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Cybersecurity in Frankreich: Die Bedrohung steigt

Cybersecurity wird auch in Frankreich zu einem immer brennenderen Thema. Unternehmen müssen aufrüsten.

Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

"Die Kontrolle über seinen Cyberraum zu haben, heißt, seine Autonomie zu schützen", sagt Cyberschutzexperte Yann Gozlan, Präsident des Innovationsclusters Creative Valley. Französische Unternehmen und öffentliche Einrichtungen sehen sich gezwungen, in den Schutz vor Cyberangriffen investieren.

Denn angesichts geopolitischer Spannungen häuften sich zuletzt staatlich gelenkte oder geförderte Spionage- und Destabilisierungsattacken, so die französische Informationssicherheitsbehörde ANSSI. Die KI und Quantentechnologie vereinfachen und beschleunigen die Entwicklung neuer Angriffsformate. "Die militärische Cyberabwehr muss sich auf neue Konfliktformen wie hybride Drohnenangriffe einstellen. Verteidigung und Cyberschutz gehen Hand in Hand", betont Yann Gozlan.

Künstliche Intelligenz und NextGen-Daten stellen neue Sicherheitsanforderungen

Die Anforderungen, die auf Unternehmen und öffentliche Träger zukommen, sind immens. Und damit auch die Investitionen, die in Zukunft zu stemmen sind.

Anwendungen der KI, gerade in sensiblen und sicherheitsrelevanten Unternehmen, geraten in den Fokus von Angreifern. Die Manipulation und Sabotage von Trainingsdaten und damit die Verfälschung von KI-basierten Ergebnissen und Entscheidungen wird zur realen Bedrohung. Cloudlösungen zur Speicherung von Daten müssen ebenfalls gegen Angriffe gesichert werden.

Auch der Schutz zukünftiger Technologien steht in den Entwicklungsprogrammen führender Sicherheitsunternehmen und der Regierung. So arbeitet unter anderem der Elektronikkonzern Thales an quantenresistenten Datenverschlüsselungssystemen.

Zukunftssektoren der Cybersecurity

  1. Künstliche Intelligenz (KI): Nutzung von KI bei der Entwicklung von Cyberlösungen / Schutz von KI und Trainingsdaten
  2. Datensicherheit für NextGen-Daten: Post-Quanten-Verschlüsselung und Multi Cloud-Lösungen
  3. Cyberschutz für kleine und mittlere Unternehmen: Vereinfachung und Synchronisierung von Cyberschutztechnologien

Die NIS2-Richtlinie der EU zum Schutz strategischer Unternehmen und Einrichtungen verpflichtet Akteure in sensiblen Bereichen, sich vor steigenden Bedrohungen zu schützen. Und dieser Schutz hat seinen Preis. Die Beratungsgesellschaft EY schätzt, dass betroffene Unternehmen in Frankreich je nach Größe und Aktivität anfänglich zwischen 100.000 und 880.000 Euro für einen intensivierten Cyberschutz zu investieren haben.

Cyberkriminalität trifft auf schlecht geschützte Unternehmen

Aber nicht nur Cyberspionage und politisch motivierte Cyberattacken häufen sich. Allgegenwärtig ist auch das Risiko, Opfer klassischer Cyberkriminalität wie Ransomware und Datendiebstahl zu werden. Dabei nehmen Angreifer zunehmend Schwachstellen in den Lieferketten ins Visier und machen Lieferanten zum Einfallstor bei Unternehmen, die sich für geschützt halten. ANSSI warnt vor zunehmenden Attacken auf und Datenabflüssen aus Cloud-Lösungen.

Im Jahr 2024 verzeichnete ANSSI gut 1.360 vollendete Angriffe auf Unternehmen und öffentliche Einrichtungen. Dies entsprach einer Steigerung um 21 Prozent gegenüber 2023. Immer professioneller agierende Kriminelle treffen auf Organisationen, die allzu oft schlecht geschützt sind, so das Fazit von ANSSI. Denn gerade kleinen und mittleren Unternehmen fehlt es noch zu häufig sowohl an Personal als auch an Know-how, um komplexe und wartungsintensive IT-Sicherheitssysteme zu integrieren.

Die Dunkelziffer gerade bei Angriffen auf die Privatwirtschaft dürfte höher liegen, so ANSSI. Bereits aus Reputationsgründen scheuen Unternehmen häufig eine offizielle Meldung, vor allem, wenn sie Lösegeld zahlen. Das ist in Frankreich nicht verboten, wenn auch davon abgeraten wird. Und die zunehmenden Cyberangriffe sind teuer. Statista erwartet für 2025 in Frankreich Schäden in Höhe von 118 Milliarden Euro.

Striktere Regulierungen schieben einen stagnierenden Cyberschutzmarkt an

Trotz der immer schärferen Bedrohungslage sind die Konjunkturaussichten für Anbieter von IT-Sicherheitstechnologien in Frankreich im Jahr 2025 schwieriger als erwartet. Der Branchenverband Numeum schätzt den Gesamt-IT-Markt im Jahr 2025 auf 70,5 Milliarden Euro, eine Steigerung von lediglich 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Unternehmen und öffentliche Träger halten sich angesichts eines schwierigen wirtschaftlichen Umfelds mit Investitionen in die Sicherheit ihrer IT-Infrastruktur zurück.

Ab 2026 aber sieht der Verband ein Anziehen der Konjunktur im Sektor. Denn striktere Compliancepflichten werden Investitionen in die Cyberabwehr weiter anschieben. Die NIS2-Richtlinie der EU verpflichtet auch mittlere Unternehmen in kritischen Sektoren wie beispielsweise der Trinkwasseraufbereitung oder der Energieversorgung, festgelegte IT-Sicherheitsstandards einzuhalten. Geschätzt 15.000 Unternehmen sind aufgefordert, sicherheitstechnisch aufzurüsten.

Regierung fördert die Entwicklung von innovativen Lösungen

Die französische Regierung treibt durch eine gezielte Förderung von Unternehmen, Start-ups und Forschungseinrichtungen die Entwicklung von Cybersecurity-Lösungen voran. Paris stellt 1 Milliarde Euro im Rahmen der Nationalen Cyberschutzstrategie zur Verfügung. Dazu kommen Fördermittel in nennenswerter Höhe im Rahmen des Innovationsprogramms France 2030.

Frankreichs IT-Industrie ist im Bereich Cyberschutz auch international gut aufgestellt. Mit Unternehmen wie den im Verteidigungs- und Luft- und Raumfahrtsektor aktiven Konzernen Thales und Airbus Systems, dem Telekommunikationsanbieter Orange oder dem Dienstleistungskonzern Capgemini verfügt das Land über weltweit führende Cyberschutz-Unternehmen. Zudem treiben rund 180 Start-ups und knapp 50 Scale-ups die Entwicklung von Cyber-Zukunftslösungen voran.

Markteintritt bleibt schwierig

Für deutsche Unternehmen ist es nicht einfach, auf dem französischen Cyber-Security-Markt Fuß zu fassen. Erforderlich, so Marktkenner Yann Gozlan, ist eine Präsenz mit französischsprachigem Personal vor Ort, auch um Vertrauen in die Seriösität des eigenen Angebotes aufzubauen. Zudem sei ein Zugang zur französischen Cyber-Security-Szene wichtig. Der "Campus Cyber" in Paris-La Défense bietet sich als Anlaufpunkt an. Die französische Cyberszene, von Unternehmen über staatliche Akteure wie ANSSI bis hin zu Forschungseinrichtungen, ist hier gesammelt vertreten.

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

ANSSI (Agence nationale de la sécurité des systèmes d'information)staatliche Agentur für Informationssicherheit
GIP Action contre la Cybermalvaillancestaatliche Anlaufstelle für Prävention und Unterstützung bei Cyberangriffen
Campus Cyber Pariszentraler Sitz für Unternehmen, staatliche Einrichtungen und Forschungseinrichtungen
Milipol ParisMesse für zivile Sicherheit; alle zwei Jahre; nächste Veranstaltung 18.-21.11.25; Paris Nord Villepinte
VivaTechStart-up Leitmesse; jährlich; nächste Veranstaltung 17.-20.6.26; Paris Expo Porte de Versailles
EurosatoryMesse für Verteidigung und Sicherheit; alle zwei Jahre; nächste Veranstaltung: 15.-19.6.26; Paris Nord Villepinte

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