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Marktorganisation

Der griechische Strommarkt wurde endlich reformiert. Stromerzeuger aus PV-Anlagen können ihren Strom an der Energiebörse oder an Verbraucher über Stromkaufverträge vermarkten

Von Michaela Balis | Athen

Strommarktreform wurde am 1. November 2020 umgesetzt

Der griechische Strommarkt ist nach EU-Vorgabe entflochten und steht unter der Aufsicht der RAE.

Am 1. November 2020 wurde auf dem griechischen Strommarkt gemäß Gesetz 4425/2016 und nach den Vorschriften der EU-Energieunion das sogenannte „target model“ eingeführt. Damit wurde nach jahrelanger Verzögerung unter anderem der Termin-, Spot-, Intra-Day- und Balancing-Strommarkt eingeführt. Bis jetzt wurde Strom nur im Day-Ahead-Markt gehandelt.

Für den Day-Ahead-, den Intra-Day- und den Termin-Markt (Forward-Market) ist die griechische Energiebörse zuständig. Admie, der griechische unabhängige Übertragungsnetzbetreiber, regelt den Balancing-Markt, schreibt den Ausgleichsmarkt, um mögliche Unterschiede zwischen den Prognosen, der Nachfrage und der tatsächlichen Stromproduktion auszugleichen.

Der Zugang zum Strommarkt über den obligatorischen Markt, den sogenannten "mandatory pool", wurde abgeschafft. Die Stromerzeuger und -versorger können gleichzeitig an mehreren Märkten mit unterschiedlichen Produkten teilnehmen.

Strom aus alten PV-Anlagen hat Vorrang im Netz

PV-Strom aus Anlagen, die spätestens bis Ende 2016 einen Stromabnahmevertrag unterzeichnet haben, werden vorrangig ins Netz eingespeist. Es handelt sich um Anlagen, die mit festen Einspeisetarifen (feed-in tariff) entlohnt werden. Anlagen, die nach einem Ausschreibungsverfahren errichtet werden, vermarkten den erzeugten Strom direkt an der griechischen Energiebörse. Die privaten Solarstromerzeuger werden mit einer Marktprämie entlohnt, wenn sie die PV-Anlagen nach einem Ausschreibungsverfahren errichtet haben.

Private Stromerzeuger aus erneuerbaren Energien können als unabhängige Erzeuger (IPP):

  • ihren Strom direkt oder über einen Aggregator (FOSE) beziehungsweise über ein virtuelles Kraftwerk an der Energiebörse vermarkten. Die häufig wetterabhängig erzeugten Strommengen können so gewinnbringend an der Energiebörse vermarktet werden.
  • direkt oder über einen Aggregator mittel- und langfristige corporate PPA-Verträge abschließen, also Verträge mit Unternehmen-Stromverbrauchern für den Kauf ihres Stroms.

Marktexperten gehen davon aus, dass große PV-Spieler in den nächsten Jahren, trotz der gebotenen Sicherheit, nicht an Ausschreibungen teilnehmen werden, sondern ihren Strom direkt an der Energiebörse verkaufen werden, um höhere Erträge zu erzielen.

Privatisierung des Verteilnetzbetreibers Deddie in Gang

Die ehemals staatliche griechische Stromgesellschaft PPC schrieb 49 Prozent am Aktienkapital ihrer Tochtergesellschaft, des griechischen Verteilnetzbetreibers Deddie, aus. Potenzielle Investoren können ihr Interesse bis Mitte Februar 2021 bekunden. Mit dem Geld will die Gesellschaft das veraltete Stromverteilnetz modernisieren und die Einführung intelligenter Zähler fördern.

Der unabhängige Übertragungsnetzbetreiber Admie ist für das Übertragungsnetz zuständig und erteilt lizenzierten Stromerzeugern, -versorgern und -händlern den Netzzugang. Geplant ist eine weitere Privatisierung des Admie. Seit 2016 hält die chinesiche Energiegesellschaft State Grid Corporation of China 24 Prozent am Aktienkapital des Admie. Das Management liegt de facto in chinesischer Hand.  

Der Strommarktbetreiber Lagie wurde 2018 in Verwalter für erneuerbare Energien und für Herkunftsnachweise (griechisch: DAPEEP S.A.) umbenannt. DAPEEP ist der Vertragspartner der Stromerzeuger aus erneuerbaren Energien und zuständig für die Abwicklung der finanziellen Transaktionen für Strom aus PV-Anlagen. DAPEEP vermarktet  auch die Energie  von Stromerzeugern aus erneuerbaren Energien, die mit festen Einspeisetarifen (feed-in tariff) entlohnt werden.

In Griechenland gibt es nur einen Übertragungsnetzbetreiber und einen Verwalter für erneuerbare Energien.

Monopolstruktur in der Stromversorgung trotz Liberalisierung

Die Stromerzeugung und der Vertrieb von Strom sind offen für private Investitionen. Der Marktanteil der ehemals staatlichen Stromgesellschaft PPC sollte bis 2020 sowohl in der Erzeugung als auch im Vertrieb auf unter 50 Prozent reduziert werden.

Obwohl der griechische Strommarkt liberalisiert ist, bleibt PPC mit einem Marktanteil von 68,6 Prozent auch heute noch der größte Stromversorger (Stand: Januar-November 2020). Weitere wichtige Stromversorger, gemessen an ihrem Marktanteil, sind Mytilineos Holding (6,9 Prozent), Heron Thermoilektriki S.A. (5,8 Prozent), Elpedison Energeiaki S.A. (4,7 Prozent) und NRG Trading House S.A. (2,9 Prozent) so Admie.

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