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Rechtsbericht | Australien | Arbeitsrecht

Australien: Arbeitsrecht

Das Arbeitsrecht in Australien ist überwiegend im Fair Work Act 2009 geregelt. 

Von Jan Sebisch | Bonn

Rechtsgrundlagen

Wesentliche Rechtsgrundlage des australischen Arbeitsrechts ist der Fair Work Act 2009. Der Fair Work Act gilt für alle Arbeitgeber im privaten Sektor und enthält verbindliche Mindeststandards (National Employment Standards- NES) für Arbeitsverhältnisse. Daneben können sogenannte Modern Awards Anwendung finden, die im Jahr 2010 für bestimmte Berufsgruppen (zum Beispiel Clerks Private Sector Award 2010 für Mitarbeiter, die Büro- und Verwaltungstätigkeiten erledigen) eingeführt wurden. Die Modern Awards können in etwa mit den Tarifverträgen in Deutschland verglichen werden. Weiterhin existieren sogenannte enterprise agreements. Diese ähneln den Betriebsvereinbarungen in Deutschland. 

Arbeitsvertrag

Ein Arbeitsvertrag kann in Australien schriftlich oder mündlich geschlossen werden. Die Vertragsfreiheit der Partei wird durch den Fair Work Act 2009 sowie eine Reihe von Modern Awards beschränkt. Diese gesetzlichen Beschränkungen dienen in der Regel dem Schutz des Arbeitnehmers. Die Probezeit liegt in Australien üblicherweise zwischen drei und sechs Monaten.

Beendigung des Arbeitsvertrags

Ein Arbeitsverhältnis kann in Australien durch Aufhebungsvertrag beziehungsweise Freistellungsurkunde (deed of release) oder durch (einseitige) Kündigung beendet werden. Hinsichtlich dessen ist zu beachten, dass die gesetzlichen Vorschriften nur eine Mindestkündigungsfrist für Arbeitgeber vorsehen. Mithin sollte ein Arbeitgeber in einen Arbeitsvertrag Kündigungsfristen mit einem Arbeitnehmer vereinbaren, damit dieser das Arbeitsverhältnis nicht plötzlich beenden kann.

Außerordentliche Kündigung

Ein Arbeitsverhältnis kann aufgrund eines schweren Fehlverhaltens (serious misconduct) eines Arbeitnehmers gekündigt werden. Insofern ein schweres Fehlverhalten vorliegt, kann der Arbeitgeber das Arbeitsverhältnis schriftlich, fristlos und unter Aufführung der Kündigungsgründe kündigen. Ein schweres Fehlverhalten liegt zum Beispiel bei Trunkenheit am Arbeitsplatz oder Diebstahl vor.

Ordentliche Kündigung

Für die Entlassung eines Arbeitnehmers ist ein "fairer Grund" erforderlich. Ein fairer Grund kann ein personenbedingter Grund, ein verhaltensbedingter Grund oder betriebsbedingter Grund sein. Im Rahmen des Fair Work Act kann ein Arbeitgeber einem Arbeitnehmer, der weniger als ein Jahr beschäftigt ist, mit einer Frist von einer Woche kündigen. Arbeitnehmer, die bis zu drei Jahre beschäftigt sind, können mit einer Frist von zwei Wochen und Arbeitnehmer, die mehr als 3 Jahre (aber nicht mehr als fünf Jahre) beschäftigt sind, mit einer Frist von drei Wochen gekündigt werden. Bei Arbeitnehmern, die länger als fünf Jahre beschäftigt sind, ist eine Frist von vier Wochen einzuhalten.

Betriebsbedingte Kündigung

Eine betriebsbedingte Kündigung liegt vor, wenn sich der Arbeitgeber entscheidet, dass eine Stelle abgeschafft werden soll. In einem solchen Fall hat der Arbeitnehmer, wenn er zum Zeitpunkt der betriebsbedingten Kündigung mindestens zwölf Monate bei dem Arbeitgeber beschäftigt gewesen ist, einen Abfindungsanspruch (redundancy pay). Der Abfindungsbetrag berechnet sich nach der base rate of pay beziehungsweise dem Gehalt ohne Bonus.

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