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Foxconn steigt in E-Mobilität ein

Taiwan ist auf der Suche nach einer neuen Wachstumsbranche. In den vergangenen Monaten ist dabei Bewegung in die Entwicklung von Elektroautos gekommen.

Von Alexander Hirschle | Taipei

Taiwanische Firmen beliefern bereits heute zahlreiche Hersteller von Elektrofahrzeugen (EV, Electric Vehicles) rund um den Globus. Die Insel verfügt über eine fast vollständige Lieferkette in diesem Zukunftssektor – nur die Krönung fehlt noch: ein eigenes Modell. Doch das soll sich nun ändern. In der lokalen Presse überschlagen sich Meldungen über neue Projekte und Kooperationen fast im Tagesrhythmus, Taiwan soll zu einem neuen „Powerhouse“ der Branche avancieren – so die Hoffnung. Dabei steht der Elektronikgigant und wichtige Apple-Zulieferer Foxconn (Hon Hai Precision Industry Co Ltd) im Mittelpunkt des Interesses.

Drei erste Modelle vorgestellt

Foxconn will seine Produktpalette künftig diversifizieren und ebenfalls eine entscheidende Rolle im Sektor spielen. Ende Oktober 2021 stellte das Unternehmen beim „Hon Hai Tech Day 2021 (HHTD21)“ in Taipei erstmalig drei neue Prototypen von elektrischen Fahrzeugen vor, darunter ein Sedan-Modell, ein SUV (Sports Utility Vehicle) und einen Bus.

Die Modelle wurden von der 2020 gegründeten Firma Foxtron Vehicle Technologies entwickelt, einem Joint Venture zwischen Foxconn und dem taiwanischen Hersteller Yulon Motor Co Ltd. Der Preis für den SUV soll nicht höher liegen als bei knapp 36.000 US-Dollar (US$), für die anderen beiden Modelle wurden keine Angaben gemacht. Stimmen aus der Branche gehen davon aus, dass Foxconn keine eigene Marke lancieren wird, sondern dies in Kooperation mit bestehenden Firmen umsetzen will.

Volle Kassen ermöglichen Investitionen

Foxconn ist seit Oktober 2020 aggressiv in das neue Marktsegment vorgedrungen. Die Kassen sind voll, im 1. Halbjahr 2021 stieg der Gewinn der Gesellschaft um mehr als 30 Prozent im Vergleich mit derselben Vorjahresperiode. Das Unternehmen hatte bereits 2020 seine sogenannte „3 plus 3-Technology Transformation Strategy“ angekündigt, mit der die zukünftige Ausrichtung auf neue Beine gestellt werden soll.

Ziel der Initiative ist eine Diversifizierung des bisher vorwiegend auf Auftragsfertigung beruhenden Geschäftsmodells in Richtung Robotik, digitaler Medizintechnik und elektrischer Fahrzeuge. Die Entwicklung dieser drei Produktsegmente soll auf Basis der drei Bereiche Halbleiter, künstlicher Intelligenz und Kommunikationstechnologien erfolgen.

Auf diese Weise soll die Nettogewinnmarge des Unternehmens deutlich nach oben geschraubt werden, von derzeit 5 Prozent auf künftig 10 Prozent. Die Bemühungen von Foxconn werden von den internationalen Kfz-Herstellern aufmerksam verfolgt. Stimmen aus der Branche sprechen von einem „interessanten Vorstoß, der durchaus ernst genommen werden muss.“ Man dürfte diese Entwicklung nicht unterschätzen, da derzeit neue Marken im globalen Markt für E-Autos schnell Fuß fassen. Daher sei es nicht ausgeschlossen, dass Taiwan „seinen eigenen Tesla“ bekommen könnte.

Plattform zur Entwicklung von Elektroautos lanciert

Firmenvertreter gaben in der lokalen Presse das Ziel aus, bis spätestens 2027 einen Anteil von 10 Prozent am globalen EV-Markt zu erobern. Um dies zu erreichen, will Foxconn seine Open-Standard-Platform „MIH Consortium and Open EV Alliance“ zur Entwicklung von elektrischen Fahrzeugen zu einer Art "Android" für Elektroautos ausbauen - wie die lokale Presse orakelt.

Die Initiative wurde im Oktober 2020 gestartet und Mitte 2021 offiziell vorgestellt mit fast 1.700 beteiligten Firmen rund um die Welt, darunter auch Unternehmen aus Deutschland wie Continental, Leoni und ZF. Foxconn-Vertreter zeigen sich begeistert über die Geschwindigkeit der Entwicklung dieser neuen Schaltzentrale zur Integration von Software- und Hardwareapplikationen.

Industrievertreter bemängeln jedoch, dass sich bisher noch wenige der Branchengrößen aus dem First Tier-Segment daran beteiligen. Darüber hinaus verfügen einige der großen internationalen Hersteller bereits über eigene Plattformen. Große Zulieferer könnten zudem befürchten, dass über die Plattform Informationen und Software „abgezapft“ werden und man auf diese Weise zu reinen Komponentenlieferanten degradiert wird. Um einen großen Durchbruch erzielen zu können, müsste es der Plattform gelingen, mehrere großen Skalenlieferanten als Mitglied zu gewinnen – so Industrieinsider.

Foxconn erwartet Umsatzexplosion

Darüber hinaus will Hon Hai nach Informationen von Firmenvertretern in der „Taipei Times“ innerhalb der nächsten drei Jahre auch ein Forschungs- und Entwicklungszentrum für Software aufbauen, in dem 2.500 Ingenieure an der Entwicklung von Elektrofahrzeugen arbeiten sollen. Foxconn erhofft sich mit seinen Verkäufen von Elektromodellen innerhalb der nächsten fünf Jahre knapp 36 Milliarden US$ zu erzielen.

Frühestens 2022 dürfte die Sparte die ersten Umsätze generieren, ab 2023 dann aber an Dynamik gewinnen - so Firmenvertreter in der lokalen Presse. Der Anteil von Eigenprodukten in den E-Fahrzeugen dürfte sich Expertenschätzungen zufolge Ende 2025 auf rund 40 Prozent belaufen. Foxconn rechnet 2021 bereits mit einem Umsatz bei EV-Komponenten in einer Größenordnung von 360 Millionen US$ und einem Wachstum dieser Sparte um 40 Prozent, das in den kommenden Jahren noch an Dynamik gewinnen soll.

Delta Electronics liefert Komponenten für E-Autos

Auch andere taiwanische Firmen wie Delta Electronics wollen sich ein Stück vom Kuchen abschneiden und rechnen mit einem Anteil von 10 Prozent am 3 Milliarden US$ schweren Weltmarkt für Antriebskomponenten für Elektroautos im laufenden Jahr. Bis 2030 soll der Markt auf 33 Milliarden US$ anschwellen und Delta will seinen Anteil daran stabil halten.

Zu diesem Zweck kooperiert das Unternehmen langfristig mit großen Herstellern. Bereits heute steigen die Delta-Umsätze mit Produkten für Elektrofahrzeuge um jährlich 40 bis 50 Prozent an. Obwohl der Anteil an den gesamten Verkäufen des Unternehmens noch gering ist, rechnen Firmenvertreter mit einem Anhalten der Wachstumsdynamik.

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