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Israels Tourismus hat sich noch lange nicht erholt

Im Jahr 2022 kamen siebenmal so viele ausländische Besucher nach Israel wie im Vorjahr. Damit ist die Coronakrise aber noch nicht überwunden. Die Aussichten für 2023 sind ungewiss.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Der Tourismus in Israel erlebte 2022 ein beachtliches Comeback. Die Zahl der ausländischen Besucher stieg auf knapp 2,9 Millionen. Im Coronajahr 2021 waren nur 0,4 Millionen Touristen ins Land gereist. Ob dieser Trend auch 2023 anhält oder gar übertroffen wird, ist schwer einzuschätzen. Dabei dürfte nicht zuletzt die weitere Entwicklung der geopolitischen Lage entscheidend sein.

Noch immer 42 Prozent unter Vorkrisenstand

Allerdings ist die 2020 ausgebrochene Fremdenverkehrskrise damit noch lange nicht überwunden: So wenige ausländische Gäste wie 2022 konnte Israel zuletzt vor 13 Jahren begrüßen (ausgenommen die Coronajahre). Unter dem Strich lag das Ergebnis von 2022 immer noch um 42 Prozent unter dem Stand von 2019. Die Einnahmen der Tourismusbranche beliefen sich 2022 nach Angaben des israelischen Tourismusministeriums auf 4 Milliarden US-Dollar. Das waren 38 Prozent weniger als 2019.

Ausländische Besucher in Israel 2017 bis 2022 (in Tausend)

Jahr

Besucher insgesamt

davon übernachtende Besucher

2017

3.863

3.613

2018

4.390

4.121

2019

4.905

4.552

2020

887

832

2021

402

397

2022

2.851

2.675

Quelle: Zentralamt für Statistik (Central Bureau of Statistics), aufgerufen am 11.1.2023

US-Bürger sind stärkste Gästegruppe

Nach Staatsangehörigkeit aufgeschlüsselt, stellten US-Bürger, wie gewohnt, die größte Gästegruppe. Mit einer Zahl von 0,9 Millionen standen sie 2022 für 30,1 Prozent der Gesamtbesucherzahl. Auf den Plätzen zwei bis fünf folgten Frankreich (8,4 Prozent), das Vereinigte Königreich (6,7 Prozent), Russland (6,1 Prozent) und Deutschland (6 Prozent).

Die Besuchergruppe, deren zahlenmäßige Stärke sich dem Vorkrisenstand von 2019 am meisten näherte, waren Bürger der Vereinigten Staaten. Ihre Zahl lag 2022 bei 85,1 Prozent des im letzten Vor-Corona-Jahr verzeichneten Standes. Die Zahl deutscher Touristen belief sich 2022 auf 55,5 Prozent des Vorkrisenniveaus. Dieser Prozentsatz entsprach fast genau dem Durchschnittswert der aus allen Ländern ankommenden Touristen.

Mehr Touristen aus Russland und der Ukraine

Auffällig war der massive Anstieg des Touristenzustroms aus der Russischen Föderation. Die Zahl russischer Besucher erreichte 2022 das Zwölffache des Vorjahresstandes. Ein wichtiger Faktor für diese Entwicklung dürfte die Tatsache sein, dass Israel Direktflüge aus und nach Russland aufrechterhalten hat. In welchem Maß die erhöhte Touristenzahl auf Personen zurückging, die Russland aus politischen Gründen verlassen wollten, ist nicht bekannt.

Die Zunahme des Besucherstroms aus der Ukraine dürfte zum größten Teil am Wunsch der Reisenden liegen, sich zumindest vorübergehend den Kriegsauswirkungen zu entziehen. Allerdings war Israel kein allzu bedeutendes Ziel für solche Personen, da die Einreise in europäische Länder wie Polen oder Deutschland für Ukrainer viel einfacher und billiger als der Flug und die Aufnahme in Israel war.

Risikofaktoren bleiben

Die Aussichten für den Tourismus im Jahr 2023 lassen sich nur schwer einschätzen. Ein wichtiger Faktor bleibt die Coronapandemie. Neue Virusvarianten und deren drohende globale Verbreitung stellen ein erhebliches Risiko dar.

Auch eine negative Entwicklung der Weltwirtschaft würde die globale Reiselust dämpfen. Ferner ist unklar, wie sich die Treibstoffpreise und damit die Flugpreise entwickeln. Für Israel ist das ein bedeutender Gesichtspunkt. Denn die meisten Besucher kommen auf dem Luftweg ins Land: Im Jahr 2022 waren es 87,2 Prozent. Inwieweit Maßnahmen der neuen Regierung Auswirkungen auf den Tourismus haben könnten, bleibt abzuwarten. Vertreter der israelischen Tourismusbranche haben bereits Bedenken

Tourismusminister zeigt vagen Optimismus 

Als einen Lichtblick sieht das Tourismusministerium die von Monat zu Monat steigenden Besucherzahlen. Im Januar 2023 gab sich Tourismusminister Haim Katz mit Blick auf die weitere Entwicklung optimistisch. Auf einen Zeitplan wollte er sich aber nicht festlegen. Das Ziel, den bisherigen Besucherrekord zu übertreffen, sei „am Horizont sichtbar“.

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