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Wirtschaftsausblick | Frankreich

Politische Unsicherheit bremst die Wirtschaft aus

Frankreichs instabile Regierungslage und das schwierige weltwirtschaftliche Klima schlagen auf die Wirtschaft durch. Investitionen stagnieren. Der Aufschwung verschiebt sich.

Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

Top-Thema: Unternehmen warnen vor neuen Steuerlasten

Mehrere Regierungswechsel seit September 2025 bringen innenpolitische Unsicherheiten ins Land. Der aktuelle Premierminister Sébastien Lecornu steht vor der Herausforderung, trotz fehlender Parlamentsmehrheit und angesichts eines aufgeheizten sozialen Klimas ein Budget für das Jahr 2026 auf den Weg zu bringen. Die massive Staatsverschuldung Frankreichs lässt wenig finanziellen Spielraum. Unternehmen befürchten Steuer- und Abgabenerhöhungen und die Streichung steuerlicher Förderungen.

Das deutsch-französische Verhältnis hingegen hat sich unter der neuen deutschen Regierung verbessert. Frankreich setzt auf eine stärkere Kooperation bei zentralen Anliegen wie Verteidigung, Innovation und Industrialisierung. Allerdings führen unterschiedliche Positionen bei Budget und Handelsfragen weiterhin zu Diskussionen. Die traditionellen Differenzen rund um das Thema zivile Atomkraft hingegen flachen ab.

Wirtschaftsentwicklung: Dümpelnde Nachfrage hemmt den Aufschwung 

Für das Jahr 2025 sind die Aussichten gedämpft. Eine schwache internationale und inländische Nachfrage hemmen die wirtschaftliche Entwicklung. Die französische Zentralbank Banque de France erwartet für 2025 nur eine Steigerung der Wirtschaftsleistung von real 0,7 Prozent. Auch für 2026 sind die Aussichten mit einem prognostizierten Wachstum von 0,9 Prozent verhalten.

Verbraucher konsumieren zurückhaltend, trotz einer historisch hohen Sparquote von 18,9 Prozent im 2. Quartal 2025. Wirtschaftliche und politische Unsicherheiten drücken auf die Kauflaune. Die Konsumausgaben werden laut Banque de France auch 2025 und 2026 nur verhalten steigen. Zwar flaut die Inflation in ab und auch die Arbeitslosigkeit wird nach den September-Prognosen der Zentralbank mit einer Quote von 7,5 Prozent in 2025 stabil bleiben. Dennoch schieben Verbraucher nicht notwendige Ausgaben auf.

Insbesondere Investitionen, zum Beispiel in Autos oder Immobilien, entwickeln sich schwach. Nach einem Rückgang von 5,6 Prozent im Jahr 2024 prognostiziert die Banque de France für 2025 ein weiteres Absinken der Privatinvestitionen von 0,1 Prozent. Erst für 2026 stellt sie Zuwächse in Aussicht.

Unternehmen hoffen auf europäische Impulse

Auch Unternehmen schieben weiterhin Investitionen auf. Die US-Zollpolitik, die innenpolitische Unsicherheit und innerfranzösische Sparzwänge beeinträchtigen die Planbarkeit von Investitionen. Diese werden 2025 um 0,1 Prozent zurückgehen, erwartet die Europäische Kommission in ihrer Herbstprognose. Im Jahr 2024 betrug das Minus 1,1 Prozent. Erst für 2026 erwarten die EU-Analysten ein Anziehen der Investitionen. Finanziell geraten erste Unternehmen an ihre Grenzen. Seit Ende 2024 nehmen Fabrikschließungen und Personalabbau landesweit zu. Vor allem die Automobilzulieferindustrie und Chemiebranche sind betroffen.

Die Geschäftsstimmung in Frankreichs produzierender Industrie bleibt anhaltend schlecht. Der Purchasing Managers' Index von S&P Global lag im Oktober 2025 bei 48,8 Punkten und damit erneut im Bereich der Kontraktion. Im Sommer 2025 hatten sich europäische Initiativen zur Steigerung der Verteidigungsausgaben und Bürokratieabbau noch Hoffnung auf eine Stärkung auch der französischen Wettbewerbsfähigkeit gemacht. Die andauernde politische Krise belastet. Unternehmen fordern politische Stabilität, um wieder Planbarkeit zu haben.

Die Rüstungsbranche sowie die Luft- und Raumfahrtindustrie des Landes entwickeln sich hingegen gut, sie schieben zum Jahresende 2025 das französische Wachstum an. Zudem investieren Firmen, die noch finanziellen Spielraum haben, verstärkt in Energieeffizienz, Digitalisierung und Recycling sowie in die Dekarbonisierung der Produktion. Dabei werden sie bislang durch staatliche Reindustrialisierungs- und Dekarbonisierungsprogramme unterstützt. Noch fördert Frankreich Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in grüne Industrien durch attraktive Steuerprogramme.

Französischer Außenhandel leidet unter geopolitischem Gegenwind

Der Außenhandel bleibt im 1. Halbjahr 2025 defizitär. Frankreichs Handelsdefizit stieg im 1. Halbjahr 2025 gegenüber dem 1. Halbjahr 2024 um 3,6 Prozent auf 43 Milliarden Euro. Zwar blieben Frankreichs Exporte im 1. Halbjahr 2025 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum global weitestgehend stabil. Die US-Zölle machen sich außer bei Parfums und Kosmetika noch nicht bemerkbar. Die Importe hingegen stiegen um 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, angeschoben durch anziehende Einfuhren von Fahrzeugen und Pharmazeutika.

Deutsche Perspektive: Infrastrukturpaket weckt französische Hoffnungen auf Beteiligung

Frankreich ist für Deutschland der viertwichtigste Handelspartner und der zweitwichtigste Exportmarkt weltweit. Maschinen und Anlagen sowie chemische Erzeugnisse dominieren die deutschen Ausfuhren. Im Jahr 2024 lieferte Deutschland laut Destatis Waren im Wert von gut 115 Milliarden Euro nach Frankreich, 28 Prozent mehr als nach China. Im 1. Halbjahr 2025 aber gingen die deutschen Ausfuhren in Richtung Frankreich um 2,1 Prozent zurück. Auch französische Exporte in Richtung Deutschland sanken in den ersten sechs Monaten des Jahres 2025 laut Destatis um 1,9 Prozent.

Das deutsche Infrastrukturpaket sowie das Bekenntnis der neuen deutschen Regierung zu einer verstärkten europäischen Zusammenarbeit auch in Themenfeldern wie Rüstung und europäischer Souveränität wird von Frankreich mit Begeisterung aufgenommen. Gerade französische Großunternehmen des Bau- und Verteidigungssektors rechnen sich Beteiligungschancen aus. Allerdings steigt auch die Rivalität zwischen großen französischen und deutschen Rüstungskonglomeraten.

Weitere Informationen – zum Beispiel Rechtsinformationen oder Branchenberichte – finden Sie auf unserer Länderseite Frankreich.

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