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Branchenanalyse | Indonesien | Bauwirtschaft

Indonesiens Bauwirtschaft wächst nur in einigen Segmenten

Der Bausektor verlor im 1. Halbjahr 2025 insgesamt an Dynamik. Im Infrastrukturbereich stehen aber weiter interessante Großprojekte an. (Stand: August 2025)

Von Oliver Döhne | Jakarta

Ausblick der Bauwirtschaft in Indonesien

Bewertung:

  • Überkapazität in Jakartas Hochbau bremst neue Projekte.
  • Neue Industrieparks und Investitionen beleben den Gewerbebau.
  • Infrastrukturausbau läuft weiter, hat aber nicht mehr höchste Priorität.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: August 2025

  • Die Dynamik in der Bauwirtschaft Indonesiens lässt nach. In Jakarta gibt es ein Überangebot an Büros und Hotels. Die Regierung fördert Wohnungskäufe, Industrieparks expandieren. 

    Im 1. Quartal 2025 sank die Wertschöpfung in der Bauindustrie gegenüber dem Vorquartal deutlich, stärker noch als in der verarbeitenden Industrie oder der Gesamtwirtschaft. Eine ähnliche Entwicklung zeigte sich sowohl bei der Beschäftigung in der Bauwirtschaft als auch beim Wert der fertiggestellten Bauten. Im 2. Quartal gab es eine leichte Besserung, die aber geringer ausfiel als die gesamtwirtschaftliche Erholung. Ausgehend vom Jahr 2016 hat sich der Index für den Wert der fertiggestellten Bauten im Hochbau gut entwickelt und stärker zugelegt als im Spezialbau. Er bleibt aber deutlich hinter dem Infrastrukturbau zurück.

    Die 2. Jahreshälfte 2025 verspricht wenig Dynamik. Entwickler, Firmen und Haushalte verhalten sich vorerst abwartend. In einigen Sektoren bestehen Überkapazitäten und schwankende Kosten für Energie und Baustoffe erschweren die Planung. Die Leitzinsen sanken im August 2025 zwar auf 5 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2022, jedoch nicht die flexiblen Hypothekenzinsen. Banken bremsen die Finanzierungsmöglichkeiten zurzeit durch Aufschläge eher. Die Regierung unterstützt Hauskäufer aber mindestens bis Ende 2025 mit Steuersenkungen und treibt den Bau von Sozialwohnungen voran. Trotz der unsicheren globalen und nationalen Lage ist in einigen Marktsegmenten wie dem Industriebau mit zunehmenden Investitionen zu rechnen.

    Schätzungsweise 75 Prozent aller Hochbauleistungen im Land entfielen 2024 auf die Insel Java, wobei sich fast 50 Prozent allein auf die Hauptstadt Jakarta konzentrierten. Daneben wurden sie insbesondere in Surabaya, Bandung und im aufstrebenden Semarang erbracht. Außerhalb Javas gab es noch größere Bauaktivitäten in Makassar, der Hauptstadt von Südsulawesi, in Medan im Norden Sumatras sowie in Balikpapan als nächstgelegene Großstadt zu der zukünftigen neuen Hauptstadt Ibu Kota Nusantara.

    Der Bau der neuen Hauptstadt in der Provinz Ostkalimantan läuft langsamer als geplant und wird sich mindestens noch über 20 Jahre hinziehen. Das Projekt könnte dem Hochbau in den kommenden Jahren dennoch wichtige Impulse bringen. Die nächsten Bauphasen widmen sich besonders Wohngebäuden. Nach Pressemeldungen sind US-amerikanische und spanische Investoren interessiert.

    Mehr Krankenhäuser und neue Hotels in weniger entwickelten Regionen

    Die Regierung strebt eine landesweit möglichst einheitliche medizinische Versorgung an. In einem sogenannten Quick-Win-Programm werden landesweit 66 Krankenhäuser generalüberholt oder neu gebaut, 24 davon im Jahr 2026. Im Fokus stehen abgelegene, isolierte und unterentwickelte Landesteile. Im Jahr 2025 gibt es 3.241 Krankenhäuser. Pro Jahre sollen rund 30 Krankenhäuser verschiedener Größe dazukommen. Auch die rund 10.300 Community Health Center (Puskesmas) sollen einen spürbaren Ausbau erfahren, so das Gesundheitsministerium.

    Laufende Krankenhausprojekte in Indonesien Unterversorgte Regionen im Fokus
    KrankenhausnameOrtStand (Oktober 2025)Erwartete FertigstellungAnmerkungen
    AAS International HospitalSolo, Zental-JavaIm BauEnde 2026Großes Privatkrankenhaus 
    Reda Bolo Regional General HospitalSüdwest-Sumba34% fertigMitte 2026Teil des Quick Win-Programms des Gesundheitsministeriums
    Taliabu Island HospitalNord-MolukkenIm Bau seit März 2025April 2026Soll abgelegene Inselbevölkerung versorgen
    Hj Andi Nurhadi Mosque & Hospital ComplexMakassar, Süd-SulawesiMoschee fertig, Krankenhausbau läuftEnde 2026Religiöser Gesundheitskomplex
    Tarakan Regional General Hospital (Upgrade)JakartaPlanungsphase2027Upgrade zu Typ B-Klassifizierung
    West Nias Regional Hospital (Expansion)Nord-SumatraLanciert im Juli 2025Ende 2026Verbesserung des Zugangs in unterentwickelter Region
    Central Bengkulu Hospital (RSUD Bengkulu Tengah)Bengkulu Tengah, BengkuluIm Bau seit März 2025Dezember 20269 Mio. US$ für Krankenhausinfrastruktur
    Quelle: Presse (2025)

    Im Tourismus will Indonesien sein großes Potenzial auch abseits von Bali stärker entwickeln. Dazu gehören unter anderem die Inseln Sumba, Lombok und Flores. Bali selbst setzt auf nachhaltigeren Tourismus und will bisher wenig frequentierte Inselteile besser erschließen.

    In Jakarta gibt es vor allem Geschäftstourismus. Dieser ist indirekt vom staatlichen Sparkurs betroffen, denn viele Veranstaltungen der Staatsunternehmen und Regierungsinstitutionen fallen ihm zum Opfer, wodurch weniger Dienstreisen stattfinden. Hotels sind meist wenig ausgelastet, der Anreiz für Neubauten in Jakarta ist daher gering.

    Wohnungsbau wächst trotz hohen Bedarfs nur moderat

    Laut den Immobilienanalysten von Colliers International gibt es zurzeit wenige Neuprojekte für Apartmentgebäude im Großraum Jakarta, dem mit Abstand wichtigsten Immobilienstandort. Entwickler konzentrieren sich auf die Fertigstellung laufender Projekte. Auch in der Hafenstadt Surabaya sind eher fertige Gebäude gefragt. Im Hochpreissegment von Wohnungen gibt es ein Überangebot. Der erwartete Nachfrageboom, auch durch Expats, hat sich bisher nicht materialisiert.

    Landesweit besteht hingegen ein großes Defizit an bezahlbarem Wohnraum. Die Großstädte verzeichnen weiterhin viel Zuzug und die Bevölkerung wächst jährlich um fast 3 Millionen Menschen. Die Regierung hat angekündigt pro Jahr mindestens 1 Million Sozialwohnungen zu bauen.

    Einzelhandel in Südjakarta stockt auf

    Der Einzelhandel und die vielen Shoppingmalls kämpfen mit dem zurückhaltenden Einkaufsverhalten vieler Haushalte . Gründe dafür sind der erwartete Anstieg der Arbeitslosigkeit und die sinkende Kaufkraft. Der Onlinehandel wird immer stärker und Leerstand ist verbreitet. Deswegen setzen zahlreiche Einkaufszentren verstärkt auf innovative Dining- und Erlebniskonzepte sowie auf digitale und interaktive Unterhaltung. In Südjakarta allerdings, wo viele Expats und wohlhabendere Einheimische leben, expandiert der Einzelhandel weiterhin eifrig. Insbesondere kleinere Malls erweitern dort ihre Flächen.

    Bei Bürogebäuden im Großraum Jakarta ist laut Colliers für Bauherren und Eigentümer nur eine langsame Erholung der Nachfrage in Sicht. In diesem Segment waren bereits vor der Coronakrise Überkapazitäten entstanden.

    Dynamik bei Industrieparks und Datenzentren

    Besonders die Expansion chinesischer Firmen in den Sektoren Nahrungsmittel, Elektronik und Konsumgüter sowie der staatlich angeschobene Ausbau der Telekommunikationsinfrastruktur tragen zur Nachfrage im Industriebau bei. Zudem fördert die Regierung in den Sonderwirtschaftszonen die Ansiedlung strategischer Branchen und Pionierindustrien. Landnachfrage kommt laut Colliers am meisten aus der Tech-Industrie, insbesondere für Datenzentren. Auch der Aufbau eines Elektromobilitäts-Ökosystems entfaltet Momentum.

    Geopolitische Spannungen und die US-Zollpolitik machen Indonesien grundsätzlich als alternativen Produktionsstandort für die verarbeitende Industrie in Asien interessant. Allerdings gibt es noch einige Hausaufgaben zu erledigen, um internationalen Firmen ein geschäftsfreundliches Umfeld bieten zu können.

    Von Oliver Döhne | Jakarta

  • Grünes Bauen ist in Indonesien erst langsam im Kommen. Doch hohe Stromkosten machen energieeffiziente Gebäude attraktiv und eröffnen Geschäftsmöglichkeiten für deutsche Firmen.

    In den Bereichen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit ist der Archipel weitgehend auf ausländisches Know-how und importierte Technologie angewiesen. Das birgt Geschäftschancen für deutsche Unternehmen.

    Energieeffizienz gerät in Indonesien mehr und mehr ins Blickfeld der Politik. Einer der Gründe für das steigende Interesse ist, dass der Staat Elektrizität mit Milliardensummen subventioniert, um sie für Durchschnittsverdienende erschwinglich zu halten. Aufgrund der vielen anderen Herausforderungen des Landes steht energieeffizientes Bauen aber noch nicht stark im Fokus.

    Immerhin hat die Regierung die Energieeffizienz in Gebäuden in ihre Klimaziele aufgenommen und 2024 beispielsweise einen nationalen Fahrplan für grünes Bauen (National Roadmap for Green Building) veröffentlicht. Energieintensive Unternehmen und Bauherren von Gebäuden einer bestimmten Größe sind mittlerweile verpflichtet, ihren Energiebedarf an Regierungsstellen zu melden, sich Energie-Audits zu unterziehen und einen Energiemanager zu beschäftigen.

    Anreize wirken noch nicht in der Breite

    Erste Gesetzgebungen zur Energieeffizienz gibt es seit dem Jahr 2000. Allerdings fehlen noch Sanktionsmaßnahmen bei Nichteinhaltung.

    Konkrete Anreize, besonders in Wohngebäuden, greifen laut Marktbeobachtern bislang nur punktuell. Es gibt beispielsweise eine reduzierte Mehrwertsteuer (VAT) für zertifizierte Geräte wie Inverter-Klimaanlagen und LED-Beleuchtung oder Steuerstundungen für Investitionen in grüne Infrastruktur und Energieeffizienzprojekte. Die Regierung und Unternehmen emittieren außerdem grüne Anleihen (Green Bonds) zur Finanzierung nachhaltiger Bauprojekte.

    Verpflichtende Standards für grünes Bauen existieren bisher nur in Metropolen wie Jakarta (seit 2012) und Bandung (seit 2016). In Zukunft könnten bindende Vorgaben für die Energieeffizienz von Gebäuden eine stärkere Rolle spielen als bisher und vor allem auch tatsächlich überprüft werden. In einem Pilotprojekt führte die zentraljavanische Stadt Semarang als eine von sechs Städten Vorgaben für die Energieeffizienz von Gebäuden ein und wies in der Folge erhebliche Effizienzgewinne nach. Beim Bau der neuen Hauptstadt in Ostkalimantan spielt energieeffizientes Bauen ebenfalls eine wichtige Rolle. Die Metropole soll das grüne Vorzeigeprojekt des Archipels werden. Auch Bali strebt einen Nachhaltigkeitskurs an und möchte damit das für den Tourismus schädliche Image einer überlaufenen Partyinsel abschütteln.

    Innerhalb der indonesischen Bevölkerung steigt ebenfalls langsam das Bewusstsein für die Notwendigkeit den Energieverbrauch zu senken. Ein Grund sind die im Verhältnis zu den Einkommen relativ hohen Stromkosten für die Klimatisierung von Innenräumen. Beim Bau von Hoch- und Einfamilienhäusern kommt bislang wenig Isoliermaterial zum Einsatz, sodass die gekühlte Luft der Klimaanlagen im Inneren schnell entweicht. Mit dem National Cooling Action Plan (I-NCAP) wirbt die Regierung für energieeffizientere Kühlung.

    Von Oliver Döhne | Jakarta

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  • Für anspruchsvollere Vorhaben benötigt Indonesien Unterstützung. Diese liefern meist Unternehmen aus Japan, China und Südkorea. Deutsche Firmen können mit Spezialwissen punkten.

    Chancen für deutsche Firmen bestehen in erster Linie als Zulieferer in technisch anspruchsvolleren Bereichen wie Statik und Fundamente von Hochhäusern, Verschalungen oder Fassadentechnik. Auch Material für die Installation hochwertiger Komponenten, zum Beispiel Edelfliesen, Armaturen, Dächer und Fenster für Hotels und Luxusvillen auf Urlaubsinseln, Brandschutz- und -löschsysteme oder gehobene Ausstattung für Einkaufszentren kommen aus Deutschland. 

    Weitere Felder mit Potenzial sind energieeffiziente Belüftungs-, Bewässerungs- und Kühlsysteme in Hotels und Malls (eher aus Stromkosten- als aus Nachhaltigkeitsgründen), wasserabweisende Oberflächen und Dichtungen sowie Spezialbauklebstoffe. Gerade in den Bereichen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit ist der Archipel weitgehend auf ausländisches Know-how und importierte Technologie angewiesen.

    Der Highend-Sektor stagniert derzeit zwar, aber mittelfristig dürften auch wieder Smart-Home-Ausrüstungen wie Sensoren, Gebäudemanagementsysteme und Internet-of-Things-Anwendungen (IoT) gefragt sein. In der Sicherheitstechnik könnten sich ebenfalls Absatzmöglichkeiten ergeben, nicht zuletzt angesichts der gezielten Plünderungen von Wohnhäusern im Zug der Unruhen Ende August 2025. Diese fanden in wohlhabenden Stadtvierteln von Jakarta, Makassar, Bandung und anderen Städten statt. 

    Die Wertschätzung für deutsches Know-how und Ingenieurskunst ist nach wie vor hoch. Einschlägige Markennamen sind bekannt und beliebt. Die Nachfrage im oberen Marktsegment ist allerdings begrenzt. 

    Asiatische Firmen dominieren

    Im indonesischen Hochbau sind überwiegend heimische Marktteilnehmer aktiv. Die handwerklichen Fähigkeiten gelten als gut, bei Ingenieursleistungen gibt es hingegen größere Engpässe. Für technisch kompliziertere Projekte wird daher ausländische Unterstützung benötigt, ebenso bei der Finanzierung. 

    Rohbauten werden vornehmlich von indonesischen Firmen erstellt. Falls internationales Spezialwissen gefragt ist, wenden sich die Bauherren in erster Linie an Anbieter aus Japan, China oder Südkorea. Japanische Baufirmen haben schon seit Langem eine führende Position. Sie verfügen über die notwendigen Verbindungen und können für Großprojekte zinsgünstiges und langfristiges Kapital zur Verfügung stellen. Seit Jahren drängen auch Firmen aus China vehement auf den Markt. Sie bieten Bauleistungen zu niedrigen Preisen an und gewähren mithilfe staatlicher Banken ebenfalls zinsgünstige Darlehen. Auch Anbieter aus Südkorea konnten in den letzten Jahren ihre Präsenz steigern.

    Von Oliver Döhne | Jakarta

  • In allen Bereichen des Hochbaus gibt es Überkapazitäten. Deshalb wird mancherorts die Fertigstellung geplanter Projekte hinausgezögert.

    Ausgewählte Großprojekte im Wohnungs- und WirtschaftsbauInvestitionen in Millionen US-Dollar

    Vorhaben

    Investitionssumme

    Projektstand

    Projektträger
    Ibu Kota Nusantara (Neue Hauptstadt), Ostkalimantan

    33.000

    Grundinfrastruktur und Regierungsgebäude abgeschlossen, weiterer Bau über die nächsten 20 JahreOIKN
    PIK 2 Expansion (Green City, Rennstrecke, Hafen, Luxushotels, Apartments), Nordjakarta

    4.300

    Einzelne Teilprojekte bereits abgeschlossen, andere noch in PlanungAgung Sedayu, Salim-Group
    Kura Kura, Serangan Bali (Luxusvillen)

    1.500

    Bau soll 2026 starten, läuft über 20 JahreNuri Group/Giti
    The Two Sudirman, Jakarta (Luxuswohnungen)

    656

    Im Bau, soll 2028 fertig seinMitsubishi Estate & Taspen
    Orchard Park, Batam (Luxuswohnungen)

    350

    Im BauAgung Podomoro
    Mandarin Oriental, Bali (Luxusvillen)

    250-300

    Bau ab 1. Quartal 2026Mandarin Oriental, Harmoni Bali
    LRT City Ciracas

    165

    Im BauAdhi Commuter Properti
    Antasari Place, Jakarta

    140

    Eigentümerwechsel, im BauIndonesian Paradise Property TBK
    South Quarter Residence

    124

    Im BauIntiland
    Quelle: Colliers International 2025; Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Oliver Döhne | Jakarta

  • Indonesien hat immer noch Nachholbedarf im Infrastrukturausbau. Der Fokus liegt auf Transportwegen und Energieversorgung. 

    Indonesiens Transportinfrastruktur hat vor allem während der zweiten Amtszeit von Präsident Joko Widodo einen großen Schritt nach vorne getan. Besonders Flughäfen, Mautstraßen und der öffentliche Nahverkehr im Großraum Jakarta kamen voran. Der Bedarf ist aber immer noch gewaltig. 

    Laut World Competitiveness Yearbook (WCY) 2024 verbesserte sich Indonesien beim Indikator Qualitätsinfrastruktur gegenüber dem Vorjahr um eine Position. Es liegt aber immer noch nur auf Rang 50. Die Logistikkosten in dem südostasiatischen Archipel sind im regionalen Vergleich hoch. Abseits der Hauptinsel Java sind die Preise von Produkten des Grundbedarfs deswegen deutlich höher. Zudem ersticken die Großstädte im Verkehr. 

    Bessere Anbindung vor allem durch Schienenverkehr

    In Jakarta läuft der Ausbau der U-Bahn (MRT) nach Norden und im Anschluss nach Osten. Auch in Javas drittgrößter Stadt Bandung ist ein umfangreiches öffentliches Schienenverkehrssystem geplant. Im Gespräch ist zudem eine Verlängerung der bestehenden Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke Jakarta-Bandung weiter nach Surabaya in Ost-Java. In Surabaya wird die KfW-Entwicklungsbank den Bau einer S-Bahn finanzieren. Der Baustart könnte aber noch einige Zeit auf sich warten lassen. Auf Sumatra steht die Komplettierung der Mautstraße Trans-Sumatra-Toll-Road auf dem Programm. Zudem sollen insbesondere Inseln von strategischem Interesse besser angebunden werden. Dazu gehören Papua (Rohstoffe, Agrar), Sulawesi (Rohstoffe) und Kalimantan (neue Hauptstadt, Rohstoffe). 

    Energiesicherheit hat höchste Priorität

    Der öffentliche Stromversorger PLN will die Stromerzeugungskapazität bis zum Jahr 2040 um über 100 Gigawatt erhöhen. Davon sollen über 75 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen werden, besonders aus Wasserkraft und Solarenergie, aber auch Atomkraft, Windkraft und Gas. Die Industrie in Indonesien leidet unter hohen Stromkosten. Gleichzeitig will die Regierung, zumindest offiziell, von der bisherigen Hauptenergiequelle Kohle weg.

    Zudem steht der Bau von 63.000 Kilometern Stromübertragungsleitungen auf dem Programm. Sie sollen vor allem die meist weiter auseinanderliegenden erneuerbaren Energiequellen, Ballungsräume und Industriestandorte verbinden. Um ausländische Investoren für den Sektor zu begeistern, muss die Regierung aber noch an den Renditemöglichkeiten und einem attraktiven Auktionsmodell arbeiten. Laut Branchenfachleuten ist der Sektor stark reguliert und private Unternehmen werden von den Vorgaben von PLN geknebelt.

    Weitere Infrastrukturfelder mit viel Bedarf und Aktivität sind Datenzentren und Cloud-Infrastruktur, landwirtschaftliche Bewässerungsprojekte (oft in Verbindung mit Wasserkraftwerken), strategische Industriecluster (Petrochemie/Raffinerien/Düngemittel, Kupfer/Aluminium/Nickel) sowie die Kreislaufwirtschaft.

    Beteiligung der Privatwirtschaft erwünscht

    Der Privatsektor soll nach Willen der Regierung eine wesentliche Rolle beim Ausbau der Infrastruktur spielen. Die Rahmenbedingungen für Unternehmen sind dafür aber noch verbesserungsbedürftig. Die nationale Planungsbehörde Bappenas veröffentlicht jährlich eine Liste der auszuschreibenden öffentlich-privaten Partnerschaftsprojekte (Public-Private-Partnership, PPP). In der Ausgabe von 2025 werden 30 Projekte mit dem Status "in Vorbereitung" aufgeführt, 8 weitere sind "im Ausschreibungsprozess". 

    Die Regierung möchte Entscheidungen über strategische Projekte schneller treffen. Unter anderem hat sie den neuen Staatsfonds Danantara aufgelegt, der auf 18 Schwerpunktprojekte abzielt (Stand August 2025). Davon sind 8 aus dem Mineralien-Downstreaming-Bereich. 

    Von Oliver Döhne | Jakarta

  • Anspruchsvolle Infrastrukturvorhaben werden oft von asiatischen Konsortien geleitet. Deutschen Firmen bleiben Chancen als Subunternehmer oder Zulieferer, wenn Spezialwissen zählt.

    Der Tiefbau bietet für deutsche Unternehmen mit Abstand die besten Geschäftsaussichten. Besonders dort, wo es aus Sicherheitsgründen auf höchste Präzision ankommt oder wo aufgrund internationaler Finanzierung hohe Qualitätsstandards gelten. Das gilt zum Beispiel in der Öl- und Gasindustrie, die zurzeit wieder ausgebaut wird, beim Brückenbau, bei Kraftwerken, bei den geplanten Wasserstoff- und Carbon-Capture-Projekten und bei Investitionen im Bergbau-Downstreaming.

    Eine weitgehend ungelöste Aufgabe mit dementsprechend großem Potenzial ist die Kreislaufwirtschaft. Nicht zuletzt besteht Bedarf an Hightech-Instrumenten zur Vermessung und Prüfung des Geländes von Transportwegen sowie zum Monitoring von Transportmitteln. 

    Im Energiesektor sucht Indonesien Expertise für den Anlagenausbau auf Basis von Windkraft, Geothermie, Atomkraft, Solarenergie und Biokraftstoff. Vor allem müssen neue Übertragungsleitungen die erneuerbaren Energiequellen mit den Abnehmenden verbinden.

    Deutsche Firmen mit Spezialwissen und besonderer Expertise sind regelmäßig involviert. Beispiele sind aufwendigere Bohrungen (Herrenknecht für das Abwassersystem in Jakarta) oder auch Verschalungen und Gerüste von neuen Industrieanlagen (Peri im Grasberg CUCL Kausang Copper Cleaner Project in Papua).

    Deutsche Unternehmen punkten mit zuverlässiger Qualität

    Auch wenn chinesische Firmen ein Projekt finanzieren, bauen und betreiben, kann die indonesische Seite darauf bestehen, dass deutsche Partner mit ins Boot kommen, etwa als Zulieferer von Verkehrs- und Sicherheitstechnik, Kraftwerkstechnik oder bei der Planung und Zertifizierung. Denn es hat sich herumgesprochen, dass chinesische Technik mitunter unzuverlässig sein kann. Insider berichten, dass im Kraftwerksbau mittlerweile viele Ausschreibungen so gehalten sind, dass sie Anbieter aus China ausschließen.

    Bei Infrastrukturprojekten lauern jedoch auch die größten Risiken. Unter anderem müssen Baufirmen mit vielen staatlichen Stellen kooperieren und oft sind die Kompetenzen über die verschiedenen staatlichen Ebenen hinweg nicht klar verteilt. Das kann zu Streitigkeiten und Verzögerungen führen. Von der Planung über die Ausschreibung, Finanzierung und den Landerwerb bis zur Fertigstellung können Jahre vergehen. In allen Teilphasen kann es zudem zu unvorhergesehenen Ereignissen kommen, auch weil Korruption und Vetternwirtschaft weit verbreitet sind.

    Public-Private-Partnerships bieten konkrete Chancen

    Die Regierung will beim Ausbau der Infrastruktur in möglichst großem Umfang private Kapitalgeber beteiligen. In den letzten Jahren sind einige größere Vorhaben im Rahmen von öffentlich-privaten Projekten (Public-Private-Partnerships, PPP) in die Bauphase eingetreten. Dabei erwiesen sich staatliche chinesische, aber auch japanische Investoren als besonders aktiv. Sie bringen in der Regel eine Finanzierung zu sehr günstigen Konditionen mit. 

    Seit einigen Jahren leiten in Indonesien vor allem chinesische Unternehmen große Infrastrukturprojekte. Viele von ihnen wurden in Regierungsverhandlungen eingefädelt. Für deutsche Unternehmen bleiben in erster Linie Chancen als Subunternehmer oder als Zulieferer. Die entsprechenden Geschäftsvolumina sind dann zwar kleiner, die Risiken jedoch auch geringer. Wer hauptverantwortlich ein Projekt durchführt, stößt nämlich im Land oft auf Widerstände, die das Vorhaben in vielen Fällen um Jahre verzögern. Potenzielle PPP-Projekte sind im jüngsten Infrastrukturplan 2025 der nationalen Planungsbehörde Bappenas gelistet.

    Entwicklungszusammenarbeit des Bundes will deutsche Firmen stärker ins Boot holen

    Die Institutionen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit wollen künftig stärker deutsche Unternehmen in ihre Förderprojekte einbinden. Bei größeren Projekten könnte ein Paket deutscher Produkte und Leistungen angeboten werden. Im Mittelpunkt stehen voraussichtlich die Sektoren Energiewirtschaft, Kreislaufwirtschaft und Transportinfrastruktur. Um die deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Indonesien besser mit der deutschen Außenwirtschaftsförderung zu koordinieren, ist Mitte 2025 in Jakarta ein eigenes dafür zuständiges Desk eingerichtet worden.

    Von Oliver Döhne | Jakarta

  • Indonesien plant viele infrastrukturelle Großprojekte. Doch die Kosten der Coronakrise zwingen den Staat immer noch zum Sparen.

    Ausgewählte Großprojekte im Tiefbau/InfrastrukturbauInvestitionen in Milliarden US-Dollar

    Vorhaben

    Investitionssumme 

    Projektstand

    Projektträger

    Raffinerie Tuban Grass Root Refinery (GRR), Ostjava

    23,0

    Bau soll 2025 starten, Inbetriebnahme 2030 geplant

    Pertamina, Rosneft

    Bali Urban Subway, Phasen 1 und 2

    20,0

    Phase 1 läuft, Planung bis 2031 (insgesamt 4 Phasen)Sarana Bali Dwipa Jaya, China Railway Construction Corporation (CRCC)
    Hochgeschwindigkeitszug Whoosh, Verlängerung Bandung–Surabaya 

    7,5

    Machbarkeitsstudien für mögliche TrassenMinistry of Transportation
    Abwassersystem Jakarta Sewerage System  

    4,6

    Erste Etappen laufen, LangzeitprojektProvinzregierung Jakarta
    Ausbau der Mautstraßen auf Java (Gedebage-Tasikmalaya-Cilacap, Demak-Tuban, Cilacap-Yogya, Cikunir-Karawaci)

    2,3

    In PlanungJasa Marga, Ministry Of Public Works
    U-Bahn/Stadtbahn (MRT) Jakarta, Ost-West-Linie

    1,6

    Ausschreibung für 4. Quartal 2025 geplant Mass Rapid Transit Jakarta
    Mautstraße Mengwi-Gilimanuk, Bali

    1,5

    Baustart im 2. Halbjahr 2025 geplantMinistry Of Public Works 
    Bandung Metropolitan Urban Railway

    1,0

    In PlanungTransportation Agency, West Java Provincial Government
    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Oliver Döhne | Jakarta

  • Die Zusammenarbeit mit staatlichen Baukonzernen hat ihre Tücken. Ausländische Firmen bringen verstärkt eigene Finanzierung aus ihren Ländern mit. 

    Wettbewerbssituation

    Die größten Marktteilnehmer in der Bauwirtschaft Indonesiens sind die auf den Infrastrukturbau konzentrierten Staatsunternehmen Waskita Karya (Energie, Bahnstrecken), Jasa Marga (Mautstraßen), Wijaya Karya (Brücken, Kraftwerke, Bahnstrecken), Hutama Karya (Straßenbau) und Pembangunan Perumahan (Verkehrs- und Energieinfrastruktur). Viele der großen Akteure sind hoch verschuldet. Mittelfristig sollen sieben der größten staatlichen Baufirmen zu drei fusioniert werden.

    Weitere nennenswerte Firmen sind Total Persada (Industrie- und Lagerhausbau) und Adhi Karya (Brücken, Häfen, Kraftwerke, Hochhäuser). Im Industriebau sind zudem die Ingenieursdienstleistungssparten von Hyundai und Samsung sowie die China State Construction Engineering Corporation tätig.

    Zu den größeren Immobilien- und Landentwicklern zählen Sinar Mas Land, Agung Podomoro Land, Lippo Karawaci, Ciputra Development und Summarecon Agung. Größere Kombinationen aus Shopping Malls und Apartmentbau entwickeln insbesondere Pakuwon (z. B. Kota Kasablanka, Jakarta), die Agung Sedayu-Gruppe (Ashta-Distrikt 8, Jakarta), die Lippo Mall-Gruppe (Lippo Malls und Kemang Village, Jakarta) und Metland (Grand Metropolitan Mall, Jakarta). 

    Im Hochbau sind unter anderem folgende Firmen aktiv: Totalindo Eka Persada, Nusa Raya Cipta, Tatamulia Nusantara Indah, Shimizu Bangun Cipta und Takenata. Daneben gibt es eine Vielzahl kleinerer Baufirmen mit Gelegenheitsbeschäftigten. 

    Deutsche Firmen sind ebenfalls am Markt vertreten, dazu gehören: Bauer Spezialtiefbau (Grundbau für einige der höchsten Bürogebäude in Jakarta), Peri (Gerüstbau und Schalungssysteme im Hoch- und Industriebau, daunter im Kupferbergbau in Papua und im Logistikpark Karawang in Westjava), Siemens (Kraftwerksbau, Gebäudemanagementsysteme und Brandschutz, unter anderem in der neuen Hauptstadt Nusantara), Bomag (Asphaltkompaktierung, unter anderem Rennstrecke Mandalika auf Lombok), Dynapac (Asphaltwalzen für den Straßenbau) und Beumer (Palletieranlagen für die Zementwerke von PT Semen).

    Ausgewählte Strukturdaten zur Bauwirtschaft in IndonesienInfrastruktur nimmt mehr als die Hälfte der Investitionen ein

    Kennziffer

    2022

    2023

    Veränderung 2023/22 (in Prozent)

    Wert der Bauinvestitionen (in Mrd. US$) insgesamt, 
    darunter:

    92,7 

    100,6

    8,5

      Hochbau 

    31,0

    33,7

    8,6

      Tiefbau/Infrastrukturbau

    53,0

    57,6

    8,6

    Wohnbau (Anzahl der Einheiten):

     

     

     

      Fertigstellungen

    1,1 Millionen

    1,2 Millionen

    8,9

      Hausverkäufe in Jakarta Greater Area (Jabodetabek)

    k. A.

    ca. 14.000

    -

    aktuellste verfügbare DatenQuelle: BPS Statistikamt 2025, Wohnungsbau Ministerium 2025, Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Geschäftspraxis

    Das Geschäftsumfeld in Indonesiens Bauwirtschaft ist eher schwierig, auch wenn sich die Rahmenbedingungen in den vergangenen Jahren verbessert haben. Ausländische Firmen haben seit der Liberalisierung durch das Omnibus-Gesetz (2020, Revision 2023) offiziell größere Beteiligungsmöglichkeiten. Ehemals limitierte Segmente wurden für sie geöffnet, sodass sie die Mehrheit an einem lokalen Tochterunternehmen besitzen können. Auch temporäre Repräsentanzen sind mit einem einheimischen Partner und für die Dauer des Projekts möglich. 

    Öffentliche Projekte sind in der Regel an Auflagen für einen Mindestanteil aus lokaler Herstellung gekoppelt (TKDN). Die Zusammenarbeit mit einem lokalen Partner ist oft Voraussetzung, um von staatlichen Anreizsystemen profitieren zu können. 

    Im Tiefbau erhalten meist inländische Firmen — vor allem staatliche Betriebe — den Zuschlag für öffentlich finanzierte Projekte. Wenn spezielles Know-how gefragt ist, können sie ausländische Subunternehmen beauftragen oder mit ihnen ein Joint Venture bilden. Das ist beim Bau von Eisenbahnstrecken, Flughäfen, Containerhäfen, vollelektronischen Mautstationen sowie Brücken und Tunneln oft der Fall. Ausländische Architektur- oder Ingenieurbüros kommen häufiger im Vorfeld im Rahmen von Machbarkeits- oder Designstudien zum Zuge.

    Beratende Ingenieure im Ausland

    Bei großen Infrastrukturprojekten sind vielfältige Beratungsleistungen gefragt. Deutsche Ingenieurbüros führen weltweit unter anderem Machbarkeitsstudien durch, prüfen Designs und überwachen den Bau. Branchenvertreter berichteten GTAI von ihren Projekten in Europa, Asien, Afrika und Lateinamerika. Dabei wird deutlich: Deutsche Ingenieure sind vor allem in aufstrebenden Märkten aktiv. Dort sind sie oft auf Partner angewiesen. Wir beleuchten, wie sich die Deutschen gegen die Konkurrenz durchsetzen und an Aufträge kommen. Außerdem geben wir rechtliche Tipps. Erfahren Sie im GTAI-Online-Special mehr über Erfolgsfaktoren, Hürden und Besonderheiten der Branche.

    Die staatlich dominierte Bauwirtschaft gilt als ineffizient und korruptionsanfällig. Der Staat ist mit seinen großen Infrastrukturprojekten ihr wichtigster Auftraggeber. Für private Bauunternehmen ist das ein schwieriges Umfeld. Ausländische Unternehmen beschränken sich überwiegend auf Aufträge, die heimische Akteure fachlich nicht leisten können. Meist sind das prestigereiche Großprojekte, die auf Regierungsebene verhandelt werden, oder solche, bei denen ausländische Regierungen oder internationale Förderbanken die Finanzierung übernehmen. 

    Die japanische Entwicklungsbank JICA finanziert beispielsweise den Bau der U-Bahn (MRT) und des Abwassersystems in Jakarta. In den ersten Phasen wurden diese von den japanischen Baufirmen Obayashi und Shimizu zusammen mit lokalen Partnern gebaut. Ein weiteres Beispiel ist der chinesisch-finanzierte Hochgeschwindigkeitszug Whoosh von Jakarta nach Bandung. Bei dessen Bau wirkten neben der lokalen Wijaya Karya mehrere chinesische Firmen mit.

    Tiefbau ist ein schwieriges Pflaster

    Problematisch bleibt im Infrastrukturgeschäft die allgegenwärtige Korruption. Außerdem kommt es oft zu Schwierigkeiten beim Landerwerb. Die fehlenden Planungskapazitäten der Behörden führen dazu, dass Projekte technisch nicht korrekt ausgeschrieben und finanziell nicht durchgerechnet werden. In der Folge gibt es nicht genügend Bieter, denn gesetzlich sind mindestens drei Angebote vorgeschrieben. Daher müssen Ausschreibungen oft wiederholt werden.

    Doch es gibt auch den umgekehrten Fall, dass die Behörden einen erfolgten Zuschlag ohne Begründung zurücknehmen. Oftmals steckt ein enttäuschter Wettbewerber mit politischen Verbindungen dahinter. Das geht besonders zu Lasten ausländischer Unternehmen.

    Im Hochbau spielen Landeskennern zufolge Korruption und Vetternwirtschaft eine deutlich geringere Rolle, da in der Regel private inländische Unternehmen die Projektausführer sind.

    Von Oliver Döhne | Jakarta

  • Urbane Bauprojekte in Indonesien sind noch auf eine Vielzahl ausländischer Produkte angewiesen. Mittelfristig wird aber eine Importsubstitution durch Fertigung vor Ort angestrebt.

    Indonesien hat großen Bedarf an vielfältigen Zulieferprodukten für Bauprojekte in den modernen, städtischen Regionen – beispielsweise für Luxuswohnungen, Hotels von internationalem Standard oder Sportstadien. Einfachere Waren kommen zumeist aus China, hochwertigere unter anderem auch aus Europa. 

    Importe sind der Regierung allerdings ein Dorn im Auge. Sie werden durch eine Vielzahl von administrativen Vorgaben gezügelt, seien es Importkontingente, der nationale Produktstandard Standar Nasional Indonesia (SNI) oder hohe Local-Content-Quoten, die Anforderungen an den Anteil inländischer Wertschöpfung definieren.

    In vielen Branchen ist die politische Strategie, importierte Waren durch Produkte zu ersetzen, die in Indonesien hergestellt werden. Ausländische Unternehmen, die eine Produktion vor Ort aufbauen und dadurch Arbeitsplätze schaffen, Wertschöpfung generieren und Know-how übertragen, sind daher willkommen. Allerdings nur, solange sie keine zu starke Konkurrenz für heimischen Unternehmen darstellen. 

    Indonesien ist im Vergleich zu anderen Mitgliedsländern der Vereinigung südostasiatischer Nationen (Association of Southeast Asian Nations, ASEAN) ein schwieriger Investitionsstandort. Die Änderungen des Investitionsrechts und des Arbeitsrechts seit dem Frühjahr 2022 haben die Bedingungen für ausländische Unternehmen jedoch deutlich verbessert. Inzwischen verfolgt die Regierung eine aktive Industriepolitik, die vorher lange vernachlässigt wurde.

    Von Oliver Döhne | Jakarta

  • Wenige große Akteure dominieren Zementbranche. Die Regierung verbietet weiterhin den Bau neuer Produktionsanlagen. Für Luxusbauprojekte sind Holzmaterialien besonders beliebt.

    Zement und Beton

    Die aufgebaute Produktionskapazität von rund 120 Millionen Tonnen Zement ist etwa doppelt so hoch wie der jährliche Bedarf, weshalb die Regierung den Bau neuer Werke vorerst gestoppt hat. Eine Ausnahme gilt für Papua. Allerdings steigt der Verbrauch seit 2023 wieder spürbar. Durch den Infrastrukturausbau in Sumatra, Sulawesi, Kalimantan, Bali, Lombok, Maluku und Papua ist laut dem Informationsdienst Data Consult eine weiter steigende Nachfrage wahrscheinlich. Bislang geht über die Hälfte des Zements in die Region Java, auch wenn der Anteil sinkt. Branchenfirmen arbeiten an besseren Distributions- und Logistiksystemen, um andere Landesteile besser bearbeiten zu können. Zusätzliche Chancen sehen Fachleute im Export. 

    Der Zementsektor wird von zwei Unternehmensgruppen dominiert. Die staatlich kontrollierte Holding Semen Indonesia nimmt die Hälfte des Marktes ein. Sie gehört zu 51 Prozent der öffentlichen Hand und zu etwa einem Drittel ausländischen Anteilseignern. Zur Holding gehören unter anderem Semen Gresik in Ostjava, Semen Padang in Westsumatra und Semen Tonasa in Südsulawesi sowie die ehemalige Produktion der Firma Holcim in Indonesien. 

    Zweitgrößtes Unternehmen ist Indocement Tunggal Prakarsa (ITP), das zu etwas mehr als 50 Prozent im Besitz von der deutschen Heidelberg Materials (ehemals HeidelbergCement) ist. ITP expandierte zuletzt in den unterentwickelten Osten Indonesiens. Nach der Übernahme eines Zementterminals in Samarinda in Ostkalimantan ist es auch am Bau der neuen Hauptstadt beteiligt. Ein Großteil der Produktionskapazität von ITP befindet sich aber in Bogor nahe Jakarta. ITP produziert verschiedene Arten von Zement, darunter PCC, OPC, OWC und weißen Zement. Andere Zementproduzenten im Land sind PT Cemindo Gemilang, die thailändische Siam Cement Group und die singapurische Pan Asia Group. 

    Zement wird oft an Bauprojekte direkt verkauft. Andere Abnehmer sind Zwischenproduzenten, die ihn zu Beton weiterverarbeiten. Ein Beispiel dafür ist PT Wijaya Karya Beton Tbk (WIKA Beton), ein führender Produzent vorgefertigter Betonteile (Precast), der unter anderem Infrastrukturprojekte wie den U-Bahn-Bau beliefert. Weitere Betonhersteller sind PT Waskita Beton Precast, ebenfalls stark im Infrastrukturbereich, sowie PT Adhimix Precast Indonesia, beides Spezialisten für Transportbeton (Ready-Mix) und Precast-Komponenten. 

    Holz

    Für Holz als Baustoff erwarten Experten ein moderates Nachfragewachstum in Indonesien. Chancen für deutsche Anbieter bestehen besonders für Produkte mit höherer Wertschöpfung und im Modularbau. Indonesien kann die meisten Holzprodukte für die Bauwirtschaft selbst herstellen, importiert sie aber auch. Die große Holzindustrie des Landes beliefert insbesondere den exportorientierten heimischen Möbelsektor, aber auch die Papierindustrie. Große Branchenplayer sind die Gruppen April und APP sowie Kayu Lapis und Sumatera Timberindo. 

    Umweltzertifikate spielen eine immer größere Rolle, auch mit Blick auf den Holzexport. Bambus und recycelte Holzverbundstoffe (Composites) gewinnen im Wohnungs- und Gastgewerbesektor an Beliebtheit, dank ihres geringen CO²-Fußabdrucks und der großen lokalen Verfügbarkeit. Brettsperrholz (Cross-Laminated Timber, CLT) und Furnierschichtholz (Laminated Veneer Lumber, LVL) finden zunehmend Verwendung in mittelhohen Bauten, besonders in ökologisch ausgerichteten Resorts und für modulare Häuser. 

    Holz ist außerdem ein essentieller Teil des als "typisch indonesisch" empfundenen Stils. Deshalb greifen Entwickler von Luxusprojekten gerne auf eine Mischung aus traditionellen Holzelementen und modernem Design zurück, zum Beispiel in Touristenzentren wie Ubud und Labuan Bajo oder in Nordjakartas wachsendem Riesenresort PIK 2. 

    Von Oliver Döhne | Jakarta

  • Indonesien hat eine starke Glasindustrie. Die Hälfte ihres Outputs findet im Hochbau Verwendung. Keramikimporte werden eingeschränkt, dafür wächst der Bedarf im Bereich Sanitär.

    Glas

    Die Nachfrage nach Glas in Indonesien wächst laut Marktbeobachtern mäßig. Das Expansionspotenzial ist perspektivisch gut. Doch noch bremst die instabile Kaufkraftentwicklung im Land. Zudem nehmen viele Entscheider eine abwartende Haltung ein in Anbetracht der schwächelnden Konjunkturentwicklung und der unsicheren globalen Lage. Auch der noch immer etwas unklare Fokus der Regierung bei gleichzeitigem Sparkurs wirkt sich negativ aus.

    Für das Jahr 2025 wird landesweit eine Nachfrage von circa 900.000 Quadratmetern Flachglas erwartet. Das kann Indonesien rechnerisch aus eigener Produktion decken. Für die Herstellung geeigneter Sand ist reichlich vorhanden, Soda-Asche kommt aus den USA, China und Indien. Gas ist als benötigter Energieträger hingegen ein empfindlicher Kostenfaktor, dem die Regierung durch den Ausbau der Gasproduktion begegnen will. 

    Die Produktionskapazität in Indonesien betrug 2024 etwa 2 Millionen Quadratmeter Glas pro Jahr. Es wurden allerdings nur 1,4 Millionen Quadratmeter produziert. Der genutzte Anteil der Kapazität sinkt, dafür steigen die importierten Mengen. China ist der wichtigste Lieferant, vor allem von ungeschliffenem Flachglas. Aufgrund der US-Handelspolitik versuchen chinesische Anbieter unter anderem nach Indonesien auszuweichen und dort noch mehr Glas zu verkaufen.

    Dominierende lokale Hersteller von rohem Flachglas sind Asahima Flat Glass (AGC-Gruppe, Japan), Mulia Glass und seit Oktober 2024 auch die koreanische KCC-Gruppe. Sie hat in Batang in Zentraljava ein großes Werk für modernes Bauglas in Betrieb genommen. Es sind aber nur 20 Prozent der Kapazitäten für den indonesischen Markt gedacht. Im Dezember 2024 eröffnete die chinesische Xinyi-Gruppe bei Surabaya ebenfalls ein Werk für Flachglas, das künftig rund 400.000 Tonnen hochqualitatives Flachglas pro Jahr produzieren soll. Etwa die Hälfte des in Indonesien produzierten Glases landet im Hochbau.

    In der nachgelagerten Verarbeitung sind rund 30 Unternehmen aktiv und produzieren zum Beispiel Spiegel, getönte Scheiben und Sicherheitsglas. Im Baubereich sind das unter anderem die Firmen Bintang Mas Glassolutions (BMG) und Esa Sentosa Abadi. 

    Fliesen/Keramik

    Angesichts des bisher geringen Pro-Kopf-Verbrauchs von Fliesen und Keramik ist das künftige Nachfragepotenzial hoch. Treiber sind die geringe Marktdurchdringung besonders in Ost-Indonesien, die Expansion der Transport- und Datenzentreninfrastruktur, die Erschließung neuer Tourismusregionen und der landesweite Bedarf an Wohnraum. Besonders das Regierungsprogramm zum Bau von 1 Millionen Sozialwohnungen pro Jahr gibt Impulse. Gerade im vorherrschenden einfachen Wohnungsbau sind Keramikprodukte geeignet und beliebt. Für höherpreisige Apartments und Gastronomiebetriebe sind hingegen anspruchsvollere Produkte gefragt. Etwa drei Viertel der Keramik wird für Wohnimmobilien verwendet. 

    Es gibt etwa 40 Hersteller von Keramikfliesen und -kacheln sowie von wichtigen Vorprodukten von Sanitäreinrichtungen im Land. Die Produktionskapazität lag bei 470 Millionen Quadratmetern im Jahr 2020 und 425 Millionen Quadratmetern im Jahr 2024. Indonesien könnte 2025 mit rund 475 Millionen Quadratmetern zum viertgrößten Produzenten der Welt werden. Viele der nötigen Rohstoffe für die Keramikproduktion sind auf dem Archipel vorhanden. 

    Die Regierung unterstützt den Sektor durch Energiesubventionen und Importbeschränkungen. Weil der Import aus China, Vietnam und Indien zuletzt stark gestiegen ist, hat Indonesien Maßnahmen verhängt, um die Einfuhren zu beschränken.

    Heimische Produzenten werden mehr und mehr auf dem Weltmarkt aktiv. Wichtige Branchenunternehmen sind Mulia, Arwana und Keramika Indonesia. Dank moderner Technologie in Kombination mit traditionellen Handwerks- und Designfertigkeiten sind ihre Produkte tendenziell im Qualitätssegment angesiedelt. Die Firma Intikeramik stellt zum Beispiel Porzellan für den Luxus-Wohnungsbau her. Hersteller expandieren auch in neue Marktsegmente wie Granitfliesen und homogene Fliesen für anspruchsvollere Kunden. Diese werden bislang in vier Fabriken gefertigt.

    Sanitär 

    Das derzeitige Wachstum der Nachfrage nach Produkten im Sanitärbereich, insbesondere Badezimmerarmaturen, wird voraussichtlich anhalten. Viele Sanitärsysteme der eilig erbauten Apartmenthäuser und Hotels im Luxussegment haben Probleme mit der Qualität. Eigentümer müssen nachrüsten und setzen dann oft auf westliche Qualitätsprodukte. 

    Auch die Investitionen großer Branchenakteure sind ein Anzeichen für den zunehmenden Bedarf. Das katalanische Unternehmen Roca und die US-amerikanische Firma Kohler haben 2019 beide vor Ort Produktionen aufgebaut. Der Branchenprimus, die japanische Firma Toto, produziert schon länger im Land. Das japanisch kontrollierte Unternehmen American Standard ist ebenfalls am Markt. 

    Auch sehr gefragt sind Rohre für Drainage, Be- und Entwässerung sowie Gasverteilung. Neben vielen chinesischen Firmen sind die deutschen Unternehmen KSB und Wilo mit eigenen Produktionen in Indonesien aktiv und erfolgreich. Einige Spezialrohre für Gasleitungen kommen ebenfalls aus Deutschland. 

    Der wichtigste Vertriebskanal im Bereich Sanitär ist ein mehrstufiges Netzwerk aus Großhändlern und Vertriebspartnern. Unternehmen wie PT Surya Pertiwi übernehmen für ausländische Hersteller den Import, die Lagerung und die Logistik. Außerdem koordinieren sie die Beziehungen zu den regionalen Distributoren und dem Einzelhandel. 

    PT Surya Pertiwi agiert unter anderem als exklusiver Vertriebspartner für Marken wie Toto, Villeroy & Boch und Geberit. Der Weg über Exklusivdistributoren ist in Großstädten etabliert, sowohl für Wohnbauten als auch Gewerbegebäude. Onlinehandel und Direktverkäufe spielen eine zunehmende, aber noch sekundäre Rolle. 

    Von Oliver Döhne | Jakarta

  • Indonesien stellt Türen und Fenster überwiegend selbst her. Im Bau verwendete Kunststoffe bezieht es hingegen im Ausland.

    Kunststoffe

    Schätzungsweise 70 bis 80 Prozent der im Baugewerbe verwendeten Kunststoffe kommt aus dem Ausland, unter anderem aus Singapur, Thailand und China. Maschinen zum Bearbeiten von Gummi und Kunststoffen werden vor allem aus China bezogen. Dahinter ist Deutschland einer der größten Lieferanten. 

    Unplastifiziertes Polyvinylchlorid (uPVC) ist ein zunehmend beliebtes Vorprodukt beim Fensterbau sowie für Innenwände, Bäder und Küchen. Überall, wo Wasserschäden zu befürchten sind oder es besonders auf Gewicht, Korrosionsresistenz, Kosteneffizienz und Haltbarkeit ankommt, kommen leistungsfähige Kunststoffe zum Einsatz und die Nachfrage steigt. Industrie- und Wohnhausböden aus Vinyl und Polyethylen sind auch immer häufiger. 

    Bei der Zementformung und bei der Schall- und Thermoisolierung werden ebenfalls Kunststoffe verwendet. Der Ansatz eines neuen Trends zeigt sich bei der Nachfrage nach vorgefertigten, modularen Baukomponenten aus Kunststoffen mit Nachhaltigkeitszertifikat. Auch für Rohrsysteme und Industriedächer werden Kunststoffe verstärkt verwendet. 

    Dominierende Unternehmen sind Polychem, Mulford, Asahimas, Toray und BASF. Da der Import von Kunststoffen Indonesiens Handelsbilanz belastet, möchte die Regierung mehr recyceln. Einige moderne Recyclinggranulat-Produktionen sind schon in Betrieb, meist mit Anlagen aus Europa, die auf dem neuesten Stand der Technik sind. 

    Türen und Fenster

    Lange wurden in Indonesien selbst in über 100 Meter hohen Hochhäusern nur einfachverglaste Aluminiumfenster eingebaut, die schlecht schließen und weder schall- noch thermoisolieren. Auch die Anforderungen an Türen waren gering. Langsam steigt in der indonesischen Gesellschaft aber das Bewusstsein für die Notwendigkeit Energie zu sparen. Ein Grund sind die im Verhältnis zu den Einkommen relativ hohen Stromkosten für die Klimatisierung der Räume.

    Viele Vermieter ersetzen die Fenster außerdem, um den hohen Lärmpegel in den Großstädten zu mindern. Damit können sie besser um neue Mieter konkurrieren und höhere Mieten durchsetzen. Weitere Argumente für neue Fenster und auch Türen sind eine optische Aufwertung und die Verwendung von Smart-Home-Elementen. 

    Derzeit sind 45 bis 50 Prozent der Fensterrahmen aus Aluminium, während 25 bis 30 Prozent aus uPVC hergestellt sind. Ihr Anteil steigt. Die restlichen Fenster bestehen zu 15 bis 20 Prozent aus Holz und zu 5 bis 10 Prozent aus anderen Materialien wie Fiberglas oder zusammengesetzten/hybriden Komponenten. Bei Türen sind 40 bis 45 Prozent aus Holz, 30 bis 35 Prozent aus Metall, 15 bis 20 Prozent aus Plastik/uPVC und 5 bis 10 Prozent aus Glas. 

    Heimische wie auch internationale Firmen produzieren in Indonesien circa drei Viertel der im Land verwendeten Türen und Fenster. Importierte Produkte stammen überwiegend aus China, Malaysia und Vietnam. Deutschland lieferte 2024 kaum Fenster und Türen direkt nach Indonesien.

    Zu den erfolgreichsten indonesischen Herstellern zählen Alexindo, Permata Doors sowie Bogowonto Primalares mit ihrer auf Holztüren spezialisierten Marke Ecolux. Als ausländische Firmen behaupten sich Vistal (Damai-Gruppe, Malaysia), Tostem (Lixil-Gruppe, Japan), YKK (Japan) und Shide (China) am Markt. Die deutsche Firma Schüco lässt in Indonesien von lokalen Partner fertigen, unter anderem auf Bali, wo Expats beim Bau von Villen auf deutsche Qualität setzen. Das Unternehmen Aluplast arbeitet ebenfalls mit einer heimischen Partnerfirma zusammen, die die Fensterfassungen zusammenbaut und an die tropischen Rahmenbedingungen anpasst. 

    Von Oliver Döhne | Jakarta

  • Indonesiens Hersteller von Bauchemie sind gut aufgestellt. Bei Grundstoffen und Spezialchemikalien sind sie noch vom Ausland abhängig. Energieeffizientes Bauen steht am Anfang.

    Bauchemikalien

    Eine deutlich zunehmende Nachfrage besteht laut Marktexperten bei Betonzusatzmitteln, Abdichtungslösungen und auch Injektionsmaterialien, die zur Verfestigung des Bodens oder zur Abdichtung und Reparatur von Rissen eingesetzt werden. Außerdem steigt der Bedarf nach Versiegelungen und Oberflächenbehandlungen, nach Reparatur- und Sanierungschemikalien sowie Klebstoffen und Fugenmörtel. 

    Die indonesische Bauwirtschaft bezieht ihre chemischen Produkte in der Regel von den zahlreichen Herstellern vor Ort. Grundsätzlich gilt: Einfache Massenware kann im Land hergestellt werden, spezialisierte Produkte werden aus dem Ausland eingeführt. Bei Grundstoffen besteht allerdings teilweise auch eine hohe Importabhängigkeit. Insgesamt kommen schätzungsweise 60 bis 65 Prozent der Bauchemikalienprodukte aus dem Ausland. High-Performance-Bauchemikalien kommen unter anderem aus Deutschland, der Schweiz, Italien, China und Japan. 

    Zu den lokalen Produzenten von Bauchemikalien zählen Adhi Pertama, Proan Raya und Fosroc. BASF hat vier Standorte in Indonesien. Das Unternehmen produziert dort unter anderem Zementzusatzmittel, Abdichtungssysteme und Reparaturmörtel, auch für den Export nach Malaysia, in die Philippinen, nach Singapur und Thailand. 

    Klebstoffe kommen in Indonesien unter anderem bei der Fliesenverlegung, Plattenverklebung und nach und nach auch in der Dämmung zum Einsatz. Angesichts Indonesiens ausgeprägter Tradition in der Keramikindustrie sind lokale Hersteller auch stark in der Entwicklung und Produktion von Fliesenklebstoffen tätig, die an das tropische Klima angepasst sind. Dazu zählt unter anderem die Firma PT Adiwisesa Mandiri Building Products Indonesia (AMBPI). 

    Spezialklebstoffe werden aber auch aus dem Ausland bezogen. Zum Beispiel für Strukturverklebungen, Bodenbeläge oder Betonreparaturen kommen ausländische Produkte mit einer hohen chemischen Resistenz, thermalen Stabilität und langer Haltbarkeit zum Einsatz. Auch Klebstoffe für Dachsysteme, Dämmplatten und Tür- und Fensterverklebungen werden importiert. 

    Im Rahmen des staatlichen Sozialwohnungsbaus sollen pro Jahr 1 Million Häuser gebaut werden. In diesem Zuge gibt es auch Investitionen in den Ausbau des öffentlichen Personenverkehrs sowie in Flughäfen und Kraftwerke. Das erhöht den Bedarf für Farben und Lacke. 

    Die heimische Farbenindustrie umfasst laut Branchenverband Asosiasi Produsen Cat Indonesia (APCI) 150 Hersteller und beschäftigt 40.000 Mitarbeitende. Bei rund 90 Prozent der Grundstoffe für Farben sind die Produzenten allerdings auf Lieferungen aus dem Ausland angewiesen. Es gibt zwar wie in vielen anderen Branchen auch politische Bestrebungen, die Importabhängigkeit zu verringern, aber nicht überall ist das wirtschaftlich sinnvoll oder praktikabel. Dort, wo Produkte im eigenen Land hergestellt werden können, wird die Einfuhr von Konkurrenzprodukten vielfach erschwert. Ein beliebtes Instrument dafür ist der nationale Produktstandard Standar Nasional Indonesia (SNI).

    Isolationsmaterialien

    Beim Bau von Hoch- und Einfamilienhäusern kommt bislang wenig Isoliermaterial zum Einsatz, sodass die gekühlte Luft der Klimaanlagen im Inneren schnell entweicht. Da die Stromkosten in Indonesien im Verhältnis zu den Einkommen aber hoch sind, gewinnen energieeffiziente Lösungen an Bedeutung.

    Besonders im urbanen Wohnungsbau steigt die Nachfrage nach modularen Baukonzepten. Leichte, vorgefertigte Isolationsmaterialien wie WPC-Verkleidungen oder Aluminium-Verbundplatten sind hier besonders gefragt. Während lokale Produzenten einfache Dämmstoffe herstellen können, müssen spezialisierte Produkte wie Hochleistungsfolien oder Verbundplatten oft importiert werden. 

    Gips wird in Indonesien bisher noch wenig genutzt, gewinnt aber zunehmend an Beliebtheit. Unter anderem für Wohnhäuser und Bürobauten ist das Material interessant, zumal das Konkurrenzprodukt Zementfaser oft noch zu teuer für die indonesischen Möglichkeiten ist. Gips findet etwa Verwendung in Zwischenwänden. Durch seine feuerfeste und wasserabweisende Eigenschaft wird es beispielsweise auch in Küchen oder Badezimmern für Decken verwendet. 

    Der deutsche Gipskartonhersteller Knauf produziert in Gresik bei Surabaya. Saint Gobain stellt in Cikando Gipsplatten und Pulver für den Wohnungs- und Flughafenbau her. Die thailändische Siam Cement Group produziert in einem Joint Venture mit dem indonesischen Mischkonzern Wings Gipsplatten für den Export. Weitere Akteure vor Ort sind die australische Boral Gruppe, die in Cilegon die vormalige Produktion von Lafarge betreibt, und Yoshino, das 2017 in Cikarang eine Produktion in Betrieb nahm. 

    Von Oliver Döhne | Jakarta

  • Effiziente Klimaanlagen sind gefragt, denn Strom ist teuer. Anreize für grünes Bauen haben aber keine durchschlagende Wirkung. Gebäudesicherheit bleibt vorerst Kostenfrage.

    Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik

    Das ganzjährig feucht-heisse Klima in Indonesien schafft eine breite Nachfrage nach Kühltechnik, sowohl in Wohngebäuden, Shopping Centern und Bürogebäuden als auch im Transportsektor und der Industrie. Ein wichtiger Treiber für die Nachfrage nach effizienten Klimageräten sind die hohen Stromkosten. Neue Immobilien suchen Kaufinteressierte häufig nach den erwarteten Kosten für die Kühlung aus. Das gilt besonders in exklusiveren Vierteln von Großstädten wie Jakarta, dort diktieren meist die Immobilienentwickler die Strompreise für die Mieter. 

    Hotels in Jakarta haben oft wenig Gäste, müssen in prominenter Lage aber ebenfalls hohe Stromtarife zahlen. Daher sehen sie sich nach Einsparmöglichkeiten nicht nur bei Strom, sondern auch bei der Belüftung, Kühlung und Wasserversorgung um.

    Einfachere Wohnhäuser besitzen meist nur simple oder gar keine Klimageräte. Statistisch gibt es im Land erst acht Klimaanlagen auf 100 Haushalte. Das mittelfristig steigende Einkommen der Bevölkerung birgt daher für diesen Bereich noch großes Potenzial. Die Nichtregierungsorganisation Climate Policy Initiative erwartet, dass bis zum Jahr 2060 rund 550 Millionen Klimaanlagen in Indonesien verkauft werden. 

    Der indonesische Staat wirbt mi dem National Cooling Action Plan (I-NCAP) für energieeffiziente Kühlung. Konkrete Anreize, besonders in Wohngebäuden, greifen laut Marktbeobachtern bislang aber nur punktuell. Es gibt beispielsweise eine reduzierte Mehrwertsteuer (VAT) für zertifizierte Geräte wie Inverter-Klimaanlagen.

    Zu den im Land produzierenden Unternehmen gehören Daikin, Midea und Berca Carrier. Kühlanlagen mit hoher Kapazität, Fernkühlsysteme oder fortgeschrittene Kontrolleinheiten werden meist importiert. 

    Große Marken wie Daikin, Panasonic und York (Johnson Controls) stützen sich in Indonesien auf autorisierte Distributionspartner wie zum Beispiel PT Sampoerna Erkon Pratama, um an Bauunternehmen, Entwickler und institutionelle Käufer zu gelangen. Lokale Vertriebspartner übernehmen in der Regel die Installation, Wartung und den Kundendienst, besonders für große Projekte wie Krankenhäuser, Malls und Bürogebäude. Klimageräte für Wohngebäude werden unter anderem in den Ketten Electronic City und Hartono Elektronika vertrieben. Weitere Kanäle sind Heimwerkerläden wie die der Kette Azko mit 245 Geschäften in 75 Städten, oder markeneigene Showrooms. 

    Hausautomatisierung und Gebäudesicherheit

    Der Markt für Gebäudesicherheit verzeichnet in den Metropolen und an Transportknotenpunkten stetiges Wachstum. Der Archipel muss einen Großteil der benötigten Sicherheitstechnik importieren. Unter anderem Feuer- und Rauchmelder kommen auch aus Deutschland. 

    Zwar gibt es in Indonesien noch relativ wenig Einbruchskriminalität, dennoch werden besonders Bürogebäude und Apartmentanlagen zunehmend mit elektronischen und CCTV-Zugangssystemen ausgestattet. Angesichts der niedrigen Löhne übernimmt vielerorts aber noch Wachpersonal die wichtigsten Funktionen. 

    Aufgrund von Terroranschlägen in der Vergangenheit gibt es an den Eingängen von Hotels, Shoppingmalls und der U-Bahn Metalldetektoren, mit denen die Taschen der Besucher gescannt werden. Dieser Sicherheitsaspekt ist durch die Plünderungen und Sachbeschädigungen bei den Straßendemonstrationen im August 2025 wieder wesentlich stärker in die Wahrnehmung geraten. 

    Viele öffentliche Gebäude der neue Hauptstadt Ibu Kota Nusantara (IKN) auf Borneo sollen mit Gebäudemanagementsystemen ausgestattet werden. Darin sollen Facility Management, Lichtkontrollen, Klimatechnik, Brandschutz und Zugangskontrollen integriert sein. Siemens hat in IKN beispielsweise bereits mehrere Regierungsgebäude mit Brandschutzsystemen ausgestattet. 

    Von Oliver Döhne | Jakarta

  • BezeichnungAnmerkungen
    AHK IndonesienAnlaufstelle für deutsche Unternehmen
    Ministry of Public WorksMinisterium für Infrastrukturbau
    Ministry of TransportationVerkehrsministerium
    BappenasNationale Planungsbehörde
    Koordinasi Penanaman Modal (BKPMM)Investitionsministerium
    Gabungen Pelaksanaan Konstruksi Idonesia Nasional (GAPENSI)Nationaler Verband für Baudienstleistungen
    Asosiasi Semen Indonesia (ASI)Zementverband
    Construction IndonesiaBaumesse in Jakarta für Bauingenieurdienstleistungen, Beschaffung und Ausrüstung, 9.-12. September 2026 in Jakarta

    Von Oliver Döhne | Jakarta

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