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Impulse bei Agrarrohstoffen und Retail-Food in Westafrika
Der Aufbau einer lokalen Verarbeitung von Nahrungsmitteln steht in Westafrika weiterhin auf der Agenda. In Nigeria werden Kapazitäten nach jahrelanger Stagnation erweitert.
09.12.2025
Von Corinna Päffgen, Fausi Najjar | Accra, Berlin
- In Nigeria werden Doritos und Lays-Chips künftig lokal produziert
- Ghanas Investoren kommen aus Asien
- FAO fördert Produktion von Kaffee in Liberia
- Benin beschleunigt Ausbau der Cashewverarbeitung
- Côte d’Ivoire: Mehr Wertschöpfung im Cashewsektor, Probleme bei Kakao
- Brasilianer investieren in Kameruns Rindfleischsektor
- Milliardenmarkt für Lebensmittelhandel in Westafrika blockiert
Afrika entwickelt sich zu einem dynamischen Wachstumsmarkt für die Verpackungsindustrie. Grund für die Nachfrage nach moderner Technik sind eine steigende Lebensmittelproduktion und eine anspruchsvollere Mittelschicht. Fachkräftemangel und schwierige Finanzierungsbedingungen bremsen aber vielfach Investitionen. Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung, besonders aufgrund von Exportanforderungen. Kooperationen und lokale Partnerschaften gelten als Schlüssel zum Erfolg.
In Nigeria werden Doritos und Lays-Chips künftig lokal produziert
PepsiCo hat zusammen mit dem Logistikunternehmen DP World aus den Vereinigten Arabischen Emiraten eine 20 Millionen US-Dollar (US$) teure Produktionsstätte in Lagos in Betrieb genommen. Hergestellt werden dort Snacks wie Cheetos, Lays und Doritos, wobei 90 Prozent der Rohstoffe lokal in Nigeria von Partnern wie Northern Nigeria Flour und Grand Cereals beschafft werden.
Die Unternehmen Brent Foods, Niger Foods, Legacy Sugar und UMZA haben Investitionen in den nigerianischen Zuckersektor angekündigt. Geplant sind Greenfieldprojekte In den Bundesstaaten Oyo, Niger, Adamawa und Bauchi, die eine Produktion von 400.000 Tonnen Zucker jährlich vorsehen. Daneben wird das Unternehmen Niger Foods Security Systems seine Produktion ausbauen. Für den Anbau von Zuckerrohr hat sich das Unternehmen 250.000 Hektar im Bundesstaat Niger gesichert. Die für den Anbau und Verarbeitung benötigten Investitionen schätzt Niger Foods auf 3 Milliarden US$.
Ghanas Investoren kommen aus Asien
Der singapurische Agrar- und Lebensmittelkonzern Olam hat angekündigt, 200 Millionen US$ in den Aufbau einer Teigwarenproduktionsanlage sowie in Futtermittelfabriken für Geflügel und Fisch zu investieren. Geplant ist die Herstellung von 43.000 Tonnen Pasta pro Jahr.
Das philippinische Unternehmen Nu Agri Asia plant Investitionen in Höhe von 250 Millionen US$ in die Verarbeitung von Früchten und Zuckerrohr. Etwa die Hälfte ist für den Bau einer Zuckerfabrik mit einer Verarbeitungskapazität von 10.000 Tonnen Zuckerrohr täglich vorgesehen. Das restliche Kapital fließt in die Errichtung von Verarbeitungsanlagen für Kokosnüsse und weitere Früchte.
FAO fördert Produktion von Kaffee in Liberia
Die ursprünglich aus Liberia stammende Kaffeesorte Liberica ist neben Arabica und Robusta eine der drei Hauptarten der Kaffeepflanze, macht aber bislang weniger als 5 Prozent der weltweiten Kaffeeproduktion aus. Das westafrikanische Land wird nun voraussichtlich Ende 2025 Kaffee Liberica als sein Flaggschiffprodukt im Rahmen der Initiative "One Country One Priority Product" (OCOP) der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) international vermarkten.
Die FAO unterstützt mit der OCOP-Initiative Länder dabei, landwirtschaftliche Produkte mit hohem Potenzial zu identifizieren und zu vermarkten. Der Ausbau der Präsenz Liberias auf dem internationalen Kaffeemarkt soll Arbeitsplätze in der Landwirtschaft, in der Verarbeitung und im Export schaffen sowie private Investitionen anziehen.
Benin beschleunigt Ausbau der Cashewverarbeitung
Benin verstärkt seine Strategie zur lokalen Wertschöpfung im Cashewsektor. Die Regierung plant, den Anbau um 7.000 Hektar zu erweitern und 60.000 Hektar bestehender Flächen bis 2026 zu sanieren. Die Glo-Djigbé Industrial Zone (GDIZ) dient als wirtschaftspolitisches Instrument. Für Cashew strebt sie bis 2026 eine Verarbeitungskapazität von 150.000 Tonnen an. GDIZ bietet Investoren steuerliche Vorteile.
Côte d’Ivoire: Mehr Wertschöpfung im Cashewsektor, Probleme bei Kakao
Côte d’Ivoire will bis 2030 über 50 Prozent der Cashewernte lokal verarbeiten. Mit neuen Fabriken wie in Kpouèbo (September 2025) und einem Rekordaufkauf von 650.000 Tonnen stärkt die Regierung die Wertschöpfung.
Gleichzeitig gerät der Kakaosektor unter Druck: Cargill stoppte im September 2025 erstmals seine Verarbeitung wegen schlechter Bohnenqualität. Die Krise gefährdet die Strategie, Côte d’Ivoire als führenden Verarbeiter zu etablieren. Firmen wie Barry Callebaut und Olam haben investiert - doch Qualitätsschwankungen stellen deren Geschäftsmodelle infrage.
Brasilianer investieren in Kameruns Rindfleischsektor
In Kamerun entsteht ein neues Zentrum für Rindfleischverarbeitung, finanziert vom brasilianischen Unternehmen Tace Trading. Am 6. Oktober 2025 wurde der Grundstein für das 110 Hektar große Gelände in Douala-Edéa gelegt. Die Anlage umfasst ein Schlachthaus und eine Fleischverarbeitungsstätte. Sie ist Teil eines Viehwirtschaftsprogramms mit einem Volumen von 47,8 Millionen US$. In der zweiten Projektphase sollen sieben Mastbetriebe und ein Zentrum für künstliche Besamung entstehen. Kostenpunkt: 295,5 Millionen US$.
Milliardenmarkt für Lebensmittelhandel in Westafrika blockiert
Trotz eines prognostizierten Wachstums des westafrikanischen Lebensmittelmarktes auf 480 Milliarden US$ bis 2030 bleibt der regionale Lebensmittelhandel stark eingeschränkt. Beim African Food Systems Forum am 4. September 2025 in Dakar kritisierte der Sahel und West Africa Club (OECD/SWAC) fragmentierte Standards und zahlreiche Straßenkontrollen.
Laut Angaben der OECD erfolgen rund 85 Prozent des intraregionalen Handels mit Nahrungsmitteln informell, das Gesamtvolumen liege bei über 10 Milliarden US$ jährlich. Die OECD fordert, informelle Netzwerke anzuerkennen, die Dateninfrastruktur auszubauen und den Handel als strategisches Instrument für Ernährungssicherheit und wirtschaftliche Resilienz zu nutzen.