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E-Mobility

Drei von vier Neuwagen in China waren 2022 Elektroautos. Nach Wegfall der Subventionen dürften die Exporte von New Energy Vehicle aus China 2023 deutlich steigen.

Von Corinne Abele | Shanghai

Für die Elektroautobranche ist 2023 ein wichtiges Jahr

Für Chinas E-Mobility-Branche wird 2023 ein entscheidendes Jahr: Die nationalen Subventionen beim Kauf von Fahrzeugen mit alternativem Antrieb (New Energy Vehicle, NEV) fallen weg. Manche Regionen steuern zumindest temporär mit eigenen Subventionen für lokale NEV-Hersteller gegen. Erst ab 2024 soll beim Kauf eines NEV auch wieder die Erwerbssteuer fällig werden. Eine Konsolidierung des hoch fragmentierten Elektromobilitätsmarktes ist unvermeidbar. 

Die geopolitischen Spannungen und wachsenden wirtschaftlichen Risiken machen anstehende Finanzierungsrunden für Startups immer schwieriger. Erste renommierte Namen wie Byton sind vom Markt verschwunden oder stehen wie WM Weltmeister unter Druck. Nio rettete sich bereits 2020 in die finanzkräftigen Arme der Provinz Anhui und deren Hauptstadt Hefei. Die Goldgräberstimmung unter den NEV-Start-ups ist längst vorbei. Die Nase vorn haben bislang Volumenplayer wie BYD, Tesla oder Wuling.

Absatz von Elektrofahrzeugen (NEV) in China (in 1.000 Einheiten; Veränderung in Prozent)

Kategorie

2022

Veränderung 2022/2021

Reine Elektrofahrzeuge

5.365

81,6

Plug-in-Hybride

1.518

151,6

Brennstoffzelle

300

112,8

Quelle: China Association of Automobile Manufacturers (CAAM) 2023

Für das 1. Quartal 2023 sieht die China Passenger Car Association (CPCA) eine abwartende Einstellung potenzieller Käufer. Nach ersten Preissenkungen von Tesla und XPeng, um den Subventionsausfall für die Käufer abzumildern, erwarten sie dies auch von anderen Anbietern. Analysten der Deutschen Bank, so zitiert die Industrieplattform CNEVPOST Ende Januar 2023, prognostizieren einen Verkaufsrückgang von 20 bis 25 Prozent im 1. Quartal 2023 gegenüber dem letzten Quartal 2022. Erst in der 2. Jahreshälfte 2023 erwarten sie eine deutliche Wiederbelebung. Für das Gesamtjahr 2023 rechnet der chinesische Automobilverband mit rund 9 Millionen verkauften NEV. Dies würde einer für die Branche relativ schwachen Steigerung von 35 Prozent gegenüber 2021 entsprechen, als noch etwa doppelt so viele NEV abgesetzt wurden. Obwohl NEV am gesamten Fahrzeugbestand immer noch nur etwa 4 Prozent stellen, war 2022 bereits jeder vierte verkaufte Neuwagen ein Elektroauto, meistens ein rein batteriebetriebener Pkw. 

Ladeinfrastruktur entsteht rasch

Damit NEV auch in ländlichen Regionen attraktiv werden, investieren Staat und Privatwirtschaft kontinuierlich in den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Allein Volkswagen plant bis 2025 rund 17.000 Schnellladestationen mit Partnern in China zu bauen. Ende 2022 zählte die Volksrepublik landesweit 5,2 Millionen Ladestationen; knapp die Hälfte davon wurde laut dem Ministerium für Industrie und Informationstechnologie 2022 installiert. Demgegenüber ist die Anzahl von Batterietauschstationen mit knapp 2.000 gering. 

Absoluter Branchenprimus ist der chinesische Elektroautobauer BYD. Mit 1,8 Millionen verkauften Fahrzeugen setzte er sich laut CPCA 2022 erstmals deutlich vom Hauptkonkurrenten Tesla ab. Das US-Unternehmen verkaufte 2022 rund 25 Prozent mehr Fahrzeuge, während BYD seinen Absatz verdreifachte. Damit belegte der reine Elektroautohersteller BYD erstmals Platz 3 der Top-Ten-Automarken in China. Die Top-Five-Elektroautomarken (abgesehen von Tesla alle chinesisch) stellten 2022 über die Hälfte aller verkauften NEV.

Top Elektroautomarken in China 2022 (Anteil am NEV-Gesamtabsatz in Prozent)

Automarken

Anteil

BYD

30,9

SAIC-GM-Wuling (SGMW)

8,0

Tesla

7,4

GAC

4,6

Changan

3,9

Quelle: CleanTechnica 2023, basierend auf CPCA

Wollen deutsche Autobauer in China erfolgreich bleiben, müssen sie im NEV-Segment Marktanteile erobern. Von den Elektromodellen deutscher Autohersteller war 2022 der ID.4 von Volkswagen mit 81.680 verkauften Fahrzeugen am beliebtesten. Der Wettbewerb zwischen neuen chinesischen und alten westlichen Branchenführern läuft in China auf Hochtouren. Erstmals stellen chinesische Automarken über die Hälfte ihres Heimatmarktes – vor allem dank starker chinesischer NEV-Marken wie BYD oder Wuling.

Elektroautos hinter Chinas Exporterfolg

Elektroautos stecken auch hinter Chinas spätem, aber deutlichem Exporterfolg. Insgesamt stellten sie 2022 mit 1,1 Millionen exportierten Einheiten bereits ein Drittel der globalen Kfz-Exporte Chinas; drei von vier aus China nach Deutschland gelieferten Autos waren 2022 Elektroautos.

Noch befinden sich darunter vielfach Tesla-Modelle – vor allem bei Exporten nach Europa und in die USA. Dies dürfte sich jedoch in den nächsten Jahren ändern. Einige führende chinesische Hersteller wie BYD, NIO, XPEng, aber auch Geely verstärken 2023 massiv ihre Auslandsaktivitäten. Dabei haben erst Chinas nationale Subventionen und regionale Fördermaßnahmen sowie Joint-Venture-Auflagen für internationale Autohersteller den Aufstieg von Firmen wie BYD oder auch des weltweit größten Batteriehersteller CATL ermöglicht.

China dominiert Batterieproduktion weltweit

In China hält CATL allein 48,2 Prozent des Batteriemarktes, gemeinsam mit BYD rund 70 Prozent. Über sein Tochterunternehmen Brunp verfügt CATL wohl auch über die weltweit größten Recyclingkapazitäten. Am 15. Januar 2023 verkündete CATL, dass Brunp weitere rund 3,5 Milliarden US-Dollar in den Aufbau einer integrierten Produktionsbasis für Batterie-Ausgangsmaterialien unter Rückgewinnung von 500.000 Tonnen Abfallbatteriematerialien in Foshan in der Provinz Guangdong investieren wird. Der Anteil von CATL am globalen Batteriemarkt lag dem Branchenportal CnEVPost 2022 bei rund 37 Prozent. Wie auch andere chinesische Batteriehersteller baut das Unternehmen einige Batteriewerke außerhalb des Landes, unter anderem in Deutschland.

Die Abhängigkeit von China bei Batterien und deren Ausgangsstoffen macht in Deutschland zunehmend Sorgen. Künftig soll sie reduziert werden – durch mehr Batteriewerke in Europa sowie durch diversifizierte Lieferketten (vor allem bei Vorprodukten und Ausgangsmaterialien). Ebenfalls werden neue Batterietechnologien entwickelt, die den Einsatz unterschiedlicher Ausgangsstoffe ermöglichen.

(Stand Februar 2023)



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