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Wirtschaftsausblick | Griechenland
Für das Jahr 2023 prognostiziert die EU-Kommission für Griechenland ein leichtes Wirtschaftswachstum. Der Preisdruck wird voraussichtlich nachlassen.
12.12.2022
Von Michaela Balis | Athen
Die Europäische Kommission geht in ihrer Herbstprognose für 2022 von einem Wachstum in Höhe von 6 Prozent aus. Für 2023 sind die Prognosen zurückhaltender: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird voraussichtlich nur um 1 Prozent ansteigen.
Die Tourismusbranche leistet einen wesentlichen Beitrag zum BIP. Die Branchenumsätze sollen im Jahr 2022 auf mehr als 18 Milliarden Euro steigen. Zum Wirtschaftswachstum tragen außerdem die Exporte und der private Konsum bei, auch wenn sie im Jahr 2023 weniger wachsen werden.
Das Jahr 2022 war der griechischen Wirtschaft trotz Energiekrise, Ukrainekrieg und hoher Inflation wohlgesinnt. Die wirtschaftlich günstigen Umstände stützen auch die Wahlumfragen der regierenden konservative Partei Nea Dimokratia vor dem Hintergrund der Parlamentswahlen im ersten Halbjahr 2023.
Im August 2022 endete die zwölfjährige verstärkte Überwachung der griechischen Staatsfinanzen seitens der Europäischen Union. Das bedeutet, dass Griechenland mehr Spielraum hat, seine Ausgaben und Reformen zu bestimmen.
Die EU-Fördermittel mobilisieren Investitionen. Das wirkt sich positiv auf die Beschäftigung aus: Die Arbeitslosigkeit soll auch im Jahr 2023 bei 12,6 Prozent liegen, so die EU-Kommission.
Die anhaltend hohen Energie- und Rohstoffpreise spiegeln sich in den Preisen quer durch die Wirtschaft wider. Die Inflation soll 2022 bei 10 Prozent liegen. Im Jahr 2023 wird sie laut Prognosen auf 6 Prozent fallen. Eine Erholung ist erst 2024 in Sicht: Dann soll die Teuerungsrate auf 2,4 Prozent fallen. Der Anstieg des nominalen BIP kommt den Staatsschulden zugute: Im Gesamtjahr 2022 sollen sie auf 171,1 Prozent des BIP fallen. Im Jahr 2023 ist ein weiterer Rückgang zu erwarten (161,9 Prozent).
Die diplomatischen Spannungen mit der Türkei ließen auch vor dem Hintergrund des Ukrainekriegs nicht nach. Etwas mehr Ruhe dürfte nach den Wahlen in der Türkei zu erwarten sein.
Indikator | 2021 | 2022*) | Vergleichsdaten Deutschland 2021 |
---|---|---|---|
BIP (nominal, Mrd. Euro) | 181,7 | 209,8 | 4.263 |
BIP pro Kopf (Euro) | 17.000 | 19.700 | 51.238 |
Bevölkerung (Mio.) | 10,7 | 10,4 | 83,2 |
Laut EU-Prognosen werden die Bruttoanlageinvestitionen im Jahr 2023 real um 6,3 Prozent zunehmen. Die Preis- und Kostenkalkulationen müssen aufgrund höherer Rohstoffpreise und gestiegener Kreditkosten häufig revidiert werden.
Die rund 32 Milliarden Euro aus dem EU-Aufbaufonds in Form von Krediten und Zuschüssen mobilisieren Investitionen. Die Zahlungen aus dem EU-Fonds sind leistungsbezogen. Den Banken wurde die Bedingung gestellt, dass sie bis Ende des Jahres 2022, Projektkredite in Höhe von 587 Millionen Euro vergeben. Mit 900 Millionen Euro ist das Ziel bereits übertroffen. Wenn das private Kapital für diese Projekte hinzugerechnet wird, liegen die aktuell geplanten Investitionen bei 2 Milliarden Euro.
Bis Ende des Jahres 2022 sollen rund 2,8 Milliarden Euro an Zuschüssen genutzt sein.
Griechische Unternehmen profitieren auch von den Programmen des EU-Partnerschaftsvertrags 2021 bis 2027. Das Gesamtbudget liegt bei 26,2 Milliarden Euro.
Projektbezeichnung | Investition (in Mio. Euro) | Projektstand | Projektträger |
---|---|---|---|
Egnatia Railway; | 10.000 | Ausschreibung für den Abschnitt Thessaloniki-Nea Karvali-Toxotes: bis Ende 2023 abgeschlossen | |
Nördliche Autobahn Kreta | 2.000 | Auftragnehmer für den Abschnitt Neapoli-Agios Nikolaos: Aktor; Baubeginn: 2023; Auftragnehmer für den Abschnitt Chersonissos-Neapoli: Konsortium GEK Terna, Aktor, Intrakat; Unterzeichnung Konzessionsvertrag: 2023; Abschnitt Chania-Chersonissos: Auftragnehmer: wird bis Ende 2023 bestimmt; Kofinanzierung aus dem EU-Partnerschaftsvertrag 2021-2027 und dem EU-Aufbaufonds | |
Athener Metrolinie 4 (1. Teil, 12,8 km) | 1.800 | Baubeginn: 2022; Zuschlag erteilt an Avax-Ghella-Alstom | |
"Green HiPo"; Herstellung von Ausrüstung für die Wasserstofferzeugung | 780 | Projektstart: 2023; IPCEI-Projekt | |
Studie, Bau, Finanzierung, Betrieb, Instandhaltung und Nutzung des internationalen Flughafens Kasteli | 480 | Fertigstellung: bis 2025; Bauarbeiten haben 2020 begonnen | |
Studie, Finanzierung, Betrieb, Instandhaltung und Nutzung der Unterseestraße zwischen der Insel Salamis und dem Festland | 450 | Unterzeichnung des Konzessionsvertrags: im Laufe des Jahres 2023 | Griechisches Ministerium für Infrastruktur, Transport und Netzwerke |
Östliche Ringstraße Thessaloniki (Flyover) | 370 | Auftragnehmer: Avax-Mytilineos; Baubeginn: 2022; Fertigstellung: bis 2026 | |
LNG-Speicher- und Regasifizierungsanlage (FSRU) Alexandroupolis | 370 | Baubeginn: 2022; Inbetriebnahme: im Laufe des Jahres 2023 | |
Gas Interconnector Greece-Bulgaria (IGB, 182 km) | 240 | Inbetriebnahme: Oktober 2022 |
Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten bietet die GTAI-Länderseite, Rubrik "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte".
Informationen zu EU-Binnenmarktausschreibungen bietet GTAI auf ihrer Internetseite an.
Die Inflationsrate kletterte im Oktober 2022 auf 9,1 Prozent. Die Lebenshaltungskosten steigen. Auch die Zinsen für Kredite legen zu und schüren die Befürchtung der Banken vor neuen notleidenden Krediten. Bis Ende des Jahres planen die Banken jedoch auch höhere Zinsen für Guthaben zu gewähren.
Der private Konsum wird im Jahr 2023 bei laut EU-Prognosen bei knapp 1 Prozent liegen, was auch auf höhere Preise zurückgeführt werden kann. Für 2022 wird ein Anstieg von 5,8 Prozent erwartet.
Die Bankeinlagen der Haushalte sind weiter gestiegen und lagen im September 2022 rund 5 Prozent über dem Vorjahr. Das ist unter anderem auf die Einnahmen aus dem Tourismus, auf die großzügigen Zuschüsse für die gestiegenen Energie- und Stromkosten sowie auf die Verlängerung der Fristen für Steuerzahlungen zurückzuführen.
Die griechische Regierung plant im Jahr 2023 erneut den Bruttomindestlohn zu erhöhen. Nach zwei Erhöhungen im Jahr 2022 wurde er zuletzt auf 713 Euro pro Monat festgelegt.
Die griechischen Importe von Waren und Dienstleistungen werden den Prognosen der Europäischen Kommission zufolge im Jahr 2023 um 3,1 Prozent zulegen, die Exporte um 3,9 Prozent.
In den ersten neun Monaten des Jahres 2022 wuchs der griechische Außenhandel im Vorjahresvergleich um knapp die Hälfte, was auch auf die höheren Preise zurückzuführen ist. Einen enormen Beitrag leisteten die Exporte des importierten Erdgases: Sie schnellten um rund 650 Prozent in die Höhe. Die Exporte von Erdölprodukten stiegen um etwa 70 Prozent. Italien war das größte Abnehmerland griechischer Produkte, gefolgt von Bulgarien und Deutschland.
Russland löste im gleichen Zeitraum Deutschland als wichtigstes Lieferland ab, jedoch bleiben die Deutschen bedeutendster Handelspartner Griechenlands.
Die griechischen Einfuhren aus Deutschland stiegen in den ersten neun Monaten des Jahres 2022 um knapp ein Fünftel im Vergleich zum Vorjahr. Die Kfz-Einfuhren aus Deutschland legten um rund 27 Prozent, die Eisen- und Stahlimporte um fast die Hälfte zu.
Jan.-Sept. 2021 | Jan.-Sept. 2022 | Veränd. 2022/2021 | |
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Importe (cif) | 45.557,8 | 67.854,5 | 48,9 |
Exporte (fob) | 28.737,7 | 40.554,3 | 41,1 |