Branchen | Japan | Carbon Capture and Storage
Japan will Kohlendioxid abscheiden und exportieren
Japan treibt Vorhaben bei der Abscheidung und Speicherung von CO2 im In- und Ausland voran. Das bietet auch Chancen für deutsche Firmen.
01.12.2025
Von Frank Robaschik | Tokyo
Das Abscheiden und Speichern von CO2 (Carbon Capture and Storage, CCS) gilt als Wachstumsmarkt. Laut der Internationalen Energieagentur gab es im 1. Quartal 2025 weltweit CCS-Kapazitäten von insgesamt 50 Millionen Tonnen pro Jahr. Bis zum Jahr 2030 erwartet die Agentur eine Zunahme auf 430 Millionen Tonnen pro Jahr bei der Abscheidung und 670 Millionen Tonnen pro Jahr bei der Speicherung.
In Japan wird CCS ebenfalls wichtiger. Seit 2023 hat Japan eine langfristige Roadmap für die CCS-Technologie. Japans 7. staatlicher Energieplan aus dem Jahr 2025 sieht die Abscheidung, Nutzung und Speicherung von CO2 für Bereiche vor, die schwer zu dekarbonisieren sind. Dazu zählt Japan die Stahl-, Zement- und Chemieindustrie sowie Erdölraffinerien und Kraftwerke. Insgesamt sind CCS-Kapazitäten von 6 bis 12 Millionen Tonnen pro Jahr anvisiert.
Japanische Rohstoffagentur fördert CCS-Pilotprojekte
Japans Wirtschaftsministerium und die staatliche Rohstoffagentur Japan Oil, Gas and Metals National Corporation (JOGMEC) nominierten 2024 neun Vorhaben als "fortgeschrittene CCS-Projekte". Dazu gehören zusätzlich zu den bereits im Jahr davor ausgewählten sieben Vorhaben zwei weitere mit Speicherung in Malaysia. Im Rahmen der Projekte sollen Emissionen aus den CO2-intensiven Industrien sowie aus Kraftwerken in Japan eingefangen und unter dem Meeresboden gespeichert werden. Vier Projekte sehen vor, die Emissionen per Schiff ins Ausland zu transportieren und sie dort zu speichern.
Bis zum Fiskaljahr 2026 (April bis März) sind im Rahmen der ausgewählten Pilotprojekte Umweltverträglichkeitsstudien und Bewertungsbohrungen vorgesehen. Vom Fiskaljahr 2027 bis zum Fiskaljahr 2030 sollen dann CCS-Anlagen gebaut werden.
| Firmen | Ort der Speicherung | Volumen | Transport |
|---|---|---|---|
| Japan Petroleum Exploration (JAPEX), Idemitsu Kosan, Hokkaido Electric Power | saliner Aquifer in Tomakomai, Hokkaido | 1,5 bis 2 | Pipeline |
| Itochu, Nippon Steel, Taiheiyo Cement, Mitsubishi Heavy Industries, INPEX, Itochu Oil Exploration, etc. | Westküste der Region Tohoku | 1,5 bis 1,9 | Schiff und Pipeline |
| JAPEX, Tohoku Electric Power, Mitsubishi Gas Chemical, Hokuetsu | Öl- und Gasfeld in Präfektur Niigata | 1,4 | Pipeline |
| INPEX, Nippon Steel, Kanto Natural Gas Development | saliner Aquifer vor der Halbinsel Boso | 1,4 | Pipeline |
| West Japan Carbon dioxide Storage Survey, ENEOS, ENEOS Xplora, Electric Power Development (J-POWER) | saliner Aquifer westlich von Kyushu | 1,7 | Schiff und Pipeline |
| Mitsubishi, ENEOS, ENEOS Xplora, JFE Steel, Cosmo Oil, Nippon Shokubai, Petronas CCS Solutions | erschöpftes Öl- und Gasfeld in Nord-Malaysia | 3 | Schiff und Pipeline 1 |
| JAPEX, JGC Holdings, Kawasaki Kisen, Petronas CCS Ventures, JFE Steel, Mitsubishi Gas Chemical, Mitsubishi Chemical, Chugoku Electric Power, Nippon Gas Line | erschöpftes Öl- und Gasfeld im Bundesstaat Sarawak in Malaysia | 1,9 bis 2,9 | Schiff und Pipeline 1 |
| Mitsui, Chugoku Electric Power, Kansai Electric Power, Cosmo Oil, J-POWER, Kyushu Electric Power, Resonac, Mitsubishi Ube Cement | erschöpftes Öl- und Gasfeld und saliner Aquifer an der Ostküste Malaysias | 5 | Schiff und Pipeline 1 |
| Mitsubishi, Nippon Steel, Mitsubishi Chemical, Mitsubishi Corporation Clean Energy, ExxonMobil Asia Pacific | erschöpftes Öl- und Gasfeld und saliner Aquifer in Ozeanien 2 | 2 | Schiff und Pipeline 1 |
Erdgasförderer Inpex ist im Ausland aktiv
Neben den ausgewählten Pilotprojekten sind japanische Unternehmen an zahlreichen Auslandsprojekten beteiligt. Die japanische Erdöl- und Erdgasförderfirma Inpex will laut ihrer Vision 2035 ihre Emissionen bei der Flüssiggasförderung verringern. Sie will m Rahmen der Projekte Ichtys CCS in Australien (circa 2 Millionen Tonnen pro Jahr) und Abadi CCS in Indonesien (circa 1,5 mpta) CO2 speichern. Die Investitionsentscheidungen hierfür strebt Inpex für 2027 an.
Inpex ist auch Mehrheitseigner des Bonaparte CCS-Vorhabens in Australien. Australiens Regierung verlieh diesem den Status eines "major projects". Laut Inpex können hier maximal 10 Millionen Tonnen pro Jahr CO2 gespeichert werden. Die Speicherung beginnt frühestens 2030. Inpex sieht auch Nordamerika als potenziellen CCS-Zielmarkt und visiert darüber hinaus die Produktion von blauem Wasserstoff aus Flüssiggas mit CCS-Technologie an.
Japanische Firmen kooperieren bei Auslandsprojekten
Bereits 2024 ist die Investitionsentscheidung für das Tangruh UCC-Projekt in Indonesien gefallen. Dieses zielt auf eine Speicherung von mehr als 15 Millionen Tonnen pro Jahr CO2 ab. Mit einem Anteil von 40 Prozent liegt die Federführung bei BP. JOGMEC und die japanischen Firmen Mitsubishi, Inpex, Eneos Xplora und Mitsui halten zusammen weitere 37 Prozent. Ein potenzieller Kunde für die Einlagerung von CO2 in dem Gasfeld ist der japanische Stromversorger Chubu Electric.
Die japanische Eneos-Gruppe will 2040 mehr als 20 Millionen Tonnen pro Jahr CO2 speichern können. Der Erdöl- und Erdgasförderfirma Eneos Xplora gehört das Petra Nova CCUS-Projekt im US-Staat Texas. Es hat eine CO2-Speicherkapazität von etwa 1,4 Millionen Tonnen pro Jahr. Bis jetzt wurden dort bereits mehr als 5 Millionen Tonnen CO2 eingelagert.
Ende 2023 unterzeichneten Eneos und Eneos Xplora eine Absichtserklärung zum Aufbau einer CCS-Lieferkette zwischen Japan und Australien. Partner ist die in der Erdgasförderung tätige australische Firma Santos, die ihren australischen Standort Moomba CCS einbringt. Eneos Xplora hat durch die Erdöl- und Erdgasförderung in Malaysia, Indonesien und Papua-Neuguinea auch dort Zugang zu Speichermöglichkeiten.
Auch Handelshäuser treiben Auslandsprojekte voran
Das Handelshaus Marubeni und die Mizuho Bank sind an der kanadischen Firma Bison Low Carbon Ventures beteiligt. Diese entwickelt zwei CCS-Vorhaben in der Provinz Alberta. Im Meadowbrook-Speicherprojekt will Bison 3 Millionen Tonnen pro Jahr CO2 speichern. Im September 2024 vereinbarte Marubeni mit der US-amerikanischen Ozona CCS eine hälftige Beteiligung an einem CCS-Projekt in Texas in den USA. Laut der Wirtschaftszeitung Nikkei sollen dort ab 2030 etwa 10 Millionen Tonnen pro Jahr CO2 gespeichert werden.
Das Handelshaus Sumitomo vereinbarte 2024 mit der kanadischen Firma Reconciliation Energy Transition die Erschließung des East Calgary CCS-Projekts. Erste CO2-Speicherungen könnten im Fiskaljahr 2026 erfolgen. Langfristig besteht eine Speicherkapazität von bis zu 10 Millionen Tonnen pro Jahr.
Daneben sind japanische Handelshäuser weitere Minderheitsbeteiligungen bei ausländischen CCS-Projekten eingegangen. So hält Mitsui seit Oktober 2025 knapp 5 Prozent am ersten größeren CCS-Vorhaben Thailands. Die Speicherung im Arthit-Gasfeld soll 2028 beginnen. Es soll zwischen 0,7 bis 1 Millionen Tonnen pro Jahr CO2 speichern können.
Einsatz von Flüssiggastankern
Im Juni 2025 gründete die Reederei Mitsui O.S.K. Lines mit Petronas CCS Ventures und Misc Berhad das Joint Venture Jules Nautica. Dieses soll Tanker für flüssiges CO2 erwerben und betreiben. Die Reederei Kawasaki Kisen vereinbarte 2024 mit Sumitomo und dem Energieunternehmen Hilcorp Alaska die Durchführung einer Machbarkeitsstudie für den Transport von flüssigem CO2 von Japan nach Alaska.
Projekte bieten Chancen für deutsche Firmen
Die Vorhaben sind auch für deutsche Firmen interessant. Thyssenkrupp Uhde hofft, dass seine CO2-Abscheidungstechnologie bei Vorhaben japanischer Firmen zum Einsatz kommt. Im November 2025 ging in Kashiwazaki in der Präfektur Niigata Japans erstes Pilotprojekt zur Produktion von blauem Ammoniak aus regionalem Erdgas in Betrieb. Für das Vorhaben hat BASF Hochdruck-CO2-Abscheidungstechnologie zur geliefert. Die VW-Tochter Everllence bietet bei CCS Kompressionstechnologie an. Chancen für deutsche Firmen können sich laut Marktkennern auch im Pipelinebau und dem Monitoring eventuell entweichender Gase ergeben.
CCUS Expo
Die Messe CCUS Expo adressiert die Themen CO2-Abscheidung, Nutzung und Speicherung. Die zweite Auflage der japanischen Leistungsschau findet vom 9. bis zum 11. September 2026 auf dem Makuhari-Messegelände in Chiba bei Tokyo statt. Bei der ersten Auflage im Jahr 2025 waren große japanische Branchenplayer vertreten. Die Messe ist Teil der Smart Energy Week.