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Israel bereitet massive Erdgasexporte vor

Internationales Interesse an Israels Erdgas wächst. Eine Exportsteigerung würde Investitionen in Förderung und Exploration sowie in andere Bereiche der Energiewirtschaft verlangen.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Der hohe internationale Bedarf an Erdgas gibt Israel die Gelegenheit, seine Exporte stark zu erhöhen. Da das Nachfragehoch aber zeitlich begrenzt ist, muss das Land sich beeilen. Ein rascher Ausbau der Erdgasexporte würde mit milliardenschweren Investitionen einhergehen.

Geschäftschancen für ausländische Unternehmen

Die dabei anvisierten Schwerpunkte sind eine Expansion der Förderung, der Bau neuer Erdgasleitungen, die Errichtung einer israelischen LNG-Anlage (Flüssigerdgas) und neue Exploration in den israelischen Wirtschaftsgewässern.

Diese Vorhaben würden ausländischen Unternehmen zahlreiche Chancen bei der Lieferung von Anlagen und Ausrüstungen bieten. Auch würden sich neue Investitionsmöglichkeiten eröffnen.

Die israelische Regierung ist an einer Steigerung der Erdgasexporte interessiert. Zum einen würden höhere Energieexporte mehr Steuereinnahmen bedeuten. Zum anderen will sich Israel auch aus geopolitischen Gründen als ein Player auf dem internationalen Markt etablieren.

Zudem wird israelisches Erdgas nach Europa in Zusammenarbeit mit Ägypten exportiert. Es wird in ägyptischen Anlagen verflüssigt und dann ausgeführt. Das stärkt die Beziehungen zwischen den beiden Ländern, was Israel als einen regionalpolitischen Vorteil betrachtet. Im Jahr 2022 führte Israel 6,3 Milliarden Kubikmeter nach Ägypten aus, Tendenz steigend.

LNG-Anlagen geplant

Die Betreiber des größten israelischen Erdgasvorkommens, Leviathan, planen den Bau einer 2 Milliarden US-Dollar (US$) teuren schwimmenden Verflüssigungsanlage vor der israelischen Mittelmeerküste. Ihre jährliche Kapazität soll bei rund 6,5 Milliarden Kubikmeter liegen. Wie die Wirtschaftszeitung Globes berichtete, erwägt Israel darüber hinaus, sich am Bau einer LNG-Anlage an der zypriotischen Ostküste zu beteiligen.

Solche Anlagen würden der israelischen Erdgaswirtschaft zusätzliche Exportwege öffnen. Beispielsweise erwägt Israel neben Lieferungen an Europa auch die Aufnahme von Exporten nach Fernost.

Allerdings bliebe Ägypten auch dann ein strategischer Kooperationspartner für die israelischen Erdgasexporteure. Im Februar 2023 besuchte der israelische Energieminister Israel Katz Ägypten, um über einen Ausbau der Kooperation zwischen den beiden Ländern bei Erdgaslieferungen zu verhandeln.

Absicherung durch neue Funde

Zwar stellt sich die Frage, welche Folgen eine massive Erhöhung der Ausfuhr für die einheimische Energieversorgung in der Zukunft hätte. Die israelischen Erdgasreserven werden auf rund 800 Milliarden bis 1 Billion Kubikmeter geschätzt. Davon werden in den kommenden 25 Jahren voraussichtlich 500 Milliarden Kubikmeter für den israelischen Eigenverbrauch benötigt.

Der Rest stünde für den Export frei. Allerdings ist unklar, wie die Energielage Israels in zweieinhalb Jahrzehnten aussehen wird. Daher besteht die Befürchtung, dass es bei beschleunigter Erdgasausfuhr zu einem späteren Zeitpunkt wieder Erdgas importieren muss.

Das aber wird die Regierung nicht an einer Steigerung der Exporte hindern, zumal die Risiken in der Zukunft, die Vorteile aber unmittelbar auf der Hand liegen. Zudem gibt es Wege, die Gefahr einer erneuten Knappheit an einheimischen Energiequellen abzufedern. Einer davon ist die anhaltende Suche nach neuen Erdgasvorkommen. Schätzungen zufolge könnte Israel in seinen Wirtschaftsgewässern weitere 500 Milliarden Kubikmeter Erdgas finden.

Bereits im Dezember 2022 hat das israelische Energieministerium ein neues Wettbewerbsverfahren für Erdgassuche in den israelischen Wirtschaftsgewässern ausgeschrieben. Falls potenzielle Investoren sich interessiert zeigen, sind weite Ausschreibungen möglich.

Förderung wird ausgebaut

Die Besitzer des größten israelischen Vorkommens, des Leviathan-Feldes planen, die Förderung aus dem Feld bis 2025 um 17 Prozent auf 14,5 Milliarden Kubikmeter zu erhöhen. Die dafür erforderlichen Investitionen werden auf 560 Millionen US$ geschätzt. Sie umfassen den Ausbau der Förderung ebenso wie den Bau einer dritten Anlande-Pipeline. Längerfristig will Leviathan seine Jahresförderung auf 21 Milliarden Kubikmeter steigern.

Im Oktober 2022 hat auch das Karish-Gasfeld seine Produktion aufgenommen. Das Feld hat eine anfängliche Jahreskapazität von bis zu 6,5 Milliarden Kubikmeter. Mit der Zeit soll diese auf 8 Milliarden Kubikmeter steigen.

Internationales Interesse nimmt zu

Die Aussichten auf eine Expansion der israelischen Erdgasförderung und der Erdgasexporte wecken zunehmend auch internationales Interesse. Im März 2023 haben der britische Energiekonzern British Petroleum (BP) und die Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) angeboten, gemeinsam die Hälfte der Anteile der israelischen Firma von NewMed zu erwerben. Da NewMed einen Anteil von 45,34 Prozent am Leviathan-Feld besitzt, würde diese Transaktion, falls sie zustande kommt, mit BP und ADNOC zwei führende Akteure der internationalen Energiewirtschaft in das israelische Erdgasgeschäft einführen.

Jetzt schon ist das internationale Engagement in diesem Bereich erheblich. So hält der US-Konzern Chevron 39,66 Prozent an Leviathan und 25 Prozent an Tamar, während Mubadala Petroleum (Abu Dhabi) einen Anteil von 22 Prozent an diesem Vorkommen besitzt. Das britische Energieunternehmen Energean ist der Besitzer des Karish-Feldes und des Tanin-Vorkommens.

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