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Branche kompakt | Tschechische Republik | Automobilsektor

E-Mobility

In Tschechien setzt sich Elektromobilität nur langsam durch. Das liegt vor allem an fehlenden Anreizprogrammen. Die Ladeinfrastruktur hingegen ist gut und wird stetig ausgebaut.

Von Gerit Schulze | Prag

Tschechien gehört in Europa zu den Schlusslichtern beim Verkauf von Elektroautos. Der Anteil reiner Batterieautos an den Pkw-Gesamtzulassungen lag 2023 nur bei 3 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland waren im Vorjahr 18,4 Prozent alle neu zugelassenen Pkw Elektroautos, in der EU insgesamt 14,6 Prozent. Auch in den ersten beiden Monaten 2024 gab es keine Trendwende: nur 2,4 Prozent der Neuzulassungen entfielen auf Batterieautos.

Zulassung von neuen Elektrofahrzeugen in der Tschechischen Republik *

Kategorie

2019

2020

2021

2022

2023

Pkw

636

2.866

2.646

3.892

6.640

Anteil an den Gesamtzulassungen in %

0,25

1,41

1,28

2,03

3,00

leichte Nutzfahrzeuge

33

44

172

134

353

Anteil an den Gesamtzulassungen in %

0,16

0,26

0,87

0,79

1,55

Lkw

0

0

2

4

10

Anteil an den Gesamtzulassungen in %

0,00

0,00

0,02

0,04

0,10

Busse

4

6

2

40

6

Anteil an den Gesamtzulassungen in %

0,33

0,44

0,20

3,29

0,56

* Reine Elektrofahrzeuge, ohne Hybridmodelle.Quelle: Verband der Autoimporteure (SDA) 2023

Marktführer bei Neuwagen mit Elektroantrieb war 2023 Tesla. Der US-Hersteller konnte die einheimische Marke Škoda auf Platz 2 verweisen, weil diese bislang nur ein Modell (Enyaq) im Produktportfolio hat. Neben Tesla und Škoda haben die südkoreanischen Marken Hyundai und Kia eine gute Marktposition bei Elektroautos. 

Meistverkaufte Elektrofahrzeuge in Tschechien nach Hersteller *)

Marke

Neuzulassungen 2023

Tesla

1.618

Škoda

1.442

Volkswagen

607

Hyundai

539

Mercedes-Benz

451

BMW

394

Kia

260

Peugeot

183

* Reine Elektrofahrzeuge, ohne Hybridmodelle.Quelle: Verband der Autoimporteure (SDA) 2024

Grundsätzlich gibt es im Autoland Tschechien viele Vorbehalte gegenüber der neuen Antriebstechnologie. Dazu gehören die geringe Reichweite, zu wenig Ladepunkte und der hohe Anschaffungspreis. Die Regierung vergibt an Privatpersonen keine direkten Kaufprämien für Elektroautos.

Daher sind bislang kaum Batteriefahrzeuge auf tschechischen Straßen unterwegs. Nach Berechnungen des Netzwerks Civinet, das sich für saubere Verkehrsströme engagiert, waren Ende September 2023 in Tschechien 20.300 Elektroautos der Kategorie M1 registriert. Die meistverkauften Marken sind Škoda (4.000 Elektroautos), Tesla (3.500) und Volkswagen (2.400). Außerdem gibt es rund 1.250 leichte Nutzfahrzeuge mit Batterieantrieb und fast 10.000 Krafträder (Mopeds, Motorräder, E-Roller).

Das Ministerium für Industrie und Handel (MPO) rechnete in seiner Prognose aus dem Jahr 2022 damit, dass bis 2040 im negativsten Szenario 500.000 Elektrofahrzeuge in Tschechien fahren (inklusive Plugin-Hybride). Die optimistischste Variante ging sogar von 3,4 Millionen Elektroautos und 240.000 Ladepunkten aus. 

Von diesen Zahlen ist Tschechien meilenweit entfernt. Zwar hat sich die Zahl der Ladestationen in den vergangenen zwei Jahren mehr als verdoppelt. Sie lag zum Jahresende 2023 trotzdem nur bei fast 2.900 öffentlichen Anlaufstellen.

Das landesweit größte Ladenetz betreibt der halbstaatliche Energiekonzern ČEZ, auf den im Herbst 2023 rund 29 Prozent der installierten Gesamtleistung entfielen. Dahinter folgen der Prager Energieversorger PRE mit 28 Prozent und E.ON mit 10 Prozent. 

Die führenden Ladesäulenbetreiber investieren weiter in den Ausbau des Netzes. Orlen Unipetrol will bis 2030 rund 800 neue Stromtankstellen in Betrieb nehmen. Bis Ende 2024 installiert Marktführer ČEZ 85 ultraschnelle Ladesäulen mit mehr als 150 Kilowatt Leistung und erhöht deren Anzahl so auf 110. Für die Investitionen nutzt ČEZ Fördermittel aus der Connecting Europe Facility und aus EU-Fonds über das Operationelle Programm Verkehr.

Das Ministerium für Industrie und Handel startete Mitte März 2024 das Programm "Záruka Elektromobilita", über das in den kommenden zwei Jahren 80 Millionen Euro in die Entwicklung der Elektromobilität fließen sollen. Gefördert wird die Anschaffung von Firmenwagen mit Batterie- oder Wasserstoffantrieb sowie der Aufbau von nichtöffentlichen Ladesäulen auf Betriebsarealen. 

Die Förderung besteht aus Bankgarantien für Geschäftskredite, die von der Nationalen Entwicklungsbank vergeben werden, und aus direkten Zuschüssen. Um in den Genuss der Förderung zu kommen, muss ein Bankkredit aufgenommen oder ein Leasingvertrag abgeschlossen werden. Für den Kauf von emissionsfreien Pkw gibt es umgerechnet bis zu 8.100 Euro, für leichte Nutzfahrzeuge bis zu 12.100 Euro. Der Bau von Wechselstrom-Ladesäulen (AC) wird mit rund 2.000 Euro bezuschusst, bei Gleichstrom-Ladesäulen mit hoher Leistung gibt es bis zu 6.000 Euro. 

Öffentliche Anreize für die Elektromobilität speisen sich in erster Linie aus EU-Fonds. Für den Aufbau von Ladeinfrastruktur und für die Anschaffung von Elektroautos durch Städte und Gemeinden sowie für den öffentlichen Nahverkehr stehen bis 2027 fast 700 Millionen Euro zur Verfügung.

Tschechien: EU-Förderung zum Aufbau der Ladeinfrastruktur
Förderprogramm

Förderung in Millionen Euro *

Nationaler Aufbauplan 2021 bis 2025


 

Ladesäulen in Wohngebäuden

6

Anschaffung von Elektroautos und Bau von Ladesäulen durch Gemeinden und NGOs

24

Anschaffung von Elektroautos und Bau von Ladesäulen durch Unternehmen

81

Operationelles Programm Verkehr (EU-Kohäsionsfonds, 2021 bis 2027)


 

Öffentliche Ladeinfrastruktur für Elektroautos und Wasserstoffautos

243

Integriertes regionales operationelles Programm IROP (EU-Kohäsionsfonds, 2021 bis 2027)


 

Anschaffung von emissionsarmen Fahrzeugen für den öffentlichen Nahverkehr und Bau von Ladeinfrastruktur

336

* Umgerechnet zum EZB-Wechselkurs am 13.10.2023: 1 Euro = 24,67 Tschechische Kronen (Kč).Quelle: Ministerium für Industrie und Handel (MPO), Vortrag beim Forum Elektromobilita, Oktober 2023

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