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EU stellt Neuen Pakt für das Mittelmeer vor
Mit dem "New Pact for the Mediterranean" vertieft die EU ihre Beziehungen zur südlichen Nachbarschaft. Es geht unter anderem um private Investitionen, Energie und Migration.
05.11.2025
Von Henri Cartier, Laura Sundermann | Brüssel, Bonn
Die Europäische Kommission hat den "Neuen Pakt für das Mittelmeer" (New Pact for the Mediterranean) vorgestellt. Damit will die EU ihre politischen, wirtschaftlichen und sozialen Beziehungen zu den Ländern des südlichen Mittelmeerraums auf eine neue, strategische Grundlage stellen. Zu der Region gehören Algerien, Ägypten, Israel, Jordanien, Libanon, Libyen, Marokko, Palästina, Syrien und Tunesien.
Der Pakt soll die bisherige "Neue Mittelmeeragenda" von 2021 weiterentwickeln und die EU-Nachbarschaftspolitik enger mit den Zielen der Infrastrukturinitiative Global Gateway und dem Green Deal verzahnen. Mit dem Green Deal will die EU bis 2050 klimaneutral werden.
Die fünf Fokusbereiche des Pakts
Der Neue Pakt für das Mittelmeer setzt fünf Schwerpunkte:
- Menschen & Mobilität: Ausbau von Bildungs- und Ausbildungsprogrammen, Talent-Partnerschaften, Jugendinitiativen und akademischem Austausch. Insbesondere Hochschulen in Marokko, Ägypten und Jordanien sollen stärker an EU-Programme wie Erasmus+ und Horizon Europe angebunden werden.
- Wirtschaft & Investitionen: Förderung nachhaltiger Wertschöpfungsketten in Bereichen wie Energie, Wasser, Digitalwirtschaft, Kreislaufwirtschaft und Clean Tech. Die EU will dabei private Investitionen über das NDICI-Global Europe-Instrument und den Global Gateway Investment Hub mobilisieren.
- Energie & Klima: Unterstützung von Energiepartnerschaften mit Nordafrika, insbesondere in den Bereichen grüner Wasserstoff (Marokko, Ägypten), Solar- und Windkraft (Tunesien) sowie Stromnetze und Wasserstoffkorridore zwischen Nordafrika und Südeuropa.
- Sicherheit & Migration: Zusammenarbeit beim Grenzmanagement, bei der Terrorismus- und Schleuserbekämpfung sowie bei der Förderung legaler Migrationswege. Schwerpunktländer sind Libyen, Tunesien und Ägypten.
- Wissenschaft & Umwelt: Gemeinsame Projekte zur Anpassung an den Klimawandel, zur Wassersicherheit und zum Schutz der Meeresumwelt.
Finanzierung, Rahmen und Ausblick
Der Pakt verfügt über kein eigenes Budget, sondern bündelt bestehende Programme. Mittel stammen aus dem NDICI-Global Europe-Instrument (79,5 Milliarden Euro), dem EFSD+ Garantieprogramm, der EIB Global, sowie aus Beiträgen der Mitgliedstaaten und internationalen Entwicklungsbanken. Private Investitionen sollen durch öffentliche Entwicklungsfinanzierung und EU-Garantien unterstützt werden.
Der "Neue Pakt für das Mittelmeer" wird als gemeinsamer politischer Rahmen zwischen der EU und der südlichen Nachbarschaft verstanden, in enger Abstimmung mit der Union für das Mittelmeer (UfM), der Europäischen Investitionsbank (EIB) und Institutionen wie dem European Institute of the Mediterranean (IEMed) und der Euro-Mediterranean Study Commission (EuroMeSCo).
Laut der Kommission soll der Pakt "einen Raum gemeinsamen Wohlstands und stabiler Partnerschaften" schaffen. Erste regionale Dialogforen mit den Mittelmeerstaaten sind für Anfang 2026 geplant. Die offizielle Annahme des Pakts ist für November 2025 vorgesehen, im Rahmen des 30-jährigen Jubiläums des Barcelona-Prozesses. Dieser bildete den Vorläufer der UfM.