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Nahrungsmittel: Konsum- und Investitionstrends in Lateinamerika
Als wichtiger Produzent und Exporteur von Lebensmitteln ist Lateinamerika zugleich ein guter Kunde deutscher Nahrungsmittel- und Verpackungstechnologie. (Stand: 9.12.2025)
Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt
Mit rund 670 Millionen Einwohnern und einer wachsenden Mittelschicht ist Lateinamerika ein bedeutender Markt für Nahrungsmittel. Neben der Versorgung der lokalen Bevölkerung spielt der Export von Lebensmitteln eine wichtige Rolle. So ist Mexiko der größte Bier- und Avocadoexporteur weltweit, während Brasilien bei Kaffee, Sojabohnen, Zucker, Orangensaft, Rindfleisch und Geflügel führend ist. Argentinien steht bei den Ausfuhren von Sojabohnenöl auf Rang eins, Ecuador bei Bananen und Costa Rica bei Ananas. Peru wiederum führt die Exportrangliste weltweit bei Blaubeeren, Weintrauben, Spargel und Quinoa an.
Brasiliens Markt ist stärker abgeschottet
Für deutsche Anbieter von Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen ist Lateinamerika ein relevanter Markt. Das Potenzial wird aber noch nicht voll ausgeschöpft. Die Lieferungen dieser Maschinen aus Deutschland allein in die sieben wichtigsten Märkte der Region lagen 2024 bei insgesamt rund 700 Millionen US-Dollar (US$). Gut die Hälfte davon entfiel auf Mexiko, mit deutlichem Abstand vor Brasilien und Kolumbien.
Obwohl Brasilien das bevölkerungsreichste Land Lateinamerikas ist, steht es bei den Importen deutscher Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen nur an zweiter Stelle, da der brasilianische Inlandsmarkt stärker abgeschottet ist. Maschinenbauer wie Optima, Multivac oder Krones produzieren daher lokal. Aufgrund hoher Logistikkosten und der geringen Wettbewerbsfähigkeit der brasilianischen Industrie lohnen sich Lieferungen an die Nachbarländer jedoch kaum.
Die US-Regierung hat im November 2025 einen Zusatzzoll von 40 Prozent auf Fleisch, Kaffee und andere Lebensmittel aus Brasilien wieder abgeschafft. Die Abgabe war erst wenige Monate zuvor eingeführt worden und hatte die Lebensmittelpreise in den USA steigen lassen. Da die Bedeutung der USA als Exportmarkt für die brasilianische Nahrungsmittelindustrie in den vergangenen Jahren ohnehin rückläufig war und die Unternehmen auch jetzt Warenströme zum Teil auf Drittländer umlenken konnten, blieben die negativen Auswirkungen der Zölle überschaubar.
Wipotec will Umsatz in Lateinamerika deutlich steigern
"Bei Wipotec hat Lateinamerika bislang nur einen Anteil von 2 Prozent am weltweiten Umsatz. Ich halte mittelfristig jedoch 5 bis 10 Prozent für möglich", sagt Michael Schwartz, Geschäftsführer für Zentralamerika und die Karibik des Anbieters von Wäge- und Kontrolltechnik aus Kaiserslautern. Das Unternehmen hat 2021 eine Niederlassung in Mexiko eröffnet, die auch für die Karibik und Zentralamerika zuständig ist. Die anderen Länder Lateinamerikas werden bislang über lokale Partner bedient.
"Ich bin optimistisch, dass wir unseren Umsatz in Mexiko in den kommenden Jahren verzehnfachen können", erklärt Schwartz im Gespräch mit Germany Trade & Invest. Auch in der Dominikanischen Republik und in Kolumbien sehe er viel Dynamik. Während Argentinien ebenfalls Potenzial biete, sei der Marktzugang in Brasilien aufgrund hoher Einfuhrzölle und des gehobenen Preises der Wipotec-Maschinen schwierig.
"Alle unsere Maschinen werden in Deutschland gefertigt, wir erreichen dadurch einen sehr hohen Grad an Eigenfertigung von 85 Prozent", erläutert der Manager. Dadurch gilt das Unternehmen weltweit als qualitativ führend. Laut Schwartz erzielt Wipotec in Lateinamerika die Hälfte der Umsätze im Lebensmittelsektor – über international tätige Konzerne wie Nestlé oder Ferrero, zunehmend auch über lokale Lebensmittelhersteller. Daneben verkauft das Unternehmen vor allem an den Gesundheitssektor.
Hilfe beim Markteinstieg
Über das Markterschließungsprogramm unterstützt das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie deutsche Unternehmen auf ihrem Weg nach Lateinamerika.
Stand Anfang Dezember 2025 ist folgende Informationsreise zu Ländern der Region für 2026 geplant: Maschinen- und Anlagenbau – Chile, Kolumbien, Peru.
Internationale Konzerne investieren
Multinationale Firmen wie Kraft Heinz, PepsiCo, Nestlé, Unilever, Mondelez und Danone dominieren die lateinamerikanische Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie. Diese kapitalstarken Konzerne treiben die Automatisierung und Digitalisierung ihrer Produktion voran.
In Brasilien kündigte Coca-Cola im April 2025 an, 14 neue Produktionslinien zu errichten, mit einem Investitionsvolumen von 1,2 Milliarden US-Dollar (US$). Dazu gehört auch die Eistee-Marke Leão. Der Schweizer Nestlé-Konzern baut derzeit die Produktion von Kaffeekapseln der Marke Nescafé Dolce Gusto in Montes Claros (Bundesstaat Minas Gerais) aus. Die Kosten dafür liegen bei 93 Millionen US$.
Der Bierbrauer Grupo Modelo gab Mitte 2025 bei einer Pressekonferenz mit Mexikos Staatspräsidentin Claudia Sheinbaum Investitionen von 3,6 Milliarden US$ für den Zeitraum 2025 bis 2027 bekannt. Damit sollen die Brauereien im Land modernisiert und Recycling gefördert werden. Grupo Modelo gehört zum belgischen AB InBev-Konzern.
Auch Nestlé kündigte öffentlichkeitswirksam im mexikanischen Nationalpalast ein Investitionspaket in Höhe von 1 Milliarde US$ für 2025 bis 2027 an. Dadurch sollen die Produktionskapazitäten in den Bundestaaten Veracruz, Guanajuato, Querétaro und México erweitert werden. Zudem soll ein neues Distributionszentrum entstehen, um Mexiko als Exporthub von Nestlé zu stärken.
| Unternehmen | Geschäftsfeld | Umsatz 2023 |
|---|---|---|
| JBS (Brasilien) | Rindfleisch, Schweinefleisch, Geflügel und Leder | 72,9 |
| Marfrig *) (Brasilien) | Rindfleisch | 26,5 |
| Grupo Bimbo (Mexiko) | Backwaren | 22,5 |
| Ambev (Brasilien) | Bier und Erfrischungsgetränke | 16,0 |
| Coca-Cola FEMSA (Mexiko) | Erfrischungsgetränke | 13,8 |
| Arca Continental (Mexiko) | Getränke und Snacks | 12,0 |
| BRF *) (Brasilien) | Verarbeitete Lebensmittel, insbesondere Fleisch, Wurst, Fertiggerichte | 10,8 |
| Heineken México (Mexiko/Niederlande) | Bier | 10,5 |
| Sigma Alimentos (Mexiko) | Gekühlte Lebensmittel | 8,5 |
| Gruma (Mexiko) | Tortillas und Maismehl | 6,6 |
| Grupo Lala (Mexiko) | Milchprodukte | 5,6 |
| Minerva Foods (Brasilien) | Rindfleisch | 5,4 |
| Grupo Nutresa (Kolumbien) | Verarbeitete Lebensmittel, insbesondere Kekse, Pralinen, Kaffee, Eiscreme, Teigwaren | 4,6 |
| Alicorp (Peru) | Verarbeitete Lebensmittel, insbesondere Speiseöl, Kekse, Teigwaren | 3,7 |
| Arcor (Argentinien) | Verarbeitete Lebensmittel, insbesondere Süßigkeiten, Schokolade, Kekse, Eiscreme | 2,4 |
Den multinationalen Konzernen machen lokale Hersteller teilweise Konkurrenz, gerade in den größeren Märkten der Region. Dazu gehören etwa die Hersteller von Molkereiprodukten Grupo Lala (Mexiko) und Alpina (Kolumbien), Lebensmittelkonzerne wie Grupo Nutresa (Kolumbien) oder Grupo Bimbo (Mexiko) und die großen brasilianischen Fleischhersteller JBS, Marfrig und BRF. Im September 2025 genehmigte die brasilianische Wettbewerbsbehörde CADE die Fusion der beiden letztgenannten Firmen zur MBRF Global Foods Company, die nun zu den weltweit größten Fleischkonzernen gehört, mit Präsenz in 117 Ländern.
Gesundheitsbehörden verschärfen Vorgaben zur Etikettierung
Nahrungsmittel und deren Verpackungslösungen zeigen die unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklung und die Vorlieben der Märkte. In Mexiko, das stark von den USA geprägt ist, und im vergleichsweise wohlhabenden Chile essen die Menschen besonders viele hochverarbeitete Produkte. In Brasilien dominiert günstige Massenware in Großverpackungen. Außerhalb der großen Metropolen wird Fleisch jedoch oft noch an der Fleischtheke im örtlichen Supermarkt geschnitten und nicht in portionierten Verpackungen verkauft.
In Argentinien ließ die Rezession der vergangenen Jahre die verfügbaren Einkommen der Bevölkerung zusammenschmelzen – selbst Gutverdiener achten inzwischen auf Sonderangebote und kaufen nicht mehr frei nach Belieben. Die Lebensmittelfirmen tragen dem Rechnung, indem sie Produktlinien in verschiedenen Preiskategorien sowie in kleineren Verpackungsgrößen anbieten. Der erwartete Wirtschaftsaufschwung könnte diesen Trend in Argentinien wieder umkehren.
In vielen Ländern der Region verschärfen die Gesundheitsbehörden die Richtlinien zum Gehalt von Zucker, Fetten und Salz. Damit sollen die öffentlichen Gesundheitsausgaben geschont werden. Nach Mexiko überholten zuletzt Brasilien, Argentinien, Chile, Uruguay und Kolumbien die Vorgaben zur Etikettierung. Branchenexperten zufolge gewöhnen sich die Kunden jedoch schnell an die Kennzeichnung und der Konsum der betroffenen Lebensmittel sinkt kaum.
| Institution | Anmerkungen |
|---|---|
Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft | |
| Expo ANTAD | Internationale Messe, 19. bis 21. Mai 2026 in Guadalajara (Mexiko) |
| Internationale Messe, 7. bis 9. April 2026 in São Paulo (Brasilien) | |
| Expoalimentaria | Internationale Messe, 23. bis 25. September 2026 in Lima (Peru) |
| Verband der Nahrungsmittelindustrie in Brasilien | |
| Chilealimentos | Verband der Nahrungsmittelindustrie in Chile |
| Asociación Nacional de Tiendas de Autoservicio y Departamentales (ANTAD) | Mexikanischer Einzelhandelsverband |
| Cámara de la Industria de Alimentos | Kammer der Nahrungsmittelindustrie in Kolumbien |
| Asociación Nacional de Fabricantes de Alimentos y Bebidas (ANFAB) | Verband der Nahrungsmittelindustrie in Ecuador |
| Cámara de Industriales de Productos Alimenticios (CIPA) | Kammer der Nahrungsmittelindustrie in Argentinien |
| Sociedad Nacional de Industrias (SNI) | Nationaler Industrieverband in Peru |