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Bosnien und Herzegowina setzt auf Windenergie

Entwicklungsbanken finanzieren den Ausbau erneuerbarer Energien im Land. Gleichzeitig stockt der Bau von Kohlekraftwerken. Eine Chance für die Energiewende.

Von Martin Gaber | Belgrad

Die Energieproduktion in Bosnien und Herzegowina stammt zu fast 60 Prozent aus Kohle. Das besagen die Zahlen der nationalen Statistikbehörde für das Jahr 2021. Der Anteil an erneuerbaren Energien ist zwar relativ hoch, beruht aber vor allem auf großen Wasserkraftwerken aus der Zeit Jugoslawiens und schwankt je nach Pegelstand der Flüsse stark. Solar, Wind, Biomasse und Biogas haben nur einen Anteil von rund 5 Prozent an der Bruttostromerzeugung.

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KfW und EIB bringen Windkraftprojekte voran

Die deutsche Entwicklungsbank KfW und die Europäische Investitionsbank (EIB) tragen maßgeblich zur Entwicklung neuer Windparks in Bosnien und Herzegowina bei. Im Fokus stehen drei große Projekte. Der Windpark Vlašić in Zentralbosnien wird eine installierte Kapazität von rund 50 Megawatt (MW) haben. Die Kosten für den 18 Turbinen umfassenden Windpark liegen bei rund 85 Millionen Euro. Dieser wird größtenteils durch Kredite der KfW, EIB und des Western Balkans Investment Framework (WBIF) finanziert.

"Der Windpark Vlašić wird frühestens 2026 ans Netz gehen. Bei dem Projekt Bitovnja wird es voraussichtlich 2027. Dieser Windpark in der Nähe von Konjic dürfte sich bei ähnlicher Leistung und Kosten wie das Projekt Vlašić einpendeln", sagt Dr. Adam Drosdzol, Direktor des KfW-Büros in Sarajewo.

Deutlich größer ist das Projekt Poklečani nördlich der Stadt Posušje. Dort ist ein 100 MW-Windpark geplant. Die Kosten waren zunächst mit 125 Millionen Euro veranschlagt, dürften aber mittlerweile deutlich gestiegen sein. Dieser Windpark wird frühestens im Jahr 2027 fertiggestellt.

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wpd plant Projekt im Kanton 10

Nicht nur geberfinanzierte Projekte sind geplant. Auch Privatunternehmen treiben Vorhaben voran. Dazu gehört das deutsche Unternehmen wpd, das nach eigenen Angaben über 2.600 Windenergieanlagen weltweit betreibt, darunter Anlagen im Nachbarland Kroatien. Für Bosnien und Herzegowina sind mehrere Vorhaben im Kanton 10 geplant. Bislang erhielt das Unternehmen Konzessionen für Projekte mit einer Kapazität von 264 MW. Geplant sind weitere Vorhaben für insgesamt 1.000 MW und einer Investitionssumme von rund 1,5 Milliarden Euro.

Solarpark Stolac ist in Planung

Solarprojekte bleiben trotz des großen Potenzials mit wenigen Ausnahmen bislang außen vor, wenngleich das Potenzial mit geschätzten 1.300 bis 4.500 MW sehr groß ist. In der Nähe von Stolac in der Herzegowina ist ein Solarpark mit rund 100 MW und einer Investition von über 125 Millionen Euro in Planung. Weitere Vorhaben mit etwas mehr als 200 MW sind im Gespräch. Dazu gehören die Solarparks Nevesinje, Trebinje, Bileća, Podveležje und Zvizdan mit Kapazitäten zwischen je 20 und 60 MW.

Gemeinsames Projekt mit Serbien auf der Drina geplant

Um die Energieversorgung zu diversifizieren, sollen auch Wasserkraft-Projekte umgesetzt werden. Dazu gehören gemeinsame Projekte zwischen der Republik Serbien und der bosnisch-herzegowinischen Entität Republika Srpska. Das wichtigste Projekt ist das Wasserkraftwerk Buk Bijela mit einer Kapazität von 93 MW und einer Investition von über 200 Millionen Euro. "Der Fluss Drina hat großes Potenzial, hier sind auch noch weitere Projekte in Planung. So könnte man auf 200 MW kommen", sagt Nihad Harbaš, Energieexperte von nLogic Advisory. Geplant sind zwei weitere Kraftwerke, Foča und Paunci, zu je 40 MW.

Wärmepumpen für kommunale Heizung angedacht

Bei der kommunalen Heizung soll ein sogenannter "Fuel-Switch" hin zu umweltorientierten Alternativen gelingen. Diese Umstellung fördert die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD). Bislang werden Haushalte, die an die kommunale Versorgung angeschlossen sind, mit Kohle, Gas oder Schweröl beheizt. Haushalte ohne Anschluss nutzen Kohle oder Brennholz. Das trägt zur massiven Luftverschmutzung in den Wintermonaten bei.

In einem Pilotprojekt in Sarajewo sollen nun Wärmepumpen zum Einsatz kommen. Mit zwei Projekten über insgesamt 40 MW und einem Investitionsvolumen von rund 50 Millionen Euro könnte der Anteil an Wärempumpen in der kommunalen Versorgung bereits auf 40 Prozent klettern, so das Nachrichtenportal Balkan Green Energy News. Auch Haushalte werden bei der Investition in Wärmepumpen finanziell unterstützt.

Erdgas erhält Bosnien und Herzegowina weiterhin über die Pipeline Turkstream aus Russland.

Zukunft von Kohle ist ungewiss

Obwohl Kohleenergie eine wichtige Rolle im Energiemix des Landes spielt, ist die Zukunft ungewiss. Mit chinesischer Unterstützung war der Ausbau des Kohlekraftwerks Tuzla geplant. Dort sollte für rund 700 Millionen Euro ein 7. Block gebaut werden. Das Kraftwerk stammt aus den 1960er-Jahren und ist am Ende seiner Laufzeit. Es steht vor allem wegen seiner hohen Emissionen in der Kritik. Mit dem neuen Block hätten alte abgeschaltet werden können. Die Regierung der Föderation sowie die Gezhouba Group und die finanzierende Exim-Bank hatten entsprechende Verträge unterzeichnet. Allerdings war General Electric als Turbinenlieferant abgesprungen. Auch China plant sich von Kohleprojekten entlang seiner Belt and Road Initiative (BRI) zurückzuziehen. So ist die Zukunft des Projekts ungewiss, ein Rechtsstreit läuft. Für Bosnien und Herzegowina ist das nicht unproblematisch. Tuzla ist mit einer installierten Kapazität von 700 MW das größte Kohlekraftwerk des Landes und trägt erheblich zur Energieversorgung bei.

Hinter dem Neubau von Kohlekraftwerken steht ein Fragezeichen

Wichtigstes Dokument ist die sogenannte Rahmenstrategie 2035. Demnach wird Kohle sowohl in der Strom- als auch in der Wärmeproduktion eine zentrale Rolle einnehmen. Dafür plant die Regierung weitere Kohlekraftwerke zu bauen. Doch Block 7 in Tuzla zeigt der Regierung die Schwierigkeit solcher Projekte auf. Daher ist es fraglich, ob die geplanten weiteren Kraftwerke realisiert werden können.

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

Delegation der Deutschen Wirtschaft in Bosnien und Herzegowina (AHK)

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

KfW-Entwicklungsbank

Finanzierung von Projekten

Europäische Investitionsbank

Finanzierung von Projekten

Western Balkans Investment Framework

Initiative zur Koordinierung geberfinanzierter Projekte

Ministerium für Energie und Bergbau der Republika Srpksa

Zuständiges Ministerium für die Entität Republika Srpska

Ministerium für Energie, Bergbau und Industrie der Föderation

Zuständiges Ministerium für die Entität Föderation

Elektroprivreda Republike Srpske

Staatliches Energieunternehmen für die Republika Srpska

Elektroprivreda BiH

Staatliches Energieunternehmen für die Föderation

Elektroprivreda HZ HB

Staatliches Energieunternehmen mit Fokus auf den Westen des Landes

RERS

Aufsichtsbehörde für Energie in der Republika Srpska

FERK

Aufsichtsbehörde für Energie in der Föderation

Elektroprijenos BiH

Netzbetreiber

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