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Branchen | Brasilien | Nahrungsmittel

Branchenstruktur

Neben den multinationalen und brasilianischen Konzernen versorgen viele kleine und mittlere Betriebe den großen Markt. Umstrukturierung und Export stimulieren die Investitionen. 

Von Gloria Rose | São Paulo

Wichtigste Branche der verarbeitenden Industrie

Als einer der wenigen Sektoren der verarbeitenden Industrie steigert Brasiliens Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie die Produktion fortwährend - 2022 um real 2,5 Prozent. Für 2023 erwartet der Branchenverband ABIA ein etwas geringeres Wachstum. Die Branche trägt über 20 Prozent zur Bruttowertschöpfung der verarbeitenden Industrie und mehr als 10 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt Brasiliens bei. Mit 1,8 Millionen Beschäftigten ist der Sektor auch der bedeutendste Arbeitgeber der verarbeitenden Industrie. Insgesamt zählt der Branchenverband ABIA 38.100 Unternehmen, zu über 90 Prozent kleine Hersteller mit weniger als 50 Mitarbeitern. Kleinstbetriebe fördert Brasilien über die vergünstigten Kreditlinien Pronaf Mais Alimentos der Entwicklungsbank BNDES.

Produktion von verarbeiteten Nahrungsmitteln in Brasilien (Umsatz in Milliarden US-Dollar)

Sparte

Umsatz 2020*)

Fleischprodukte

38,9

Verarbeitung von Getreide, Kaffee und Tee 

16,1

Molkereiprodukte

15,1

Öle und Fette

14,0

Verschiedenes (Snacks, Eis, Gewürze etc.)

8,3

Weizenprodukte

7,7

Obst- und Gemüsezubereitungen

7,2

Tiefkühlkost und Fertiggerichte

3,6

Schokolade, Kakao und Süßwaren

3,3

Zucker

11,1

Fischkonserven

1,2

Insgesamt

126,6

*Umsatz der Branche umgerechnet zum Durchschnittswechselkurs 2020: 1 US$ = 5,15 R$Quelle: Associação Brasileira da Indústria de Alimentos (ABIA) 2022

Exportsteigerung im Blick

Brasiliens Agribusiness wird weiter an Bedeutung gewinnen. Dazu trägt auch der Krieg in der Ukraine bei. Derzeit werden 58 Prozent der landwirtschaftlichen Produktion im Land verarbeitet. Der Exportwert verarbeiteter Nahrungsmittel stieg 2022 um 33 Prozent auf knapp 60 Milliarden US$ an. Bezüglich des Handelsvolumens ist Brasilien nach den USA der weltweit zweitgrößte und bezüglich des Ausfuhrwerts der fünftgrößte Exporteur von verarbeiteten Nahrungsmitteln, die an 190 Länder geliefert werden. Fast die Hälfte der brasilianischen Exporte geht nach Asien. Bedeutende Absatzmärkte sind auch der Nahe Osten und die Europäische Union.

Als Weltmarktführer für zahlreiche Agrarrohstoffe ist Brasilien darauf bedacht, die Wertschöpfung im Land zu steigern und hochwertigere Nahrungsmittel zu exportieren. Beispielsweise investieren die Hersteller von löslichem Kaffee und steigern den Export von Jahr zu Jahr. Neue Impulse könnte die geplante Steuerreform bringen, die insbesondere der Industrie zugute kommt. Andererseits belasten die Logistikkosten und das unsichere Wirtschaftsumfeld das Investitionsklima.

Globale Inflation sorgt für Turbulenzen

Die Fleischwirtschaft profitierte 2022 von den hohen Preisen auf Auslandsmärkten und steigerte die Exportmenge um 9 Prozent. Die Großkonzerne JBS, Marfrig und BRF sind auch gewichtige Player in den USA. Infolge der Inflation und geringer Margen am US-Markt mussten sie drastische Abwertungen an der Börse hinnehmen. Nur Minerva konnte zulegen, da das Unternehmen nicht in den USA produziert. Abgesehen davon dürfte die brasilianische Fleischproduktion und auch der Export im Jahr 2023 deutlich zulegen. Die brasilianische Versorgungsbehörde Conab geht von einem Anstieg um 4 Prozent auf 29,6 Millionen Tonnen aus.

In der Milchwirtschaft drücken die hohen Kostensteigerungen in der Produktion und im Transport auf die Margen. Dementsprechend ging die Produktion 2022 um 5 Prozent zurück, soll im Jahr 2023 jedoch wieder um 3,6 Prozent steigen. Mittelfristig bleiben die Wachstumsaussichten für die Molkereien positiv.

Größte Molkereien Brasiliens 2022 (Jahresproduktion in Millionen Litern)

Molkerei

Verarbeitete Milch

Laticínios Bela Vista

1.566,3

Unium

1.302,0

Alvoar Lácteos

1.073,1

Nestlé

1.048,2

CCPR

934,4

Aurora

530,2

Quelle: Verband Abraleite 2023

Ambev konnte seinen Anteil am brasilianischen Biermarkt 2022 auf 62 Prozent steigern. Dagegen fielen die direkten Konkurrenten Heineken und Petrópolis auf einen Marktanteil von 18 beziehungsweise 12 Prozent zurück. Die hohe Konzentration und Konkurrenz drückt die Gewinne im Sektor. Petrópolis geriet 2023 in finanzielle Schwierigkeiten. Als Ursache nennt der Konzern die stark gestiegenen Zinsen und somit die Verteuerung der Schuldenlast sowie den seit 2020 rückläufigen Verkauf.

Große Lebensmittelkonzerne in Brasilien (Umsatz in Millionen US-Dollar; Veränderung in Prozent)

Name 

Geschäftsfeld

Umsatz 20211)

Veränderung 2021/202)

JBS

Rindfleisch, Schweinefleisch, Geflügel und Leder (Marken: Swift und Seara); Inlandsmarkt und Export

65.064

29,8

Marfrig 

Rindfleisch; Inlandsmarkt und Export

15.844

26,5

Ambev (Tochter von AB InBev, Belgien)

Bier und Erfrischungsgetränke

13.525

24,8

BRF (Brasilien/USA)

Rind- und Schweinefleisch sowie Geflügel (Marken: Sadia und Perdigão); Inlandsmarkt und Export

8.961

22,5

Minerva Foods

Rindfleisch; Inlandsmarkt und Export

5.009

39,0

Aurora

Fleisch- und Molkereiprodukte, Tiefkühlkost

3.339

34,4

Nestlé (Schweiz)

Zerealien, Kaffee, Speiseeis, Süßwaren

3.209

12,3

Coca-Cola Femsa Brasil (Mexiko)

Erfrischungsgetränke

2.690

4,5

Camil

Reis und Bohnen

1.669

20,8

M. Dias Branco

Nudeln und Kekse

1.447

7,7

1 Umrechnung zum Jahresdurchschnittskurs 2021: 1 US$ = 5,39 R$; 2 bezogen auf den Umsatz in brasilianischen Reais (R$)Quelle: Valor 1000 (2022)

Weitere bedeutende Branchenfirmen sind die multinationalen Agrartrader ADM, Bunge, Cofco und Louis Dreyfus sowie der brasilianische Konzern Amaggi. Diese halten sich jedoch bezüglich der Wertschöpfung in Brasilien zurück und konzentrieren sich auf den Export von Agrarrohstoffen. 

Darüber hinaus produzieren in Brasilien bedeutende US-amerikanische Hersteller wie Pepsico, Kellogg's, General Mills, Heinz und Mondelēz International sowie europäische Firmen wie Nestlé, Unilever und Gomes da Costa (Tochter der spanischen Gruppe Calvo). Oft treten multinationale Hersteller über M&A-Transaktionen, Joint Ventures oder auch Vertriebskooperationen in den brasilianischen Markt ein.

Weitere große brasilianische Nahrungsmittelhersteller sind Bianchini, Copacol, Caramuru Alimentos und Pandurata Alimentos.

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