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Wirtschaftsumfeld | Indonesien | Konjunktur

Wirtschaftswachstum verliert leicht an Dynamik

Sinkende Rohstoffpreise und ein schwacher privater Konsum bremsen Indonesiens Konjunktur leicht. Volkswirte erwarten bis 2028 aber immer noch ein jährliches Wachstum von knapp 5 Prozent.

Von Frank Malerius | Jakarta

Laut Statistikamt Badan Pusat Statistik (BPS) stieg das indonesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2023 real um 5,05 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das ist eine leichte Abschwächung gegenüber der Wachstumsrate von 5,31 Prozent von 2022. Gründe für den Trend sind die Schwäche des privaten Konsums sowie ein Rückgang der Exporte aufgrund sinkender Rohstoffpreise. 

Für 2024 erwartet das indonesische Finanzministerium 5,2 Prozent Wachstum. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht die Wirtschaft hingegen etwas schwächer wachsen. In ihrem World Economic Outlook von Oktober 2023 prognostizierten die Volkswirte des IWF ein jährliches Wirtschaftswachstum von knapp unter 5,0 Prozent bis einschließlich 2028. Diese Langzeitprognosen unterliegen allerdings einer ständigen Revision. Zu den Risiken der künftigen Wirtschaftsentwicklung gehören die Abhängigkeit von Rohstoffpreisen bei Exporten, insbesondere denen für Kohle, Palmöl und Nickel. Chancen liegen in der Verbesserung der Investitionsbedingungen für ausländische Unternehmen. Im Jahr 2023 hatte es zwar einen erneuten Rekord bei den Auslandsinvestitionen gegeben. Diese offiziellen Zahlen sind aber mit Vorsicht zu genießen.

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Über einen längeren Zeitraum betrachtet gehört das G20-Mitglied Indonesien zu den wachstumsstärksten größeren Volkswirtschaften der Welt. Auch im regionalen Vergleich schlägt sich der Archipel gut: Von den fünf anderen großen Volkswirtschaften der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN) verzeichnen 2023 lediglich die Philippinen eine höhere Wachstumsrate. Indonesien steht für etwas mehr als ein Drittel der Wirtschaftsleistung des südostasiatischen Staatenbundes. 

Mittlerweile beträgt die Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung Indonesiens knapp 5.000 US-Dollar (US$). Das entspricht fünfeinhalbmal so viel wie zur Jahrtausendwende, liegt über den Werten von Vietnam und den Philippinen und ist fast doppelt so hoch wie in Indien. Der Inselstaat ist zu einer sogenannten Upper-Middle Income Economy aufgestiegen.

Verarbeitende Industrie macht kaum Fortschritte

Indonesiens verarbeitende Industrie legte 2023 unterdurchschnittlich zu. Dennoch stieg ihr Anteil an der Wirtschaftsleistung leicht auf 18,7 Prozent – um die Jahrtausendwende hatte dieser allerdings noch bei 30 Prozent gelegen. Bisher ist der Regierung keine Trendumkehr gelungen. Indonesien ist nur schwach in globale Lieferketten integriert und als Produktionsstandort für Unternehmen weiterhin nur zweite Wahl. 

Wachstumstreiber hingegen war der Bergbau, insbesondere in den Bereichen Kohle und Nickel. Allerdings sind die Preise beider Rohstoffe 2023 deutlich gesunken. Bei Steinkohle erzielte Indonesien mit der gleichen Exportmenge von 2022 um ein Viertel geringere Erlöse.

Der Bausektor hat sich mit einem Wachstum von 4,9 Prozent gegenüber 2022 deutlich erholt. Ein Treiber ist der Bau der neuen Hauptstadt Nusantara in Ostkalimantan. Allerdings ist dieser, genauso wie viele andere Großprojekte, weitgehend staatlich finanziert. Viele der großen staatlichen Baukonzerne sind hoch verschuldet und müssen mit Staatsgeldern refinanziert werden. Im Tiefbau sind zahlreiche Großprojekte in der Pipeline, im Hochbau hingegen sind vielerorts Überkapazitäten entstanden. Dort dürfte das Wachstum in den kommenden Jahren geringer ausfallen.

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Ausgesprochen schwach entwickelte sich die Landwirtschaft, die fast 30 Prozent der indonesischen Arbeitskräfte beschäftigt. Ein Grund ist das mit Trockenheit einhergehende globale Wetterphänomen El Niño. Zudem leidet der rückständige Agrarsektor unter zahlreichen Strukturproblemen. Für ausländische Investoren ist er ein schwieriges Terrain. Hier ist keine schnelle Besserung in Sicht.

Nickel und Edelstahl treiben das Wachstum im Osten

Die regional höchsten Wachstumsraten innerhalb Indonesiens verzeichneten auch 2023 Sulawesi und die Molukken. Dort liegen große Reserven an Nickel, die von chinesischen Konzernen vor allem zu Edelstahl verarbeitet werden. Die dortigen Wachstumsraten blieben aber hinter jenen von 2022. Ein Grund dürften die deutlich gefallenen Weltmarktpreise für Nickel im Jahresverlauf 2023 sein.

Die mit Abstand höchsten Provinz-Wachstumsraten verzeichnen 2023 Zentralsulawesi (+11,9 Prozent) mit seinem gigantischen Industriepark Morowali sowie die Nordmolukken mit dem ebenfalls riesigen Weda Bay Industrial Park (+20,5 Prozent). Dort dürfte der Wirtschaftsboom in den kommenden Jahren anhalten, denn es wird weiter investiert. Nickel ist auch der Grundstoff für Batterien von Elektroautos. 

Entscheidend für die Wirtschaftsentwicklung Indonesiens ist allerdings Java, wo fast 60 Prozent der Indonesier leben und wo knapp 60 Prozent der indonesischen Wirtschaftsleistung entstehen. Dort ist fast die gesamte Leichtindustrie des Archipels angesiedelt, genauso wie ein Großteil der Nahrungsmittelproduktion. Auf Java blieb das Wachstum 2023 leicht hinter dem Gesamtwachstum zurück – unter anderem wegen der schwächelnden Landwirtschaft.

Im- und Exporte sinken von Rekordniveau

Indonesiens Wirtschaftsentwicklung hängt am privaten Konsum, der für mehr als die Hälfte der Verwendung des BIP steht. Das Statistikamt BPS verzeichnete 2023 insbesondere bei den Ausgaben der Mittel- und Oberschicht eine Zurückhaltung und sieht eine leichte Bewegung weg vom Konsum, hin zu Investitionen. 

Der Außenhandel schwächte 2023 ab. Die Exporte sanken wegen des Preisverfalls von Rohstoffen vom Allzeitrekord des Vorjahres um 11,3 Prozent auf 258,8 Milliarden US$, dem noch immer zweithöchsten Wert. Die Importe sanken um 6,6 Prozent auf 221,9 Milliarden US$. Damit steht der dritthöchste Außenhandelsüberschuss nach 2022 und 2006 zu Buche. Indonesien praktiziert eine protektionistische Wirtschaftspolitik, in der die Ausfuhren maximiert und Einfuhren minimiert werden. An dieser Ausrichtung dürfte sich auch in den kommenden Jahren nichts ändern.

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