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Branchen | Ghana | Gesundheitswesen

Gesundheitsversorgung soll ausgebaut werden

Ghanas Gesundheitssystem ist im internationalen Vergleich noch unterdurchschnittlich entwickelt. Künftig dürften private Gesundheitsausgaben zunehmen.

Von Corinna Päffgen | Accra

Die Gesundheitsausgaben in Ghana betrugen im Jahr 2021 rund 2,4 Milliarden US-Dollar (US$), davon entfiel etwa 1 Milliarde US$ auf den Staat und 1,4 Milliarden US$ auf Private. Das entspricht öffentlichen Gesundheitsausgaben von etwa 30 US$ pro Kopf und Gesamtausgaben von etwa 72 US$ pro Kopf. Rund 20 Prozent der Ausgaben werden für Medikamente aufgewendet. Experten gehen davon aus, dass vor allem die privaten Ausgaben für Gesundheit in Zukunft steigen werden. Bis zum Jahr 2026 könnten sich die gesamten Gesundheitsausgaben auf 3,7 Milliarden US$ belaufen, rund 104 US$ pro Kopf.

Seit 2003 gibt es die staatliche Krankenversicherung (National Health Insurance Scheme), daneben gibt es zwölf private Versicherer. Mittlerweile genießen fast 70 Prozent der Bevölkerung einen Krankenversicherungsschutz, allerdings ist die Übernahme der Kosten bei NHIS stark gedeckelt. Es dürfen auch nur bestimmte, vertraglich vereinbarte Gesundheitseinrichtungen im Bedarfsfall genutzt werden. Überschießende Kosten müssen vom Versicherungsnehmer selber übernommen werden (out-of-pocket spending).

Flächendeckende Versorgungsstruktur geplant

Es gibt etwa 4.500 Ärzte und Ärztinnen im Land, das entspricht etwa 0,75 Ärzten pro 1.000 Einwohner. Seit einigen Jahren schreitet der Ausbau der Gesundheitsstruktur voran, mittlerweile verfügt Ghana über fast 300 Krankenhäuser mit rund 20.000 Betten. Davon werden etwa 200 Krankenhäuser von privaten Trägern betrieben. Insgesamt entspricht dies rund 0,6 Klinikbetten pro 1.000 Einwohnern, womit Ghana nach WHO-Angaben weit unter dem globalen Mittelwert von drei Betten pro 1.000 Einwohnern liegt. Während sich die Versorgungsstruktur in städtischen Gebieten in den letzten Jahren verbessert hat, ist der Bedarf in ländlichen Gegenden hoch.

Als Reaktion auf den Ausbruch der Covid-19-Pandemie hat die Regierung 2021 deshalb die "Agenda 111" ins Leben gerufen, die den Bau von 101 Distrikt-Krankenhäusern, sieben Regional-Krankenhäusern und zwei Spezialkliniken vorsieht. Einige Projekte befinden sich bereits im Bau, fertiggestellt ist noch keines der Krankenhäuser. Aufgrund der derzeitigen Schuldenkrise sind viele Vorhaben ins Stocken geraten.

Nachfrage nach Medizintechnik dürfte steigen

Fast 60 Prozent der Gesundheitsausgaben werden von den Patienten aus privater Tasche bezahlt. Davon profitieren private Anbieter, bereits jetzt werden mehr als die Hälfte der Krankenhäuser von privaten Trägern betrieben. Mit steigendem Einkommen werden auch die privaten Gesundheitsausgaben zunehmen, hier bieten sich wachsende Chancen für Medizintechnikprodukte. Das Marktvolumen betrug 2021 rund 70 Millionen US$, etwa 90 Prozent der medizintechnischen Ausrüstung wird aus dem Ausland importiert. Nach Einschätzung von Experten wird die Nachfrage zunehmen und könnte bei optimistischer Entwicklung bis zum Jahr 2026 auf ein Volumen von rund 110 Millionen US$ anwachsen.

Pharmabranche ist vielversprechend

Bereits jetzt gehört der ghanaische Pharmasektor zu den größten in der Region Westafrika. Die Verkäufe von Arzneimitteln steigen seit Jahren kontinuierlich. Im Jahr 2021 betrug das Marktvolumen nach Schätzungen der Ratingagentur Fitch Solutions 443 Millionen US$. Für die nächsten Jahre wird ein jährliches Wachstum von rund sechs Prozent erwartet, mit einem prognostiziertem Marktvolumen von fast 600 Millionen US$ im Jahr 2026.

Wachstumstreiber sind unter anderem eine wachsende Bevölkerung, die Zunahme von Wohlstandskrankheiten sowie der voranschreitende Ausbau von Gesundheitseinrichtungen.

Der größte Teil - etwa 70 Prozent - der nachgefragten Arzneimittel wird importiert. Lokale Hersteller produzieren vor allem Generika und einfache Präparate wie Malariamedikamente, antiretrovirale Präparate und OTC-Produkte wie Schmerzmittel.

Um die lokale Produktion zu fördern, hat die Regierung eine Kombination von unterstützenden und protektionistischen Maßnahmen erlassen. So entsteht unter anderem in der Dawa Industrial Zone in Accra ein pharmazeutischer Industriepark (Pharma Park), der sich als zentrale Anlaufstelle für die Herstellung und Verarbeitung von Arzneimitteln etablieren soll.

Multinationale Unternehmen wie Johnson & Johnson, Pfizer, Novartis und Roche sind bereits in Ghana aktiv. Auch deutsche Unternehmen sind durch Niederlassungen vor Ort vertreten, bislang jedoch ohne eigene Produktionsstätten. Johnson & Johnson hat kürzlich verkündet, Ghana künftig als Hub für seine Aktivitäten in Westafrika zu nutzen und den Standort entsprechend zu erweitern.

Ausführliche Informationen zu Ghanas Pharmamarkt finden Sie hier.

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