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Branche kompakt | Indien | Ernährungswirtschaft

Branchenstruktur

Große Unternehmensgruppen dominieren die Branche, wenngleich viele kleinere Unternehmen im Markt tätig sind. Es wird investiert, aber die Exporte stocken.

Von Florian Wenke | Mumbai

Indien zählt zu den größten Lebensmittelproduzenten weltweit und liegt bei der Herstellung landwirtschaftlicher Erzeugnisse wie Getreide (besonders Reis und Weizen), Obst und Gemüse sowie bei Milchprodukten mit an der Spitze. Trotzdem hinken die Agrar- und Lebensmittelindustrie bei Effizienz und Verarbeitungstiefe im internationalen Vergleich oft hinterher. Die weitverbreiteten Schätzungen, dass rund 10 Prozent der produzierten Lebensmittel verarbeitet werden, dürften mittlerweile überholt sein. 

Die Unternehmensberatung Deloitte gab 2021 an, dass in Indien nur 4 Prozent Obst, 3 Prozent Gemüse, aber 92 Prozent Reis verarbeitet werden. Auch bei Fleisch (34 Prozent) und Milch (21 Prozent) hat Indien Verarbeitungskapazitäten. Aktuellere Daten sind nicht verfügbar, aber die Werte dürften sich seitdem nur geringfügig verändert haben. 

Produktion von Nahrungsmitteln in Indien ist leicht rückläufigAusgewählte Produkte; In Millionen Tonnen; Veränderung im Vergleich zur Vorperiode in Prozent

Produkt

2023/2024

2024/2025*

Veränderung

Zuckerrohr

453,2

435,1

-4,0

Getreide

308,1

307,9

-0,1

Milch und Milchprodukte

239,3

k. A.

-

Gemüse

207,2

214,6

3,5

Obst

113,0

113,2

0,2

Ölsaaten

39,7

41,7

5,0

Hülsenfrüchte

24,2

23,0

-5,0

Fisch und Meeresfrüchte

18,4

k. A.

-

Gewürze

12,5

12,0

-3,9

Fleisch

10,3

k. A.

-

Finanzjahre vom 1. April bis 31. März; Abweichungen durch Rundungen möglich; * Werte vorläufig.Quelle: Ministry of Agriculture and Farmers Welfare 2025; Department of Fisheries 2023; Ministry of Fisheries, Animal Husbandry & Dairying 2025

Viele kleine Unternehmen prägen Nahrungsmittelbranche

Das National Statistical Office meldet über 41.500 registrierte Fabriken für die Nahrungsmittelverarbeitung in den letztverfügbaren Daten für 2023. Die meisten Unternehmen liegen in den Bundesstaaten Andhra Pradesh, Tamil Nadu, Telangana und Maharashtra. Rund die Hälfte der Unternehmen befasst sich mit dem Mahlen von Getreide. Hier zählt der Bundesstaat Punjab ebenfalls zu den wichtigen Standorten. Mit Abstand folgen die Herstellung von Ölen und Fetten sowie die Produktion von Getränken beziehungsweise Milch und Milchprodukten. Insgesamt beschäftigt die Branche 2,2 Millionen Personen und ist damit einer der wichtigsten Arbeitgeber des Landes.

Anzahl an Unternehmen und Beschäftigten nach Bereichen der indischen Nahrungsmittelindustrie
Bereich

Anzahl Unternehmen

Beschäftigte

Herstellung von gemahlenen Getreideprodukten und Stärke

20.738

479.769

Herstellung von pflanzlichen sowie tierischen Fetten und Ölen

2.726

119.035

Herstellung von Getränken

2.293

180.334

Herstellung von Milchprodukten

2.176

210.900

Verarbeitung von Obst und Gemüse

1.346

90.481

Verarbeitung von Fisch und Meeresfrüchten

706

111.882

Verarbeitung von Fleisch

187

31.822

Sonstige

11.396

978.243

Insgesamt

41.568

2.202.466

Die Angaben beziehen sich auf das Finanzjahr vom 1. April 2022 bis 31. März 2023.Quelle: National Statistical Office 2024

Großunternehmen erzielen Milliardenumsätze

Viele der Firmen sind Klein- und Kleinstunternehmen. Auch der quantitativ nur schwer erfassbare informelle Sektor spielt bei der Verarbeitung von Lebensmitteln eine wichtige Rolle. Das Beratungsunternehmen Grant Thornton geht davon aus, dass in der Branche 75 Prozent Kleinstunternehmen aus dem informellen Sektor sind. Dominiert wird die Nahrungsmittelindustrie jedoch von großen indischen Unternehmen, darunter ITC, Parle Agro, MTR Foods, Britannia Industries, Amul und Haldiram sowie multinationalen Herstellern wie Nestlé, PepsiCo, Mondelez, Coca-Cola und Unilever. 

Wichtige Branchenunternehmen in Indien Umsatz in Millionen US-Dollar

Unternehmen

Wichtige Produktkategorien

Umsatz 2023/2024

NestléInstantnudeln, Soßen, Süßwaren, Milch und Milchprodukte

2.789

ITCKekse, Nudeln, Fertiggerichte, Getränke, Süßwaren, Gewürze, Snacks

2.642

BritanniaKekse, Kuchen, Zwieback

1.859

Hindustan UnileverSoßen, Suppen, Getränke, Eis, Tee

1.757

Tata Consumer Products*Grundnahrungsmittel, Fertiggerichte, Getränke, Gewürze

1.747

ParleKekse, Snacks

1.733

Finanzjahr vom 1. April bis 31. März; Teils umgerechnet mit durchschnittlichem Wechselkurs laut Bundesbank für Februar 2025: 1 US$ = 87,05 indische Rupien; *Markenprodukte.Quelle: Eigene Recherchen von Germany Trade & Invest, basierend auf Unternehmensbilanzen 2024.

Modernisierungsprogramme laufen, aber langsam

Der Aufbau von 41 sogenannten Mega Food Parks zur Verarbeitung von Lebensmitteln erfolgt weiterhin nur langsam. Diese Parks sollen den heimischen Nahrungsmittelproduzenten optimale Produktionsmöglichkeiten bieten und Investitionen aus dem Ausland anlocken. Ende Oktober 2024 waren laut indischen Angaben erst sieben Parks komplett fertiggestellt und weitere 17 zumindest in Betrieb genommen.

Etwas besser kommt der Aufbau der "Agro Processing Cluster" voran. Ende März 2025 waren 22 von 71 Projekten in Betrieb, der Rest ist im Aufbau. Die Cluster sind Teil des Programms Pradhan Mantri Kisan Sampada Yojana und sollen für den Aufbau von Verarbeitungsstrukturen in der Nähe von Lebensmittelanbaugebieten sorgen. Dabei geht es insbesondere darum, die notwendige Infrastruktur zu schaffen. Das beinhaltet auch Lager- und Kühlhäuser sowie Sortier- und Verpackungsmöglichkeiten.   

Das Programm "Scheme of Creation/Expansion of Food Processing & Preservation Capacities" macht ebenfalls Fortschritte. Beim Aufbau von Kapazitäten sowohl für Verarbeitung als auch für Kühlung geht es voran. Durch die neuen Förderrichtlinien könnte das Programm einen Schub erhalten. 

Neue Fertigungsanlagen entstehen

Investoren haben das Potenzial des Wachstumsmarktes erkannt und tragen dem Rechnung. Sowohl einheimische Firmen, als auch die vor Ort tätigen Ableger internationaler Konzerne investieren im Land. Zu den Investoren gehören auch deutsche Firmen wie Krones. Das Unternehmen begann im Februar 2025 mit dem Bau einer Fabrik zur lokalen Fertigung von Abfüllanlagen. Indiens allgemein gute Wirtschaftslage, Nähe zu Kunden und die Möglichkeit, kostengünstig vor Ort einkaufen und produzieren zu können, waren Argumente für die Entscheidung. Damit dürfte die Firma sinnbildlich für viele andere Investoren stehen.  

Ausgewählte Investitionsprojekte der Ernährungswirtschaft in IndienInvestitionssumme in Millionen US-Dollar
Projekt

Investitionssumme

ProjektstandAnmerkungen
Erweiterung des Netzwerkes an Produktionsanlagen in Uttar Pradesh und Bihar durch SLMG Beverages

919

PlanungsphaseSLMG Beverages gehört zur Ladhani Group. Das Unternehmen ist der größte unabhängige Abfüller von Coca Cola
Erweiterung von bestehenden Produktionskapazitäten durch Lotte Wellfood

300

PlanungsphaseDas Unternehmen produziert Eiscreme (Havemor Ice Cream)
Bau einer neuen Fertigungslinie für KitKat durch Nestlé

126

AngekündigtDie Fertigungslinie soll in der bereits bestehenden Fabrik in Sanand im Bundesstaat Gujarat entstehen
Bau einer Fabrik zur Verarbeitung von Zwiebeln durch HyFun Foods

57,4

AngekündigtDie Fabrik soll nahe der Zwiebelanbaugebiete in Maharashtra und Madhya Pradesh entstehen
Bau einer Fabrik für Abfüllanlagen durch die Krones AG

36,2

Baubeginn war im Februar 2025Die Anlage entsteht in Vemagal im Bundesstaat Karnataka
Ausbau der Fabrik für Kindernahrung durch Danone

21,5

AngekündigtDie Fabrik befindet sich in Lalru im Bundesstaat Punjab. Die Investition soll sich über vier Jahre erstrecken
Aufbau von zwei Produktionsanlagen für Palmöl und Flaschenverschlüsse durch Unilever

k. A.

AngekündigtDie Anlagen sollen im Kamareddy Distrikt im Bundesstaat Telangana entstehen 
Umrechnung anhand des durchschnittlichen Wechselkurses für März 2024 laut Bundesbank: 1 US$ = 83 indische Rupien.Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

Dem Ministry of Food Processing Industries zufolge beliefen sich die ausländischen Direktinvestitionen im Bereich der Nahrungsmittelverarbeitung im Finanzjahr 2023/2024 (1. April bis 31. März) auf 608 Millionen US-Dollar (US$). Von April bis September 2024 konnte Indien weitere 368 Millionen US$ einwerben. Zwischen April 2000 und Dezember 2024 flossen insgesamt 13 Milliarden US$ in den Sektor, so das Department for Promotion of Industry and Internal Trade. 

Nahrungsmittelexporte sind zum Wirtschaftsfaktor geworden

Zunehmend entwickeln sich Teile der Lebensmittelproduktion zu wichtigen Exportbranchen. Die Regierung unterstützt dies. Zu den Exportprodukten zählen insbesondere Fisch und Meeresfrüchte aus Aquakulturen sowie Reis. 

Für die Ausfuhr müssen die Waren nach international konkurrenzfähigen Standards verarbeitet und verpackt sein. Das macht Exportunternehmen zu wichtigen Kundengruppen für die dazu notwendigen Maschinen. Das Ministry of Commerce and Industry meldete Ausfuhren von Nahrungsmitteln und Getränken in Höhe von 40,9 Milliarden US$ für den Zeitraum zwischen 1. April 2024 bis 31. Januar 2025. Das ist ein Plus von 7,8 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode. Die wichtigsten Zielländer der indischen Exporte waren die USA, die Vereinigten Arabischen Emirate und China.

Exportierenden Firmen stehen unsichere Zeiten bevor. Dafür sorgt die unberechenbare Zollpolitik der USA. Sollten die angekündigten Zölle in Höhe von 26 Prozent in Kraft treten, dann dürften vor allem die Ausfuhren von Garnelen leiden.

Nahrungsmittelimporte spielen eine untergeordnete Rolle. Lediglich bei Pflanzenölen ist Indien auf Einfuhren angewiesen. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Palmöl aus Indonesien.

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