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Branchen | Dänemark | Pharma, Biotechnologie

Lokale Branchenstruktur

Globale Spieler und Jungunternehmen gehen Hand in Hand. Mittel für die Forschung stellen vor allem private Geldgeber.

Von Michał Woźniak | Stockholm

Wachsender Sektor mit globaler Reichweite

Das dänische Statistikamt DST zählte 2020 insgesamt 143 Pharmaunternehmen im Land. Demnach generierten sie im selben Jahr mit über 24.600 Angestellten knapp 19 Milliarden Euro um. Im Zehnjahresvergleich stiegen die Umsätze um mehr als das Doppelte, die Unternehmenszahl um über die Hälfte und die der Mitarbeiter um knapp ein Drittel. Die Reichweite der dänischen Pharmaindustrie geht wesentlich über die Landesgrenzen hinaus. Vor allem der mit Abstand größte Branchenvertreter - Novo Nordisk - ist mittlerweile in über 160 Ländern vertreten.

Führende Pharmaunternehmen in Dänemark (Umsatz und Ausgaben in Millionen Euro; Veränderung in Prozent)

Unternehmen

Umsatz (2021)

Veränderung (2021/2020)

Ausgaben für Forschung und Entwicklung (2021)

Novo Nordisk

18.932

11

2.385

H. Lundbeck

2.191

7

514

Leo Pharma

1.339

5

308

Orifarm Group

1.417

27

k.A.

ALK-Abelio

526

12

k.A.

Xelia Pharmaceuticals

241

-12

26

Quelle: Jahresberichte 2021 der Unternehmen

Der gesamte Lifesciences-Bereich gehört zu den Stützen der dänischen Wirtschaft. Sie bietet ein breites Spektrum: "Wir machen viel in der Genomforschung und registerbasierten Forschung, die jetzt eindeutig zur Integration mit verschiedenen "Omik-Biologie“ einlädt. Wir haben eine starke Tradition in der Biotechnologie, einem Bereich, in dem viele der größten Unternehmen der Welt aus Dänemark stammen, und in der Biochemie. Wir haben eine große Pharmaindustrie. Strukturbiologie ist stark in Aarhus und auch in Kopenhagen. Ich kann kein Feld nennen, das nicht gut vertreten ist, weil die Community groß ist", unterstreicht Professor Poul Nissen von der Aarhus Universität im Gespräch mit der European Molecular Biology Organization.

Strategie für mehr Wachstum

Der Sektor generiert laut offiziellen Angaben über ein Fünftel der dänischen Exporteinnahmen. Pharmazeutische Produkte alleine hatten in den ersten elf Monaten 2022 laut DST einen Anteil an den Gesamtexporten von knapp 17 Prozent. Dementsprechend wurde 2021 eine eigene Lifesciences-Strategie erarbeitet. Sie umfasst 38 Vorhaben, deren Ziel es ist:

  • die Bedingungen für Forschung und Entwicklung zu verbessern;
  • die Nutzung von Gesundheitsdaten auszuweiten und zu sichern;
  • den Einkauf innovativer Lösungen und Produkte auszuweiten;
  • das Fachkräfteangebot auszubauen;
  • die Branchen nachhaltiger zu machen;
  • den Wissensaustausch und Kooperationen zu fördern.

Für die Pharmaindustrie besonders interessant dürften die teilweise bereits realisierten Versprechen bezüglich schnellerer Markteinführungsmöglichkeiten für bahnbrechende Innovationen oder die Befreiung kommerzieller Sponsoren von Gebühren im Zusammenhang mit klinischen Studien der Phase I sein. Zudem wurde von 2020 bis 2022 der Abzugssatz bei der steuerlichen Abschreibung von Forschungs- und Entwicklungsausgaben auf 130 Prozent erhöht. Ab diesem Jahr beträgt dieser 108 Prozent, bevor er 2026 permanent auf 110 Prozent erhöht werden soll.

Forschung wird vor allem privat gefördert

Mittel für die Forschung stehen über zahlreiche Kanäle zur Verfügung. Öffentliche Gelder werden über die Wirtschaftsförderung Erhvervsfremmebestyrelsen ausgeschüttet. Von den knapp 120 Millionen Euro im Fördertopf 2023 sollen knapp 10 Millionen Euro in den Bereich Wohlfahrtstechnologien fließen, nahezu dreimal so viel in den auch für Pharmaunternehmen relevanten Bereich der "grünen Wände mit Fokus auf Kreislaufwirtschaft". Weitere Mittel können über den staatlichen Innovationsfonds abgegriffen werden. Dieser verteilt unter anderem Förderung im Rahmen des Eurostars-Programms des internationalen Eureka-Netzwerks. Unterstützt werden darüber kleine und mittlere Unternehmen, die sich an internationalen Forschungsprojekten beteiligen wollen - unter anderem im Bereich Lifesciences, Gesundheit und Wohlfahrtstechnologien.

Daneben bestehen zahlreiche private Stiftungen. Die Unterstützung seitens des vor 125 Jahren gegründeten Industriefonds beläuft sich auf knapp 34 Millionen Euro jährlich. Ihre Ideen vorbringen können alle Branchen, wobei allerdings Themen wie Innovationen und Nachhaltigkeit im Fokus stehen sollten. Einen der letzten Zuschläge im Lifesciences-Bereich erhielt das CPH Labs, wo neuartige Ideen und Produkte entwickelt und getestet werden können.

Private Geldgeber sind zudem ein wichtiger Sponsor der Universitätsforschung. "Wir haben einige einzigartige Strukturen an unseren Universitäten mit sehr geringer oder gar keiner Grundfinanzierung", erklärt Professor Poul Nissen von der Aarhus Universität. "Wissenschaftler müssen sich um externe Zuschüsse bewerben", unterstreicht er. Damit der Standort für Biotech-Fachleute attraktiv bleibt, sorgen nicht zuletzt die Pharmakonzerne selbst. Die Stiftungen - unter anderem von Novo Nordisk, H. Lundbeck und Leo Pharma - investieren jährlich hohe neunstellige Euro-Summen im Gesundheitsbereich. Die Projekte reichen von Einzelstipendien für Forscher über themenbezogene Studien und klinische Untersuchungen bis zu Infrastrukturprojekten wie den Aufbau von Supercomputern für Forschungszwecke oder ganzen Forschungszentren.

Neue Clusterstruktur

Diese gliedern sich zumeist reibungslos an die dänischen Universitäten oder die Branchencluster. Die Landschaft der letzteren ist Ende 2020 deutlich übersichtlicher geworden. Im Rahmen einer Konsolidierung, die die besonderen Stärken der dänischen Wirtschaft besser herausarbeiten und deren Förderung effizienter gestalten sollte, wurden im Rahmen der Initiative Cluster Excellende Denmark bestehende Organisationen zusammengeführt. Für den Pharmabereich zuständig ist das Danish Life Science Cluster mit Hauptsitz in Kopenhagen und vier weiteren Zweigstellen, die eine Präsenz in allen fünf dänischen Regionen gewährleisten. Partner sind sowohl öffentliche Stellen als auch Wirtschaftsverbände, Hochschulen und natürlich Unternehmen. Insgesamt versammelt das Cluster 220 Mitglieder.

Um über die Hälfte größer ist das Medicon Valley. Die ursprünglich dänisch-schwedische Initiative hat mittlerweile den Anspruch, Lifesciences-Vertreter aus dem gesamten nordischen Raum zu bündeln. Das Cluster hat sechs Forschungsschwerpunkte:

  • Krebs;
  • Diabetes;
  • Entzündungen und Autoimmunerkrankungen;
  • Neurowissenschaft;
  • Stammzellenforschung;
  • Mikrobiom.

Es bietet auch zahlreiche Programme zur Unterstützung von Start-ups und Spinouts.

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