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Hochbau: Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen

Für deutsche Unternehmen ist Algeriens Bausektor ein Nischenmarkt. Chancen gibt es im Bereich der Energieeffizienz.

Von Verena Matschoß | Tunis

Auf dem algerischen Baumarkt sind nur wenige deutsche Unternehmen aktiv. Der Marktzugang ist besonders für kleine und mittelständische Unternehmen schwierig, da die Auftragsvergabe nicht immer transparent ist, es zu Verzögerungen kommen kann und die Zahlungsmodalitäten teilweise kompliziert sind. Auch nach Vertragsabschluss kann es zu Änderungen wesentlicher Rahmenbedingungen, wie Einfuhrgenehmigungen kommen. 

Große Unternehmen mit staatlicher Unterstützung, vor allem aus China und der Türkei, sind hier anders aufgestellt und haben oft größere Ressourcen, um langwierige Prozesse und sich ändernde Rahmenbedingungen aufzufangen. Für Zulieferunternehmen oder Unterauftragnehmer können diese Generalunternehmer potenzielle Kunden sein.

Große Konkurrenz bei Planungsdienstleistungen

Für deutsche Beratungs- und Planungsunternehmen ist Algerien aufgrund der Konkurrenzsituation ein schwieriger Markt. Grundsätzlich gibt es aber einen wachsenden Bedarf an Beratungsleistungen. Das betrifft vor allem anspruchsvolle Ingenieursleistungen für den Bau von Großprojekten in klimatisch herausfordernden Umgebungen (vor allem heißes Wüstenklima und Gebirge). Zudem sind die Themenbereiche Energieeffizienz und ressourcenschonendes Bauen stärker gefragt. 

Lokale Baustoffindustrie expandiert

Die algerische Baustoffindustrie expandierte in den vergangenen Jahren, getragen von staatlicher Unterstützung. Die Baustoffe Zement, Ziegel, Marmor, Granit, Rundstahl und Keramik sind hier vor allem zu nennen. In einigen Segmenten wird inzwischen ein Überschuss produziert, der in den Export geht. Der Trend dürfte angesichts anhaltender Tendenzen zur Selbstversorgung und dem Aufbau von Exportindustrien sowie der gut gefüllten Staatskasse noch anhalten. Bei den staatlichen Wohnungsbauprogrammen wird viel Wert auf den Einsatz lokaler Baustoffe gelegt. 

Deutsche Unternehmen, die vor Ort produzieren, können von dem Trend zu Lokalisierung profitieren. Ein Beispiel ist das fränkische Unternehmen Knauf, das seit 1974 in der Wilaya Oran Gips produziert. Im Jahr 2009 kam die Produktion von Gipsplatten hinzu und seit 2011 werden auch Metallprofile in Algerien hergestellt. Knauf legt einen Fokus auf die Versorgung des wachsenden lokalen Marktes, Überkapazitäten werden aber auch in andere Länder Afrikas exportiert. 

Algerien legt Wert auf Energieeffizienz

Knauf arbeitet mit mehreren Vertriebszentren zusammen, die die Produkte des Unternehmens anbieten. Obwohl der Markt in einigen Segmenten bereits gesättigt ist, sieht Iskander El Hadi, Geschäftsführer von Knauf Algérie, Chancen für deutsche Unternehmen bei der Herstellung von Dämmmaterialen, wie Glas- oder Steinwolle. Diese Rohprodukte müssen derzeit noch nach Algerien importiert werden. 

Bei den neuen Wohnungsbauprogrammen legt der algerische Staat viel Wert auf Energieeffizienz. Hier ergeben sich gute Marktchancen für deutsche Unternehmen, die im Bereich der thermischen Isolierung unterwegs sind. 

Iskander El Hadi Geschäftsführer Knauf Algérie

Um die lokale Industrie zu schützen, greift die algerische Regierung auch auf Einfuhrverbote zurück. So trat am 1. Oktober 2024 laut Berufsverband der Banken und Finanzinstitute ABEF ein Verbot für die Einfuhr von bestimmten Stahlerzeugnissen in Kraft. 

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