt eher langsam voran. Diese Verbindung wurde 2011 auf die Agenda gesetzt, um Strom aus erneuerbaren Energien nach Portugal zu liefern. Der nächste geplante Schritt ist eine Machbarkeitsstudie. Marokko verfügt bereits über Verbindungen mit Spanien und Algerien.

Portugal wird an die geplante Wasserstoffpipeline H2med über Spanien nach Frankreich angeschlossen. Durch die Erzeugung von grünem Wasserstoff für den Export kann das Projekt Impulse für den Ausbau der Solar- und Windenergie in Portugal geben.

Für das Teilstück zwischen Celorico da Beira (Portugal) und Zamora (Spanien) werden die nationalen Übertragungsnetzbetreiber den Bau und den Betrieb der Pipeline organisieren.

Der portugiesische Übertragungsnetzbetreiber REN befand sich früher im Staatsbesitz und gehört heute einer Reihe von inländischen und internationalen Investoren. 

Stromproduktion für Eigenbedarf, Einspeisung und Verkauf möglich

Unternehmen können sowohl Solarstrom zum Eigenverbrauch produzieren als auch zur Einspeisung ins Stromnetz. Außerdem ist es Erzeugern möglich, Stromabnahmeverträge (power purchasing agreements, PPA) mit Direktabnehmern oder Distributionspartnern abzuschließen.

Seit 2019 nutzt die portugiesische Regierung das Instrument staatlicher Auktionen, um den Ausbau der Solarenergie zu fördern. Diese geben auch Impulse, um die  Technologien zu verbreiten. Im Sommer 2020 galt das für Speichertechnik. Die Auktion von April 2022 sorgte für einen Anschub bei schwimmenden Fotovoltaikanlagen.

Im April 2022 wurden insgesamt 183 Megawatt Kapazität zugeteilt. Das entsprach 86 Prozent der möglichen Höchstmenge. Die 70 Megawatt von EDP Renewables sowie die 33 Megawatt von Voltalia Portugal fallen unter das System des Differenzvertrags. Dabei legt der Staat für jedes Los einen Referenzpreis fest und Unternehmen bieten in Form eines prozentualen Abschlags auf diesen Preis.

EDP Renewables bot einen so hohen Abschlag, dass das Unternehmen sogar 4,13 Euro pro Megawattstunde zahlt, anstatt eine Vergütung zu erhalten. Da sich EDP für 30 Jahre eine Konzession sicherte und der vereinbarte Preis für 15 Jahre gilt, kann das Unternehmen nach 15 Jahren seinen Strom anderweitig verkaufen. Diese strategische Option in Verbindung mit einem gesicherten Netzanschluss war EDP offenbar die 15 Jahre mit negativer Vergütung wert.

Die übrigen 80 Megawatt der Auktion von April 2022 verteilten sich auf die Unternehmen Endesa Generación Portugal (42) und Finerge (38) und fallen unter das Schema des Ausgleichs für das Stromsystem. Aus diesen Projekten wird der Strom in das nationale Stromnetz eingespeist. Die Unternehmen zahlen dabei eine Vergütung an den Netzbetreiber und verkaufen ihren Strom entweder auf dem Spotmarkt oder über Stromabnahmeverträge (power purchase agreement) an Kunden.

Bei der Solarauktion von August 2020 konnten Teilnehmer in drei Kategorien bieten. Von insgesamt 670 Megawatt wurden 483 Megawatt für Projekte zugeteilt, bei denen PV-Anlagen mit Speicherkapazitäten kombiniert werden. 

Weitere 177 Megawatt fielen auf die Kategorie des Ausgleichs für das Stromsystem.

Auf den Festpreis als dritte Option entfiel nur ein Mindestkontingent von 10 Megawatt, wobei die Vergütung mit 11,14 Euro pro MWh im weltweiten Vergleich niedrig ausfiel.

Energiearmut ist keine Seltenheit in Portugal

In Portugal treffen relativ geringe Einkommen, verhältnismäßig hohe Energiepreise und vielfach schlecht isolierte Gebäude zusammen. Entsprechend fällt es vielen Menschen schwer, die Kosten für eine ausreichende Energieversorgung aufzubringen.

Die Regulierungsbehörde DGEG informiert über diese Herausforderung und informiert zu staatlicher Unterstützung zur Bekämpfung des Problems. Energiearmut betraf im Jahr 2020 laut Eurostat 19 Prozent der portugiesischen Bevölkerung.

In Portugal existiert ein ermäßigter Sozialtarif, um Bedürftigen die Stromversorgung zu erleichtern. Darüber hinaus wurden im Jahr 2022 wegen der hohen Energiekosten mehrere zusätzliche Hilfspakete auf den Weg gebracht. Die DGEG bietet in ihrem Internetauftritt weitere Statistiken zu Strompreisen, Brennstoffkosten und Importen an. 

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