Die Zusammenarbeit mit staatlichen Baukonzernen hat ihre Tücken. Ausländische Firmen bringen verstärkt eigene Finanzierung aus ihren Ländern mit.
Wettbewerbssituation
Die größten Marktteilnehmer in der Bauwirtschaft Indonesiens sind die auf den Infrastrukturbau konzentrierten Staatsunternehmen Waskita Karya (Energie, Bahnstrecken), Jasa Marga (Mautstraßen), Wijaya Karya (Brücken, Kraftwerke, Bahnstrecken), Hutama Karya (Straßenbau) und Pembangunan Perumahan (Verkehrs- und Energieinfrastruktur). Viele der großen Akteure sind hoch verschuldet. Mittelfristig sollen sieben der größten staatlichen Baufirmen zu drei fusioniert werden.
Weitere nennenswerte Firmen sind Total Persada (Industrie- und Lagerhausbau) und Adhi Karya (Brücken, Häfen, Kraftwerke, Hochhäuser). Im Industriebau sind zudem die Ingenieursdienstleistungssparten von Hyundai und Samsung sowie die China State Construction Engineering Corporation tätig.
Zu den größeren Immobilien- und Landentwicklern zählen Sinar Mas Land, Agung Podomoro Land, Lippo Karawaci, Ciputra Development und Summarecon Agung. Größere Kombinationen aus Shopping Malls und Apartmentbau entwickeln insbesondere Pakuwon (z. B. Kota Kasablanka, Jakarta), die Agung Sedayu-Gruppe (Ashta-Distrikt 8, Jakarta), die Lippo Mall-Gruppe (Lippo Malls und Kemang Village, Jakarta) und Metland (Grand Metropolitan Mall, Jakarta).
Im Hochbau sind unter anderem folgende Firmen aktiv: Totalindo Eka Persada, Nusa Raya Cipta, Tatamulia Nusantara Indah, Shimizu Bangun Cipta und Takenata. Daneben gibt es eine Vielzahl kleinerer Baufirmen mit Gelegenheitsbeschäftigten.
Deutsche Firmen sind ebenfalls am Markt vertreten, dazu gehören: Bauer Spezialtiefbau (Grundbau für einige der höchsten Bürogebäude in Jakarta), Peri (Gerüstbau und Schalungssysteme im Hoch- und Industriebau, daunter im Kupferbergbau in Papua und im Logistikpark Karawang in Westjava), Siemens (Kraftwerksbau, Gebäudemanagementsysteme und Brandschutz, unter anderem in der neuen Hauptstadt Nusantara), Bomag (Asphaltkompaktierung, unter anderem Rennstrecke Mandalika auf Lombok), Dynapac (Asphaltwalzen für den Straßenbau) und Beumer (Palletieranlagen für die Zementwerke von PT Semen).
Ausgewählte Strukturdaten zur Bauwirtschaft in IndonesienInfrastruktur nimmt mehr als die Hälfte der Investitionen einKennziffer | 2022 | 2023 | Veränderung 2023/22 (in Prozent) |
|---|
Wert der Bauinvestitionen (in Mrd. US$) insgesamt, darunter: | 92,7 | 100,6 | 8,5 |
Hochbau | 31,0 | 33,7 | 8,6 |
Tiefbau/Infrastrukturbau | 53,0 | 57,6 | 8,6 |
Wohnbau (Anzahl der Einheiten): | | | |
Fertigstellungen | 1,1 Millionen | 1,2 Millionen | 8,9 |
Hausverkäufe in Jakarta Greater Area (Jabodetabek) | k. A. | ca. 14.000 | - |
aktuellste verfügbare DatenQuelle: BPS Statistikamt 2025, Wohnungsbau Ministerium 2025, Recherchen von Germany Trade & Invest 2025
Geschäftspraxis
Das Geschäftsumfeld in Indonesiens Bauwirtschaft ist eher schwierig, auch wenn sich die Rahmenbedingungen in den vergangenen Jahren verbessert haben. Ausländische Firmen haben seit der Liberalisierung durch das Omnibus-Gesetz (2020, Revision 2023) offiziell größere Beteiligungsmöglichkeiten. Ehemals limitierte Segmente wurden für sie geöffnet, sodass sie die Mehrheit an einem lokalen Tochterunternehmen besitzen können. Auch temporäre Repräsentanzen sind mit einem einheimischen Partner und für die Dauer des Projekts möglich.
Öffentliche Projekte sind in der Regel an Auflagen für einen Mindestanteil aus lokaler Herstellung gekoppelt (TKDN). Die Zusammenarbeit mit einem lokalen Partner ist oft Voraussetzung, um von staatlichen Anreizsystemen profitieren zu können.
Im Tiefbau erhalten meist inländische Firmen — vor allem staatliche Betriebe — den Zuschlag für öffentlich finanzierte Projekte. Wenn spezielles Know-how gefragt ist, können sie ausländische Subunternehmen beauftragen oder mit ihnen ein Joint Venture bilden. Das ist beim Bau von Eisenbahnstrecken, Flughäfen, Containerhäfen, vollelektronischen Mautstationen sowie Brücken und Tunneln oft der Fall. Ausländische Architektur- oder Ingenieurbüros kommen häufiger im Vorfeld im Rahmen von Machbarkeits- oder Designstudien zum Zuge.
Beratende Ingenieure im Ausland
Bei großen Infrastrukturprojekten sind vielfältige Beratungsleistungen gefragt. Deutsche Ingenieurbüros führen weltweit unter anderem Machbarkeitsstudien durch, prüfen Designs und überwachen den Bau. Branchenvertreter berichteten GTAI von ihren Projekten in Europa, Asien, Afrika und Lateinamerika. Dabei wird deutlich: Deutsche Ingenieure sind vor allem in aufstrebenden Märkten aktiv. Dort sind sie oft auf Partner angewiesen. Wir beleuchten, wie sich die Deutschen gegen die Konkurrenz durchsetzen und an Aufträge kommen. Außerdem geben wir rechtliche Tipps. Erfahren Sie im GTAI-Online-Special mehr über Erfolgsfaktoren, Hürden und Besonderheiten der Branche.
Die staatlich dominierte Bauwirtschaft gilt als ineffizient und korruptionsanfällig. Der Staat ist mit seinen großen Infrastrukturprojekten ihr wichtigster Auftraggeber. Für private Bauunternehmen ist das ein schwieriges Umfeld. Ausländische Unternehmen beschränken sich überwiegend auf Aufträge, die heimische Akteure fachlich nicht leisten können. Meist sind das prestigereiche Großprojekte, die auf Regierungsebene verhandelt werden, oder solche, bei denen ausländische Regierungen oder internationale Förderbanken die Finanzierung übernehmen.
Die japanische Entwicklungsbank JICA finanziert beispielsweise den Bau der U-Bahn (MRT) und des Abwassersystems in Jakarta. In den ersten Phasen wurden diese von den japanischen Baufirmen Obayashi und Shimizu zusammen mit lokalen Partnern gebaut. Ein weiteres Beispiel ist der chinesisch-finanzierte Hochgeschwindigkeitszug Whoosh von Jakarta nach Bandung. Bei dessen Bau wirkten neben der lokalen Wijaya Karya mehrere chinesische Firmen mit.
Tiefbau ist ein schwieriges Pflaster
Problematisch bleibt im Infrastrukturgeschäft die allgegenwärtige Korruption. Außerdem kommt es oft zu Schwierigkeiten beim Landerwerb. Die fehlenden Planungskapazitäten der Behörden führen dazu, dass Projekte technisch nicht korrekt ausgeschrieben und finanziell nicht durchgerechnet werden. In der Folge gibt es nicht genügend Bieter, denn gesetzlich sind mindestens drei Angebote vorgeschrieben. Daher müssen Ausschreibungen oft wiederholt werden.
Doch es gibt auch den umgekehrten Fall, dass die Behörden einen erfolgten Zuschlag ohne Begründung zurücknehmen. Oftmals steckt ein enttäuschter Wettbewerber mit politischen Verbindungen dahinter. Das geht besonders zu Lasten ausländischer Unternehmen.
Im Hochbau spielen Landeskennern zufolge Korruption und Vetternwirtschaft eine deutlich geringere Rolle, da in der Regel private inländische Unternehmen die Projektausführer sind.
Von Oliver Döhne
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Jakarta