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Special | Deutsche Wettbewerbsposition | Chemische Industrie

Deutsche Wettbewerbsposition in der chemischen Industrie

Deutschland ist Exportweltmeister bei chemischen Erzeugnissen. In der Sparte Arzneimittel hat "made in Germany" seine gute Exportposition sogar noch verbessert.

Von Michael Monnerjahn, Christina Otte, Beate Voell | Bonn

Die Bundesrepublik hat bei ihrem Anteil an den weltweiten Exporten chemischer und pharmazeutischer Waren von 2000 bis 2020 zwar leicht eingebüßt, dennoch behält sie die Spitzenposition mit einem Anteil von knapp 11 Prozent. Insgesamt haben sich die Marktanteile in der Branche nicht ganz so stark verschoben wie etwa in der Elektroindustrie. Mit dem Kampf gegen den Klimawandel könnte sich die Wettbewerbsposition künftig jedoch stärker verschieben.

Die Analyse ist Bestandteil der Exportanalyse – Deutschland im internationalen Wettbewerb von Germany Trade & Invest. Untersucht wurde die Entwicklung der deutschen Ausfuhren im Zeitraum 2000 bis 2020 anhand von Handelsstatistiken.

  • Deutschland hält noch die Spitzenposition

    Vor allem China holt bei Chemieexporten auf - zulasten von Deutschland. Stärkere Verlierer sind jedoch die USA, Japan und Frankreich. Pharmazeutika bleiben Exportschlager.

    Deutschland ist der weltweit größte Chemieexporteur. Das Exportvolumen der Bundesrepublik hat sich bei Produkten wie Arzneiwaren, Kunststoffen und Düngemitteln in den letzten zwanzig Jahren mehr als verdreifacht. 2020 betrug es rund 237 Milliarden US-Dollar. Wertmäßig hat jedes neunte exportierte Chemieerzeugnis seinen Ursprung in Deutschland. 

    Mit den Vereinigten Staaten leistet sich Deutschland ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Spitzenposition. China hat zwar noch nicht zu den beiden führenden Exportländern aufgeschlossen, doch das Wachstum ist enorm. Gegenüber 2000 vervierfachte sich im Jahr 2020 der Anteil am Weltexport auf 8 Prozent.

    Dies geschah nur teilweise zulasten von Deutschland. Im Vergleich zur Jahrtausendwende hat die Bundesrepublik leicht eingebüßt. Ihr Anteil am Weltexport sank von rund 12 Prozent im Jahr 2000 auf 11 Prozent 2020. Noch stärker mussten die USA Weltmarktanteile abgeben. Die Schweiz und Irland konnten wiederum große Volkswirtschaften wie Frankreich und Japan überholen und komplettieren die Top Fünf. 

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    Deutschland führt beim Handel mit forschungsintensiven Erzeugnissen

    Die deutsche Chemieindustrie zeichnet sich durch eine hohe Innovationsorientierung aus. Kein anderes Land weist so viele forschende Unternehmen auf. Im Handel mit forschungsintensiven chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen spielt Deutschland ganz vorne mit, so ein aktueller Bericht des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) vom Mai 2022. 

    Forschungsintensive Güter, bei denen Deutschland Exportweltmeister ist, sind etwa pharmazeutische Waren. Der Ausfuhrwert ist fünfmal so hoch wie der von China und Indien zusammen, die gemeinhin als Apotheke der Welt gelten. Arzneimittel bilden mit rund 43 Prozent an der deutschen Chemieausfuhr das mit Abstand größte Segment, vor organischen Chemikalien wie Ethylen, weiteren Grundchemikalien sowie Kunststoffen. 

    Deutschland ist ebenfalls Exportweltmeister für Lacke und Farben sowie für Kunststoffe (Halbwaren) – etwa Tafeln, Platten, Folien und Filme. In anderen Segmenten ging der deutsche Weltmarktanteil jedoch zurück. Besonders stark gingen die Anteile deutscher Anbieter etwa bei Kunststoffen in Primärform, sogenannten Polymeren, oder bei Agrochemikalien zurück. Dabei gehörten Pflanzenschutzmittel zu den Sparten mit den höchsten Einbußen.

    Exportschlager Pharmazeutika

    Die globalen Pharmaexporte haben sich in den letzten 20 Jahren fast versiebenfacht. Deutschland konnte seinen Weltmarktanteil bei Pharmazeutika von 12,1 Prozent im Jahr 2000 auf 14,3 Prozent 2020 ausbauen. Umgerechnet jedes siebte Pharmaprodukt hat seinen Ursprung in Deutschland. 


    Neben Deutschland konnten vor allem die Schweiz und Irland ihre pharmazeutischen Ausfuhren überdurchschnittlich stark erhöhen, in geringerem Maße auch Indien und China. Dennoch ist die Volksrepublik lediglich für rund 6 Prozent der globalen Ausfuhren von Arzneiwaren verantwortlich. Deutschland, die Schweiz und Irland kommen hingegen gemeinsam auf einen Anteil von 40 Prozent.


    Als zweitgrößter Pharmamarkt weltweit hinkt China beim Export pharmazeutischer Waren hinterher. Die Markteintrittsbarrieren für ausländische Firmen sind hoch. Einheimische Firmen fokussieren sich zudem auf Generika und fertigen weniger moderne Präparate. Anders sieht es bei aktiven pharmazeutischen Wirkstoffen (API) aus - auch Inhaltsstoffe oder Grundstoffe genannt - sowie bei Vorprodukten. Laut Schätzung der Weltgesundheitsbehörde WHO kommt die Volksrepublik bei pharmazeutischen Wirkstoffen auf einen weltweiten Marktanteil von einem Fünftel. Auch Antibiotika stammen zu einem Großteil aus China und werden in Indien weiterverarbeitet, bevor sie nach Europa geliefert werden.

    Absatzregionen diversifizieren sich

    Die fünf größten Importmärkte für chemische Erzeugnisse sind die USA, China, Frankreich, die Schweiz und die Niederlande. Etwa ein Drittel der deutschen Chemieausfuhr ging 2020 in diese Märkte. Wenngleich Westeuropa mit einem Anteil von 50 Prozent an der deutschen Gesamtausfuhr nach wie vor die wichtigste Exportregion ist, verlor sie im betrachteten Zeitraum am meisten an Bedeutung. Hinzugewinnen konnten hingegen Märkte in Mittel- und Osteuropa, in Asien-Pazifik sowie in Nordamerika. So gehören China, Indien, Saudi-Arabien, die USA, Brasilien und Rumänien zu den Exportmärkten, deren Anteile am deutschen Gesamtexport am dynamischsten zunahmen. 

    Deutschland behauptet sich in wichtigen Chemiemärkten 

    Auch die Betrachtung ausgewählter Importmärkte zeigt: China konnte in den letzten 20 Jahren Marktanteile gewinnen, besonders in den Schwellenländern Indien und Brasilien. Die USA mussten hingegen starke Einbußen hinnehmen, ebenso französische Lieferungen, die nur in China anteilig hinzugewinnen konnten. Bei Frankreich dürfte die gute Exportposition bei Körperpflegemitteln und Duftwassern den Ausschlag geben. Sie stellten 2020 rund ein Drittel der französischen Chemieausfuhr ins Reich der Mitte.

    Für Deutschland und die Schweiz ergibt sich ein gemischtes Bild. Die Bundesrepublik konnte als Lieferant in China an Bedeutung gewinnen, während sie in Indien und Brasilien verlor. Die Schweiz sicherte sich wiederum in den USA stärker Importanteile, als dies Deutschland gelang. Den Großteil der schweizerischen Ausfuhr in die Vereinigten Staaten stellten 2020 Pharmazeutika.

    Auf der Gewinnerseite steht auch Irland, das in den meisten betrachteten Märkten seinen Importanteil steigern konnte. In Irland ist ein Biopharmaziezentrum von globaler Bedeutung entstanden. Inzwischen fertigen und forschen dort auch zahlreiche internationale Biopharmahersteller. Zudem verarbeiten besonders viele US-Investoren in Irland Komponenten zu hochwertigen Fertigerzeugnissen.

    Aber auch deutsche Unternehmen zählen weltweit zu den größten Investoren. Laut VCI übersteigen die deutschen Auslandsinvestitionen seit 2012 die Investitionen im Inland. Verantwortlich dafür seien Globalisierungsstrategien und günstigere Rohstoffkosten im Ausland. 

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    Neue Wertschöpfungsstrukturen entstehen

    Die Coronapandemie und der russische Angriffskrieg auf die Ukraine haben dazu geführt, dass Unternehmen Investitionsstandorte und globale Lieferketten genauer überprüfen. Das bestätigt Dr. Matthias Blum, Bereichsleiter Außenwirtschaft und Industriepolitik beim VCI: "Die Bewertung von Auslandsmärkten ist massiv im Wandel. Es wird nicht so sein, dass wir auf einmal wieder alles aus Europa beziehen werden. Das wäre im Rahmen einer internationalen Arbeitsteilung auch nicht vorteilhaft. Es geht vielmehr um eine Diversifikation." 

    Inwieweit Deutschland seine bislang gute Wettbewerbsposition halten kann, hängt zudem davon ab, wie gut der Branche die Transformation hin zu einer klimaschonenden Produktion und zirkulären Wirtschaft gelingt. Sie muss ihre Produktion dekarbonisieren. Gleichzeitig leisten Chemieprodukte einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz. Durch den Krieg in der Ukraine und die daraus resultierende Energiekrise ist die deutsche Wirtschaft gezwungen, die Transformation zu beschleunigen, so Dr. Henrik Meincke, Chefvolkswirt des VCI. „Ich bin davon überzeugt, dass die Unternehmen in Zukunft besser aufgestellt sein werden, wenn die Rahmenbedingungen am Standort Deutschland stimmen.“

    Methodische Hinweise
    • Die vorliegende Wettbewerbsanalyse bezieht sich auf die Entwicklung der globalen Handelsverschiebungen im Zeitraum 2000 und 2020 auf Basis des Internationalen Warenverzeichnisses für den Außenhandel.
    • Das Internationale Warenverzeichnis für den Außenhandel oder SITC (Standard International Trade Classification) ist ein Warenverzeichnis der Vereinten Nationen für die Außenhandelsstatistik, das Vergleiche hinsichtlich Rohstoffen und bearbeiteten Waren weltweit ermöglicht. Der Dienstleistungshandel ist nicht inbegriffen.
    • Die Abgrenzung der chemischen Industrie erfolgt anhand der SITC-Position 5 und ihrer Unterpositionen (SITC Revision 4). Diese Klassifikation schließt pharmazeutische Waren ein (SITC 54). Nicht inbegriffen sind etwa synthetischer Kautschuk oder Chemiefasern. Berechnungen für das Jahr 2000 wurden auf Basis der SITC Revision 3 vorgenommen. 
    • Quelle für den Datenabruf ist die Datenbank UN Comtrade. Die Zahlen können von Angaben nationaler Statistikämter oder anderer internationaler Datenbanken abweichen.
    • Sämtliche Veränderungsraten wurden auf US-Dollar-Basis berechnet. Wechselkursentwicklungen können eine erhebliche Rolle im Warenexport spielen und dazu führen, dass Warenexporte entweder begünstigt und benachteiligt werden, relativ gesehen zu anderen Exportnationen.

    Von Michael Monnerjahn, Christina Otte, Beate Voell | Bonn

  • "Wir stehen vor einem enormen Wandel"

    Die deutsche Chemiebranche steht im internationalen Wettbewerb gut da. Welche Märkte gewinnen an Bedeutung? Mit welchen Herausforderungen sieht sich die Branche konfrontiert?

    Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) vertritt die wirtschaftspolitischen Interessen der Chemie- und Pharmaunternehmen in Deutschland. Dr. Matthias Blum (oben) leitet den Bereich Außenwirtschaft und Industriepolitik. Dr. Henrik Meincke (unten) ist Chefvolkswirt des VCI. Die beiden Experten bewerten im Interview die Position der deutschen Chemiebranche im globalen Wettbewerb.

    Matthias Blum, VCI Matthias Blum, VCI | © VCI Portraitbild Henrik Meincke, VCI Portraitbild Henrik Meincke, VCI | © VCI

    Was zeichnet einen erfolgreichen Chemiestandort aus?

    Blum: Der Zugang zu Energie- und anderen Rohstoffen zu wettbewerbsfähigen Preisen ist ein wichtiger Faktor, ebenso gute Innovationsbedingungen und die Verfügbarkeit von qualifizierten Fachkräften. Ein gutes Innovationsnetzwerk ist eine spezielle Stärke Deutschlands. Universitäten und Forschungsinstitute arbeiten eng mit der Wirtschaft zusammen. Außerdem können dank eines starken Industrienetzwerkes vor Ort gemeinsam mit Zulieferern und industriellen Kunden rasch große Mengen erzeugt werden, wodurch sich Skaleneffekte ergeben. Die Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Coronaimpfstoffen ist hierfür ein aktuelles Beispiel.

    Das regulatorische Umfeld ist ebenfalls wichtig. Es hat maßgeblichen Einfluss darauf, welche Produkte angeboten werden können und wie rentabel sie sind. Damit verbunden sind auch die industriepolitischen Rahmenbedingungen. Inzwischen wird es zunehmend wichtiger, welche Fördermöglichkeiten in einem Land vorhanden sind.

    Meincke: Auch die Infrastruktur ist wichtig. Die Chemieindustrie ist auf eine gute Verkehrsinfrastruktur angewiesen – Straße, Schiff, Bahn und Pipelines. Der Investitionsstau der vergangenen Jahrzehnte hat allerdings zu einer deutlichen Verschlechterung der Infrastruktur geführt. Das zeigt sich etwa im Schienenverkehr. Entscheidend für einen erfolgreichen Chemiestandort ist zudem der Zugang zu einem großen Markt, im Fall von Deutschland zum Binnenmarkt der Europäischen Union. 

    Auch der Zugang zu den dynamisch wachsenden Exportmärkten Asiens sowie nach Nordamerika ist für Deutschland ein wichtiger Standortfaktor. Ohne diesen Zugang wäre die deutsche Chemie nicht Exportweltmeister.

    In den vergangenen Jahren hat Deutschland im Pharmabereich Zuwächse erzielt. Was ist der Grund für diesen Erfolg?

    Meincke: Herausforderungen wie die alternde Bevölkerung, neue oder scheinbar unheilbare Krankheiten bieten dem Pharmasektor Chancen. Mit innovativen, hochwertigen Produkten ist es der Gesundheitsindustrie gelungen, die Gesundheit der Menschen zu verbessern und ein Qualitätswachstum zu erreichen. Das ist in anderen Bereichen der Chemie zwar schwieriger, doch bieten sich dort ebenfalls gute Chancen.

    Blum: Die deutsche Pharmaindustrie ist in der Forschung und bei der Anmeldung von Patenten stark. Wir haben ein sehr gutes Ökosystem, zu denen Universitäten und Zulieferer gehören. Bisher ist des Weiteren der Schutz der Eigentumsrechte hoch. So können für innovative Medikamente hohe Preise erzielt werden. Aber das wird derzeit infrage gestellt. Für deutsche Unternehmen ist es nicht zielführend, in allen Ländern der Welt zu produzieren. Die Unternehmen brauchen bei der Produktion eine gewisse Skalierung und höchste Qualitätsstandards.

    Können andere Bereiche der chemischen Industrie davon lernen?

    Meincke: Der nachhaltige Umbau der Wirtschaft erfordert innovative Lösungen und nachhaltige Materialien aus der Chemie. Für ökologische Produkte ist Deutschland ein Leitmarkt, etwa bei Windkraftanlagen oder Elektrofahrzeugen. Das bietet Chancen. Ähnlich wie im Pharmasektor findet in vielen Bereichen der Chemie ein qualitatives Wachstum statt. Vor allem bei Grundstoffen gibt es jedoch noch zahlreiche Kunden, welche nur auf den Preis achten.

    Genauso führt nichts an der Kreislaufwirtschaft vorbei. Fossile Energieträger werden auf lange Sicht nicht mehr zur Verfügung stehen. Im Verpackungsbereich kommt bereits viel recyceltes Material zum Einsatz. Hier bietet die Chemieindustrie mit innovativen Verfahren zum physikalischen und chemischen Recycling attraktive Lösungen an – ein Markt mit hohem Wachstumspotenzial.

    Welche Abnehmermärkte der deutschen Chemiebranche gewinnen weltweit an Bedeutung?

    Blum: Vor zwei Jahrzehnten waren die BRICS-Staaten – die aufstrebenden Schwellenländer wie China und Indien – als „Märkte der Zukunft“ das vorherrschende Narrativ. Deutschland hat in diesen Ländern, aber auch in Amerika und Europa, viel investiert. Nun stecken wir in einer Phase der Neuorientierung. Geopolitik hat an Bedeutung gewonnen. Länder wie China werden als Exportmarkt an Bedeutung verlieren. Zudem wird uns China als Wettbewerber zu schaffen machen.

    In Zukunft werden die USA und Europa wieder eine stärkere Rolle spielen – sowohl als Exportmarkt, aber vor allem auch als Investitionsstandort für deutsche Unternehmen. Die USA haben zwar ebenfalls eine starke Wettbewerbsfähigkeit, im Nachhaltigkeitsbereich sind wir aber noch einen halben Schritt voraus.

    Wir empfehlen den Unternehmen, sich zu diversifizieren. Den einen Markt gibt es nicht.

    Neben Europa, Asien und Nordamerika sollten sie die Länder in Südamerika und natürlich auch in Afrika in den Blick nehmen. Wenngleich das teilweise noch ein langer Weg ist – insbesondere in Afrika.

    Welche Rolle spielen Zukunftsthemen wie der Green Deal?

    Blum: Er wird ein bestimmendes Thema für die Zukunftsfähigkeit des Standorts Europa sein. Es wird nicht den einen Green Deal geben, Länder und Regionen werden ihre spezifischen "Green Deals" entwickeln. Das wird den Handel zwischen den Regionen erschweren. Die großen Unternehmen werden sich mit einer Produktion vor Ort anpassen.

    Welche Auswirkungen wird der Klimawandel haben – vornehmlich die wachsende Bedeutung von Wasserstoff?

    Blum: Wasserstoff ist ein wichtiger Treiber der Chemietransformation. Viele Unternehmen beteiligen sich an dem Wandel. Sie treiben den Wechsel voran, da der Kampf gegen den Klimawandel als Ziel unabdingbar ist. Für die treibhausgasneutrale Produktion von Wasserstoff wird jedoch enorm viel erneuerbare Energie benötigt. Daher wird nur ein Teil zukünftig aus Europa kommen können. Zusätzlich werden wir Wasserstoff aus Australien, Südamerika und Nordafrika beziehen.

    Wir müssen dabei aufpassen, dass nicht ganze Teile der Wertschöpfungskette, etwa die Produktion von Ammoniak, komplett abwandern.

    Meincke: Der Kampf gegen den Klimawandel und die nachhaltige Transformation der Wirtschaft bieten der Chemieindustrie neben den Herausforderungen der Transformation vor allem Marktchancen. Eine nachhaltige Stromerzeugung erfordert beispielsweise viel hochwertige Chemie. Denn in Windkraft- oder Photovoltaikanlagen steckt mehr Chemie als in einem Atomkraftwerk oder einem Kohlekraftwerk. Mit den Materialien und Lösungen für eine CO2-neutrale Wirtschaft kann die Branche nachhaltig wachsen. In vielen Bereichen wird die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen und nachhaltig produzierten Materialien steigen.

    Wir stehen vor einem enormen Wandel – nicht nur in unserer Branche. Derzeit benötigt die Industrie noch viele fossile Rohstoffe. In Zukunft werden diese durch Wasserstoff, Biomasse und Abfall ersetzt. Und die chemische Industrie wird insgesamt komplexer. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, wird mehr Wertschöpfung als bisher wieder in Deutschland stattfinden. Daher sehen wir durch den Wandel auch ein großes Wachstumspotential.

    Weitere Informationen

    Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) vertritt die Interessen von rund 1.900 Unternehmen aus der chemisch-pharmazeutischen Industrie und chemienaher Wirtschaftszweige gegenüber Politik, Behörden, anderen Bereichen der Wirtschaft, der Wissenschaft und den Medien. 2021 setzten die Mitgliedsunternehmen des VCI rund 220 Milliarden Euro um und beschäftigten über 530.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.


    Von Michael Monnerjahn, Christina Otte, Beate Voell | Bonn

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