Special | Indonesien | US-Zollpolitik
Was bedeutet der US-Deal mit Indonesien für deutsche Firmen?
Indonesien macht den USA große Zugeständnisse. Zunächst ist das für deutsche Firmen keine gute Nachricht. Es könnte aber der Beginn einer generellen Marktöffnung Indonesiens sein.
28.07.2025
Von Oliver Döhne | Jakarta
Südostasiens größte Volkswirtschaft Indonesien will sich seinen zweitwichtigsten Absatzmarkt USA um jeden Preis erhalten und verzichtet künftig sowohl auf tarifäre wie nicht tarifäre Handelshemmnisse auf quasi alle Importe aus den USA. Damit haben US-Firmen nun einen deutlichen Vorteil auf dem bislang schwer zugänglichen Markt.
Warengruppe | Produkte |
---|---|
Chemische Erzeugnisse | Medikamente, Antisera, Immunologische Produkte, Impfstoffe, organische Chemikalien, Pigmente, Riechstoffe für die Industrie, Make-up, Sonnenmilch |
Industrieausrüstung/Maschinen | Filter, Ventile, Pumpen und -teile, Kompressoren und -teile, Ventilatoren, Milchmaschinen, Gabelstapler, Kunststoffextruder, Teile für Papier-, Zellstoff- und Druckmaschinen, Bohrgestänge, Fördertechnik, Bau- und Bergbaumaschinenteile |
Lebensmittel | Milchpulver, Molke, Käse, Schokoladenprodukte, Süßwaren, Futtermittel, Kartoffelpellets |
Medizintechnik | Künstliche Nieren, Katheter, Computertomografen, Röntgengeräte, Elektrochirurgische Geräte |
Mess- und Regeltechnik | Chromatographen, Spektrometer, Apparate, die optische Strahlen verwenden, Nicht-optische Mess- und Prüfgeräte, Geräte für Topografie/Ozeanografie/Hydrologie, Vorführinstrumente, Durchfluss- und Druckmessgeräte |
Auch nicht tarifäre Handelshemmnisse sollen fallen
Das Abkommen bezieht auch viele nicht tarifäre Handelshemmnisse mit ein. Diese machen ausländischen Firmen in Indonesien schon lange das Leben schwer. Die Befreiung gilt vorerst exklusiv für US-Firmen. So fällt für diese beispielsweise die Anforderungen an einen Mindestanteil lokaler Produktion weg. Es soll zudem keine Vorversandkontrollen als Voraussetzung für eine Lieferung mehr geben. Weiterhin akzeptiert Indonesien nun US-Standards und Zertifikate für Kfz-Emissionen, Arzneimittel, Kosmetika und Lebensmittel.
Zudem werden jegliche Importbeschränkungen und Lizenzvorschriften ausgesetzt. Im Agrarsektor sollen Lieferungen aus den USA nicht mehr an einer Freigabe durch staatliche Stellen hängen. Im Rahmen von Indonesiens "Commodity Balance Policy" waren Importe oft nur dann erlaubt, wenn die einheimische Produktion nicht ausreichte.
Indonesien verspricht, Transparenz und Fairness bezüglich geographischer Angaben zu schaffen, besonders für Fleisch und Käse. Außerdem will das Land eine dauerhafte "Fresh Food of Plant Origin"-Auszeichnung für einschlägige US-Pflanzenprodukte bereitstellen und die Zuständigkeit der US-Regulierungsbehörden und Zertifikate anerkennen, insbesondere für Rindfleisch, Geflügel und Milchprodukte.
Deutsche Firmen könnten davon profitieren, dass Indonesien "good regulatory practices" entwickeln und geistiges Eigentum besser schützen wird. Weiterhin hebt Indonesien Exportbeschränkungen für kritische Mineralien in die USA auf, womit insbesondere Nickel gemeint sein dürfte. Indonesien hatte den Export gestoppt, um Nickel in Batterien zu verarbeiten.
Inwieweit all diese Zugeständnisse tatsächlich umgesetzt werden, bleibt abzuwarten. Ein schriftliches Abkommen steht noch aus.
Regierung könnte Handel auch für andere Länder erleichtern
Bezüglich einer allgemeinen Deregulierung bleiben Unternehmen vor Ort vorerst skeptisch. Die verarbeitende Industrie im eigenen Land zu stärken, Arbeitsplätze zu schaffen und möglichst unabhängig von Importen zu sein hat auch weiterhin Priorität in der indonesischen Regierung. Für eine tiefere Weiterverarbeitung im Land braucht Indonesien jedoch ausländische Technologie.
Viele Firmen aus dem Ausland bezeichnen das Investitionsumfeld in Indonesien als sehr herausfordernd. Neben sich ständig ändernden Regeln und überbordenden protektionistischen Auflagen fehlt es unter anderem an hochwertigen Lieferketten und qualifizierten Arbeitskräften. Zudem bestehen Lücken in der Infrastruktur und die Logistikkosten sind deutlich höher als in den Nachbarländern.
Eine handfeste Verbesserung für deutsche Firmen wird wahrscheinlich das Freihandelsabkommen mit der EU, das im September unterzeichnet werden soll. Die Details des Abkommens sind jedoch noch nicht veröffentlicht (Stand: Ende Juli 2025).