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Wirtschaftsumfeld
Wirtschaftsausblick | Pakistan
Die Coronavirus-Pandemie verstärkt die wirtschaftlichen Probleme des Landes. Internationale Hilfskredite sollen Abhilfe schaffen. Investitions- und Konsumklima sind getrübt.
14.12.2020
Von Heena Nazir | Dubai
Die negativen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie belasten das Wirtschaftswachstum. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet im laufenden Finanzjahr (1. Juli 2020 bis 30. Juni 2021) eine reale Zunahme des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 1 Prozent nach einem geschätzten Minus von 0,4 Prozent in der Vorjahresperiode.
Die Coronakrise belastet den Industriesektor. Dieser litt bereits vor der Krise unter der schwachen Konjunktur. Nach Angaben des pakistanischen Ausschusses für volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen (National Accounts Committee, NAC) wird für das Finanzjahr 2019/20 mit einem Minus von 2,6 Prozent gerechnet. Der pakistanische Dienstleistungssektor ist seit vielen Jahren ein wichtiger Wachstumstreiber und musste einen Rückgang um 1 Prozent gegenüber dem angestrebten Wachstum von über 4 Prozent hinnehmen.
Durch die schwierige finanzielle Lage bleibt der pakistanischen Regierung nicht viel Spielraum, um wirtschaftliche Anreize zu schaffen. Das Land ist stark abhängig von internationaler Unterstützung. Die Asian Development Bank stellt neben bereits vergebenen Krediten spezifische Corona-Soforthilfe in Höhe von 800 Millionen US-Dollar (US$) zur Verfügung. Nach einem Notkredit über 200 Millionen US$ im April 2020 hat die Weltbank ebenso einen weiteren Kredit von über 500 Millionen US$ genehmigt. Der IWF stimmte weiteren Kreditmitteln in Höhe von 1,4 Milliarden US$ zu, um die negativen Folgen der Covid-19-Pandemie etwas abzufedern.
Indikator | 2018/19 | 2019/20 | Deutschland 2019 |
---|---|---|---|
BIP (nominal, Mrd. US$) 3) | 279,0 | 263,5 | 3.854,4 |
BIP pro Kopf (US$) | 1.361 | 1.267 | 46.385 |
Bevölkerung (Mio.) | 205,0 | 208,0 | 83,1 |
Wechselkurs (Jahresdurchschnitt, 1 US$ = pR) | 136,1 | 158,3 | - |
Das Investitionsklima ist deutlich getrübt. Seit dem Finanzjahr 2018/19 weisen die Bruttoanlageinvestitionen einen starken Rückgang auf. Dieser Trend verstärkt sich durch die Covid-19-Krise. Für viele Unternehmen ist der Cashflow eingebrochen und die finanziellen Spielräume für Investitionen enger geworden. Laut Prognosen von Analyseinstituten sind die Bruttoanlageinvestitionen im Finanzjahr 2019/20 im Vergleich zum Vorjahr um real 15 bis 18 Prozent zurückgegangen. Für 2021 rechnet man mit einer leichten Erholung, jedoch bleiben die Werte im Minusbereich.
Projekte im Rahmen (60 Milliarden US$) des China-Pakistan-Economic-Corridor, sollen laut Regierungsangaben ohne Verzögerung, trotz der Pandemie, voranschreiten. Anfänglich meldeten Unternehmen Störungen ihrer Wertschöpfungsketten, aber diese Problematik sei zu einem großen Teil durch die wieder steigende Produktion in China überwunden, sagten Unternehmensvertreter in Interviews mit der GTAI.
Projektbezeichnung | Investitions-Summe (Mio. US$) | Projekt-stand *) | Projektbetreiber/Kontakt |
---|---|---|---|
China Pakistan Economic Corridor (CPEC) | 47.000 | v.Ph. | Versch. Ministerien und Institutionen, www.pc.gov.pk, www.ppra.org.pk |
Hitech Industrial Park in Punjab | 15.000 | ST | CPEC |
Jalalpur Irrigation Project | 275 | ST | Asian Development Bank |
Punjab Intermediate Cities Improvement Programme-MFF, Tranche 02 | 200 | ST | Asian Development Bank |
Punjab Intermediate Cities Improvement Programme-MFF, Tranche 01 | 200 | ST | Asian Development Bank |
Khyber Pakhtunkhwa Provincial Roads Improvement Project | 122 | ST | Asian Development Bank |
Sindh Urban Development Project –Tranche 2 | 115 | ST | Asian Development Bank |
1,320MW Keti Bunder coal-fired project | 87 | ST | CPEC |
720 MW Karot power project on Jhelum River | 40 | DU | Karot Power Company Ltd, CSAIL,CTGI, CTG(China Three Gorges) |
Die privaten Konsumausgaben, eine der tragenden Säulen der pakistanischen Wirtschaft, sind rückläufig. Das aktuell schwache Wirtschaftswachstum, die steigende Arbeitslosigkeit und Unsicherheiten infolge der Coronavirus-Pandemie, dämpfen das Konsumklima. Im Finanzjahr 2019/20 wurde ein Rückgang der privaten Konsumausgaben um real 3,2 Prozent verzeichnet.
Trotz der schwachen Wirtschaftsaktivität kletterte die Verbraucherpreisinflation im Geschäftsjahr 2019/20 auf durchschnittlich 10,7 Prozent, in der Vorjahresperiode waren es circa 6,8 Prozent. Der Zuwachs ist auf die steigende Nahrungsmittel- sowie Energiepreise und einer schwachen Währung zurückzuführen. Die pakistanische Rupie hat im Finanzjahr 2019/20 gegenüber dem US-Dollar mehr als 16 Prozent verloren.
Bereits im Finanzjahr 2018/19 waren die Importe gegenüber dem Vorjahr im Wert um 6,8 Prozent zurückgegangen. Mitte 2019 hat die Regierung Importrestriktionen bekannt gegeben, um das zu hohe Handelsbilanzdefizit in den Griff zu bekommen.
Pakistan profitiert von den niedrigen Ölpreisen. Erdöl macht ein Drittel der Gesamteinfuhren aus. Für den Zeitraum von Juli bis September 2020 sanken die pakistanischen Einfuhren um 3,8 Prozent, im Vergleich zum Vorjahr. Aufgrund des schwachen weltweiten Wirtschaftswachstums und der damit einhergehenden sinkenden Nachfrage, sind die pakistanischen Exporte von Juli bis September 2020 um 10,5 Prozent zurückgegangen.
2018 1) | 2019 1) | Veränderung 2019 gegenüber 2018 | Juli-Sept 2019 2) | Juli-Sept | Veränderung 2019 gegenüber 2020 (Juli-Sept) | |
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Importe (fob) | 55.671 | 51.869 | -6,8 | 11.033 | 10.610 | -3,8 |
Exporte (fob) | 24.768 | 24.257 | -2,1 | 5.985 | 5.358 | -10,5 |
Handelsbilanzsaldo | -30.903 | -27.612 | -10,6 | -5.252 | -5.048 | -3,9 |