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Hochbau: Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen
Für deutsche Unternehmen ist Algeriens Bausektor ein Nischenmarkt. Beratungs- und Planungsleistungen sind aber gefragt.
02.06.2023
Von Peter Schmitz | Tunis
Auch wenn der algerische Baumarkt von ausländischen Unternehmen dominiert wird, sind nur wenige deutsche Unternehmen aktiv. Der Marktzugang ist besonders für kleine und mittelständische Unternehmen schwierig, da die Auftragsvergabe nicht immer transparent ist, es zu Verzögerungen kommen kann und die Zahlungsmodalitäten teilweise kompliziert sind. Auch nach Vertragsabschluss kann es zu Änderungen wesentlicher Rahmenbedingungen, wie Einfuhrgenehmigungen kommen. Große Unternehmen mit staatlicher Unterstützung, vor allem aus China und der Türkei, sind hier anders aufgestellt und haben oft größere Ressourcen, um langwierige Prozesse und sich ändernde Rahmenbedingungen aufzufangen. Für Zulieferunternehmen oder Unterauftragnehmer können diese Generalunternehmer potenzielle Kunden sein.
Für deutsche Beratungs- und Planungsunternehmen ist Algerien aufgrund der Konkurrenzsituation ein schwieriger Markt: Anbieter aus Frankreich, Italien, Spanien oder den USA sind präsent und verfügen oftmals über starke Partner aus dem Baugewerbe oder angrenzenden Ingenieursbereichen. Dennoch gibt es einen wachsenden Bedarf an Beratungsleistungen. Das betrifft vor allem anspruchsvolle Ingenieursleistungen für den Bau von Großprojekten in klimatisch herausfordernden Umgebungen (vor allem heißes Wüstenklima und Gebirge). Zudem sind die Themenbereiche Energieeffizienz und ressourcenschonendes Bauen stärker gefragt.
Regierung schafft Gesetze zum Klimawandel
Eine zunehmende Bedeutung des Klimawandels für Algerien spiegelt sich auch in der Entwicklung der Gesetzgebung wider. Inzwischen nehmen sowohl die algerische Verfassung als auch einige Gesetze direkten Bezug auf den Klimawandel. Bereits in der Präambel verweist die im Jahr 2020 verabschiedete neue algerische Verfassung auf die negativen Auswirkungen des Klimawandels und die Verantwortung des Staates, die Umwelt für künftige Generationen zu schützen. Auch in den Artikeln 21 und 64 wird auf die Verpflichtung des Staates und der Bürger zum Schutz der Umwelt, zum verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen, aber auch zur Sensibilisierung für diese Themen hingewiesen. Das 2016 neu aufgelegte Programm für Energieeffizienz zielt auf den Gebäudesektor ab. Wesentliche Bestandteile sind die thermische Isolation von 100.000 Wohneinheiten pro Jahr und die Installation von energiesparenden Leuchtmitteln. Konkretisiert sind diese Pläne aber noch nicht.
Die algerische Baustoffindustrie expandierte in den vergangenen Jahren, getragen von staatlicher Unterstützung. Die Baustoffe Zement, Stahl und Keramik sind hier vor allem zu nennen. Hier wird inzwischen ein Überschuss produziert, der in den Export geht. Der Trend dürfte angesichts anhaltender Tendenzen zur Selbstversorgung und dem Aufbau von Exportindustrien sowie der gut gefüllten Staatskasse noch anhalten. Hier bieten sich für deutsche Zulieferer von Investitionsgütern Geschäftschancen. Das gilt auch für Technik und Dienstleistungen im Bergbau.