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JETP setzt hohe Ziele für den Ausbau der Erneuerbaren

Eine Energiepartnerschaft zwischen Indonesien und einigen Industrieländern soll die Stromerzeugung im Archipel nachhaltiger machen. Der Investitionsbedarf ist enorm. Die Hürden auch.

Von Frank Malerius | Jakarta

Die Arbeitsgruppe der Just Energy Transition Partnership (JETP) hat den Investitionsplan für den Umbau der indonesischen Stromerzeugung hin zur Klimaneutralität veröffentlicht. Dieser skizziert den Prozess zum Aufbau eines weitgehend auf Erneuerbaren basierenden Elektrizitätssektors bis 2050. Insgesamt sind 1.000 Projekte geplant. Der Investitionsbedarf allein bis 2030 wird mit 97,3 Milliarden US-Dollar (US$) angegeben.

Die JETP mit Indonesien wurde im Jahr 2022 auf dem G20-Gipfel auf Bali ins Leben gerufen. Ähnliche Partnerschaften bestehen mit den deutlich kleineren Volkswirtschaften Südafrika, dem Senegal und Vietnam. Im Rahmen von JETP-Indonesien stellen die Geberländer 11,6 Milliarden US$ zur Verfügung, überwiegend in Form von Krediten und zu einem kleinen Teil (295,4 Millionen US$) in Form von Zuschüssen und sogenannter "Technical Assistance". Zu den Partnerländern gehören die USA, Kanada, Japan, die EU sowie Deutschland, Frankreich, das Vereinigte Königreich, Italien und Norwegen (als International Partners Group, IPG). Die JETP ist zudem ein sogenanntes Leuchtturmprojekt von Global Gateway, einer Konnektivitätsinitiative der EU. 

Ausländische Finanzierungsorganisationen loben JETP als einen guten Rahmen, der in der indonesischen Politik Aufmerksamkeit für Erneuerbaren-Projekte schafft. 

Indonesien soll bereits 2030 Höhepunkt bei Emissionen erreichen

Die Ziele von JETP sind außerordentlich ambitioniert und bedeuten einen gigantischen Umbau der bisher auf Kohle und Gas basierenden indonesischen Stromerzeugung in einem engen Zeitfenster: Bereits bis 2030 soll das Schwellenland, dessen Wirtschaft jährlich um 5 Prozent wächst und dessen Bevölkerung um 3 Millionen Menschen pro Jahr zunimmt, den Höhepunkt der Emissionen erreichen – und bis 2050 Netto-Null-Emissionen. Gleichzeitig geht die JETP-Arbeitsgruppe davon aus, dass sich der Stromverbrauch zwischen 2022 und 2050 auf 1.500 Terawattstunden verfünffacht und die Erzeugungskapazität auf 518 Gigawatt mehr als verachtfacht.

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Berücksichtigt man den geplanten Ausstieg aus der Kohleverstromung, dann muss die Leistung aller anderen Erzeugungsformen in Indonesien um den Faktor 15 steigen, die Erzeugungskapazität um den Faktor 17. Rechnet man auch den laut JETP zu halbierenden Gasstrom heraus, so müssen alle grünen Erzeugungsformen sogar um die Faktoren 31 in Leistung und 45 in Kapazität ausgebaut werden. 

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Nickelverarbeitung benötigt Kohlestrom

Das ist kaum zu schaffen. Denn um den steigenden Strombedarf zu decken, setzt Indonesien weiterhin auf Kohlestrom und baut die Erzeugungskapazitäten um etwa 50 Prozent aus. Ein Großteil davon entsteht außerhalb der Stromnetze ("Off-Grid"). Diese sogenannten Captive Power Plants sollen den riesigen Bedarf der boomenden Rohstoffverarbeitung vor allem bei Nickel decken. Indonesien besitzt große Mengen an Kohle, das mit Abstand wichtigstes Exportgut ist. Im Jahr 2023 wurde mit einer Fördermenge von 775 Millionen Tonnen - einer Steigerung von 13 Prozent gegenüber 2022 - ein neuer Rekord erzielt.

Solar- und Windkraftanlagen bisher kaum vorhanden

Zugleich steht der Ausbau der Erneuerbaren in Indonesien noch am Anfang. Der Anteil von Solar und Wind an der Stromerzeugung liegt derzeit bei jeweils unter 1 Prozent, ihr Anteil an der Primärenergieerzeugung sogar unter 0,1 Prozent. Landesweit gibt es nur zwei Windparks, im November 2023 wurde das erste größere Solarkraftwerk des Landes eröffnet.

Trotzdem soll laut JETP die Kapazität bei den Solarkraftanlagen bis 2050 auf 265 Gigawatt ansteigen (Vergleich Deutschland 2023: 75 Gigawatt). Doch die Bedingungen für den Ausbau sind nicht ideal: Der Archipel stellt keine Solarzellen her, die Politik stellt sich gegen Importe. Viele Vorhaben scheitern daher an strengen Local-Content-Vorgaben. Die laut JETP bis 2050 zu installierende Kapazität von 265 Gigawatt benötigen Hunderttausende Hektar an freier Fläche, die es zumindest auf Java, wo 75 Prozent des indonesischen Stroms benötigt werden, kaum gibt. 

Zugleich gilt die Region um den Äquator als windschwach. Um etwas windstärkere Gegenden zu erschließen, müsste mancherorts erst eine Verkehrsinfrastruktur gebaut werden. Windtechnologie muss komplett importiert werden und verteuert diese Erzeugungsform volkswirtschaftlich zusätzlich. Deshalb hatte die Regierung bisher kein Interesse an einem Ausbau.

Massiver Ausbau von Geothermie, Wasserkraft und Kernkraft erforderlich

Auch bei anderen Energieformen sind die Ausbauziele kaum zu realisieren:  Aus den derzeit 18 bestehenden Geothermiekraftwerken müssten etwa 200 werden, aus den 162 größeren Wasserkraftwerken mehr als 2.000. Zusätzlich soll Kernkraft eingeführt werden. Deren geplante Kapazität von 10 Gigawatt entspricht der von zehn Atomkraftwerken. 

Abnahmepreis ist eine Investitionshürde

Größtes Hindernis für eine Energiewende in Indonesien ist die Notwendigkeit niedriger Strompreise. Sie sind Teil der Armutsbekämpfung. Knapp die Hälfte der fast 70 Millionen indonesischen Haushalte bezieht subventionierten Strom. Denn im Archipel sind die Strompreise im Verhältnis zu den Einkommen deutlich höher als in Industrieländern. Privaten Stromerzeugern rentable Abnahmepreise für teure Erzeugungsformen zu gewähren, ist für den Staat als Monopolabnehmer schwierig. Andernfalls muss er den Strompreis für die Endverbraucher dauerhaft mit großen Summen subventionieren.

Im Jahr 2024 sieht der indonesische Staatshaushalt umgerechnet 5 Milliarden US$ für diese Stromhilfen vor. Für die gesamten Energiesubventionen (für Strom, Benzin und Kochgas, inklusive der Kompensationszahlungen für die staatlichen Energieunternehmen) sind 22 Milliarden US$ eingeplant. Das entspricht 10 Prozent aller Staatsausgaben. 

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