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Argentinien sucht ausländische Investoren für Lithiumabbau

Anfang 2024 haben Deutschland und Argentinien eine Kooperation bei kritischen Rohstoffen unterzeichnet. Speziell bei Lithium ist der Andenstaat ein spannender Partner. 

Von Stefanie Schmitt | Santiago de Chile

Argentinien besitzt weltweit die drittgrößten Lithiumvorkommen. Bei der Förderung steht das Land auf Rang 4. Doch die Tendenz zeigt nach oben. Dank vieler neuer Projekte könnte der Andenstaat künftig auf Rang 3 aufsteigen. Für das extrem devisenknappe Land ist das eine erfreuliche Entwicklung. Schon 2023 konnte Argentinien die Einnahmen aus dem Lithiumexport um 20,2 Prozent auf 385 Millionen US-Dollar (US$) steigern – und dies, obwohl der Lithiumpreis derzeit im Keller ist.

Jedoch schafft es das hochverschuldete Land nicht aus eigener Kraft, den für die Energiewende so wichtigen Rohstoff stärker zu erschließen. Damit die Einnahmen künftig noch mehr sprudeln, braucht es Investoren aus dem Ausland. 

Milei-Regierung bevorzugt Investoren aus dem Westen

Wie in der gesamten Außenpolitik orientiert sich die neue Regierung unter Präsident Javier Milei dabei stärker nach Westen. Die Absage des Beitritts zur BRICS-Staatengruppe Ende 2023 war nur ein Beispiel. Speziell China steht die Milei-Regierung kritischer gegenüber als ihre Vorgängerinnen und bevorzugt Investitionen aus Europa und Amerika.

Doch Argentinien sollte sich beeilen. Da sich alternative Batterietechnologien bereits in der Entwicklung befänden, bleibe dem Land ebenso wie Bolivien und Chile nur ein begrenztes Zeitfenster, um vom Zustrom ausländischen Kapitals zu profitieren, sagt Oswald Eppers von der Firma K-UTEC.

"Dabei steht Argentinien mit den beiden anderen führenden Lithiumproduzenten Chile und Australien in einem rasanten globalen Wettbewerb um neue Investitionen. Produktionssteigerungen in Australien und Brasilien sowie Entdeckungen großer Vorkommen in den USA haben den Druck zusätzlich erhöht." 

Oswald Eppers, Repräsentant von K-UTEC AG Salt Technologies in Argentinien Die Ingenieursfirma aus Sachsen-Anhalt berät Rohstoffunternehmen vor Ort und in ganz Lateinamerika zu ökologisch möglichst verträglichen und zugleich ökonomisch effizienten technischen Lösungen.

Hochrangige Delegation reist nach Europa

Vor diesem Hintergrund reiste im Februar 2024 eine Delegation unter der damaligen Staatsekretärin für Bergbau Flavia Royón nach Brüssel, begleitet von den Gouverneuren der Bergbauprovinzen Salta, Jujuy, Catamarca und San Juan. Ziel der Reise war es, die im Juni 2023 von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und dem damaligen argentinischen Präsidenten Alberto Fernández unterzeichnete Vereinbarung über kritische Rohstoffe mit Leben zu füllen. Der Besuch war auch eine Fortsetzung der Handelsmission "Team-Europe", die im Dezember 2023 stattgefunden hatte, und ist Teil der Global-Gateway-Initiative der EU.

Die zweite Station war Berlin. Auf der Konferenz zu mineralischen Ressourcen und kritischen Rohstoffen wurde ein Abkommen zur Zusammenarbeit bei kritischen Rohstoffen unterschrieben. Federführend auf deutscher Seite war Franziska Brantner, Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Zugleich vereinbarte die deutsche, auf Energiewendeprojekte spezialisierte Firma Eusati unter anderem mit den Provinzregierungen eine Kooperation zur Nutzung der lokalen Lithiumvorkommen. Ziel ist neben dem Lithiumabbau der Aufbau einer Batterieproduktion. Eusati ist eine Tochter des Düsseldorfer Beratungs- und Investmentunternehmens Droege Group.

Deutsche Unternehmen wünschen sich mehr finanzielle Unterstützung

Firmenvertreter sehen die offiziellen Bemühungen seitens der EU und auch Deutschlands, über derartige Abkommen stärker in Argentinien Fuß zu fassen, eher skeptisch. Letztlich müsse jedes Unternehmen selbst sehen, wie es sie mit Leben fülle. "Es fehlt an finanziellen Incentives für Investitionen, wie sie beispielsweise Firmen aus den USA geboten werden, oder an Instrumenten, die für Early-Stage-Projekte mit ins Risiko gehen, so wie das die Chinesen vormachen. Natürlich gelingt nicht jedes Projekt, aber das eine oder andere erfolgreiche macht den Schaden mehr als wett", sagt ein deutscher Firmenvertreter.

Australien und China ganz vorne mit dabei

Das Geschäft machen derweil vor allem Firmen aus anderen Ländern. Hauptinvestor im argentinischen Lithiumabbau ist Australien. Auch China spielt eine wichtige Rolle. Aus der EU ist – in den weiter fortgeschrittenen Entwicklungsphasen – Eramet aus Frankreich aktiv, gemeinsam mit einem chinesischen Partner. Hinzu kommt das aus steuerlichen Gründen in Irland ansässige Unternehmen Arcadium Lithium, das 2024 aus einer Fusion zwischen Livent (USA) und Allkem (Australien) hervorgegangen ist.

Nach dem Amtsantritt von Milei hoffen ausländische Investoren auf Marktreformen in Argentinien und blicken vermehrt auf das Land. Allein im Februar 2024 wurden folgende Vorhaben bekannt: 

  • Während des Israel-Besuchs von Milei gab die Regierung bekannt, dass das israelische Unternehmen XtraLit rund 104 Millionen US$ in die Lithiumexploration in Argentinien investieren will. 
  • Bei einem Treffen mit der argentinischen Kammer der Bergbauunternehmen (CAEM) sagte Brian A. Nichols, der stellvertretende US-Außenminister für Angelegenheiten der westlichen Hemisphäre, Argentinien solle als "strategischer Akteur" positioniert werden. Mit am Tisch saßen Vertreter von Arcadium Lithium, Albemarle, Livent, Lake Resources und Lilac Solutions.
  • Milei unterrichtete die Öffentlichkeit von einem Telefonat mit Tesla-Mitbegründer Elon Musk, dieser interessiere sich für Lithium aus Argentinien.

Deutschland mit einer Firma vertreten

Bislang wird in Argentinien an drei Salaren Lithium abgebaut (Fénix, Olaroz und Caucharí-Olaroz). Weitere fast 40 Vorhaben befinden sich in der Pipeline, darunter das Projekt Carachi Blanco der Dresdner Firma Deutsche E Metalle (DEM)

"Derzeit werden Explorationsbohrungen vorbereitet, um die Zusammensetzung und das Volumen des Vorkommens zu quantifizieren, was Grundlage für die Entwicklung einer maßgeschneiderten Gewinnungsmethode ist. Bei erfolgreicher Umsetzung kann in wenigen Jahren eine Anlage vor Ort in Betrieb gehen, die Lithiumhydroxid oder -carbonat direkt an die deutsche oder europäische Batterieindustrie verkauft."

Micha Zauner Vorstand von DEM

Neben den bisherigen Akteuren interessieren sich auch andere Länder für argentinisches Lithium. Den jüngsten Vorstoß unternahm Anfang 2024 Khanij Bidesh India (Kabil). Das staatliche Bergbauunternehmen will laut der mit dem Provinzunternehmen CAMYEN geschlossenen Vereinbarung in Catamarca 24 Millionen US$ in die Exploration und Gewinnung von Lithium investieren. Und dies soll erst der Anfang sein.

Lithiumpreise am Tropf der E-Mobilität

Das Interesse hält trotz des aktuell niedrigen Lithiumpreises an, selbst wenn verschiedene Investoren vor Ort vorsichtiger agieren. Beispielsweise kündigte Lithium America an, die Investitionen vorläufig zu drosseln und Mitarbeiter zu entlassen ein Phänomen, das derzeit jedoch den gesamten Sektor trifft.

Grundsätzlich rechnet die Branche aber damit, dass die Notierungen mittelfristig wieder stegen, wobei viel davon abhängt, inwieweit die E-Mobilität weltweit vorangetrieben wird.

"Der Lithiummarkt ist immer noch recht jung, klein und unterentwickelt. Das befeuert diese hohe Volatilität. Insgesamt ist der Lithiummarkt vor allem regulatorisch getrieben und weniger durch die Nachfrage von Endverbrauchern. Dies führt zu Verunsicherungen und Preissprüngen, wenn beispielsweise in China oder Europa Förderinstrumente auslaufen oder gestrichen werden."

Michael Schmidt Rohstoffexperte, Deutsche Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)

Lithiumpreise auf Berg- und Talfahrt

Nach einem Spitzenwert von 80.000 US$ pro Tonne Ende 2022 sackte der Lithiumpreis bis Ende 2023 auf unter 15.000 US$ ab. Branchenexperten erklären die niedrigen Preise mit der schwächelnden Konjunktur in China, dem Abbau von Lagerbeständen sowie geringeren oder gestrichenen Subventionen für E-Autos in Europa. Doch hat sich der Preis schon in der Vergangenheit immer sehr volatil gezeigt – und nicht frei von Spekulation.

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