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Markttrends
Hohe Energie- und Rohstoffpreise machen der griechischen Maschinenbauindustrie zu schaffen. Durch EU-Fördermittel ergeben sich Chancen für griechische und ausländische Hersteller.
25.01.2023
Von Michaela Balis | Athen
Keine großen Erwartungen in der Wirtschaft
Die griechische Wirtschaft wandert von der einen Krise in die nächste: Nach der griechischen Wirtschaftskrise (2009-2018) kam die Coronakrise und anschließend die Energiekrise gepaart mit hoher Inflation.
Trotzdem war 2022 kein schlechtes Jahr für das griechische Wirtschaftswachstum: Den Schätzungen der Europäischen Kommission zufolge soll das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2022 um rund 6 Prozent gewachsen sein. Für das Jahr 2023 sind die Prognosen sehr viel zurückhaltender: Die EU-Kommission erwartet ein Wachstum von nur 1 Prozent.
Anhaltende Unterstützungsmaßnahmen für die Abfederung der hohen Energiepreise, gute Aussichten im Tourismus und steigende Exporte stimmen trotzdem positiv. Hinzu kommen die großzügigen Fördermittel der Europäischen Union (EU): Eine Großzahl von öffentlichen und privaten Projekten werden von der EU-Finanzierung profitieren.
Chancen für griechische Maschinensparte dank EU-Fördermittel
Im Jahr 2022 stellten griechische Unternehmen 291 Anträge für Projekte im Rahmen des EU-Aufbaufonds mit einem Gesamtbudget in Höhe von 10,5 Milliarden Euro.
Hinzu kommt die Nutzung von EU-Mitteln über das Partnerschaftsprogramm ESPA. Das Programm subventioniert unter anderem die Anschaffung von neuen Maschinen, die Nutzung von erneuerbaren Energien sowie die Einführung digitaler Produktionsverfahren. Diese Anschaffungen kommen allerdings zum größten Teil ausländischen Lieferanten zugute.
Das Angebot griechischer Maschinenbauer deckt nur bestimmte Sparten ab. So kommen der griechischen Maschinenbauindustrie Projekte im verarbeitenden Gewerbe, zum Beispiel in der Lebensmittelindustrie oder in der Landwirtschaft zugute, zumal sie darin stark ist. Auch bei der Ausrüstung neuer Gebäude ergeben sich Chancen für griechische Maschinenhersteller.
Geschäftsklimaindex verbessert sich
Die griechische Industrie leidet unter den anhaltend hohen Energie- und Rohstoffpreisen. Hinzu kommen relativ hohe Kreditkosten: Die durchschnittlichen Kreditkosten betrugen 4,4 Prozent im November 2022 laut dem griechischen Institut für Wirtschafts- und Industrieforschung IOBE. Damit lagen sie etwa 1,35 Prozentpunkte über dem Durchschnitt der Eurozone.
Trotzdem war die griechische Wirtschaft im Dezember 2022 optimistischer als im Monat zuvor. Der Geschäftsklimaindex der gesamten Industrie stieg im Dezember auf 100,4 gegenüber 95,5 Punkten im Vormonat, so IOBE. Dazu führten Erwartungen für höhere Bestellungen in bestimmten Sparten sowie Hoffnungen auf ein Nachlassen der Inflation im Jahr 2023. Die Parlamentswahlen im 1. Halbjahr 2023 stimmen ebenfalls positiv, da ein Sieg der amtierenden konservativen Regierung zu erwarten ist. Im Dezember 2021 standen die Zeichen jedoch günstiger: Der Index lag bei 109,1 Punkten.
Die Produktion von Maschinen von geringer Bedeutung in der Wirtschaftsstruktur
Die griechische Wirtschaft ist stark dienstleistungsorientiert: Knapp 80 Prozent der Bruttowertschöpfung werden von den Sektoren Grundstücks- und Wohnungswesen, Tourismus und Handel erwirtschaftet. Sowohl der Tourismus als auch der Immobiliensektor gelten als wirtschaftlich vielversprechend aufgrund der hohen Nachfrage aus dem Ausland.
Die griechische Industrie trägt mit rund 10 Prozent zur Bruttowertschöpfung bei (Elstat, Stand 2021). Die Maschinenbauindustrie ist kein wichtiger Zweig des verarbeitenden Gewerbes. Ihr Anteil an der Bruttowertschöpfung der verarbeitenden Industrie liegt gerade einmal bei rund 2,5 Prozent. Die Branche beschäftigt etwa 3 Prozent der Arbeitnehmer im verarbeitenden Gewerbe (Elstat, Stand 2021).