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Branchen | Ukraine | Maschinenbau

Markttrends

Die Erholung der Wirtschaft und steigende Investitionen führen zu einer höheren Nachfrage nach Maschinen. Deutschland ist wichtigstes Lieferland, China holt aber auf.

Von Fabian Nemitz | Kiew

Nach dem Rückgang im Coronajahr 2020 zieht die Nachfrage nach Maschinen in der Ukraine 2021 wieder an. Gemäß nachstehender Tabelle ist das Marktvolumen für Maschinen einschließlich Elektrotechnik in den ersten sieben Monaten 2021 nominal um 22,7 Prozent auf 6,7 Milliarden US-Dollar (US$) gewachsen. Auch künftig dürfte sich der Aufwärtstrend fortsetzen. In ihrem jüngsten Wirtschaftsausblick rechnet die Weltbank 2022 und 2023 mit Zuwächsen der Bruttoanlageinvestitionen um real rund 8 Prozent pro Jahr.

Markt für Maschinenbauerzeugnisse in der Ukraine (in Milliarden US-Dollar, Veränderung nominal in Prozent)

2019

2020

Januar bis Juli 2021

Veränderung 1)

Importe 2)

13,3

11,6

7,5

26,4

Exporte 2)

4,5

4,5

3,0

28,4

Lokale Produktion 3)

3,7

3,4

2,2

18,0

Marktvolumen 4)

12,6

10,5

6,7

22,7

1) Veränderung Januar bis Juli 2021 im Vergleich zu Januar bis Juli 2020; 2) HS-Warengruppen 84 und 85; 3) NACE-Produktionscodes 27 und 28; 4) rechnerisch: Marktvolumen = Importe plus lokale Produktion minus ExporteQuelle: Staatlicher Statistikdienst der Ukraine (Derzhstat), Berechnungen von Germany Trade & Invest


In der Geschäftsklimaumfrage der Nationalbank von September 2021 blickt die Mehrzahl der Industrieunternehmen zuversichtlich in die Zukunft. Sorgen bereiten aber der jüngste, starke Anstieg der Covid-19-Neuinfektionen und die hohen Gaspreise. Vor diesem Hintergrund hat die Nationalbank ihre Prognosen für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) am 21. Oktober 2021 heruntergeschraubt.

Positive Impulse für die Nachfrage nach Maschinen und Anlagen könnten von den 2021 beschlossenen Anreizen für große Investitionsprojekte und Industrieparks kommen. Große Hoffnungen setzt die Ukraine auch auf das Thema Nearshoring - dank ihrer Nähe zur EU und dem Assoziierungsabkommen. Wichtig bleiben aber Verbesserungen beim Investitionsklima.

Weiterer Treiber der Nachfrage nach Maschinen ist die zunehmende Automatisierung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund steigender Löhne und knapper werdender Arbeitskräfte. Bei der Deckung ihres Bedarfs an Maschinen ist die Ukraine weit überwiegend auf Importe angewiesen. Deutschland ist das wichtigste Lieferland für Maschinen in der SITC-Produktkategorie 71 bis 74. China holt aber auf.

Übersicht über die wichtigsten Lieferländer für Maschinen (Angaben in Millionen US-Dollar) *)

2012

2018

2019

2020

Importe gesamt, darunter aus

7.207

6.107

6.393

5.506

  Deutschland

1.366

1.139

1.070

1.157

  China

602

962

1.180

960

  Italien

629

573

519

512

  Russland

1.347

586

416

279

  Polen

224

256

303

275

  Türkei

102

163

187

264

*) Summe der SITC-Warenpositionen 71 bis 74Quelle: UN Comtrade


Die seit Anfang 2021 anhaltende Aufwertung der Landeswährung Hrywnja (UAH) unterstützt die Kaufkraft ukrainischer Importeure. Impulse kommen auch von dem staatlich geförderten Kreditprogramm 5-7-9%. Negativ könnte sich aber die Anhebung des Leitzinses auf zuletzt 8,5 Prozent auswirken. Allerdings bewegt sich der Leitzins damit aktuell unter dem Niveau der Verbraucherpreisinflation (September 2021: 11 Prozent).

Wermutstropfen für die weitere Nachfrage nach Maschinen ist die schwache Entwicklung der Industrieproduktion. Nach dem Rückgang um real 4,5 Prozent im Jahr 2020 rechnet das Investmenthaus Concord Capital für 2021 nur mit einem Anstieg um 1,5 Prozent. Schwach zeigt sich zuletzt vor allem die Nahrungsmittelindustrie. Gebremst werden könnte die Nachfrage nach Maschinen auch durch die weltweiten Probleme bei der Versorgung mit Halbleitern.

Entwicklung der Bruttoanlageinvestitionen nach Sektoren (Angaben in Milliarden US-Dollar)

Produktionscode

2018 *)

2019 *)

2020 *)

Bruttoanlageinvestitionen insgesamt, darunter

21,28

24,14

18,85

  Land-, Forstwirtschaft, Fischerei

A

2,43

2,29

1,88

  Industrie, darunter

B, C, D, E

7,35

9,84

6,70

     Bergbau

B

1,98

2,65

1,87

     verarbeitende Industrie, darunter

C

3,71

4,10

3,13

        Nahrungsmittel-, Getränke-, Tabakindustrie

10 bis 12

1,11

1,23

1,07

        Holz-, Papierindustrie

16 bis 18

0,28

0,39

0,23

        Petrochemie, Chemie-, Pharmaindustrie

19 bis 21

0,25

0,26

0,27

        Kunststoff-, Gummi-, Baustoffindustrie

22, 23

0,48

0,42

0,34

        Metallindustrie

24, 25

0,97

1,20

0,74

        Maschinen- und Fahrzeugbau

26 bis 30

0,46

0,42

0,34

    Stromwirtschaft, Gas, Dampf und Klimatisierung

D

1,54

2,93

1,56

    Wasser-, Abfallwirtschaft

E

0,12

0,16

0,14

*) Umrechnung der Angaben in Hrywnja (UAH) zum jeweiligen Jahresdurchschnittskurs der ukrainischen NationalbankQuelle: Staatlicher Statistikdienst der Ukraine (Derzhstat), Berechnungen von Germany Trade & Invest

    

Landtechnikimporte ziehen wieder an

Die Landwirtschaft ist einer der größten Abnehmer von Maschinen in der Ukraine. Dank der riesigen Agrarressourcen bietet der Markt langfristig großes Absatzpotenzial. Das Gros ihres Bedarfs an modernen Maschinen muss die Ukraine importieren. Mit ihren weiten Feldern und finanzstarken Agrarholdings bieten sich gute Bedingungen für den Einsatz neuer Technologien wie Präzisionstechnik und Drohnen.

Nach Rückgängen in den Jahren 2018 bis 2020 zeigen die Einfuhren von Landtechnik im bisherigen Verlauf von 2021 deutlich nach oben. Für die ersten sieben Monate 2021 meldet das Statistikamt Derzhstat einen Anstieg der Importe um nominal 63,2 Prozent auf rund 839 Millionen US$. Positive Treiber sind die gestiegenen Preise für Agrargüter, die gute Ernte des Jahres 2021, die schrittweise Liberalisierung des Bodenmarktes und mehr Investitionen in Bewässerungssysteme.

Regierung weitet Investitionen in Straßenbau aus

Impulse für die Nachfrage nach Maschinen kommen von der Bauwirtschaft. Um die Wirtschaft zu stützen, hat die Regierung 2020 ein großes Bauprogramm gestartet. Schwerpunkte sind der Straßenbau, die Sanierung von Brücken, Investitionen in Schulen, Krankenhäuser und Sportstätten sowie die Modernisierung und Wiederinbetriebnahme regionaler Flughäfen. Auch der Wohnungsbau zieht 2021 wieder an.

Wichtig bei der Umsetzung großer Projekte bleibt die Unterstützung durch internationale Geber. Daneben will die Regierung mehr private Gelder mobilisieren. Hierzu hat sie in den vergangenen Jahren die Bedingungen für öffentlich-private Partnerschaften und Betreibermodelle verbessert.

Bergbau profitiert von hohen Rohstoffpreisen

Für eine stetige Nachfrage nach Maschinen sorgen auch der Bergbau und die Metallindustrie. Die Ukraine verfügt über bedeutende Rohstoffvorkommen. Im Jahr 2021 profitieren die Branchenunternehmen von den hohen Weltmarktpreisen für Erze und Stahl. Viele Unternehmen verfolgen große Investitionspläne. Der Green Deal der EU ist eine Herausforderung für die Stahlindustrie.

Der Waggon- und Lokomotivbau könnte von steigenden Investitionen der staatlichen Eisenbahn profitieren. Der größte Teil des rollenden Materials ist verschlissen. Die Regierung will der Modernisierung der Bahn mehr Aufmerksamkeit widmen. Im Mai haben die Ukraine und Frankreich ein Abkommen über den Kauf von 130 Alstom-Lokomotiven geschlossen. Ein Teil der Produktion wird lokalisiert. Die Schweizer Stadler Rail will künftig Vorortzüge in Charkiw produzieren.

Die Hersteller von Kfz befinden sich weiter in einer schwierigen Lage. Allerdings hat ZAZ im Herbst 2020 wieder mit der Produktion von Pkw begonnen. Im Sommer 2021 hat die Regierung neue Anreize für die Elektromobilität beschlossen.

Impulse für die Nachfrage nach Maschinen kommen auch aus der Logistik. Die führenden Postanbieter Ukrposhta und Nova Poshta bauen neue Sortierzentren.

Energiewirtschaft hat großen Modernisierungsbedarf

Absatzchancen für Maschinen bietet der Stromsektor. Der Modernisierungsbedarf bei den Kraftwerken und Netzen ist riesig. Dank hoher Einspeisetarife erlebten die Investitionen in erneuerbaren Energien (EE) in den jüngsten Jahren einen Boom, der sich seit 2020 deutlich abgekühlt hat. Hemmfaktoren sind die nachträgliche Reduzierung der Tarife im Sommer 2020 und hohe Zahlungsrückstände. Hoffnung setzt die Branche auf das Thema Wasserstoff.

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