Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchen | Brasilien | Bauwirtschaft

Tiefbau: Marktchancen für deutsche Unternehmen

Die wachsende Bedeutung privater Betreiberkonzerne und die fortschreitende Digitalisierung verändern den Tiefbau und eröffnen Chancen.

Von Gloria Rose | São Paulo

Das 2016 gestartete "Programa de Parcerias de Investimentos" (PPI), im Rahmen dessen die Regierung Infrastrukturprojekte strukturiert und an private Betreiber versteigert, revolutioniert den Tiefbau in Brasilien. An die Stelle staatlicher Bauaufträge treten professionelle Betreiberunternehmen, die ihre Effizienz langfristig maximieren. Schließlich unterliegt das Kapital der Konzessionäre strengen Kontrollen durch die Anteilseigner. Investitionen müssen sich lohnen. Qualitätsaspekte gewinnen dadurch immens an Bedeutung.

Paradigmenwechsel für langfristige Effizienz

"Dieser Paradigmenwechsel eröffnet Perspektiven für deutsche Produkte und Dienstleistungen", sagt Detlef Dralle, Geschäftsführer des Baukonzerns HTB. Schließlich zeichnen sich deutsche Hersteller in der Regel durch hochwertige, innovative und daher auch teurere Technologien aus, die sich erst bei langfristiger Effizienz rechnen.

HTB (bis 2016 Hochtief do Brasil) profitiert von diesem Wandel. Das Unternehmen erbringt seit mehr als einem halben Jahrhundert Planungs- und Bauleistungen in Brasilien. In den vergangenen Jahren führte HTB, das heute zur deutschen Gruppe Zech gehört, für Fraport den Umbau des Flughafens in Porto Alegre durch.

Im Hochbau ergeben sich für HTB gute Chancen auf Aufträge aus dem Gesundheitssektor und aus der Industrie. Im Tiefbau bestehen Aussichten auf neue Projekte in der Wasser- und Abfallwirtschaft, beim Ausbau der Hafen- und Energieinfrastruktur sowie beim Bau von Rechenzentren. Auch im Flughafenbau ergeben sich mit den anstehenden Versteigerungen von Konzessionen neue Möglichkeiten. Im Straßen- und Schienenbau ist HTB bislang nicht aktiv. 

Chancen durch Digitalisierung

Die brasilianische Bauwirtschaft hinkt bei der Nutzung digitaler Technologien noch weit hinterher. Zurzeit nutzen erst 33,8 Prozent der Bauunternehmen virtuelle Bauwerksmodellierung (BIM - Building Information Modeling) routinemäßig. Dies ergab eine aktuelle Erhebung des Verbands für Industrieentwicklung ABDI.

Mit der neuen Strategie BIM-BR will die Regierung den breiten Einsatz fördern. Mit der zunehmenden Nutzung von BIM und neuen Technologien dürften die Akteure Geschäfts- und Projektabläufe anpassen, wodurch sich neue Geschäftschancen ergeben.

Brasilien fördert den Einsatz virtueller Bauwerksmodelle über Arbeitsgruppen, das BIM Fórum und ein akademisches Portal. Das internationale Netzwerk buildingSmart kann ausländischen Unternehmen den Aufbau lokaler Kontakte erleichtern.

Entwicklungsschub für die Wasserwirtschaft und den Schienenverkehr

Brasiliens Wasserwirtschaft investiert. Das bietet viele Chancen für Beteiligungen – auch für Konsortien. In dem gesamten Bereich Wasser/Abwasser/Abfallwirtschaft stehen große Konzessionsprojekte an, die die Investitionen in den kommenden Jahren ankurbeln. Dies verspricht gute Aussichten für Anbieter von Umwelttechnik und speziellen Baulösungen.

Auch wenn die Investitionen in den Schienentransport derzeit stagnieren, liegen hier immense Chancen, die sich in den kommenden Jahren realisieren dürften. Keiner der in Brasilien ansässigen Baukonzerne verfügt über umfassende praktische Erfahrungen im Schienenbau. Beratungsdienstleistungen sowie moderne Technologien aus Deutschland könnten dabei helfen, den Güterverkehr im Land zukünftig effizienter zu gestalten.

Trotz Verbesserungen und einem steigenden Transportvolumen ist der Schienentransport nach wie vor nur ungenügend ausgebaut. Problemfelder sind beispielsweise die schlecht ausgebaute Signalsteuerung sowie unzureichende Sicherheitsvorkehrungen.

Die Deutsche Bahn will Chancen wahrnehmen. Anfang 2023 unterzeichnete DB Engineering & Consulting (DB E.C.O.) eine Absichtserklärung mit GPM (Grão-Pará-Maranhão) und dem brasilianischen Consultingunternehmen Sysfer. DB E.C.O. erwägt, sich an dem Bau einer Schienenstrecke im Bundesstaat Maranhão zu beteiligen. 

Dieser Inhalt gehört zu

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.