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Wirtschaftsumfeld | Pakistan | Investitionsförderung

Praxischeck

Pakistan ist grundsätzlich recht offen für ausländische Direktinvestitionen (FDI), aber es lauern viele bürokratische Hindernisse.

Von Heena Nazir | Dubai

Herausforderungen: Trotz Reformen bleiben viele Hürden

Zu den größten Hemmnissen zählen die Sicherheitslage, die noch unzureichende Stromversorgung und schwierige Rahmenbedingungen für Investoren. So beklagen Unternehmensvertreter beispielsweise eine langwierige Rechtsdurchsetzung. Kritisch sind zudem die oftmals überbordende Bürokratie und staatliche Regulierungen zu bewerten. „Es ist nicht einfach, an Informationen zu kommen und in der Vergangenheit war die Unterstützung durch Regierungsorganisationen oftmals unzureichend. Korruption stellt eine weitere Hürde für internationale Firmen dar“, erklärten ausländische Geschäftsführer in Pakistan in Interviews mit Germany Trade und Invest (GTAI).

„Problematisch ist, dass Pakistan über kein umfassendes Insolvenzgesetz verfügt“, wurde weiterhin bemängelt. Zwangsvollstreckungen unterliegen dem Companies Act 2017 und werden von der Behörde Securities and Exchange Commission verwaltet. Die Liquidation von Banken und Finanzinstituten regelt hingegen die Bankenverordnung von 1962. Vom Gericht bestellte Liquidatoren versteigern das Eigentum von zahlungsunfähigen Unternehmen und organisieren den eigentlichen Insolvenzprozess, dessen Abschluss viele Jahre dauern kann.

Ausländische Firmen in dem südasiatischen Land berichten zudem, dass die Steuervorschriften des Bundes und der Provinzen schwer verständlich und die Veranlagungen nicht transparent gestaltet sind. Seit 2013 fordert Islamabad von Unternehmen eine Vorauszahlung von Steuerabgaben, jedoch werden die Rückerstattungen oftmals verzögert ausgezahlt. Zu diesem Ergebnis kommt auch der „Doing Business“-Bericht der Weltbank aus dem Jahr 2020 (letzte verfügbare Version). Unternehmen müssen 34 verschiedene Steuern zahlen, verglichen mit durchschnittlich 26,8 in anderen südasiatischen Ländern. Für die Berechnung dieser Zahlungen müssen Firmen in der Regel mehr als 283 Stunden pro Jahr aufwenden.

Pakistan bietet Potenzial

Trotz aller Hemmnisse bietet die Islamische Republik mit seiner großen Bevölkerungszahl und wachsenden Mittelschicht in vielen Bereichen Entwicklungsmöglichkeiten. Das Investitionsklima hat sich trotz anhaltender Schwierigkeiten zuletzt aufgehellt. Gründe sind eine verbesserte Sicherheitslage, Investitionen in die Stromversorgung und das Megaprojekt China-Pakistan Economic Corridor (CPEC).

Investoren weisen außerdem auf die verbesserte Unterstützung durch das Board of Investment (BOI) hin, der offiziellen Organisation für die Förderung von Investitionsmöglichkeiten in Pakistan. Die Behörde unternimmt durchaus Anstrengungen, potenziellen Investoren den Geschäftseinstieg zu erleichtern; im Jahr 2020 wurde ein One-Stop-Service für den Immobiliensektor errichtet. Dieser soll nun auf weitere Sektoren ausgedehnt werden, sodass das BOI zur zentralen Anlaufstelle wird.

Islamabad arbeitet mit der Weltbank zusammen, um das Geschäftsklima zu verbessern. Dafür wurde eine Reihe von Prozessen vereinfacht. Grundbucheinträge erfolgen jetzt beispielsweise automatisch. Auch die Vergabe von Baugenehmigungen wurde optimiert. Steuern können online entrichtet werden und der grenzüberschreitende Handel wurde durch die elektronische Einreichung und Verarbeitung von Handelsdokumenten erleichtert.

Verbesserung der Stromversorgung

Wichtig für das Wirtschaftswachstum war die Sicherstellung der Stromversorgung. Diese stellte in der Vergangenheit eines der größten Hindernisse für ausländische Investoren dar. In diesem Bezug hat sich einiges getan. Im Jahr 2015 dauerte es, laut Doing Business Report der Weltbank, 117 Tage, um in Lahore einen Stromanschluss zu bekommen. Im Jahr 2020 waren es nur noch 73 Tage. Obwohl die Wartezeit in Karachi von 215 auf 134 Tage reduziert werden konnte, liegt sie dennoch weit über dem regionalen südasiatischen Durchschnitt von 86 Tagen.

Zu einer starken Aufhellung des Investitionsklimas führte die Ankündigung des CPEC, einen auf 60 Milliarden US-Dollar geschätzten Wirtschaftskorridor, der Kashgar im Nordwesten der VR China mit dem 3.000 Kilometer entfernten Gwadar Hafen im Südwesten Pakistans verbinden soll. Der Bau von Straßen, Schienenwegen, Pipelines für Öl und Gas sowie Stromerzeugungsanlagen schreitet voran. China verschafft sich durch den Korridor Zugang zum Arabischen Meer; Pakistan profitiert vom Bau der Infrastruktur und erhofft sich positive Spill-over-Effekte auf andere Sektoren.

Deutsche Unternehmen erhielten bei den öffentlichen Ausschreibungen jedoch kaum einen Zuschlag. In der Vergangenheit konnten sich zumeist chinesische Firmen gegenüber der deutschen Konkurrenz durchsetzen. Das hat unterschiedliche Gründe: Einerseits werden die meisten Großprojekte in Pakistan durch China finanziert, das wiederum seine eigenen Firmen bevorzugt. Andererseits sind die qualitativ höherwertigen Angebote preislich oft nicht wettbewerbsfähig.

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