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Branchen | Belgien | Chemische Industrie

Nachhaltigkeit in der Chemieindustrie

Nachhaltigkeitsinitiativen in der belgischen Chemieindustrie gibt es viele. Zentren sind die Cluster in Antwerpen und Gent.

Von Torsten Pauly | Berlin

Konsortium Antwerp@C will Kohlendioxidausstoß halbieren

In Antwerpen haben sich die Hafengesellschaft und die großen Chemie- und Energieproduzenten BASF, ExxonMobil, INEOS, Borealis, Air Liquide, Total und Fluxys zu einer Initiative zusammengeschlossen. Im Rahmen des Antwerp@C-Projektes wollen sie die Kohlendioxidemissionen im Hafengebiet bis 2030 um 50 Prozent senken.

Möglich machen sollen dies Kohlendioxid- und Kohlenstoffabscheidungen und Speicherungen sowie auch eine neuartige Kohlenstoffverwendung. Das Antwerpener Hafengebiet ist als größter europäischer Chemieverbund für entsprechende Innovationen ein hervorragendes Areal. Das Projekt unterstützt auch die Flämische Innovations- und Unternehmensagentur VLAIO (Vlaams Agentschaap Innoveren en Ondernemen). Zuvor hat es INEOS an seinem Standort in Zwijndrecht bereits geschafft, im letzten Jahrzehnt eine Million Tonnen Kohlendioxidemissionen durch ähnliche Innovationen einzusparen.

Produktion von grünem Methanol

Auf dem Hafengelände von Gent haben sich die Chemieproduzenten Alco Bio Fuel und Oiltanking mit acht weiteren privaten und öffentlichen Partnern zum Projekt North-C-Methanol zusammengetan. Ziel ist es, jährlich 44.000 Tonnen an grünem Methanol zu erzeugen und dadurch 140.000 Tonnen Kohlendioxid einzusparen.

Auch in Antwerpen haben der Hafenbetreiber, die Unternehmen Engie, Fluxys, Indaver, INOVYN, Oiltanking und die Flämische Umweltholding VMH (Vlaamse Milieuholding) ein Konsortium gebildet, um grünes Methanol zu erzeugen. Ende 2022 soll eine erste Pilotproduktionsstätte von INOVYN in Betrieb gehen. Diese kann 8.000 Tonnen Methanol im Jahr herstellen.

Viele Wasserstoffvorhaben geplant

Viele belgische Unternehmen werden in den kommenden Jahren in die Produktion von grünem Wasserstoff investieren. Ein Beispiel ist das Unternehmen Air Liquide, dass seine Anlagen am Antwerpener Covestro-Standort zur Wasserstoffproduktion nutzen will. Angestrebt ist eine Erzeugung von 56.000 Kubikmetern pro Stunde, wovon Covestro selber 40 Prozent abnehmen soll.

Insgesamt gibt es in Belgien 15 Wasserstoffvorhaben, welche bei der Europäischen Kommission den Titel eines IPCEI-Projektes (Important Project of Common European Interest) beantragt haben. Dazu gehört die Genter North-C-Methanol-Initiative ebenso wie das dortige Rec-Cycle-Projekt. Bei letzterem will Arcelor-Mittal in seinem Genter Stahlwerk zusammen mit Fluxys grünen Wasserstoff erzeugen.

NextGen-Distrikt als Pilotprojekt

Im Antwerpener Hafengebiet soll auf dem Gelände der ehemaligen Opelfabrik ein neues Verbundareal zur nachhaltigen Chemie- und Energieproduktion entstehen. Für das sogenannte Next-Gen-Gebiet gibt es bereits zwei Investoren. Zum einen will das auf grünen Wasserstoff spezialisierte Unternehmen Plug dort eine große Produktionsanlage mit einer Jahreskapazität von 12.500 Tonnen errichten. Zum anderen plant das Unternehmen Ekopak eine Kläranlage für Abwässer aus dem Hafen und dem Chemiecluster. Diese soll stündlich 3.000 Kubikmeter Kühlwasser bereitstellen.

In Gent wollen das Chemieunternehmen Covestro, die Recyclingfirma Recticel und der Stahlkonzern ArcelorMittal an seinem dortigen Stahlwerk Rauchgas in Kunststoffe und Isolierungsmaterial umwandeln. Dies kann den Kohlendioxidausstoß bedeutend senken. Das Vorhaben ist Teil des europäischen Forschungsprojektes CARBON4PUR. Es beteiligt sich auch die Universität Gent.

Energy4Climate-Initiative zur Energienutzung

Ein Programm zum nachhaltigen Energieverbrauch hat der belgische Chemieverband essenscia mit Unterstützung durch die Flämische Energie- und Klimaagentur VEKA (Vlaams Energie- en Klimaatagentschaap) aufgelegt. In dem Projekt Energy4Climate erhalten 30 Unternehmen Hilfe bei Energieeinsparungen.

Auch einzelne Produzenten haben Projekte. So will Agfa-Gevaert Abwärme an seinen Standorten in Edegem und Mortsel nutzen, um Haushalte mit Fernwärme zu versorgen. Kronos Europe ist es an seinem Genter Standort gelungen, durch eine verbesserte Abwärmenutzung jährlich 2,7 Millionen Normkubikmeter Gas und 6.000 Tonnen an Kohlendioxidemissionen einzusparen. Auch in Tessenderlo gewinnt Vynova Dampf aus Abwärme und kann so seinen Energieverbrauch und Kohlendioxidausstoß senken. Und in Zwijndrecht testet der Chemiekonzern Borealis mit dem Startup Qpinch neue Technologien, in denen chemische Prozesse Wärme effizienter nutzen können.

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