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Wirtschaftsausblick | Botsuana
Diamanten und Kupfer kurbeln die Wirtschaft an. Für langfristige Stabilität müssen sich auch andere Wirtschaftszweige entfalten.
16.08.2023
Von Tobias Schill | Bonn
Diamanten aus nicht-russischer Produktion sind weltweit gefragt und pflastern den botsuanischen Wachstumspfad. Die Edelsteine machen etwa 90 Prozent der Gesamtexporte aus. Veränderungen der Nachfrage auf dem Weltmarkt wirken sich deshalb direkt auf die Konjunktur Botsuanas aus. Dank hoher Mineralienpreise und steigender Bergbauproduktion hat sich das Land im südlichen Afrika gut von der Pandemie erholt.
Nach Prognosen der Economist Intelligence Unit (EIU) wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2023 real um 5,5 Prozent zulegen. Auch für die Folgejahre rechnet das Institut mit ähnlichen Wachstumsraten. Neben dem Diamanten- und Kupferbergbau sollen auch die Kohleförderung und der aufstrebende Tourismus zu den positiven Wirtschaftsaussichten Botswanas beitragen.
Bild vergrößernDoch Botsuanas Wirtschaft schafft nicht genügend Arbeitsplätze. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, und die Einkommensungleichheit ist stark ausgeprägt: ein schlummerndes Risiko für die soziale Stabilität. Die Regierung in Gaborone möchte auch deshalb die Wirtschaft diversifizieren und unabhängiger von volatilen Rohstoffmärkten werden. Besonders der Tourismus leistet einen wichtigen Beitrag zur Volkswirtschaft und hat großes Wachstumspotenzial.
Indikator | 2021 | 2022 * | Vergleichsdaten Deutschland 2022 |
---|---|---|---|
BIP (nominal, Mrd. US$) | 18,7 | 20,3 | 4.075 |
BIP pro Kopf (US$) | 7.843,8 | 8.384,3 | 48.630 |
Bevölkerung (Mio.) | 2,4 | 2,3 | 83,4 |
Wechselkurs (Jahresdurchschnitt 1 Euro = ... Pula) | 13,2 | 13,0 | - |
Reiche Mineralvorkommen und ein attraktives Geschäftsumfeld für den Bergbau locken private Investoren. Minengesellschaften erweitern und modernisieren ihre Bergwerke, um den Abbauzeitraum zu verlängern. Im Kalahari Kupfergürtel beginnen noch 2023 eine Reihe großer Kupferminen die Förderung. Darüber hinaus erschließen Bergbauunternehmen in etlichen Projekten neue Lagerstätten.
Debswana ist ein Joint Venture des botsuanischen Staates mit dem weltgrößten Diamantenproduzenten De Beers, einer Tochterfirma von Anglo American. Nach geräuschvollen Verhandlungen zwischen den Partnern wird Botsuana künftig einen höheren Anteil an den Gewinnen von Debswana erhalten. Landeskenner erklären die populistische Rhetorik der Regierungspartei Botswana Democratic Party (BDP) in den Verhandlungen mit den anstehenden Parlamentswahlen 2024. Eine Abkehr von einer investorenfreundlichen Politik könne jedoch zu einer erhöhter Vorsicht bei potenziellen Anlegern führen.
Staatsausgaben spielen traditionell eine große Rolle in Botsuanas Wirtschaft. Insbesondere die marode Infrastruktur profitiert. Das Konjunkturprogramm "Transitional National Development Plan 2023-2025" zielt auf den Ausbau des Straßennetzes ab. Die neue Kazungula-Brücke, die das Land mit Sambia verbindet, wird den regionalen Handel und den Zugang zu neuen Märkten fördern. Gleiches gilt für den überregionalen Ausbau des Schienennetzes, was mit Mosambik, Namibia, Simbabwe und Südafrika jeweils vereinbart ist. Eine Finanzspritze soll auch der Bildungssektor erhalten – Bergbau, Landwirtschaft und verarbeitendes Gewerbe benötigen Fachkräfte. Darüber hinaus sollen Projekte im Bereich der Wasserinfrastruktur die Trinkwasserversorgung und die Bedingungen für die Landwirtschaft verbessern.
Projektbezeichnung | Investitionssumme (Mio. US$) | Projektstand | Anmerkung/Ansprechpartner |
---|---|---|---|
Mozambique-Botswana Transport Infrastructure | 600 | Vorstudien | Bau einer 1.100 Kilometer (km) langen Bahnstrecke zwischen Ponta Techobanine nach Francistown via Simbabwe / Government of Botswana, Government of Zimbabwe, Ministry of Transport and Communications of Mozambique |
Trans-Kalahari Railway | k.A | in Planung | 1500 km lange Strecke von Mmamabula in Botswana zum Hafen von Walvis Bay in Namibia / Ministry of Works and Transport (Namibia) und Ministry of Transport and Communications (Botsuana) |
Eisenbahntrasse Mmamabula-Lephalale (Südafrika), 130 Kilometer | 148 | Machbarkeitsstudie | Geplanter Baubeginn 2024; vorrangig für Kohleexport; Botswana Railways |
Ausbau der Autobahn A1 von Ramatlabama nach Ramokgwebana | k.A. | in Planung | Ausbesserungen und Ausbau zu zweispuriger Straße / Ministry of Transport and Communications |
North-South-Carrier Water Pipeline, Phase II | 173 | in Bau | Pipeline Mahalapye-Masama über 90,3 Kilometer / Ministry of Land Management, Water and Sanitation Services |
Good Hope Sub-District Water Supply Scheme | 260 | in Bau | Section I: Pipeline von Good Hope nach Metlobo; Section II: Wasserversorgung in Good Hope Sub-District / Water Utilities Corporation (WUC) |
Zwei thermodynamische Solarkraftwerke bei Maun | 300 | Im Vergabeverfahren | 200 Megawatt (MW); Geplanter Betriebsbeginn in 2027 / Ministry of Mineral Resources, Green Technology and Energy Security |
Mega Solar Project, Namibia und Botsuana | k.A. | Memorandum of Intent, Vorstudien | 5.000 MW; geplanter Betriebsbeginn in 2030; Unterstützung durch International Finance Corporation, International Bank for Reconstruction and Development, African Development Bank, US Power Africa Initiative / Ministry of Mineral Resources, Green Technology and Energy Security |
T3 Motheo Kupfermine | 259 | Produktionsaufnahme Ende 2023 | Im Kalahari Copper Belt, 3,2 Millionen Tonnen pro Jahr; Aufbereitung, Planung Lycopodium / Sandfire Resources (Australien) |
K Hill Battery Manganese Project | 281 | Vorstudien | Produktion von Mangansulfat-Monohydrat innerhalb eines 438 km² großen Lizenzgebiets / Giyani Metals (Kanada) |
Kohleverflüssigungsanlage in Francistown | 2.500 | Machbarkeitsstudien | Im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft (PPP) sollen 12.000 Barrel Diesel und Benzin pro Tag produziert werden / Botswana Oil Ltd |
Aktuell bezieht Botsuana einen Großteil seines Stroms aus Südafrika. Die Energiekrise am Kap trifft daher auch den botsuanischen Bergbau. Die Regierung in Gaborone investiert daher verstärkt in die eigene Energieversorgung und das nationale Stromnetz. Neben Kohle spielen dabei auch erneuerbare Energien mit mehreren großen Solarprojekten eine wichtige Rolle. Projekte unabhängiger Stromerzeuger gestalten sich bislang als schwierig: Regulierung und Subventionen verzerren die Strompreise und beeinträchtigen die Wirtschaftlichkeit.
Im Juli 2023 hat die Weltbank ein weiteres Entwicklungsdarlehen in Höhe von 150 Millionen US-Dollar bewilligt, das darauf abzielt, ein kohlenstoffarmes Wachstum zu fördern. Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten unter www.gtai.de/botsuana, "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte".
Botsuanas Entwicklungsagenda Vision 2036 zielt darauf ab, sich von einem Land mit "oberen mittlerem Einkommen“ zu einem mit "hohem Einkommen“ zu entwickeln. Der Konsum ist aufgrund hoher Arbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Ungleichheit jedoch strukturell eingeschränkt.
Globale Preissteigerungen haben auch Botsuana getroffen, das Kraftstoffe und ein Großteil der Nahrungsmittel importieren muss. Höhere Kosten für Transport und Logistik schlagen sich im Binnenland in vielen Produktpreisen nieder. Die Inflation sinkt jedoch seit einem Höchststand von 4,6 Prozent im August 2022 und nähert sich wieder dem Zielkorridor der Notenbank (Bank of Botswana) von 3 bis 6 Prozent an. Mit sinkenden Kraftstoffpreisen erwartet EIU für 2023 einen Rückgang der Inflation auf durchschnittlich 7,7 Prozent; für 2024 werden 6,3 Prozent prognostiziert.
Neben positiven konjunkturellen Entwicklungen sorgen 2023 auch höhere Löhne im öffentlichen Dienst für eine Nachfrage im Einzelhandel.
Nach Angaben der Weltbank machte 2021 der internationale Handel 94,5 Prozent des BIP des Landes aus. Die Handelsbilanz ist dabei stark an die weltweite Nachfrage nach Diamanten gekoppelt, die rund 90 Prozent der Exporteinnahmen des Landes ausmachen. Nach einem Handelsdefizit im Jahr 2023 rechnet EIU für die Jahre 2024 bis 2027 mit einem Überschuss, der vor allem auf Diamanten-, Kupfer- und Kohleexporte zurückzuführen ist.
Die wichtigsten Zielländer für botsuanische Exporte sind laut UN Comtrade die Diamantenhandelszentren Vereinigte Arabische Emirate, Belgien und Indien. An vierter Stelle folgt Südafrika, als wichtigster Absatzmarkt für industrielle Vorprodukte. Deutschland importiert vor allem Rindfleisch aus Botsuana. Das mit Abstand wichtigste Lieferland ist Südafrika vor Namibia und Belgien.
2021 | 2022 | Veränderung 2022/2021 | |
---|---|---|---|
Importe (cif) | 8.402,5 | 8.744,4 | 4,1 |
Exporte (fob) | 7.316,1 | 9.732,0 | 33,0 |