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Branchen | Indien | Landmaschinen

Mehr Traktoren auf Indiens Feldern

Drei gute Monsunsaisons haben die Einkünfte in der Landwirtschaft steigen lassen. Das kommt der Nachfrage nach Traktoren zugute. Auch für Landmaschinen gibt es Potenzial.

Von Florian Wenke | Mumbai

Indien gehört zu den weltweit größten Nahrungsmittelproduzenten. Jedoch wird in der Landwirtschaft vielfach noch immer händisch gearbeitet. Das Marktforschungsunternehmen Businesswire schätzt den Markt für Landmaschinen in Indien für 2022 auf 12,3 Milliarden US-Dollar (US$). Die Analysten gehen bis 2028 von einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 9,5 Prozent aus, auf eine Marktgröße von dann über 21 Milliarden US$.

Der Markt für Traktoren ist riesig

Unter Experten gilt die indische Landwirtschaft als "traktorisiert", nicht mechanisiert. Beim Blick auf das Volumen entpuppt sich der Subkontinent als der weltweit größte Markt für Traktoren. Im Jahr 2021 wurden über eine Million Trecker in Indien hergestellt und mehr als 900.000 Stück lokal verkauft. Für das Jahr 2022 liegen die Werte noch nicht final vor, werden aber voraussichtlich nur gering unter dem Vorjahresniveau sein. Ausreichende Niederschläge hatten für gute Ernten und damit für mehr verfügbares Einkommen gesorgt.

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Einheimische Hersteller dominieren die Branche. Zu den größten indischen Produzenten gehören Mahindra & Mahindra, Sonalika, Tractor and Farm Equipment sowie Escort. Zusammengenommen kamen sie im November 2022 auf einen Marktanteil von knapp über zwei Drittel. Internationale Hersteller mit nennenswerten Marktanteilen sind John Deere und New Holland. Die verkauften Traktoren sind überwiegend gering motorisiert. Meist haben sie zwischen 30 und 50 PS, wobei sich der Trend immer mehr zum oberen Ende hinbewegt.

Mechanisierungspotenzial ist vorhanden

Der Mechanisierungsgrad der indischen Landwirtschaft liegt bei lediglich 40 bis 45 Prozent. Je nach Art der Landmaschinen gibt es teils monopol- beziehungsweise oligopolartige Anbieterstrukturen. Informell agierende Hersteller sind ebenfalls im Markt vertreten, allerdings mit räumlich stark eingeschränktem Aktivitätsradius.

Pro Hektar war im Finanzjahr 2020/2021 (1. April bis 31. März) laut Experten eine Leistung von 2,8 Kilowatt verfügbar. Traktoren stellten 1,6 Kilowatt davon. Auf moderne Geräte wie Bodenfräsen entfielen gerade einmal ein Prozent der Leistung. Das Department of Agriculture and Farmers Welfare nennt als Ziel für 2030 eine Leistung von 4 Kilowatt pro Hektar, um die wachsende Nachfrage nach Lebensmitteln decken zu können.

Dieses Bestreben ist wichtig, weil Indien 2023 China als bevölkerungsreichstes Land der Erde ablösen wird. Maschinen sind außerdem notwendig, weil immer mehr Menschen in Städten leben werden. Sie ersetzen menschliche Arbeitskraft und erhöhen die Produktivität. Bis 2035 soll der Anteil der urbanen Bevölkerung von derzeit 35 Prozent auf 43 Prozent weiter steigen.

Neben traditionellen Landmaschinenherstellern ergeben sich auch Chancen für Start-ups. Einige mischen bereits auf dem Markt mit, zum Beispiel im Bereich Precision Farming.

Über alle Feldfrüchte hinweg ist die Mechanisierung bei Arbeitsschritten wie der Saatbettbereitung fortgeschritten. Beim Säen, Pflanzen und Umpflanzen gibt es jedoch Wachstumspotenzial. Noch größer ist dieses beim Ernten und Dreschen. Zudem gibt es große Unterschiede bei der Verwendung von Maschinen bei verschiedenartigen Feldfrüchten. So sind etwa Anbau, Pflege und Ernte von Weizen sowie Reis im indischen Kontext vergleichsweise stark mechanisiert. Anders sieht es beim Blick auf Ölsaaten, Futterpflanzen oder auch Gartenbaugewächsen aus.  

Unterstützung auf dem Weg zu mehr maschineller Hilfe wird Landwirten vonseiten der Regierung gewährt. Das wahrscheinlich wichtigste Programm auf nationaler Ebene ist die Sub-Mission on Agricultural Mechanization. Es bietet Zuschüsse zu Anschaffungskosten und hilft beim Aufbau von Maschinenparks, bei denen sich Landwirte notwendige Geräte leihen können. In den vergangenen beiden Jahren entstanden mehr als 5.000 solcher sogenannten "Custom Hiring Centres". 

Importe von Landmaschinen legen zu

Steigende Importe verdeutlichen den Bedarf. Von fast 289 Millionen US$ im Jahr 2018 wuchsen sie bis 2021 auf knapp 399 Millionen US$. Das bedeutet einen Zuwachs von 38 Prozent. Entgegen dem Wachstumstrend gingen die Einfuhren aus Deutschland stark zurück.

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Nachfrage wird auch durch das Wetter bedingt

Laut Weltbank waren 2020 nur 40 Prozent der vorhandenen Agrarfläche künstlich bewässerbar. Gleichzeitig sinkt der Grundwasserspiegel und die Monsunregen werden durch den Klimawandel unberechenbarer. Ohne ausreichende Bewässerung fallen die Ernten und damit die Einkommen entsprechend schlecht aus. Viele Landwirte sind aber auf laufende Erträge angewiesen, um in Traktoren und Agrartechnik investieren zu können.

Die kleinteilige Landwirtschaft ist problematisch

Laut Weltbank lebten 2021 rund 65 Prozent der Bevölkerung auf dem Land. Die Landwirtschaft spielt eine wichtige sozioökonomische Rolle in Indien. Das zeigte sich besonders deutlich während der Coronapandemie 2020 und 2021. Damals kehrten Millionen Wanderarbeiter aus den Städten in ihre Dörfer zurück, wo sie häufig Beschäftigung in der Landwirtschaft fanden. Dabei half der Mahatma Gandhi National Rural Employment Guarantee Act. Durch das seit 2005 existierende Gesetz erhalten Personen Anspruch auf 100 Tage bezahlte Arbeit in der Landwirtschaft. Die Kosten trägt die öffentliche Hand.

Allerdings leidet der Agrarsektor unter einer geringen Produktivität. Er trug 2021 nur rund 17 Prozent zur Wirtschaftsleistung des Landes bei, beschäftigte jedoch fast die Hälfte aller Erwerbspersonen. Zuletzt wurde für 2015/2016 ein Agrarzensus durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass 92 Prozent des Landbesitzes weniger als 2 Hektar Fläche hatte. Nur 0,5 Prozent betrug mehr als 20 Hektar. Die Mehrzahl der Bauern arbeitet auf dem Subsistenzniveau. 

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