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Wirtschaftsausblick Botsuana Konjunktur
Hohe Nachfrage nach Rohstoffen und steigende Preise dafür bringen die Wirtschaft Botsuanas in Schwung. Der Produktionsstart in neuen Bergwerken verstärkt den Effekt.
08.04.2022
Von Marcus Knupp | Berlin
In Botsuana gehen die Wachstumsprognosen für die Jahre 2022 bis 2026 von einer relativ stabilen Aufwärtsentwicklung mit realen Steigerungsraten des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zwischen 4 und 6 Prozent aus. Im laufenden Jahr 2022 erwartet der Internationale Währungsfonds (IWF) ein Plus von 4,7 Prozent, die Economist Intelligence Unit (EIU) von 4,4 Prozent. Dem harschen Einbruch der Wirtschaftsleistung im ersten Coronajahr 2020 von real -8,5 Prozent dürfte im Jahr 2021 ein voraussichtlich ebenso schneller Anstieg gefolgt sein. Die Regierung geht sogar von einem Wachstum von 9,7 Prozent aus.
Wesentliche Ursache für die starken Schwankungen ist die große Abhängigkeit vom Bergbau, insbesondere dem Export von Diamanten. Veränderungen der Nachfrage und Preise auf dem Weltmarkt wirken direkt auf die botsuanische Konjunktur. Auch 2022 wird der Hauptantrieb weiterhin vom Bergbausektor kommen, da neue Betriebe wie die Kupfermine Khoemacau die Förderung aufnehmen - just im Moment hoher Weltmarktpreise.
Schwieriger wird es für das zweite traditionelle Standbein der Wirtschaft Botsuanas, den Tourismus. Zwar entspannt sich die Situation im weltweiten Reiseverkehr nach den Beschränkungen der Pandemie zusehends. Es dürfte jedoch bis 2024 oder sogar länger dauern, bis wieder größere Besucherzahlen ins Land kommen. Das unterstreicht die Notwendigkeit, zusätzliche Wirtschaftsbereiche zu entwickeln, vor allem mit Blick auf den Arbeitsmarkt.
Indikator | 2020 | 2021 *) | Vergleichsdaten Deutschland 2021 |
---|---|---|---|
BIP (nominal, Mrd. US$) | 14,9 | 19,0 | 4.219 |
BIP pro Kopf (US$) | 6.288 | 7.350 | 50.709 |
Bevölkerung (Mio.) | 2,37 | 2,45 | 83,3 |
Wechselkurs (Jahresdurchschnitt 1 Euro = ... Pula) | 12,03 | 13,18 | - |
Die Einschränkungen während der Pandemie haben die Arbeitslosigkeit im 4. Quartal 2021 auf 26 Prozent ansteigen lassen. Besonderes Augenmerk muss der Integration der jungen städtischen Bevölkerung gelten. Diese Gruppe stellt den überwiegenden Teil der Betroffenen. Vergleichsweise gut kommt Botsuana mit der Gesundheitsvorsorge voran. Anfang 2022 war rund die Hälfte der Bevölkerung gegen Covid-19 geimpft. Eine weitgehende Abdeckung erwarten Experten für Mitte 2023.
Viel Geld fließt auch weiterhin in den Bergbau. Die Minengesellschaften erweitern und modernisieren bestehende Bergwerke, um den Abbauzeitraum zu verlängern. Darüber hinaus erschließen sie in etlichen Projekten neue Lagerstätten. Besondere Aufmerksamkeit erhält in der nationalen Planung derzeit aber auch die Infrastruktur.
In der Stromversorgung steigt die Bedeutung der erneuerbaren Energien mit mehreren großen Solarprojekten. Sowohl im Straßen- als auch im Schienennetz plant Botsuana Verbesserungen und Erweiterungen. Zahlreiche Orte in mehreren Distrikten erhalten neue Zuleitungen für Trinkwasser. Der Ausbau der Wasserinfrastruktur verbessert auch die Bedingungen in der Landwirtschaft, da hierdurch die Voraussetzungen für mehr Bewässerung geschaffen werden.
Projektbezeichnung | Investitionssumme (Mio. US$) | Projektstand | Anmerkung/Ansprechpartner |
---|---|---|---|
Mozambique-Botswana Transport Infrastructure; Eisenbahn von Ponta Techobanine nach Francistown via Simbabwe | 6.450 | Vorstudien (2021) | Bau von 1.700 Kilometer Bahnstrecke, von Bahnhöfen, Signal- und Sicherungsanlagen; Government of Botswana, Government of Zimbabwe, Ministry of Transport and Communications/Mozambique |
North-South-Carrier Water Pipeline, Phase II | 173 | Studie | Pipeline Mahalapye-Masama, 90,3 Kilometer, 1200 mm Durchmesser, Infrastrukturarbeiten; Ministry of Land Management, Water and Sanitation Services |
Good Hope Sub-District Water Supply Scheme, Sections I and II | 260 | Evaluierung der Angebote | Section I: Pipeline von Good Hope nach Metlobo und in insgesamt 32 Dörfer; Section II: Wasserversorgung in Good Hope Sub-District; Water Utilities Corporation (WUC) |
Ausbau der Autobahn A1 von Ramatlabama nach Ramokgwebana | k.A. | Planung | Realisierung als Public-Private-Partnership (PPP), eventuell finanziert über Mautstationen; Ministry of Transport and Communications |
Zwei thermodynamische Solarkraftwerke bei Maun, zusammen 200 Megawatt | k.A. | Ausschreibungen | Präqualifizierung im Februar 2022 ausgeschrieben; Ministry of Mineral Resources, Green Technology and Energy Security |
Eisenbahntrasse Mmamabula-Lephalale (Südafrika), 130 Kilometer | k.A. | Machbarkeitsstudie | Vorrangig für Kohleexport, Betriebsbeginn für 2025 geplant; Botswana Railways |
Mega Solar Project, Namibia und Botsuana, 5.000 Megawatt | 1,84 | Memorandum of Intent (MoI), Vorstudien | Unterstützung durch International Finance Corporation (IFC), International Bank for Reconstruction and Development, African Development Bank, US Power Africa Initiative; Ministry of Mineral Resources, Green Technology and Energy Security |
T3 Motheo Kupfermine, Kalahari Copper Belt | 259 | Produktionsaufnahme im 1. Halbjahr 2023 geplant | Nähe zur Mine Khoemacau, 3,2 Millionen Tonnen pro Jahr; Aufbereitung, Planung Lycopodium/ Sandfire Resources (Australien) |
Tati Solar Project, 100 Megawatt | 70 | Baubeginn Mitte 2022 geplant | Anlage bei Francistown/ Shumba Energy |
Karowe Diamond Mine, Ausbau der Unter-Tage-Förderung | 534 | Lizenz im Januar 2021 für weitere 25 Jahre erteilt; Förderbeginn 2026 | Verlängerung der Abbauzeit bis 2046/ Lucara Diamond Corp. |
Verbesserungen in der Nachverfolgung von Finanztransaktionen haben dazu geführt, dass die Financial Transaction Task Force (FATF) der OECD Botsuana im Oktober 2021 von ihrer grauen Liste gestrichen hat. Dem ist die Europäische Union (EU) im Februar 2022 gefolgt. Hierdurch verbessern sich die Rahmenbedingungen für Investitionen im Land deutlich. Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten unter www.gtai.de/botsuana, "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte".
Mit 6,7 Prozent lag die Inflationsrate 2021 deutlich über dem Niveau der Jahre vor der Coronakrise. Zum Jahresanfang 2022 stieg die Teuerung auf über 10 Prozent. Neben der sich erholenden Konsumnachfrage der privaten Haushalte waren hierfür vor allem die steigenden Preise für Energie verantwortlich. Höhere Kosten für Transport und Logistik schlagen sich im Binnenland Botsuana in einer Vielzahl von Produktpreisen nieder. Hinzu kommt der schrittweise Abbau von Subventionen durch die Regierung im Zuge der Haushaltskonsolidierung. Im laufenden Jahr 2022 dürfte die Geldentwertung auf einem ähnlichen Niveau verbleiben. Diese Entwicklungen schränken den Konsum trotz konjunktureller Erholung ein.
Ein steigendes Exportvolumen insbesondere bei Rohstoffen treibt im Verbund mit ebenfalls anziehenden Preisen den Außenhandel Botsuanas in die Höhe. Auch die Importe konnten sich 2021 deutlich erholen. Mehr als die Hälfte davon kommt aus Südafrika, das damit für die Versorgung Botsuanas von zentraler Bedeutung ist. Es folgen Belgien, Kanada und Namibia. Diese Länder liefern überwiegend Diamanten zur Sortierung und Bearbeitung nach Botsuana.
Wichtigste Zielländer botsuanischer Ausfuhren sind die Diamantenhandelszentren Vereinigte Arabische Emirate (VAE), Belgien und Indien. Industrielle Vorprodukte können besonders in Südafrika abgesetzt werden. Deutschland nimmt vor allem Rindfleisch aus Botsuana ab. Der Gesamtimport aus dem Land im südlichen Afrika hat sich nach einem Einbruch im Krisenjahr 2020 wieder um circa 52 Prozent auf rund 2,4 Millionen Euro erhöht. Die Ausfuhren Deutschlands nach Botsuana stiegen von circa 40 Millionen auf rund 60 Millionen Euro.
2020 | 2021 | Veränderung 2021/2020 | |
---|---|---|---|
Importe (cif) | 5.666,1 | 6.985,4 | 23,3 |
Exporte (fob) | 3.732,5 | 6.184,6 | 65,7 |